Nun weiß der Mensch, was gut und böse ist. Gott kleidet Mann und Frau mit Röcken aus Tierfellen und vertreibt sie aus dem Garten Eden, damit sie nicht auch noch vom Baum des Lebens essen und dadurch ewig leben (vgl. 1. Mose 3, 20 - 24).
Die weiteren Folgen
Zu diesem Zeitpunkt hat die Schöpfung Gottes bereits aufgehört “sehr gut” zu sein. Die Welt ist nun eine andere geworden. Sie ähnelt bereits mehr der Welt, wie wir sie heute kennen. Die Bibel erwähnt jetzt erstmals konkret die Sünde, die nun in die Welt gekommen ist. Nach der Heiligen Schrift geht es bei der Sünde nicht nur um eine einzelne schlechte Tat oder mehrere böse Handlungen, sondern um eine Macht, die den Menschen in seinem Fühlen, Denken, Reden und Handeln, also in seinem ganzen Sein negativ beeinflusst, beherrscht und versklavt (siehe z.B. Johannes 8, 34). Die Sünde, so die Bibel, hat Verlangen nach dem Menschen; aber der Mensch soll über sie herrschen (1. Mose 4, 7). Aber die spätere Geschichte wird zeigen, dass der Mensch nicht die Sünde, sondern die Sünde den Menschen beherrscht. Und das gilt bis in unsere heutige Zeit.
Wir lesen nun erstmalig von Eifersucht und Wut, von Mord, Rache und Totschlag (1. Mose 4, 6 + 8 + 15 + 23-24).
Die Veränderung der Welt
Adam und Eva waren aus dem Garten Eden hinausgetrieben und der Ackerboden war von Gott verflucht worden. Die Erwirtschaftung des Lebensunterhaltes war für die Menschen mühsam. Der Tod war in die Welt gekommen und begrenzte ab nun die Lebenszeit (vgl. auch Römerbrief 5, 12). Dennoch waren die Lebensbedingungen offensichtlich noch vergleichsweise gut. Menschen der ersten 10 Generationen wurden teilweise weit über 900 Jahre alt (vgl. 1. Mose 5 sowie 1. Mose 9, 28 + 29).
Doch das Verhalten, die Moral und die Lebensweise der Menschen entwickelte sich aus Gottes Sicht zunehmend negativ und sehr unerfreulich. Daher beschloss Gott, die Lebensdauer der Menschen auf 120 Jahre zu begrenzen (vgl. 1. Mose 6,1 - 3). Der moralische Niedergang der Menschheit erreichte in der Folge einen Punkt, an dem es Gott bereute, dass er die Menschen überhaupt gemacht hatte! Er beschloss daher, eine Sintflut über die Erde kommen zu lassen (1. Mose 6, 5 - 1. Mose 7, 24). Es taten sich, so heißt es, die Brunnen der großen Tiefe und die Fenster der Himmel auf (1. Mose 7, 11). Als die Sintflut begann, war Noah 600 Jahre alt. Sein Vater Lamech war bereits etwa 5 Jahre davor verstorben. Bis auf Noah, der ein frommer Mann und ohne Tadel war, seine Frau, seine drei Söhne und deren Frauen, die mit wenigen Exemplaren der Tiere und Vögel jeder Art auf der von Noah nach Gottes Anweisungen gefertigten Arche Schutz suchten, kamen alle Menschen während der Sintflut ums Leben. Möglicherweise auch sein Großvater Metuschelach, der mit 969 Jahren der älteste Mensch war, der je gelebt hat, und der im Jahr der Sintflut starb. Die Welt, so wie Gott sie geschaffen hatte, versank nach etwa 1.656 Jahren unter den Wassermassen der Sintflut (Berechnung nach 1. Mose 5 und 1. Mose 7, 6; 130 Jahre Adam + 105 Jahre Set + 90 Jahre Enosch + 70 Jahre Kenan + 65 Jahre Mahalael + 162 Jahre Jered + 65 Jahre Henoch + 187 Jahre Metuschelach + 182 Jahre Lamech + 600 Jahre Noah = 1.656 Jahre). Das Wasser auf der Erde stieg so hoch, dass selbst alle hohen Berge bedeckt wurden. Die Bibel berichtet, dass das Wasser 15 Ellen (1 Elle = etwa 45 cm) über den Bergen stand (vgl. 1. Mose 7, 19 + 20). Als es aufhörte zu regnen und die Brunnen der Tiefe von Gott verstopft wurden, dauerte es mehr als ein halbes Jahr, bis sich das Wasser verlaufen hatte und die Erde wieder ganz trocken war (1. Mose 8, 1 - 14). Gott schloss mit Noah, seinen Söhnen und mit allen Lebewesen der Arche einen Bund und setzte als Bundeszeichen seinen [Regen-]Bogen in die Wolken (vgl. 1. Mose 9, 8 – 17).
Während Gott dem Menschen im Garten Eden die Gewächse, Samen und Früchte zur Nahrung gegeben hatte (vgl. 1. Mose 1, 29), erlaubte er nun auch ausdrücklich Fleisch und Fisch zur Speise; allerdings sollte das Blut nicht gegessen werden, weil darin das Leben ist (1. Mose 9, 3 + 4). Insofern ist hier nun auch eine Veränderung bei der Ernährungsweise der Menschen festzustellen.
