Carsten Pawoehner - Opus Sanguis

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Dies sind die Abenteuer des jungen Studenten Will, der auf der Suche nach seiner verlorenen Geliebten, im Los Angeles der Zukunft, in die geheime Welt der Vampire und anderer Mythen gerät. Erst spät entdeckt er eine Gefahr, die von dieser Schattenwelt ausgeht und die die Existenz der gesamten Menschheit bedroht und er erkennt, daß er eine Schlüsselrolle darin spielt.

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Es handelt sich um eine fiktive Geschichte. Personen und Handlung sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Es besteht keine Absicht, diverse Orte, Firmen oder Markennamen sowie Personen des öffentlichen Lebens in irgendeiner Art und Weise zu schädigen oder negativ darzustellen.

Carsten Pawoehner

OPUS

Sanguis

Impressum

OPUS Sanguis

2. Auflage

(Deutsche Erstausgabe)

Copyright © 2017

Autor: Carsten Pawoehner

Lektorat/Korrektorat: Valeska Réon

Satz

K-E-Coverdesign

Illustration

Piere d´Arterie

Herausgeber

Carsten Pawoehner

Hugostraße 18

45897 Gelsenkirchen

Druck

Neopubli GmbH

Köpenicker Straße 154a

10997 Berlin

Prolog Blutschuld

Blutdurst

Blutmagie

Infiltration und Zusammenbruch

Metamorphose

Traurig lächelnder Buddha

Hunger

Achtung: Spielende Kinder!

An einem toten Punkt

Shoppen

Wolfsblut

Jäger der Nacht

Kopie

Kurzer Besuch im Untergrund

Stratosfear

Hochladen

Der Schleier lüftet sich

Zwischen den Zeiten

Unter der Oberfläche

Hunger 2.0

In der Stratosphäre

Shengzhou-International-Airport

Shengzhou

Shanghai

Auf steinigem Weg

Blutrache

Auflösung

Epilog Äther streamen

Prolog

Blutschuld

Als Will erwachte, wusste er nicht, wo er war. Nur ein anhaltender Schrei in der Nacht. Wie eine Rückkopplung in seinem Gehirn. Er war in seinem Bett. Sein nackter Oberkörper lag frei; die Bettdecke hatte er während des Schlafs beiseite geworfen; es war Hochsommer und die Klimaanlage defekt. Elektronikmusik im Esoterik-Stil klang aus seinem Kopfhörer. Sein Sleep-Inducer stand auf Standby. Schaltete sich automatisch ein, wenn er aufwachte, sich seine Gehirnwellen von Delta nach Alpha bewegten.

Etwas stimmte nicht in diesem Zimmer. Im Mondlicht, das durch das Fenster fiel, sah er zwei Schemen. Zwei? Nur Lily und er konnten in der Wohnung sein. Ruckartige Bewegungen der zwei Gestalten. Sie kämpften! Bizarrer Kontrast zum Synthie-Gedudel. Ängstlich und verwirrt griff er zum Schalter der Nachttischlampe, riss die Kopfhörer des Inducers vom Kopf und setzte seine Brille auf.

Als sein Blick auf die zwei Gestalten traf, verkrampfte sich sein Magen. Die andere Gestalt neben seiner Geliebten nahm er nur als formlose, undefinierbare Masse wahr. Noch während er den Willen fasste, Lily zu Hilfe zu eilen, hatte der Schatten seine Geliebte überwältigt, sie mit dem Rücken zu ihm gedreht und fest im Griff. Hinter ihr zwei rotglühende Augen, die Will erbarmungslos anstarrten.

Etwas Kaltes fuhr über seinen Körper und er spürte eine noch nie gekannte Angst. Er wollte aufstehen, Lily retten, doch er konnte nicht. Mit letzter Kraft der Verzweiflung versuchte er, auf den Schatten einzureden, doch er brachte außer einem Krächzen keinen Ton heraus. Irgendeine fremde Macht lag auf seinem Willen. Was war das?

