Benjamin Jorga - Auf einen Café über den Balkan
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Benjamin Jorga
Auf einen Café über den Balkan
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Inhaltsverzeichnis
Titel Benjamin Jorga Auf einen Café über den Balkan Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Impressum neobooks
Kapitel 1
Diesmal war alles wesentlich besser geplant, direkt vom Start weg. Oder vielmehr der Start, der Start war besser geplant. Kein versehentlicher Nachtflug mehr zum Auftakt, wie es uns seinerzeit auf dem Weg nach Neuseeland passiert ist. Darum auch Camper, diesmal machen wir das mit dem Camper, und zwar ohne vorher irgendwohin anzureisen. Kurz kreisten unsere Gedanken bei der Wahl des Zieles um Kanada und Afrika. Ich persönlich wäre auch allein für den Café nochmal nach Neuseeland gefahren. Aber dann schwärmte uns, in einer lauen Berliner Sommernacht, ein Australier von Europa vor. Da sitzt man dann etwas bedröppelt als Europäer daneben und denkt sich: „Ja, stimmt. Gibt hier in der Gegend auch schöne Ecken.“
Diesmal ist die Reise also für unsere Verhältnisse ziemlich gut durchdacht. Wir starten am Bodensee. Das ist naheliegend, weil wir dort wohnen. Fahren dann über Österreich nach Istrien, nehmen Kroatien noch mit und hoffen anschließend darauf, dass es von dort Fähren nach Italien gibt, um uns durch dieses Land der wilden Ideen und des perfekten Espressos wieder hochzuarbeiten. Tja, das war es auch schon zur Reiseplanung. Wird am Ende völlig anders kommen, ahnt aber niemand.
Abreise in Konstanz am Montag. Seit 10 Tagen erzählen wir jedem der es hören will, dass wir am Montag fahren werden. Wenn es jemand nicht hören will, dann schreiben wir eine WhatsApp: „Wir fahren am Montag!“
Und dann ist Montag.
Matilda könnte im Kindergarten vielleicht nochmal „Tschüss“ sagen? Ich könnte mein MacBook aus der Reparatur holen. Mama könnte noch Windeln kaufen. Matilda könnte noch kurz Helene und Johann sehen. Mama könnte nochmal schlafen.
Um etwa 17:00 Uhr sprechen wir das Thema zum ersten Mal an: „Heute nicht, oder?“ „Nein, heute nicht.“
Und schon fühlen wir uns alle 5 Kilo leichter. Man muss die Dinge auch nicht erzwingen. Fangen wir mit dem einfachen Leben doch schon daheim an, nochmal Espresso.
Dann Dienstag und die Überraschung des Tages ist: Wir machen jetzt Ernst. Wir ziehen das jetzt durch, SOFORT. Um 09:30 Uhr sitzen alle (&Schokoladencroissants für den Fahrer) im Camper. Wir brechen auf zur Fähre. Nichts passiert, es läuft, die Sonne scheint. Wow!
Das Einzige was irgendwie noch nicht so richtig klar ist, dass ist unser Tagesziel. Meersburg scheidet aus, dass wäre etwas langweilig. Irgendwo in Bayern. Starnberger See? Ammersee? Chiemsee? Hat hier irgendwer eine Straßenkarte? Google, Apple, Autonavi, wir schmeißen alles an was geht. Aber als erstes will jedes dieser Geräte von UNS ein Ziel wissen. Ja, okay, gut … Chiemsee ist super. Da war niemand von uns bislang, LOS!
Kurz vor München setzen wir Matilda in die erste Reihe des Campers. Der ADAC gibt dafür grünes Licht. Ab jetzt Mama und Leopold hinten. Matilda Beifahrer und was für einer! „Ich sehe ein grünes Auto, was Du nicht siehst!“
„Ähm ja, … und?“
„Und was siehst Du?“
„Matilda, ich glaube das Spiel geht anders.“
„Ich glaube nein. Du bist.“
Leopold hinten überraschend friedlich, die Mutter überraschenderweise auch. Chiemsee. Wir lesen uns …
Kapitel 2
Der Chiemsee empfing uns freundlich. Er hatte auch keinen Grund zum Argwohn. Was für ein idyllischer Fleck, das hat doch schon direkt die Kragenweite von Neuseeland. Nur eben 20 000 km weniger Flug, lediglich 200 km auf der A96.
