Das Wort Hyperthermie stammt aus dem Griechischen und bedeutet Überwärmung (hyper = übermäßig; thermos = Wärme).
In der heutigen Definition steht die Hyperthermie für eine „unphysiologische Überwärmung des Organismus“ und zwar gegen die Steuerung des körpereigenen Thermo-Regulatutionszentrum; dieses Zentrum liegt im Bereich des Hypothalamus im Gehirn – das ist ein immens lebenswichtiger Bereich im Diencephalon (Zwischenhirn) –.
Bei der Hyperthermie soll in bestimmten Körperarealen eine Temperatur von bis zu ca. 42°C und darüber herbeigeführt und über etwa eine Stunde aufrechterhalten werden.
Wirkungsweise
Die Hyperthermie (Abb. HAT 3000 – Heckel Medizintechnik) wird in der Schulmedizin meist gemeinsam (bzw. nachfolgend) mit der Strahlen- und/oder Chemo-Therapie durchgeführt.
Sie kann aber auch als alleinige Maßnahme angewendet werden; insbes. bei Metastasen bzw. zur Verhinderung von Tumor-Rezidiven und Metastasen.
Die Wirkung der Überwärmung hängt dabei von der erreichten Temperatur ab: Ab 42,5 °C wirkt sie direkt zell-abtötend (zytotoxisch).
Bei Tumoren, die schlecht mit Blut und Nährstoffen versorgt werden, können auch schon niedrigere Temperaturen zell-abtötend sein. Schon bei Temperaturen ab 40°C tritt ein Strahlen-sensibilisierender Effekt ein. Denn die zelleigene Reparatur der Strahlenschäden wird in den erwärmten Zellen vermindert.
Gerade bei bereits vorbestrahlten Patienten kann es therapeutisch von großem Vorteil sein, dass mit der Hyperthermie eine geringere Strahlen-Dosis gewählt werden kann. In Überwärmung ist eine bis zu fünffach gesteigerte Wirksamkeit der Strahlen zu erreichen. Ebenso reagieren überwärmte Zellen sensibler auf Chemotherapeutika.
Insbesondere bei Wirkstoffen, die direkt mit dem Erbgut der Tumorzelle reagieren (z.B. Cisplatin, Carboplatin etc.) wird ein größerer Effekt erreicht.
Zudem steigert die Überwärmung die Durchblutung der Tumoren, so dass eine größere Menge der Medikamente ihr Ziel erreicht.
Anwendungsgebiete
Hauptanwendungsgebiet für die Hyperthermie sind große Tumoren, die bereits in benachbartes Gewebe eingewachsen sind und nicht mehr vollständig bei einer Operation entfernt werden können. Aber auch wenn die Heilungsaussichten mit einer Strahlen- oder Chemotherapie alleine nicht gut genug sind, wird die Hypertherapie eingesetzt.
Bei folgenden Tumoren(arten) kann die Hyperthermie eingesetzt werden:
Bauchspeicheldrüsenkrebs, Blasenkrebs, Brustkrebs, Darmkrebs, Eierstockkrebs, Hodenkrebs, Morbus Hodgkin, Kopf-Hals-Krebs (insbes. Hirntumoren), Leberkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs, Speiseröhrenkrebs, Weichteiltumor.
Nicht gelistete Tumoren
Wenn eine Tumor-Erkrankung in der Indikations-Liste nicht aufgeführt ist, kann trotzdem eine Hyperthermie sinnvoll sein.
Dies ist z.B. unter folgenden Voraussetzungen gegeben:
Nicht operierbare und auch sonst schlecht behandelbare oberflächliche Tumoren.
Nur wenn die üblichen Therapieansätze (Operation, Chemotherapie, Radio-Therapie) geringe Aussicht auf Erfolg haben oder sich schon als unzureichend erwiesen haben (Rückfall), sollte die Hyperthermie in Erwägung gezogen werden; so die schulmedizinische Sichtweise.
Aber es bleibt festzuhalten:
Die naturheilkundlich-biologosche Sichtweise ist eine andere!
Therapieformen
Eine Überwärmungs-Behandlung kann mit verschiedenen Techniken an unterschiedlichen Lokalisationen durchgeführt werden:
I.Lokale Hyperthermie
Die Lokale Hyperthermie wird bei oberflächlichen Tumoren eingesetzt, wie z.B. einzelnen Halslymphknoten-Metastasen, Brustwand-Tumoren oder Rezidiven nach Brustkrebs.
