Joachim Grindl - Die Gelegenheit und ihr Dieb

Здесь есть возможность читать онлайн «Joachim Grindl - Die Gelegenheit und ihr Dieb» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die Gelegenheit und ihr Dieb: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die Gelegenheit und ihr Dieb»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Bei «Die Gelegenheit und ihr Dieb» handelt es sich um einen fiktiven historischen Roman. Die Handlung spielt in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts, in der britischen Kronkolonie Singapur. Chong Ng, der Protagonist der Geschichte, ist ein chinesischer Händler, der sich auf besondere Aufträge spezialisiert hat. Trotz seines gut laufenden Geschäfts führt er ein heimliches Doppelleben als Einbrecher, von dem keiner seiner Freunde und Kollegen, etwas ahnt.
Eines Nachts scheint ein lange gehegter Traum in Erfüllung zu gehen, als er Gelegenheit erhält, in das Shophouse eines der reichsten Kaufleute Singapurs einzubrechen. Doch anstatt einer fetten Beute, erwartet ihn, zu seiner großen Überraschung, der Inhaber höchstpersönlich und dreht den Spieß um. Chong wird von dem vermögenden und einflussreichen Klanchef Sim Lim dazu erpresst, eine Mission Impossible durchzuführen, einen Einbruch in den Gouverneurspalast. Dessen Enkelin, Siu Li, soll den Meisterdieb dabei unterstützen und gleichzeitig überwachen. Anfangs versucht der Erpresste, die ihm aufgezwungene Partnerin loszuwerden. Doch diese erweist sich nicht nur als außerordentlich geschickt und einfallsreich, sondern besitzt zu allem Überfluss auch noch alle, von Chong Ng so hochgeschätzten, Tugenden einer Frau. Ähnlich ergeht es Siu Li, der unter ihren vielen Heiratskandidaten, noch nie ein Mann wie Chong begegnet ist. Schließlich ersinnen beide einen total verrückten Plan, um in den schwerbewachten Gouverneurspalast einzudringen und kommen sich dabei langsam näher.
Alles entwickelt sich gut, bis Bun Young, der schärfste Konkurrent von Sim Lim, auf der Bildfläche erscheint und Kee Hong entführen lässt. Über Spione hat er herausgefunden, was sein Gegenspieler Sim plant und erpresst nun seinerseits den Einbrecher, ihm zu Diensten zu sein. Der arme Chong steckt in einem echten Dilemma, dem er aus eigener Kraft nicht zu entkommen vermag.

Die Gelegenheit und ihr Dieb — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die Gelegenheit und ihr Dieb», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Kai Shen Liang war ein alter Bekannter und langjähriger Kunde. Nur diese Ware hatte er bisher noch nie nachgefragt. Es handelte sich um Chicken Essence. Chong Ng war schon auf die Geschichte gespannt, die Kai Shen ihm sicher gleich präsentieren würde. Er hatte sein Geschäft am Anfang der Victoria Street. Als Chong Ng eintrat, wurde er von mehreren Angestellten gleichzeitig begrüßt. Es handelte sich um einen Gemischtwarenladen für den alltäglichen Bedarf. Verschiedene Lebensmittel und Getränke, Alkohol, Gemüse, Früchte, Bekleidung, Werkzeuge, Haushaltsgegenstände und vieles mehr. Dementsprechend vermischten sich auch die Gerüche unterschiedlichster Art zu einem unidentifizierbaren Potpourri. Da kam der Inhaber auch schon aus einem der vielen kleinen Gänge gewatschelt und begrüßte ihn mit einem freundlichen Schulter klopfen. „Da bist Du ja, mein Guter. Komm gleich mit rauf ins Büro.