nach Burgwindheim.
229. Huya.
Mündlich.
Als einmal einige Handelsleute auf den Volkacher
Markt gehen wollten, führte sie ihr Weg durch das
Volkacher Wäldchen. Es war beim ersten Morgengrauen,
als sie in der Ferne ein Licht bemerkten, und
beständig den Ruf: Huya, Huya! hörten. Dieser Ruf
kommt von einem Gespenst, welches die Fremden, oft
auch Einheimische, dadurch an sich lockt und irre
führt. Als sie unweit des Wäldchens an den See und
in seine Nähe kamen, fuhr es plötzlich in den See, daß
es plätscherte, und verschwand.
230. Steinklopfer bei Dettelbach.
Mündlich.
Mehrere Handelsleute gingen einmal mit einander
nach Mitternacht von Dettelbach nach Würzburg zur
Messe. Unterwegs gewahrten sie in der Ferne ein
Licht, und hörten nach und nach ein Klopfen. Da
sagte einer aus ihnen: Das ist der Steinklopferle, der
sich oft sehen läßt. Als sie näher kamen, erblickten sie
einen Mann, der auf einem Steinhaufen saß und klopfte.
Er hatte einen dreieckigen Hut so tief in's Gesicht
herabgedrückt, daß man dies nicht sehen konnte, und
ihm zur Seite befand sich eine Laterne. Als sie an ihm
vorübergehen wollten, zerbarst die Laterne und er
selbst verschwand mit einem Geschwirre, wie von
einem Trupp aufgescheuchter Vögel. Es soll dies ein
verwünschter Siebener (Feldgeschworner) sein, welcher
unredlich Marktsteine setzte oder sie verrückte.
231. Wie Kitzingen seinen Ursprung nahm.
L a d i s l a u s S u n t h e m . monast. Franc. ap.
O e f e l e II., 611.
Hadalagia war eine Tochter Karl Martells geheißen.
Um diese versammelten sich Könige und Königssöhne
von allen Landen, denn der Ruf ihrer Schönheit
war weithin gedrungen. Sie aber gedachte, Gott allein
zu dienen, in welchem Vorsatze ein frommer Beichtvater
sie bekräftigte. Darob ergrimmte ihr Vater gar
sehr und jagte sie mit sammt dem Kaplan aus seinem
Schlosse. Da wanderten nun beide des Weges fürbaß
und kamen durch einen dichten Wald. Das schien
ihnen ein rechter Ort, ein Kloster zu bauen und Gott
zu dienen. Also versammelte Hadalagia noch andere
Jungfrauen um sich und errichtete das Kloster. Dieses
hat nachmals den Namen Kitzingen erhalten, von
einem Hirten Kitz, welcher seine Heerde in der Gegend
weidete. Einmal brach ein Wolf aus dem Walde
hervor und ergriff eine seiner Ziegen. Der Hirtenknabe
rief zur Mutter des Herrn um Hilfe und entriß dem
Raubthiere die Beute.
Wie nun Karl Martell hörte, daß seine Tochter in
der Einsamkeit wohne und dem Herrn diene, ward
sein Herz von Reue erfüllt, sie verstoßen zu haben.
Also machte er sich auf, bat sie unter Thränen um
Verzeihung und beschenkte das Kloster mit reichen
Gaben. Und Hadalagia betete für den Vater bei Tag
und bei Nacht.
232. Kitzingen.
Mündlich. – Die Ableit. von K i t z bestätigt F . A .
R e u ß Chron. Abriß. d. Gesch des vormal.
Frauenklosters zu Kitzingen S. 5.
Auf dem Schwanberger Hofe bei Kitzingen soll der
König Pipin Hof gehalten haben. Da geschah es eines
Tages, daß ihn seine Tochter Hadeloga bat, ihr ein
Stück Landes in der Gegend zu schenken, um ein
Kloster zu bauen. Pipin erfüllte ihren Wunsch. Da
zog Hadeloga ihren Handschuh aus, um dem Könige
die Hand zum Danke zu reichen. So ergriff der Wind
den Handschuh und führte ihn durch die Lüfte über
den Main hinüber. An dem Ufer des Flusses weidete
Kitz, ein Hirt des Königs, seine Heerde. Der hob den
Handschuh auf und brachte ihn der Königstochter.
Hadeloga erkannte dieses für einen Wink des Himmels,
an der Stelle, wo der Handschuh niedergefallen
war, ein Kloster zu bauen, wie Solches denn geschehen
im Jahre des Herrn 745.
