Benjamin Jorga - Auf einen Café über den Balkan

Da wir heute Nachmittag fix nach Rovinj aufbrechen wollen, springen ich morgens direkt für eine Runde aufs Rennrad und kurve durchs Hinterland. Bei meiner Rückkehr empfängt mich Kathi bereits mit der kleinen Frage: „Wo ist eigentlich unsere ASCI Card?“. Die hatte ich von Benni zum Geburtstag bekommen und auch das ganze Jahr mit mir durch die Gegend getragen im Camper. Allerdings gab es daheim nie wirklich Prozente damit, ich glaube 90 Cent war mal das Maximum im Allgäu. Sehr richtig, war!

In der Nachsaison bringt dies schöne Kärtchen eben bis zu 50 %. Zumindest wenn man es dabeihat und da bin ich mir eher unsicher. Irgendwann hatte ich daheim mal die schlaue Idee alle Karten, die ich nicht ständig brauche in einem kleinen Kästchen aufzubewahren. Das macht die Geldbörse angenehm schmal und die Situation jetzt unangenehm blöd.

Das gute bei Kathi ist, sie flippt nicht aus in derartigen Situationen. Sie findet es eben doof. Und das erwähnt sie dann einfach hier und da mal, in den nächsten Stunden und Minuten. Was man so alles machen könnte, wie teuer das jetzt wird und warum man den an so etwas nicht denkt eigentlich? Kann man so etwas als App runterladen? Oder einfach nachkaufen? Per Amazon liefern lassen? Man darf das alles negieren.

Und jetzt kommen wieder unsere Freunde aus Österreich ins Spiel, die ja diesen Camperverleih mit Zubehörhandel betreiben. Die haben nämlich diese Karte dabei und noch zwei Ausgaben, inklusive Karte daheim im Geschäft stehen.

Genau.

„Und wenn ihr da jetzt, sagen wir mal die Karte ins Wasser fallen lasst? Da verwischt die Tinte des Kugelschreibers gewaltig. Da müsste man den Namen neu draufschreiben.“

„Das ist wohl wahr.“

„Und ihr hättet daheim ja direkt wieder einen Ersatz.“

„Das stimmt und meine Hand zittert schon.“

„Da hole ich mal den Kugelschreiber.“

Am süßesten ist Kathi, die noch einige Mal erwähnt, dass sie gar nicht das Gefühl hat wir würden betrügen, denn wir hätten das Buch ja wirklich. Ich werde sie da etwas bremsen müssen, sonst wird sie die Geschichte GENAUSO auch an den Rezeptionen der Campingplätze vortragen: „Wissen sie, die Karte gehört natürlich gar nicht uns. Aber wir haben das Buch auch …“

Während wir also jetzt ASCI Cards fälschen, organisiert sich Matilda bereits seit einigen Tagen neue Omas und Opas. Sie hat wenig Mühe mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Einfach mal mit dem Rad vorfahren und ansprechen: „Was macht ihr da?“, oder alternativ, auch sehr beliebt, wenn ein älteres Pärchen vorbeikommt, dann sagt Matilda: „Wir spielen hier nämlich Ball. Hier schau mal und die Jungs da waren ganz blöd …“. Natürlich bleibt dann jede Oma stehen. „Ja, was ist denn da los?“; und dann legt Matilda los und erzählt mal was hier so alles passiert.

Ich weiß nicht wie viele ältere Pärchen jetzt schon bei uns vorbeikamen und sich bedankt haben. „Ihre Tochter hat uns ganz prächtig unterhalten, danke.“, oder „Wir sind jetzt über alles im Bilde!“

„Da staune ich ja, dass sie noch so freundlich mit uns sprechen, wenn sie wirklich alles wissen.“

Rovinj streichen wir, dass wäre zu viel Aufregung für einen Tag und Matilda spielt ja so schön mit Klara, pardon Marie.

Während ich diese Zeilen tippe kommt Kathi vom Duschen zurück. „Also bei einem Platz dieser Kategorie, hätte es aber wenigstens für warmes Wasser reichen dürfen.“

Komme ich nicht mit, was ist los?

„Na die Duschen da, eiskalt immer.“

„Ja, dann stell die doch warm?“

„Geht doch nicht! Da kann man nur drücken.“

„Sag mal, sprichst du von den 4 Außenduschen? Zum kurz abduschen für den Tag?“

„?“

„Drinnen gibt es noch andere Duschen, die kann man warm stellen. Eigentlich sogar richtig heiß.“

„?“

„Warst Du jetzt die ganze Woche in den Außenduschen?“

Ohne ein weiteres Wort verschwindet sie im Camper. Der Engel der ASCI Card Fälscher.

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