“ Kai Shen ging voraus ins Obergeschoß, wobei die Treppenstufen unter seinem Gewicht ächzten. Er sah fast so aus wie ein chinesischer Buddha, klein und rund, mit einem Kugelbauch, dazu große Ohren mit langen Ohrläppchen und einem freundlichen Gesicht in dessen Mitte eine ungewöhnlich große rote Nase prangte. Nur in diesem, nicht zu übersehenden, Detail unterschied sich Kai Shens Aussehen von der üblichen chinesischen Darstellung des Glücksbuddha. Irgendwann vor langer Zeit avancierte Kai Shens Riechorgan schließlich zu seinem Markenzeichen und wurde gleichzeitig sein Spitzname „Rotnase“. Alle Kunden, seine Angestellten, ja sogar seine eigene Familie nannten ihn so. Einzig Chong Ng bildete eine Ausnahme und redete ihn weiter bei seinem echten Namen an. Einmal hatte ihn die Rotnase darauf angesprochen und seine schlichte Antwort war: „ich folge ungern der Masse.“ Nur wenn er mit dritten über den gutmütigen Gemischtwarenhändler sprach, benutzte er dessen Spitznamen, denn mit Kai Shen konnte keiner mehr etwas anfangen. Die Rotnase zwängte sich zwischen Regalen und Türmen aufgestapelter Waren hindurch, fast ein Wunder, dass er dabei nichts anrempelte. Auch hier wohnte die Familie im dritten Stock des Shophouses. Kai Shen hatte einige Söhne und Töchter, wovon die Älteren ihm alle im Laden oder im Haushalt halfen. Sie setzten sich ins kleine, voll gestellte Büro, während Ling, eine der Töchter, ihnen beiden Tee einschenkte. Sie war 12 Jahre alt und Gott sei Dank nach ihrer Mutter geraten. Man konnte schon gut erkennen, dass sie einmal eine echte Schönheit werden würde. „Ling, du bist ja schon wieder ein bisschen hübscher geworden, seit meinem letzten Besuch!“, rief Chong aus und zwinkerte ihr dabei zu. Das Mädchen verschüttete fast den Tee, lief rot an und verschwand schleunigst um die Ecke. „Ah, du solltest ihr nicht solche Komplimente machen, am Ende bildet sie sich noch ein, dich unbedingt heiraten zu wollen“, schalt ihn die Rotnase. „Da mach’ dir mal keine Gedanken, bis es soweit ist, werden sich die Verehrer hier noch die Türklinke in die Hand geben. Aber sag mal, was hat es denn mit der Chicken Essence auf sich?“, wollte Chong wissen. „Ach ja, du kennst doch meinen Großonkel Minh Jong, oder?“ „ Du meinst den, der schon fast 100 Jahre alt ist ?“ „Ja genau. Er weiß zwar selber nicht so genau, wann er geboren wurde, aber über 90 ist er bestimmt. Also, Minh Jong hat demnächst Geburtstag und will eine kleine Feier veranstalten, nur mit der eigenen Familie, die Freunde sind inzwischen eh alle weggestorben. Du kennst ja die Leutchen, die kommen vom Land, da wird gespart wo’s nur geht, das heißt kein Restaurant, alles findet zu Hause statt, es wird selber gekocht, usw. Jetzt möchte der gute Onkel allen eine Runde Chicken Essence ausgeben, weil er meint, dass er der regelmäßigen Einnahme dieses Getränks sein hohes Alter zu verdanken hat. Das haben sie natürlich bei mir bestellt, 20 Fläschchen, mein gesamter Vorrat, denn das Zeug wird bei mir nicht so oft nachgefragt. Großonkel Minh Jong hat aber noch Verwandte in Kanton und Hokkien, die auch irgendwie miteinander in Verbindung stehen. Nun stell Dir vor, da bringt doch einer von denen das Gerücht auf, dass Minh Jong dieses Jahr 100 wird und es doch eine feine Überraschung für den alten Herrn wäre, noch mal seine gesamte Großfamilie vor sich versammelt zu sehen. Denen geht es natürlich hauptsächlich darum, sich hier ordentlich durchfüttern zu lassen. Sie haben sich netterweise per Brief angekündigt, nur dass selbiger so lange unterwegs war, dass sie ihn fast noch eingeholt hätten. Die Lawine ist also nicht mehr aufzuhalten. Übermorgen steigt die Feier, mit ca. 100 Leuten mehr als geplant. Das bringt die Familie hier in ihrem kleinen Häuschen natürlich nicht mehr unter, also wurde kurzfristig noch ein Restaurant gebucht, in Guest Houses nach freien Zimmern gefragt, alle sind in heller Aufregung. Die Familie rauft sich schon die Haare und hofft nun, dass die Geldgeschenke für den Onkel wenigstens einigermaßen die Ausgaben decken werden. Jetzt kommt dein Part. Minh Jong besteht weiterhin darauf, dass alle ihre Chicken Essence bekommen sollen, ich brauche also kurzfristig 100 Fläschchen, möglichst der besten Qualität zum günstigsten Preis.