Seine glatte Haut glühte, die Muskeln waren angespannt, seine sehnigen Arme waren fest und stark. Während er Katja von ihrer Unterwäsche befreite, küsste er sie weiter. Er streifte die Hose und die Boxershorts geschickt ab und zuckte erregt zusammen, als Katja die Beine um seine Hüften schlang. Christian kam zu ihr und sie liebten sich sanft und zärtlich.
Als der Morgen dämmerte, ließen sie voneinander ab und kuschelten sich zum Schlafen unter die dicke Wolldecke, die auf dem Sessel gelegen hatte. Katja wollte nach oben gehen, aber Christian hielt sie zurück.
„Lass uns hier liegenbleiben. Ich will dich nicht mehr loslassen. Schlaf schön, mein Engel.“
Als Katja am Mittag aufwachte, war sie allein auf der Couch. Neben ihr lag ein Zettel: „Bin bei Benni aufräumen. Kuss.“ Dazu hatte Christian ein Herzchen gemalt.
Katja dachte: Wie süß und liebevoll er doch ist. Sie war froh und glücklich, dass sie miteinander geschlafen hatten. Es war sehr schön gewesen. Sie hatte sich ganz fallenlassen können und das war ein gutes Zeichen. Jetzt waren sie richtig zusammen. Wie Mann und Frau.
Ihr fiel ein, dass sie sein Haus noch gar nicht kannte. Aber sie wollte ihn nicht drängen, sondern abwarten, dass er sie von selbst in sein Leben mitnahm.
Katja stand auf, wickelte sich in die Decke, ging ins Bad und holte sich von oben Sachen zum Anziehen. Dann rief sie Christian auf dem Handy an. Er versprach, in zwei Stunden bei ihr zu sein.
Benjamin hatte gegrinst, als er seinen Freund bei der Arbeit dauernd gähnen sah. Da war wohl jemand spät ins Bett gekommen oder überhaupt nicht. Christian hatte das Grinsen gesehen, aber er war zu müde, um sich darüber zu ärgern. Außerdem hatte er nicht vor, sein Sexleben vor Benjamin auszubreiten. Zumal der ja auch mit Katja geschlafen hatte.
„Entschuldige, wenn ich dir nicht von meiner Nacht erzähle“, sagte Christian später, als Benjamin ihm einen starken Kaffee hinstellte. „Ich sage nur soviel: Das Warten hat sich gelohnt. Aber ich hatte gerade im Kopf, dass du weißt, wovon ich rede und das ist mir irgendwie unangenehm.“
Benjamin winkte nur ab. Er verstand seinen Freund gut. Er hatte auch nicht vor, mit Christian über Vergangenes zu reden, aber es blieb bei ihm ein bitterer Beigeschmack zurück. Er machte gute Miene zum bösen Spiel und lächelte.
Christian ging heim. Katja empfing ihn strahlend und sie gingen direkt ins Bett, wo sie den Rest des Tages verbrachten. Gegen zehn Uhr schliefen sie ein. Vorher hatte Christian verkündet, dass er ihr am kommenden Tag sein Haus zeigen wollte.
In der Nacht war Schnee gefallen. Katja stapfte hinaus auf die Terrasse und warf das weiße, kalte Pulver in die Luft, so wie sie es damals mit Karim getan hatte. Die Erinnerung war schön, aber dann kam die Traurigkeit mit einer Macht in ihr Herz, dass sie auf die Knie sank und weinte. Christian hatte sie dann schnell aufgehoben, ins Haus getragen und gewärmt. Er ahnte, dass ihre Tränen mit ihrem Mann zu tun haben musste.
„Liebes“, sagte er mit tiefer Stimme, so sanft wie damals, als er sie über das Geländer zurück ins Leben zurückgezogen hatte, „es ist gut. Lass die Trauer raus. Ich bin ja da.“
Sie weinte lange, dann erzählte sie von Karim und seiner Liebe zu Winter und Schnee. Christian hörte zu und streichelte sie. Es tat Katja gut, sich ihm anzuvertrauen. Er wusste selbst am allerbesten, was dieser Schmerz bedeutete.
Als würde er wissen, was sie dachte, erzählte er ihr vom Skifahren mit seiner Frau.
„Sarah hat den Schnee auch geliebt. Sie hatte sich immer drei Kinder gewünscht, um mit ihnen eine Schneeballschlacht machen zu können. Aber sie liebte auch den Sommer. Da wollte sie mit den Kindern schwimmen lernen.“
„Mein Sohn wäre jetzt neun Jahre alt. Er würde zur Schule gehen, Fußball spielen und jetzt wäre er sicher im Schnee draußen. Leider konnte er das alles nicht erleben. Schade. Ich hätte gerne ein Kind gehabt. Vielleicht wären es auch zwei gewesen, aber danach ging es nicht mehr. Daniel hatte einen Autounfall und war dann zeugungsunfähig.“
„Das tut mir leid. Ich habe danach keine Frau mehr gehabt und jetzt ist es für eigene Kinder zu spät. Oder willst du ein Kind?“
Darüber hatte sich Katja lange keine Gedanken mehr gemacht. Jetzt noch ein kleines Kind? Nein, das erschien ihr nicht richtig. Sie wollte keine alte Mutter sein.