Sonne, Liegewiese, Wikingerboote und öffentliche Toiletten, alles vor Ort. 10 Euro kostet der Spaß die Nacht, da kann man nicht meckern und das altbekannte Problem aus Neuseeland: Was soll man jetzt zu so einem Tag schreiben? Wir liegen am See, die Sonne scheint, wir essen ein Eis. Wir liegen am See, die Sonne scheint weiter, wir schwimmen. Ich fahre Rad, wir essen Pasta, alle schlafen. Simple life.
Wobei alle auch etwas hoch gegriffen ist. Ich werde mir darüber bewusst, was für ein Nerd ich bin. Fahrrad mit zwei Kabelschlössern am Abschlepphaken des Campers gesichert und dann Bilder von der GoPro holen, Bilder von der Drohne holen, Tour auf Strava hochladen, Bild dazu hochladen. Video schneiden und hier ein paar Zeilen tippen. War der Wein nicht eben noch voll? Mein Leben ist eine Farce, ich habe einfach zu viele Interesse. Was als Kind noch nett anmutete, „Oh, er beschäftigt sich selbst, wie schön.“, wird im Alter zunehmend zu einer Farce.
Neben uns ein eine Kleinfamilie aus Leipzig. Eine Rama Familie. Immer sauber, immer lächeln, immer aufgeräumt. Während das Kind zu Bett gebracht wird, baut der andere draußen ein tolles Abendessen mit Kerze auf. Alles ist unfassbar aufgeräumt. Die Stühle stehen gerade, nicht mal trocknende Handtücher sind irgendwo zu sehen. Ihr wisst, wie es bei uns aussieht? Ich schaue mich bei diesem Gedanken selbst etwas unsicher um. Matildas Tiger Stuhl liegt nach den Überresten unserer Variante von „Reise nach Jerusalem“ etwas wild hinter dem Camper, ihr Sandelzeug haben wir im Beachvolleyballfeld vergessen, meine Radklamotten hätte ich auch aufhängen können und ist das eigentlich mein teurer Kopfhörer auf der Wiese?
Die Mama der Rama Familie lächelt.
Wie von Geisterhand komme ich mit den beiden ins Gespräch. Sie fahren nach Kroatien, das ist ja eine Überraschung. Mit dem Kind ist alles etwas hektisch. Sicher verstehe ich. Die ersten zwei Wochen verbringen sie in einen Nationalpark in Slowenien. Ach was? Da ist ein Nationalpark auf dem Weg? Oder vielmehr, da liegt Slowenien auf dem Weg? Ich sollte mal in diesen Atlas schauen. Ein Schluck Wein geht noch ….
Am nächsten Morgen werde ich davon geweckt, dass Matilda neben mir sagt: „Oh, das sind ja schöne Farben.“, während sie aus dem Fenster in den Sonnenaufgang schaut. Und bei Gott, DAS SIND schöne Farben. Direkt raus und zum Ufer mit Matilda und Drohne im Schlepptau.
Da sitzen wir dann und zum ersten Mal gestehe ich, ist es etwas peinlich mit meinem kleinen Freund der Rotoren. Es schwimmen in den ersten Sonnenstrahlen ein paar ältere Nacktschwimmer im See und dann schmeiße ich die Maschinen an. Abflug! Immerhin, Matilda jubelt. Das ist mein Kind! Wir steigen auf und dann Kurs auf die Sonne.
Das Dumme ist nur, sobald ich starte wartet Matilda 10 Sekunden, tippt mich dann an und sagt: „Lande mal, Papa.“ Sie weiß die Akku Leistung eines solchen Gerätes keinesfalls zu würdigen. Ihr würden 60 Sekunden Akkukapazität vollauf genügen. Der Traum eines jeden Ingenieurs.
Ich tue ihr den Gefallen zu landen Mache und anschließend springe ich selbst nackt ins kalte Wasser unter der Morgensonne. Sind wir ehrlich, die Sache mit dem Leben ist eine geile Erfindung.
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