Wie gelähmt lag Will auf seinem Bett und musste mit ansehen, wie Lily dem namenlosen Schatten willenlos ausgeliefert war. Auch Lily bekam kein Wort aus ihrem hübschen Mund. Langsam senkte sich der Kopf des Schattens an ihren Hals. Zwei lange Schneidezähne blitzten im Zwielicht des Mondes und versenkten sich in ihrem weißen Hals. Will hörte saugende und schlürfende Geräusche. Konnte nicht begreifen, was hier vor sich ging. Er hatte das Gefühl, als würde etwas langsam aber stetig aus seinem Körper gerissen. Stattdessen machte sich Panik breit. Lilys Verhalten änderte sich. Zuerst nur unscheinbar, dann immer intensiver gingen ihre krampfhaften Abwehrversuche in wollüstige Bewegungen über. Analog dazu ein Gefühl, als würde sie ihm entgleiten. Plötzlich hob das Wesen seinen Kopf und flüsterte etwas in Lilys Ohr. Sie nickte. Und lächelte! Die Gestalt schnitt sich mit einer seiner Krallen in sein linkes Handgelenk. Blut quoll daraus hervor und er setzte es an ihren Mund. Lily saugte. Gierig! Will sah ein letztes Aufflackern in ihren Augen. Dann verkrampfte sich ihr Körper und nur wenig später blickten ihre Augen starr zur Decke. Schließlich hing ihr Körper schlaff in den Armen des namenlosen Entsetzens. Tränen der Verzweiflung und der Schuld lagen in Wills Augen. Langsam aber trat noch ein drittes Gefühl hinzu: Wut! Wut auf das schattenhafte Wesen, das nun vor ihm stand.

Als hätte es Wills Gedanken gelesen, ließ es die leblose Gestalt in seinen Armen los, die nun auf den Teppich fiel. Es ging langsam auf ihn zu, legte seine eiskalte Hand auf Wills Stirn und hauchte nur zwei Worte: »Schlaf jetzt!«

Will erwachte in der Dunkelheit, die ausgefüllt war von den Sternen am Himmel. Jeder Stern unendlich weit weg. Er trieb durch die unendlichen Weiten. Trotzdem kam er keinem Stern näher.

Dann wurde die Dunkelheit des Alls allmählich rot, tiefrot. Der Raum krümmte sich. Er hatte den Eindruck, als würde er auf einen bestimmten Punkt zurasen und sah die Ursache für die Krümmung: Ein schwarzes Loch. Freudige Erwartung auf das Aufeinandertreffen. Je näher er dem Loch kam, desto weniger fühlte er. Dann umgab ihn Dunkelheit, willkommene Dunkelheit. Kein Schmerz mehr.

Rückblickend konnte er sich an die folgenden Wochen nur verschwommen und bruchstückhaft erinnern. Schemenhafte und hastige Aufnahmen entspannter Gesichter in den einschlägigsten Clubs der Stadt: Nachdem Lily nicht gefunden wurde und er bei der Polizei eine Vermisstenanzeige aufgegeben und ihnen den wahren Vorfall vorenthalten hatte – die Cops hätten ihn sowieso für verrückt erklärt –, plante er zunächst, in den Nachtclubs und Diskotheken von L.A. nach Anhaltspunkten ihrer Existenz zu suchen. Angehörige von Lily brauchte er nicht zu informieren, denn soweit er wusste, war da niemand. Er hatte sie in einer Spielhalle im Stadtkern von L.A. kennengelernt. Lebhafte Erinnerungen schossen jetzt auf ihn ein, wie die an ihre erste Begegnung an einem Automat, an dem

sie hektisch spielte, ihr Gesicht ätherisch angestrahlt.

Sie war neunzehn, hatte keine Arbeit und ließ sich vom Leben treiben. Er nahm sie bei sich auf.

Bei seinem Arbeitgeber, einer Bio-Technologie-Firma namens ›DNA-Network‹ mit Spezialisierung auf technische Bio-Implantate, nahm er jetzt unbezahlten Urlaub; eine nicht gerade kleine Summe Geld, die er in den letzten Jahren zusammengespart hatte, ermöglichte es ihm, kurzfristig ohne Einkommen zu leben. Während der Dauer seines Urlaubs wurde ihm eine Wohnung in der Arkologie zugewiesen, einem riesigen Areal so groß wie eine Stadt, ein autarkes Konstrukt mit eigenen Fabrik-,Versorgungs- und Wohnanlagen.

In einem Labor, das die Kompatibilität von Bioimplantaten im menschlichen Organismus erforschte, bediente er den DNA-Synthesizer zur Bestimmung und Ableitung von Aminosäure- und Basensequenzen. Vor dem Verschwinden von Lily hatte er geplant, sein Bachelorstudium in ›Genetik mit Anwendung im technischen Bereich‹ abzuschließen, das ›DNA-Network‹ finanzierte, und dann, wie es der Arbeitsvertrag vorsah, mindestens fünf Jahre mit fester Anstellung bei dieser Firma zu arbeiten.

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