„Nein, ich denke nicht, dass ich jetzt noch ein Kind möchte. Und du?“
Christian sagte lachend: „Nicht unbedingt. Wenn es passieren würde, dann wäre es toll, aber wir sind beide nicht mehr jung. Vielleicht ist es besser so. Wir haben ja fünf Tage in der Woche vierhundert Kinder. Oh, in fünf Tagen beginnt die Schule wieder. Schade, dass meine Kunstlehrerin gekündigt hat. Hast du vielleicht Zeit und Lust, für sie einzuspringen?“
Katja boxte ihn in die Seite und wurde dafür gekitzelt, bis sie nicht mehr konnte vor Lachen.
„Wenn ich Zeit finde, komme ich mal vorbei in deiner Schule. Vielleicht mache ich dann ein bisschen Unterricht. Nein, ernsthaft: Ich ziehe hiermit meine Kündigung zurück. Werden wir uns dort als Paar präsentieren oder bleiben wir ein Geheimnis?“
Christian dachte nach: Wenn er Katja als seine Lebenspartnerin vorstellen würde, könnte das bei manchen Kollegen nicht positiv ankommen. Andererseits war es seine Sache, mit wem er zusammen war. Er war sich unsicher und wollte Katja die Entscheidung überlassen.
„Was? Ich soll das entscheiden? Ich denke darüber nach. Versprochen. Aber nicht jetzt. Jetzt will ich dein Haus sehen. Ich werde in jeden Schrank gucken, jedes Schubfach öffnen und unter das Bett gucken. Willst du vielleicht vorher deine Geheimnisse verstecken gehen?“
„Ich habe nichts zu verstecken und aufgeräumt ist auch alles. Ich bin ein sehr ordentlicher Mensch. Lass uns immer ehrlich über alles reden und nichts verheimlichen, in Ordnung?“
Katja nickte. Sie wollte sich gerne an alles halten, was sie vereinbarten. Ein halbe Stunde später standen sie vor seiner Tür und Christian kramte in der Jackentasche nach dem Schlüssel. Jetzt hing ein winterlicher Kranz an der Tür. Christian bemerkte Katjas Blick.
„Solche Dinger schickt mir immer meine Mutter. Das ist ihr Hobby. Sie bastelt davon ganz viele und verschenkt sie. Meistens mir. Wenn der Winter um ist, kommt meine Mutter aus Mallorca zurück, wo sie immer auf den Frühling wartet.“
Oh, dachte Katja, seine Mutter. Die Mutter, die eine Freundin von Frau Janson ist. Katja war gespannt, ob Christians Mutter genauso nett und liebevoll war wie Thea.
„Was ist mit deinem Vater?“
„Meine Eltern haben sich früh getrennt. Er ist dann nach Amerika ausgewandert und dort vor zwei Jahren gestorben. Leben deine Eltern hier in Deutschland?“
„Nein, sie sind tot und ich bin bei meiner Oma aufgewachsen, in dem Haus, das Maurizio angezündet hat. Ich hatte dort eine sehr schöne Kindheit. Als meine Eltern mit dem Auto verunglückt sind, war ich noch sehr klein.“
Christian hob triumphierend den Schlüssel in die Höhe, den er endlich in der Innentasche gefunden hatte. Er ließ Katja eintreten und schloss hinter sich die Tür. Hier drinnen war es angenehm warm. Die moderne Außenfassade verbarg ein ebenso modernes Inneres.
Die Betontreppe, die nach oben führte, war an der rechten Seite. Links befand sich eine offene Küche, die lichtdurchflutet war. Moderne Edelstahlgeräte ergänzten die hellgrauen Möbel. Alles vermittelte auf den ersten Blick einen kühlen Eindruck. Dann lenkte Christian Katja nach oben in ein großes Wohnzimmer mit kompletter Fensterfront, durch die man einen Garten und die Weinberge sah. Dadurch, dass das Haus an einem Hang klebte, spielte sich das Leben in der ersten Etage ab. Diese wiederum wurde überdacht von einer Empore, wo Christians Schlafzimmer war. Stahl, Glas und Beton waren die vorherrschenden Elemente. Christian hatte alles mit gemütlichen Möbeln ausgestattet. Links neben dem Wohnzimmer war ein großes Bad mit Wanne und Dusche. Auch hier dominierten die Farben weiß und grau.
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