Kampf auf den Thüringer zu bringen. Und als sich
jedes Volk des seinen annahm, ward ihnen der Kampf
erkannt; den thaten sie auch von Stund' an und ward
der Günther von dem Adalberten erschlagen; und da
man seinen todten Leichnam entwaffnet, ward der
Diebstahl bei ihm funden. Diese öffentliche Schand'
verdroß die Thüringer sehr und schwuren ihrer bei
hundert zwanzig, daß sie solche Schmach rächen, und
weder Fleiß, Mühe noch Gefährlichkeit meiden wollten,
bis sie den Adalbert auch umgebracht hätten. Und
in folgender Nacht kamen sie für das Gezelt, darin
Adalbert lag und forderten, diesen herauszugeben.
Die Schwaben im Gezelt gaben ihnen im Anfang
freundliche Antwort, vermeinend, sie damit gütlich
abzuweisen. Als sie aber nicht nachgelassen, sondern
den Adalberten mit Gewalt haben wollten, griffen sie
zu ihren Wehren, und schlugen die Thüringer fast alle
zu Boden. Etliche, die entflohen waren, brachten die
Mähr' in das Land der Thüringer, die waren ob dieser
That sehr bewegt, zogen auch von Stund an mit bewehrter
Hand über die Schwaben, die hatten sich
mittler Zeit auch bereit gemacht, und griffen beide
Theil einander mit Grimm und Ernst an. Die Franken
schlugen sich in die Sache, konnten aber keinen Frieden
machen. Doch brachten sie es letzlich zwischen
ihnen zu einem dreijährigen Stillstand. Nach Ausgang
dessen fingen die Schwaben an, den Krieg zu erneuern,
schrieben auch den Thüringern offene Vehde zu.
Als aber die Thüringer besorgten, daß sie den Schwaben
nicht stark genug sein möchten, baten sie die
Franken abermals um Unterhandlung und Beistand.
Die sendeten ihre Botschaft zu den Schwaben und erlangten
bei ihnen noch einen dreijährigen Stillstand.
Aber mittler Zeit schickten die Franken auf der Thüringer
Begehren zu zweimalen bei viertausend Franken
herauf an die Saal und den Main, die nahmen das
Land ein, das zwischen den Schwaben und Thüringern
gelegen ist und auf diesen Tag den Namen von
ihnen hat, ließen sich mit Weib und Kind nieder, und
fingen an, das Feld zu bauen.
240. Sankt Kilian.
Von J . B . G o ß m a n n . – Serar. vita S. Kil. ap.
L u d e w i g Geschichtsschreiber p. 966. G r o p p
Wirtzb. Chron. I., 39. u.A.
Der Gottesmann Sankt Kilian, von edlem Stamm ein
Schotte,
War jenem Glauben zugethan, der Juden dient zum
Spotte,
Den Heiden aber Thorheit ist; Er war's mit Herz und
Munde
Und wünscht, daß Jeder sei ein Christ, aus laut'rem
Herzensgrunde.
Was ihn so froh, so selig macht, das sollen Alle
finden,
Des Götzenglaubens alte Nacht soll vor dem Lichte
schwinden,
Das aus dem Stall von Bethlehem die ganze Welt
verklärt hat,
Dann sterbend zu Jerusalem am Kreuze sich bewährt
hat.
D'rum zieht er aus dem Vaterhaus, die Botschaft zu
verkünden
Den Völkern, die in Heidengraus noch leben und in
Sünden,
Der besseren Erkenntniß baar, entbehrend eines
Sternes
Der ihnen Licht und Leuchte war, und doch so edlen
Kernes.
So kommt er in das Frankenland mit seinen zwei
Gefährten,
Wo sie sich an des Maines Strand mit roher Kost
noch nährten;
Denn keine Rebe blühte dort, sie wußten Nichts von
Feldern,
Umgeben düster war der Ort von schauerlichen
Wäldern.
Doch in die Herzen drang das Licht, es drang auch in
die Wälder,
Sie widerstanden beide nicht, und wurden gute Felder;
D i e kehren Beil und Pflugschaar um, und müh'n
sich nicht vergebens,
Und d i e das Evangelium zur Saat des ew'gen
Lebens.
Schon war im Land' auf manchen Höh'n das heil'ge
Kreuz errichtet,
Schon war vom Maine bis zur Rhön auch mancher
Wald gelichtet,
Und Gottes reicher Segen ruht gar sichtbar auf dem
Samen
Den Kilian mit hohem Muth gestreut in Jesu Namen.