Die Sintflut ist in jedem Fall ein globales Ereignis mit immensen Auswirkungen auf die Erde selber und damit auf die Lebensbedingungen auf ihr gewesen. Die Bibel berichtet jedenfalls, dass die Lebenszeit von Noah ausgehend, der 950 Jahre alt wurde, über seine Nachkommen Zug um Zug deutlich abnahm. So wurde Abram, der Nachkomme Noahs in 9. Generation, nur noch lediglich 175 Jahre (vgl. 1. Mose 11, 10 - 26 sowie 1. Mose 25, 7), Isaak, sein Sohn, 180 Jahre (vgl. 1. Mose 35, 28), Jakob, sein Enkel und Namensgeber für das von Gott auserwählte Volk Israel, 147 Jahre (vgl. 1. Mose 47, 28) und Josef, Abrams Urenkel, nur noch 110 Jahre alt (vgl. 1. Mose 50, 26).
Zum moralischen Zustand des Menschen musste Gott jedoch vor sowie nach der Sintflut feststellen: “ ...das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf” (vgl. 1. Mose 8, 21 mit 1. Mose 6, 5).
Die Entstehung der unterschiedlichen Kulturen
Noah und seine Söhne begannen sich wieder auf der Erde einzurichten und ihre Nachkommen breiteten sich in der Folgezeit aus. Auch wenn nur in einem Nebensatz erwähnt, geschah in der 4. Generation nach Noah etwas sehr Bemerkenswertes. Die Bibel berichtet: “Eber wurden zwei Söhne geboren. Einer hieß Peleg, weil zu seiner Zeit die Erde zerteilt wurde; und sein Bruder hieß Joktan.” (vgl. 1. Mose 10, 25). Manche Ausleger denken, dass damit gemeint ist, dass die Erde buchstäblich in die Kontinente zerteilt wurde. Die traditionelle Auslegung ist hingegen, dass es dabei um die Zerstreuung der Menschen in alle Länder als Gottes Reaktion auf den Turmbau in Babel geht (vgl. 1. Mose 11, 8 f.)(zu dieser Diskussion vgl. z.B. Scheven 2015: Seiten 38 ff. versus Snelling/Hodge 2014: Seiten 219 – 228).
Die bekannte Geschichte vom Turmbau zu Babel lässt sich kurz wie folgt skizzieren. Als die Nachkommen Noahs immer zahlreicher wurden, beschlossen sie eine Stadt zu bauen und darin einen Turm zu errichten, dessen Spitze bis an den Himmel reichen sollte. Damit wollten sie ihre Einheit bewahren und sich einen Namen machen. Um ihrem Hochmut und Größenwahn Einhalt zu gebieten, verwirrte Gott ihre Sprache. Er schuf und verlieh den einzelnen Familienverbänden ganz unterschiedliche Sprachen (vgl. Scheven 2015: S. 41), sodass sie sich untereinander nicht mehr verstehen konnten. Dann zerstreute sie Gott in alle Länder (vgl. 1. Mose 11, 1 - 9).
Dies war nach der Bibel der Startschuss für die Entstehung der unterschiedlichen Kulturen.
Eine interessante Randbemerkung: In einer Reihe von Regionen und Kulturen dieser Erde gibt es alte Mythen, Erzählungen und Überlieferungen über eine gewaltige, katastrophale Überschwemmung in der grauen Vorzeit …
Teil 2: Warum - Die christliche Weltsicht
Kapitel 5
Die Welt heute
Die Welt, so wie sie durch Gott geschaffen wurde, war gemäß der Beschreibung der Bibel sehr gut. Diese Welt gibt es allerdings heute so nicht mehr. Unsere moderne Welt sieht ganz anders aus. Sie ist einerseits sehr schön, andererseits zeigt sie an vielen Stellen ein hässliches Gesicht. So sind die Natur, die Berge und die Meere, die Felder, Wälder, Flüsse und Seen, die Küsten, Ebenen und Täler, die Wolken, der Himmel und die Sterne in ihrer Schönheit oft atemberaubend und wunderbar. Andererseits sind wir immer wieder erschrocken über schlimme Stürme, Überschwemmungen, Erdbeben, Lawinen und andere Naturkatastrophen. Die Pflanzen- und Tierwelt ist so vielseitig, bunt und bewundernswert. Jedoch machen den Menschen häufig bestimmte Unkräuter, Dornensträucher, Insekten und Ungeziefer sowie räuberische Tiere zu schaffen. Die Schönheit, Anmut und Tugend von Menschen wird vielfach gelobt. Dennoch sehen wir allerorts den Verfall durch Altern, Krankheit und Gebrechen. Hinzu kommt die Verrohung und der Niedergang der guten Sitten und die Verdrehung allen Natürlichen. Die Presse und das Fernsehen informieren uns andauernd über Skandale, Unmoral, Misstrauen und Eifersucht, zunehmende Gewalt zwischen Einzelnen und in Familien, über bewaffnete Konflikte, Not und Verfolgung, Krankheit und Elend. Ja, unsere heutige Welt ist weit davon weg, gut oder sehr gut zu sein!
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