233. Die Gründung der Stadt Kitzingen.
Var. d. vor. Sage, erzählt von Dr. Z ö l l n e r .
Es war im Jahre des Heils 746. Da saß in einer
schwülen Septembernacht Adelheid, des Herzogs
Pipin Töchterlein, an einem Fenster ihres Schlosses
auf dem Schwanenberge, die Blicke gegen Süden gerichtet
zu dem vollen Monde, der hinter düstern Gewitterwolken
spärlich hervorblickte, und zuweilen den
Weg mit ihren Blicken verfolgend, der zu dem Städtchen
Pipinhofen, jetzt Iphofen, führte, welches schon
freundlich aus der Wildniß hervorragte.
Denn dort hauste Ritter Karl, schlank und fein,
sehnsuchtsvoll nach dem herzoglichen Fräulein
schmachtend, und, weil er gar oft von seiner Wohnung
aus den Berg beschaute, wo sie wohnte, von seinen
Spießgesellen der Guckenberg genannt wurde,
woher noch bis auf den heutigen Tag eine Familie
jenes Städtchens ihren Namen führen soll. Täglich bei
einbrechender Nacht stellte er sich unter den Fenstern
Adelheids ein, doch heute konnte er nicht. Immer
dunkler ward die Nacht, sie sang ein ernstes Lied und
spielte dazu auf ihrer Leier. Aber der Heißersehnte erschien
nicht. Umsonst suchten die sie umgebenden
Edelfräulein sie zu trösten.
Endlich erschien der Ritter Karl um Mitternacht
und erzählte der Harrenden, wie er in des heil. Stephanus
Marktflecken (Marktsteft) gewesen, wo in diesem
Jahre ein munteres Völklein sein erstes Kirchweihfest
beging, wie er dort im ritterlichen Wettkampfe
den ersten Preis aus den Händen der schönsten
Dame davongetragen, auch der Ehre gewürdiget
worden, die Holde zum Reigen zu führen.
Darob ergrimmte in Eifersucht des Herzogs Tochter.
Auch der Herzog Pipin schwor in seinem Zorn,
nie solle der Verräther hoffen, die reine Hand der
Prinzessin zu erhalten.
Traurig zog sich Karl nach seiner Burg zurück, und
hatte nur noch den einzigen Trost, nach dem Berge zu
blicken, wo seine Liebe wohnte. Traurig ging auch
die Sonne des anderen Morgens für Adelheid auf. Der
Sturm der Leidenschaft hatte sich gekühlt, es war
Alles so öde, aber des Vaters Zorn vereitelte jede
Hoffnung. Sie entschloß sich daher, nach damaliger
Sitte, ein Kloster zu gründen.
Die Auswahl des Platzes stellte sie dem Himmel
anheim, und warf bei einem Sturmwinde ihren Handschuh
von der Schwanenburg Zinnen hoch in die Luft.
Wo er niederfalle und gefunden würde, da wolle sie
ihr junges Leben vertrauern.
Es hauste aber damals am rechten Mainufer in zerstreuten
Hütten ein alt-deutsches Geschlecht, abgehär-
tet durch Fischerei, Vogelfang und Jagd, seine Lieblingsbeschäftigungen.
Hier war es am Saum eines
Waldes, wo ein Jäger, diesen Handschuh für einen
Hasen im Lager ansehend, sein Geschoß auf ihn abdrückte
und dieses so durchbohrte Zeichen der Prinzessin
überreichte.
Dem Gelübde gemäß gründete nun Adelheid auf
dem Platze des gefundenen Handschuhes am 23. September
745 das berühmte Nonnenkloster, welches sie
nach dem Namen des Jägers, er hieß Chiez, Kitzingen
nannte, und ließ unter dem Namen Thekla sich zur
Aebtissin weihen. Bald erhielt sie viele Gesellschafterinnen,
die ein ähnliches Geschick im Kloster beweinen
wollten, den Jungfrauen aber zog sich viel anderes
Volk nach, und erbaute rings umher an den Ufern
des Maines die zierliche Stadt Kitzingen.
Ritter Karl aber, als er die Schreckenspost, daß
seine Geliebte den Schleier genommen, gehört hatte,
wollte der Stätte nahe sein, wo sie für ihn lebendig
todt war. Er siedelte sich also mit mehreren Getreuen
dem Kloster gegenüber am linken Mainufer an und
nannte den Ort, zum Zeichen, daß ihm Adelheid auch
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