“ Während der Erzählung von Rotnase hatte sich Chong Ng gemütlich in seinen Stuhl zurückgelehnt und seinen Tee geschlürft. „Hm, was verlangst du denn von Deinen Kunden für ein Fläschchen?“, fragte er. „Sechs Schilling“, kam die Antwort. „Und für wie viel kaufst du sie ein?“ „Für drei Schilling 6 Pence.“ „Ich fürchte an dem Geschäft lässt sich nicht viel verdienen“, seufzte Chong. „Komm schon, du musst mir helfen, ich kann doch vor der eigenen Verwandtschaft nicht mein Gesicht verlieren“, flehte Kai Shen. Chong Ng überlegte kurz. „Also gut, ich denke, ich kann Dir die Chicken Essence für 5 Schilling pro Fläschchen besorgen.“ Der Händler atmete erleichtert aus. Ihm ging es nicht mehr darum, einen großen Gewinn zu erzielen, sondern einzig und allein, die eigenen Verwandten nicht zu enttäuschen. Er dachte auch nicht daran zu handeln, denn er hatte keinen Zweifel, dass Chong Ng ihm den bestmöglichen Preis machte, dafür kannten sie sich beide schon zu lange. Sie besiegelten das Geschäft mit einem Handschlag. „Das Geld gibst du dann Wee und Zhao mit, wenn sie die Ware liefern. Bis bald“, verabschiedete sich Chong und war schon dabei die Treppe runter zu laufen. Jetzt musste er sich sputen um rechtzeitig zu seinem eigenen Shophouse zurückzukommen.

Als er bei seinem Laden ankam, warteten Ho und Wong bereits auf ihn, sowie eine junge Frau in einem weiten, schlichten Gewand aus heller Seide. Siu Li hatte sich in den Schatten des Hauses gestellt und kümmerte sich nicht um die neugierigen Blicke der beiden Arbeiter. „Sieh an, die junge Dame hat schon aus dem Bett gefunden“, begrüßte er sie. „Du hast keine Ahnung, was ich heute schon alles erledigt habe“, erwiderte Siu Li. „Du meinst abgesehen von dem zweistündigen Vollbad in Eselsmilch und Honig und der anschließenden einstündigen Massage? Da hast Du recht, davon habe ich wirklich keine Ahnung“, stichelte Chong. Ho und Wong verfolgten interessiert die Unterhaltung. Siu Li beschloss sich nicht ärgern zu lassen und quittierte die Stichelei mit einem milden Lächeln. In einem stillschweigenden Übereinkommen verzichteten sie beide auf die förmlichen Anreden „junge Schwester“ und „älterer Bruder“. Nachdem Chong Ng den Klanchef Sim Lim bereits geduzt hatte, würde das jetzt ein wenig komisch anmuten. „Ich habe noch ein bisschen zu tun mit zwei Aufträgen, die der dringenden Erledigung bedürfen. Du kannst entweder hier in der Hitze auf mich warten, oder später noch mal wiederkommen.“ „ Wie lange wird es denn ungefähr dauern ?“ „Ich schätze noch bis Mittag, dann würde ich aber gerne erst noch ein bisschen was zu mir nehmen, also vielleicht treffen wir uns besser gleich am frühen Nachmittag“, schlug Chong vor. „Gut, ich werde um ca. 1 Uhr hier wieder auftauchen.“ „ Alles klar, ich tue mein Bestes, bis dahin einen roten Teppich aufzutreiben. “ Siu Li zog die rechte Augenbraue leicht nach oben und verschwand in der nächsten Gasse. „So, nun zu euch beiden Leichtmatrosen. Ich hoffe, ihr habt die kleine Einlage genossen“, richtete sich Chong Ng mit einem freundlichen Lächeln an seine Tagelöhner. „Ich gehe noch kurz in den Laden, dann brechen wir auf.“ Die beiden Angesprochenen nickten eifrig. Chong schloss die Tür seines Ladens auf und trat ins Innere. Er lief zu seinem Geldversteck, das gut getarnt in den Boden eingelassen war. Dort nahm er sich so viel heraus, wie er meinte, dass es für die beiden anstehenden Einkäufe reichen sollte, brachte alles wieder in den ursprünglichen Zustand, trat vor die Tür und verriegelte sie. „Wir laufen zum Bugis Viertel, wenn alles gut geht, werdet ihr dort jeder 20 Futons auf eure Transportkarren laden. Es handelt sich um erste Qualität, ist also entsprechend schwer. Werdet ihr das ziehen können?