Doch wo ein guter Sämann sä't, da kommt der Feind
gegangen,
Der lang die günst'ge Zeit erspäht mit sehnlichem
Verlangen,
Er wirft das Unkraut in die Saat, das bald darin
erblickt wird,
Damit durch solche schnöde That das edle Korn
erstickt wird.
Der Herzog Goßbert liebt ein Weib, in jugendlicher
Blüthe,
Die war wohl schön an ihrem Leib, doch schön nicht
im Gemüthe;
Des Herzogs Bruder hatte sie zur Gattin erst
genommen,
Dann war sie, fest in Treue nie, an Goßberts Hof
gekommen.
»Es ist dir, Herzog, nicht erlaubt des Bruders Weib
zu nehmen!
Wer treu an Jesum Christum glaubt muß seine Lüste
zähmen;
Herodes that, wie du gethan, der Herr hat ihn
gezüchtigt!
Herodias, sie bleibt fortan durch alle Zeit berüchtigt!«
Der Herzog hört es an und schweigt, und scheidet
nicht im Grolle,
Und fühlt im Herzen sich geneigt, es koste, was es
wolle,
Zu lösen das verruchte Band, das ihn an jene kettet,
Auf daß er vor der Hölle Brand die sünd'ge Seele
rettet.
Doch in Gailana's Herzen kocht's, wie Gifte speit ein
Drache,
Durch alle Pulse glüht's und pocht's: »Ha! Rache!
Rache! Rache!
Du falscher Bischof, der du mir willst Lieb' und
Leben rauben!
Arglistiger, was that ich dir? So sei verflucht dein
Glauben!«
»So sei verflucht dein Christenthum, verflucht sei,
der's gestiftet!
Verflucht dein Evangelium, das uns die Welt
vergiftet!
O Freya, wär' ich doch getreu nur deinem Dienst
geblieben,
Kein Fremdling hätte sonder Scheu mich aus der Burg
vertrieben!«
Da sie dem Heil'gen so geflucht, geflucht dem eig'nen
Leben,
Hat sie sich Diener ausgesucht, ihr treu und ganz
ergeben,
Die drangen in des Bischofs Haus wie ungestüme
Horden,
Den gottgesalbten Mann, o Graus! mit blankem Beil
zu morden.
Doch kaum geschah der Todesstreich, so ward er
schon gerochen:
Der eine Mörder hat sich gleich mit eig'nem Schwert
erstochen,
Den andern treibt es her und hin, sein Geist ist ihm
geblendet,
In Wahnsinn hat die Stifterin der Frevelthat geendet.
Zu Würzburg ist des Martyrs Blut und seiner zwei
Genossen,
So ihn begleitet treu und gut in finst'rer Nacht
geflossen,
Zu Würzburg nächst dem Dome nun, Neumünster
heißt die Stätte,
Wo sie ermordet wurden, ruh'n die drei im
Todtenbette.
Nach Würzburg wallt noch jedes Jahr am
Kilianustage
Des Frankenvolkes fromme Schaar und kniet am
Sarkophage
Von Morgens früh bis in die Nacht, und läßt den
heil'gen Glauben
Den sein Apostel ihm gebracht durch keinen Feind
sich rauben.
241. Vom Bischof Braun (Bruno) zu Würzburg.
J . M ü l l e r Würtzb. Chronik. p 364. F r i e s
Würzb. Chron. 1847, S. 158. G r o p p Wirtzb. Chron. I.,
209. E r t l relatt. cur. Bav. S. 107 u.A.
Braun war ein hochgelehrter frommer und einsichtsvoller
Fürst. Einmal mußte er den König Heinrich
(III.) auf einem Heereszuge nach Ungarn begleiten.
Als das Schiff, auf welchem sich der Kaiser mit
Braun befand, gerade den Donaustrudel bei Grein
passirte, erhob sich plötzlich auf der Spitze des Felsens
am rechten Ufer eine gespenstige Erscheinung in
Gestalt eines unförmlichen schwarzen Mannes, welcher
dem Schiffe mit schrecklicher Stimme zuschrie:
»Hörst du, Bischof Braun, wo willst du hin? Du wirst
mir nicht entfliehen; wohin du auch gehest, bleibst du
doch mein. Zwar habe ich diesmal nichts mit dir zu
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