Über einen Applikator wird die Wärme dabei von außen auf das Gewebe übertragen. Der Applikator ist ein Gerät, das über Antennen Mikrowellen oder Radiowellen abstrahlt, die das Gewebe erwärmen.
II.(Loco-)Regionale Hyperthermie
Die Regionale Hyperthermie wird zur Überwärmung grösserer Areale zwischen 30 und 40 Zentimetern, wie z.B. Becken-, Bauchbereich oder Oberschenkelregion eingesetzt.
Die zu erwärmende Körperregion wird dabei ringförmig von den Strahlungsquellen umgeben. So können erhöhte Temperaturen in tieferen Gewebsschichten erreicht werden.
III.Ganzkörper-Hyperthermie
Die Ganzkörper-Hyperthermie erwärmt den gesamten Patienten auf 41 bis 42°C.
Sie wird meist in Vollnarkose durchgeführt.
Als einzige Hyperthermie-Form kann sie auch bei Tumoren eingesetzt werden, die Tochter-Geschwülste an entfernt liegenden Organen gebildet haben.
In Kombination mit einer Chemotherapie werden so sämtliche Krebszellen erreicht und zerstört. Die Überwärmung wird mit Hilfe von Infrarotstrahlen oder Wasserdampf erreicht. Auch Dialyse-ähnliche Verfahren sind möglich, bei denen zuvor entnommenes Blut außerhalb des Körpers aufgewärmt und wieder (re-)infundiert wird.
IV.Interstitielle und Intrakavitäre Hyperthermie (IHT)
Bei der interstitiellen und intrakavitären Hyperthermie wird die Antenne des Applikators direkt in das vom Krebs befallene Gewebe eingebracht. Auch über Hohlorgane wie Darm oder Vagina kann die Antenne mit ihrer Wärme-Strahlung nah an den Tumor herangebracht werden.
Mit dieser Methode ist die gezielte Erwärmung sehr kleiner Areale möglich.
Meist wird sie zusammen mit einer Brachytherapie (Afterloadingtherapie - vgl. Glossar ()) angewendet, bei der kleine radioaktive Strahler (Seeds) ebenfalls in Tumornähe eingesetzt sind.
V.Hypertherme Perfusion
Die Hypertherme Perfusion ist eine Hyperthermie-Form, die unter Operations-Bedingungen durchgeführt wird.
Eine überwärmte Flüssigkeit (z.B. das Patienten-eigene Blut mit Chemo-Therapeutika) wird dabei direkt in die Blutgefäße eingeleitet, um das entsprechende Körperteil oder Organ selektiv zu erwärmen.
Die Voraussetzung der hyperthermen Perfusion ist, dass das zu überwärmende Gebiet bzw. Organ eine separate Blutversorgung hat.
VI.Magnetfeld-Hyperthermie
Bei der Magnetfeld-Hyperthermie werden magnetische Materialien, z.B. kleine Metallstäbchen (Seeds) oder magnetische Flüssigkeiten, durch ein Magnetfeld erwärmt.
Diese Verfahren befinden sich noch in der klinischen Testung und werden nur im Rahmen von wissenschaftlichen Studien an speziell ausgewählten Patienten erprobt.
VII.Thermo-Ablation
Bei der Thermo-Ablation wird ein Laser in kleinere Tumoren unter vier Zentimetern Durchmesser vorgeschoben. Mit hohen Temperaturen über 50 °C wird das Tumorgewebe dann zerstört. Die Energieübertragung erfolgt mit Laser, Radiofrequenz oder Strömen.
Das Verfahren wird derzeit bei nicht operablen Leberzellkarzinomen und Leber-Metastasen unterschiedlicher Primärtumore, wie z.B. Colon- und Mamma-Karzinomen angewendet.
Im Allgemeinen gilt, dass max. 5 Tumore mit einem maximalen Durchmesser von jeweils 3-4cm für die Thermoablation in Frage kommen.
Nebenwirkungen
Die Hyperthermie ist im Allgemeinen eine verträgliche Therapie, von der keine schwerwiegenderen Nebenwirkungen bekannt sind.
Mögliche leichtere Nebenwirkungen sind örtliche Überhitzungen mit Schmerzen und kleineren Verbrennungen, die direkt bei der Behandlung entstehen. Andere akute Nebenwirkungen hängen von der verwendeten Technik ab, so z.B. Druckbeschwerden durch große Wasserkissen bei der Radiofrequenz-Hyperthermie. Implantierte Messkatheter können zu Infektionen oder Bewegungs-abhängigen Beschwerden führen.
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