“, fragte Chong Ng. „Klar, kein Problem, das schaffen wir“, war die einhellige Antwort. „Sobald ich euch ein Zeichen gebe, bleibt ihr zurück und wartet, bis ich euch rufe. Der Händler, von dem ich die Ware zu beziehen gedenke, braucht euch vor Abschluss des Geschäfts nicht unbedingt zu bemerken. Ho und Wong bestätigten mit einem Nicken und sie machten sich zu dritt auf den Weg. Ironischer Weise war der Eigentümer der niedergebrannten Futonfabrik, bei welcher der Händler Wen seine Bestellung aufgegeben hatte, auch gleichzeitig die Quelle, bei der er die nicht gelieferten Futons einkaufen wollte. Chong Ng hatte viele Informanten in der Stadt, die er immer gut für ihre Neuigkeiten bezahlte. Dieser stetige Fluss an Informationen war essentiell für seine Art von Geschäft. So hatte er unter anderem Erfahren, dass ein Vorarbeiter der besagten Fabrik, zusammen mit einigen Angestellten, noch eine stattliche Anzahl Futons hatte in Sicherheit bringen können, bevor diese ein Raub der Flammen wurden. Einer soll sich dabei sogar leichte Verbrennungen zugezogen haben. Fong, der Fabrikbesitzer, hatte sich aber dazu entschlossen, der Versicherung einen Totalverlust zu melden. So konnte er die gerettete Ware heimlich nebenher verkaufen und zweimal kassieren. Chong Ng spekulierte nun, dass der Vorarbeiter wahrscheinlich zuerst die beste und teuerste Ware zu retten versucht hatte, also genau die Futons erster Qualität, die der Händler Wen brauchte. Wie dieser allerdings auch schon bemerkt haben dürfte, verkauften die sich nicht so schnell und einfach. Chong vermutete nun, dass Fong immer noch auf dem größten Teil der Ware saß und sich nicht allzu lange Zeit lassen konnte um sie loszuwerden. Sie waren im Bugis Viertel angekommen. Jetzt suchte Chong Ng nach einer Gruppe von größeren Lagerschuppen, die im Karret angeordnet waren. Der Informant hatte ihm die Lage sehr gut beschrieben. „Ich glaube da vorne ist es. Ihr zwei wartet hier im Schatten, bis ich Euch hole.“ „Klar, Boss“, gab Wong zur Antwort. Chong Ng ließ die beiden Tagelöhner zurück und näherte sich dem vorderen Holzgebäude. Zwischen den einzelnen Schuppen war jeweils ein mehrere Meter großer Freiraum. Er bewegte sich hindurch und befand sich nun im Innenhof. Vor dem Lager auf der gegenüber liegenden Seite lungerten ein paar Männer herum. Er ging auf sie zu und grüßte höflich. „Ist wohl ein Meister Fong anwesend?“, fragte Chong in die Runde. „Ich habe gehört, er hat hier etwas zu verkaufen.“ Die Männer grüßten mit einem Kopfnicken zurück und einer bewegte sich langsam in den Lagerschuppen. Kurz darauf kam er mit einem drahtigen kleinen Kerl zurück. Er trug eine Robe aus dunkelroter Seide, sowie eine Kappe gleichen Materials und Farbe auf dem Kopf. Sein verschlagen wirkendes Gesicht zierte ein dünner Schnurbart. „Fong“, stellte er sich kurz angebunden vor, „und mit wem habe ich die Ehre?“ „Mein Name ist Ng, ich bin erfreut Eure Bekanntschaft zu machen, Meister Fong.“ „ Ganz meinerseits. Was kann ich für Euch tun Meister Ng? “ „Nun, mir wurde zugetragen, Ihr hättet einige fabrikneue Futons günstig abzugeben, daran wäre ich unter Umständen nicht ganz uninteressiert.“ Fong sah ihn mit leicht schief gelegtem Kopf an. „Kenne ich Euch vielleicht?