Sie dreht sich um und zeigt mir ihren Po.
Die Formen ihres Pos sind unter dem durchsichtigen Nachthemd gut sichtbar. Die eng sitzenden Shorts mit den abgeschnittenen Beinen lassen einen sehr erotischen Po erkennen, der in seinen Proportionen ebenso perfekt ist wie ihre Beine.
Mich erregt die Betrachtung ihres Pos, um davon abzulenken, frage ich:
„Und woher weißt Du, wie sich Straßenmädchen anziehen?“
„Ich bin in der Sendlinger Straße aufgewachsen. In meiner Kindheit war das der Münchner Straßenstrich. Unter den Patienten meiner Mutter waren auch Straßenmädchen. Sie saßen im Wartezimmer. Unsere Wohnung war sehr eng. Das Wartezimmer war der Gang. Ich erinnere mich, dass mich ein Straßenmädchen auf den Schoß nahm und meine Mutter mich wegzog. Ich mochte die Straßenmädchen. Sie waren freundlich zu uns Kindern.“
Während der ganzen Erklärung, zeigt sie mir ihren Po und spricht über die Schulter mit mir. Dann dreht sie sich um und ergänzt: „Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist der tiefe Ausschnitt.“
Als sie das sagt, reckt sie die Brust heraus und schaut mir keck in die Augen.
Sie trug im Haus der Kunst, unter ihrem durchscheinenden Nachthemd, ein züchtiges Bikinioberteil. Heute hat sie ein tief dekolletiertes Bikinioberteil an.
Mit ihrem Herausrecken der Brust fordert sie mich geradezu auf, ihren Busen zu betrachten. Ich tue es. Es fällt mir nicht schwer, mir vorzustellen, wie ihr nackter Busen aussieht. Mir steigt wieder das Blut in den Kopf.
Sie beobachtet mich scharf und lächelt zufrieden über die Verwirrung, die ihr Körper bei mir angerichtet hat.
Sie stellt ihren schönen Körper nur spärlich verhüllt zur Schau. Sie genießt offensichtlich die Verwirrung in den Augen der Männer, die ihr Körper auslöst.
Was dies betrifft, könnte sie tatsächlich ein Straßenmädchen sein. Was nicht zu einem Straßenmädchen passt, ist der neugierige und fröhliche und so gar nicht laszive Ausdruck ihres mädchenhaften Gesichts.
Ihren nackten Körper zu liebkosen, scheint mir eine unvorstellbare Wonne zu sein.
Fides tanzt viel. Am häufigsten mit Fabian, Spross einer persischen Intellektuellen-Familie, die vor dem Schah fliehen musste. Ich beobachte die beiden beim Tanzen. Sie tanzt mit Fabian Wange an Wange. Für eine Sekunde treffen sich unsere Blicke. Sie beobachtet mich mit einem neugierigen Blick. Sie will offensichtlich wissen, wie das auf mich wirkt, wenn sie ihren Körper so eng an Fabian drängt.
Ich kann diesen Anblick nicht ertragen und gehe in ein anderes Zimmer.
Als ich einmal als Tänzer an die Reihe komme, drücke ich sie in ein Eck und küsse sie. Mir schien, ihr Kuss schmeckte nach einem anderen Mund. Unter dem Nachthemd kann ich ihren weichen Busen spüren.
Meine Schule endet am Mittwoch um 18 Uhr und beginnt am Donnerstag um 8 Uhr, deshalb übernachte ich am Mittwoch immer in München, im Büro eines Freundes meiner Mutter. Die Oberrealschule an der Frühlingsstraße im Krieg abgebrannt und wir teilen uns die Schulräume mit dem Maria-Theresia-Gymnasium.
Ich bleibe nicht lange. Udo hat meine mangelhaften literarischen Kenntnisse entlarvt. Fides liegt in den Armen von Fabian. Ich schleiche wie ein geprügelter Hund davon.
Auf dem Weg von der Innenstadt zu meinem Zimmer taucht in meinem Kopf ihr Gesicht auf. Ich versuche vergeblich, es zu verscheuchen. Hartnäckig füllt es mein inneres Auge. Auch ihr Duft kommt mir in Erinnerung. Sie war etwas erhitzt durch das Tanzen. Ihre Haut roch wunderbar. Als wir tanzten, hatte ich gierig an ihrer nackten Haut, am Hals und an ihrem Dekolleté gerochen.
Es ist ein erregender Duft, der ihrer Haut entströmt.
Auch der Geschmack eines anderen Mundes, den ich zu verspüren glaubte, drängt sich in meine Erinnerung. Auch Fabian hat sie geküsst. Ich bin jetzt ganz sicher,
verwirrt und aufgewühlt komme ich in meinem Zimmer an. Ich beschließe, sie nie mehr wiederzusehen. Sie ist eine untreue Frau. Ich will keine Freundin, die nichts dabei findet, an einem Abend zwei Männer zu küssen.
