„Aber Schatz, das ist doch verständlich. Sarah war wie eine Tochter für sie und wir waren seit der Jugend ein Paar. Da baut man schon eine enge Bindung auf. Das hast du sicher nur falsch verstanden.“
„Nach ihren Worten von neulich dachte ich das auch. Aber heute war sie wirklich gemein zu mir. Sie hat gesagt, ich hätte einen großen Männerverschleiß, und sie denkt, dass ich mir demnächst wieder einen neuen Mann suche.“
Christian sah ihre traurigen Augen, aber nun begann er zu lachen. Er nahm Katjas Hand und küsste sie zärtlich.
„Schatz, ich weiß, dass du dir keinen neuen Mann suchst. Ich liebe dich. Wie süß, dass du dir Sorgen machst, aber meine Mutter mag dich wirklich. Sie sagt nur manchmal komische Sachen. Das musst du nicht so ernst nehmen.“
„Ihre Worte haben mich verletzt, ich kann gar nicht verstehen, wie du darüber lachen kannst. Mir ist nicht nach Lachen zumute.“
„In Ordnung, entschuldige, wenn ich unsensibel war. Ich werde mit ihr reden, ja?“
Katja nickte und dann kam ihr Essen und beendete das Gespräch. Sie hoffte, dass sich Luise bei ihr entschuldigen würde, wenn Christian mit ihr gesprochen hatte.
Luise hatte sich nicht entschuldigt. Natürlich nicht. Als Christian mit ihr gesprochen hatte, hatte sie ihn beschwichtigt und dann abgewinkt.
„Deine Katja sollte sich nicht so anstellen. Ich werde doch wohl noch über Sarah reden dürfen, wenn ich will.“
Nun wehrte Christian ab.
„Ja, das darfst du, Mama. Aber bedenke, dass Katja jetzt zu mir gehört. Es tut mir weh, wenn es ihr nicht gut geht.“
Pah, dachte Luise, die hat dich ja ganz schön um den Finger gewickelt.
Und außerdem war sie älter. Das passte Luise überhaupt nicht. Aber aus Liebe zu ihrem Sohn schwieg sie. Eines Tages würde sie ihm die Augen öffnen über diese Frau.
Katja freute sich auf die Osterferien. Da wollten Cora und Michel zu Besuch kommen. Die letzten zwei Schulwochen fielen ihr leicht und an Luise dachte sie einfach nicht. An wen sie jedoch dachte, das war Verena. Die saß immer noch an ihrem Tisch. Sie zog sich jeden Tag besonders hübsch an.
„Man kann ja nie wissen. Vielleicht ruft mich der Chef heute ins Büro“, flüsterte sie Katja in der Pause zu. „Ich will ihm gefallen. Ist er wirklich noch solo? So ein schöner Mann.“
Katja hatte nur genickt. Ihr war nach diesen Gesprächen immer heiß und kalt. Bevor sie am Mittag nach Hause fuhr, ging sie noch einmal zu Christian. Sie wollte ihn fragen, was sie für den Abend einkaufen sollte.
Im Klopfen öffnete sie die Tür, wie sie es sich angewöhnt hatte. Dann klappte ihr Mund auf und wieder zu. Auf der Kante des Schreibtisches saß Verena und ihr Rock war ein Stück über die Knie gerutscht. Christian und sie schauten auf den Bildschirm des Computers. Verena blieb einfach sitzen, als Katja vor den Schreibtisch stand.
„Ich hoffe, ich störe nicht. Soll ich später wiederkommen?“
„Nein, wieso?“, fragte Christian. „Wir sind dann soweit durch, Frau Finsch. Wenn noch etwas ist, wenden Sie sich bitte an den Administrator. Der gibt Ihnen auch Ihr Passwort.“
Verena glitt elfengleich vom Schreibtisch und zog sich den Rock glatt. Mit einem siegessicheren Lächeln verließ sie den Raum.
Katja schaute Christian böse an.
„Was war das denn für ein Spielchen?“
Er lachte laut und kam um den Tisch herum, um Katja zu küssen. Die sah immer noch böse zu ihm und trat einen Schritt zurück.
„Ach, du bist eifersüchtig! Na sowas! Die neue Kollegin steht auf mich. Das habe ich schon am ersten Tag gewusst. Aber es gibt da so eine alte Kollegin …“
Er sprach nicht weiter, sondern strich Katjas Haar zur Seite und küsste sie in den Nacken. Er wusste, dass sie das mochte. Katja tat so, als würde es sie nicht interessieren.
