„Da war ich schon, ich bin etliche Etagen hochgegangen, doch ich gelangte immer wieder zum selben Stockwerk.“
Jetzt verdreht der Druide die Augen und hält seinen Druidenstab hoch. „Du hattest auch nicht den hier dabei!“, sagt er und fügt nach dem Betrachten meines fragenden Gesichtes hinzu: „Roberta hat meinen Stab zum Universalschlüssel umfunktioniert. Die Bereiche, die sie mich betreten lassen möchte, kann ich mit Hilfe des Stabs auch erreichen.“
Ich folge ihm die Treppen nach oben und tatsächlich gelangen wir zum höheren Stockwerk. Als ich die Tür zu Chris´ Schlafgemach wiedererkenne, renne ich darauf zu und reiße sie auf.
„Chris!“, keuche ich und vor Erleichterung und Sorge zugleich werden meine Knie weich und ich stolpere in den Raum hinein.
Chris liegt ausgestreckt auf dem Bett, die Augen geschlossen, das Gesicht nicht mehr so grau und aschfahl wie noch zuvor. Neben seinem Bett stehen zwei Heilerinnen. Eine von ihnen schwenkt eine Räucherschale über seinen Körper, aus der ein Duft von Zitronengras, Verbene und Kiefernnadeln steigt: Eine einfache, belebende Kräutermischung. Die andere Frau wringt einen Lappen in einem Eimer aus und legt ihn auf Chris´ Stirn, wo die Schusswunde jetzt ohne das Pflaster wieder deutlich sichtbar ist.
„Wie geht es ihm?“, frage ich und knie mich zwischen die beiden vor Chris´ Bett. Ich greife nach seiner Hand und drücke seine Fingerknöchel gegen meine Wange. „Gab es schon irgendeine Reaktion von ihm?“
Die Heilerin mit der Räucherschale tritt zurück und stellt die Schale auf dem offenen Fensterrahmen ab, von wo der Wind den Rauch gleichmäßig im Raum verteilt. „Nein, bislang noch nicht.“
Darius stellt sich neben mich und blickt mit besorgtem Blick über Chris´ leblosen Körper. Dann hebt er seinen Druidenstab, fährt mit ihm durch die Luft und schließt konzentriert die Augen. Nach wenigen Sekunden reißt er sie wieder auf und schnappt nach Luft. „Inviolabilem!“
Ich sehe zu ihm auf und nicke. „Ja, ich…“
Er unterbricht mich. „Geht raus, Heilerinnen! Lasst uns einen Augenblick allein!“
Sein Ton ist barsch und die zwei Frauen in den schwarzen Dienstmädchenkleidern machen einen Knicks und verlassen schnurstracks den Raum.
„Was ist los?“, will ich wissen, stemme mich hoch und setze mich auf die Bettkante.
„Wie hast du das gemacht?“ Seine dunklen Augen funkeln vor Neugierde und seine Pupillen weiten sich. „Wieso liegt der Inviolabilem-Zauber auf Chris?“
Ich zucke mit den Schultern. „Das war wohl eher eine Nebenwirkung des Inviolabilem-Zaubers, den ich an mir selbst gewirkt habe.“
Wieder erhebt er seinen Druidenstab und lässt ihn diesmal über meine Konturen schweben. „Oh ja, auf dir liegt er auch. Aber es ist ein Zauber, den nur die ausführende Hexe auf sich selbst anwenden kann. Er ist nicht übertragbar. Wie hast du das gemacht?“
„Wie schon gesagt, es war keine Absicht“, antworte ich als müsste ich mich verteidigen. „Ich habe gehört, dass es an unserer Gefährtenverbindung liegen könnte, denn im magischen Sinne sind wir ein und dieselbe Person.“
Plötzlich wirkt er zerknirscht und schlurft zum Fußende des Bettes, wo er misstrauisch auf Chris blickt. „Laut Roberta gibt es keinen weißen Zauber, mit dem sie mein Leben schützen könnte. Und nun kommst du daher und schenkst deinem Gefährten Unversehrtheit.“ Er schüttelt mit dem Kopf. „Interessant.“
„Der Inviolabilem-Zauber ist ein dunkler Zauber. Roberta kann ihn nicht anwenden. Außerdem seid ihr keine Gefährten, er würde also vielleicht gar nicht auf dich übergehen.“
Nun nickt er. „Ja, schon in Ordnung“, sagt er und winkt ab, doch auf seinem ledrigen Gesicht spiegelt sich eine Mischung aus Enttäuschung und Neid.
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