Kurze Zeit nachdem ich den Beschluss fasste, taucht wieder das Gesicht von Fides auf. Ich sehe den Ausdruck in ihren Augen, als sie mir ihr Gesicht für den Kuss zuwendet. Es ist das ein wenig ironische, distanzierte Lächeln, das ich schon an ihr kenne. Es ist aber auch ein sanftes, zugewandtes Lächeln. Sie ließ sich meinen Kuss nicht gefallen, sie hat ihn gewollt.
Die ganze Nacht toben in meinem Kopf widerstreitende Gefühle.
Ich will sie nie wiedersehen und ich will sie wiedersehen. Am besten sofort. Ernsthaft erwäge ich, sie am Morgen, noch vor der Schule, vor ihrer Tür abzupassen und ihr Ewige Liebe zu schwören.
Ich rufe sie am Nachmittag an und wir verabreden uns für das Wochenende.
Wir treffen uns jetzt oft. Meist an den Mittwochabenden, wenn ich in München übernachte. Im Donisl essen wir zusammen eine Polnische mit viel Brot. Im Café Cherie, das nur hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt ist, trinken wir manchmal einen Espresso. Auf dem Rückweg schmusen wir meist im Schatten der leeren Stände am Viktualienmarkt. Sie lässt meine leidenschaftlichen Küsse über sich ergehen, bleibt aber passiv.
Es wird Frühling und wir treffen uns jetzt auch an den Wochenenden zu langen Spaziergängen.
Zu vorgerückter Stunde, auf einer Bank im Hofgarten, darf ich ihren Busen berühren. Sie hat einen Walkjanker an. Ich schiebe meine Hand unter ihren Janker und lege sie auf ihren Busen. Er fühlt sich großartig an. Er ist weich, aber fest.
Zusammen mit meiner Schwester und meinem Schwager besuchen wir ein Konzert der Jazzsängerin Ella Fitzgerald. Fides ist sehr scheu, kommt zu spät und steht am Ende des Konzerts auf und geht, ohne meine Schwester und meinen Schwager zu begrüßen. Ich bin vom Konzert hingerissen. Sie bleibt kühl. Von Ella nicht berührt zu sein, ist mir unverständlich. Immer wieder bringe ich das Gespräch auf dieses Konzert. Es bleibt dabei. Sie mag Ella nicht.
Es ist nur ein kurzer Weg von ihrer Wohnung zu einem Wirtshaus in der Au, in dem sonntags am Nachmittag Jazz gespielt wird. Die Musiker und der überwiegende Teil der Besucher sind amerikanische, meist schwarze Soldaten. Fides mag die Atmosphäre, bleibt aber auch hier unberührt von der Musik.
Es macht ihr aber großen Spaß zu beobachten, wie sich die einsamen amerikanischen Soldaten etwas vom Duft und der Nähe der anwesenden Damen holen.
Das geht so: Vor der Damentoilette bilden sie eine enge tief gestaffelte Reihe. Wenn eine Dame die Toilette aufsucht und sich einer Lücke in ihren Reihen nähert, wechseln sie, unter dem Vorwand nur auf die Musik zu achten, blitzschnell ihren Platz, so dass sie mit den Damen in Körperkontakt kommen.
Als Fides die Toilette aufsucht und sich durch die erste Reihe zwängt, beobachte ich, wie die Soldaten hinten noch eine neue Reihe anfügen. Sie kommt jedes Mal lachend aus der Toilette.
Zusammen mit Schelly, das ist ihre die beste Freundin, gehen wir groß aus in das angesagte Nachtlokal Tabu. Wir treffen uns am Marienplatz und gehen zu Fuß. Der Weg zum Tabu, in einer Seitenstraße zur Leopoldstraße, ist sehr geradlinig. Fides besteht aber auf einem Zickzackkurs. An den unmöglichsten Stellen will sie abbiegen. Sie sagt dann: „Crossen wir hier“.“ Das ist nicht als Frage, sondern als Aufforderung gemeint. Schelly und ich folgen etwas missmutig diesen Anweisungen.
Trotz aller Umwege kommen wir schließlich im Tabu an.
Schelly ist ein großes und selbstsicheres Mädchen. Nicht hübsch, aber sympathisch. Der Vater betreibt eine Fabrik für Aufzugsanlagen.
Ich tanze abwechselnd mit beiden Mädchen. Wenn ich mit Schelly tanze, wird Fides sofort von einem anderen Herrn geholt. Wenn ich mit Fides tanze, bleibt Schelly immer sitzen.
Einige Zeit später erscheint Fabian. Sehr herzlich begrüßt von beiden Mädchen. Er tanzt nur mit Fides. Ich tanze etwas verkrampft mit Schelly.
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