„Baby, ich liebe nur dich. Gegen die Anmache der anderen bin ich immun. Komm, du denkst doch nicht wirklich, dass ich dich betrügen würde.“
Seine Lippen wanderten an ihrem Hals entlang. Dann fand er ihren Mund und küsste ihre Lippen. Seine Zunge drängte und dann gab Katja nach. Sie schlang die Arme um seinen Hals, als er sie zu seinem Schreibtisch schob. Er hob sie auf die Tischplatte und einige Akten fielen zu Boden. Eine Hand fand unter ihren Rock, aber dann hielt er inne.
„Den Rest gebe ich dir zuhause. Kauf bitte irgendetwas Leichtes. Damit ich danach noch Energie habe für etwas Scharfes.“
„Oh Mann“, murmelte Katja. „Du weißt, was ich mit dir mache, wenn du eine andere anguckst?“
Christian nickte, stellte Katja wieder auf den Teppich und schob sie lächelnd aus der Tür. Verena saß im Lehrerzimmer, als Katja ihre Tasche holte.
„Findest du nicht auch, dass Christian ein sehr attraktiver Mann ist? Also mir gefällt er gut. Es ist bestimmt von Vorteil, wenn man mit dem Chef zusammen ist. Was denkst du, Katja? Gefällt er dir auch?“
In Katja brodelte es.
Am liebsten hätte sie „Finger weg“ gerufen, aber sie sagte nur: „Lass lieber das Flirten. Ich denke, das gibt nur Neid und böses Blut. Hier gibt es doch auch andere nette Kollegen.“
„Ach, das ist mir egal. Ich versuche mein Glück bei ihm. Du kannst mir dann ja beistehen, wenn die anderen neidisch sind. Auf dich hören sie hier.“
Katja schüttelte nur noch den Kopf. Sie würde Christian heute Abend davon erzählen.
„Katja, Katja … ich bin sprachlos. Ich komme heim, um dich zu verführen und du machst mir Stress wegen der Finsch. Ich habe dir doch heute Mittag schon gesagt, ich will nichts von der. Wenn es dich beruhigt, werde ich ihr mit einer Abmahnung drohen, falls sie mir zu nahe kommt. In Ordnung? Und jetzt hör auf zu schmollen.“
Ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, griff Christian nach Katja und warf sie über seine Schulter. Lachend trug er sie die Treppe hoch und ließ sie ins Bett fallen. Nun kitzelte er sie solange, bis sie vor Lachen weinte. Dann fiel er über sie her. Hinterher war ihr sehr warm. Er pustete auf ihre heiße Haut an, sodass sie eine Gänsehaut überzog.
„Ich liebe dich, Chef. Es tut mir leid, dass ich …“
„Halt die Klappe. Ich will davon nichts mehr hören. Und nun komm, Runde zwei beginnt jetzt.“
Zärtlich bedeckte er Katja mit Küssen und seine Lippen berührten Stellen ihres Körpers, die die Gänsehaut zum Dauerzustand werden ließen. Dann setzte er sich auf und zog sie auf seinen Schoß.
Nach dem Liebesspiel schaltete Christian den Fernseher ein, den er aus seinem Haus mitgebracht und ins Schlafzimmer gestellt hatte. Sie sahen die Nachrichten, die sich bei den Schreckensmeldungen fast überschlugen. Wenn nicht die Menschen verrückte Sachen taten, dann war es das Wetter, das so manch einem in diesem Frühjahr übel mitgespielt hatte. Auch Benjamin hatte über den vielen Regen geschimpft, der nach den anfangs warmen Tagen etliche Liter Wasser täglich vom Himmel in seine Weinberge geschüttet hatte. Alle hofften auf einen warmen, angenehmen Sommer.
Endlich waren Osterferien. Katja telefonierte ein letztes Mal mit Cora vor deren Besuch. Sie wollten am Mittwoch vor Ostern kommen. Ein Gutes hatten die Ferien: Katja musste nicht mit Luises Besuch rechnen, denn die war zu einer Freundin nach Mallorca geflogen.
Katja wollte Cora und Michel ihr Haus zur Verfügung stellen und war am ersten Ferienmontag dabei, ein paar Sachen zu packen, die sie bei Christian brauchte. Der saß gerade zuhause am Schreibtisch über seinen Flugunterlagen. Morgen früh würde er das erste Mal am Steuerknüppel des Helikopters sitzen. Die ersten beiden Male war er Co-Pilot gewesen und hatte aufmerksam jeden Handgriff des Piloten verfolgt und seinen Ausführungen gelauscht. Nun wollte er selbst fliegen. Er fühlte sich sehr gut.
Katja würde vor Angst vergehen, aber sie hatte nichts gesagt. Er wusste, wie sie sich fühlte und war stolz auf sie, dass sie seinen begeisterten Worten zugehört und ihm viel Erfolg gewünscht hatte.
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