“ „Ich denke nicht. Unter Händlern genieße ich eine gewisse Bekanntheit, nicht jedoch was Fabrikanten betrifft“, antwortete Chong. „Nun gut, die Ware liegt hier im Schuppen, ich nehme an, dass Ihr sie erst mal besichtigen wollt“, Fong streckte den rechten Arm in Richtung der offenen Schiebetür aus, in der er vorhin erschienen war. „Selbstverständlich“, bestätigte Chong und folgte dem kleinen Mann ins Innere des lang gestreckten Gebäudes. Die Luft war stickig und es roch ähnlich, wie im Hause des Händlers Wen. Die Futons lagen in vier Türmen aufgestapelt, jeweils einzeln in dünne Baumwollsäcke verpackt, an der Längswand, nahe der Tür. Chong Ng trat näher, öffnete wahllos einige der Säcke bei allen vier Türmen und prüfte deren Inhalt. Er lag richtig mit seiner Vermutung bezüglich der Qualität. Genau das, was er brauchte. Insgesamt zählte er 42 Stück. Jetzt kam es darauf an, einen guten Preis auszuhandeln. „Scheint mir keine schlechte Ware zu sein. Was wollt ihr dafür haben, Meister Fong?“ Der blickte ihn mit zornig zusammengekniffenen Augen an. „Was heißt hier keine schlechte Ware! Eine bessere Qualität bekommt Ihr bis Hong Kong nicht!“, brachte er wütend hervor. Chong Ng betrachtete ihn leise lächelnd und wartete ab. Fong hatte sich soweit wieder gefasst. „Sechs Silbertael pro Futon.“ „ Ich biete Euch drei .“ „Das soll wohl ein schlechter Scherz sein, wenn ihr die Ware beim Händler kauft, müsst ihr dafür mindestens 10 Silbertael hinlegen!“, brauste Fong wieder auf. „Das mag wohl sein. Dafür handelt es sich hier aber auch um heiße Ware, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kann sogar noch einen leichten Brandgeruch wahrnehmen. Ich weiß, dass die Futons aus Eurer niedergebrannten Fabrik stammen und auch, das der Versicherung ein Totalschaden gemeldet wurde. Was habt Ihr als Schadenssumme angegeben? Bestimmt den doppelten Verkaufswert. Und jetzt wollt Ihr noch mal zusätzlich Kasse machen und sogar mehr verlangen, als ihr üblicherweise vom Händler bekommt.“ Fong warf den Kopf in den Nacken und lachte höhnisch. „Falls Ihr darauf anspielt, das ich mir wegen der Polizei Sorgen machen müsste, die werden in dieser Sache gar nichts unternehmen, dafür ist gesorgt.“ Chong lächelte verbindlich. „Oh, ich spiele nicht auf die Polizei an, mir ist schon klar, dass die Herren diesbezüglich keinen Finger rühren werden. Ich denke da eher an die Versicherung. Die Brandursache ist ungeklärt und Ihr fordert ein kleines Vermögen ein. Da wäre es nicht verwunderlich, wenn die Gesellschaft ein paar Detektive herumschnüffeln lässt, bevor sie sich von ihrem hart verdienten Geld trennt. Diese Privatschnüffler haben in der Regel deutlich mehr auf dem Kasten, als unsere treuen Gesetzeshüter, was daran liegen könnte, dass sie nur im Falle eines Erfolges richtig Geld sehen. So ein Detektiv arbeitet natürlich auch mit einem Netz von Informanten und genau wie ich Nachricht darüber bekam, dass Ihr hier eure nicht abgefackelten Futons an den Mann bringen wollt, könnte das, vielleicht gerade in diesem Moment, irgendjemand einem der Versicherungsdetektive stecken. Wenn der Euch auf die Schliche kommt, könnt Ihr euch nicht nur das eingeforderte Sümmchen in den Schnurbart schmieren, sondern dürft auch mit einem Verfahren wegen Versicherungsbetrug und mehreren Jahren kostenloser Verpflegung in Staatsverwahrung rechnen.“ Fong schluckte deutlich hörbar. Seine Selbstsicherheit war auf einmal verflogen und er wirkte sichtlich nervös. „Ihr mögt recht haben. Trotzdem kann ich weit mehr als 3 Silbertael pro Futon erzielen. Einige habe ich auch schon verkauft.“ „ Wie viele Futons wurden vor dem Feuer gerettet?“ „Insgesamt 48.“ „ Dann seid Ihr ja gerade mal 6 Stück losgeworden. Wahrscheinlich habt Ihr sie unter dem Herstellungspreis an die Arbeiter verscherbelt, die sie für Euch aus dem Feuer geholt haben.“ Fong verzog keine Miene. „Ihr wisst selber sehr gut, dass sich Ware dieser hohen Qualität, zum entsprechenden Preis nicht so einfach verkaufen lässt. Ihr aber müsst die Futons so schnell wie möglich los werden. Wenn die Beweise verschwunden sind, kann kein Versicherungsdetektiv etwas machen. Ich bin bereit, Euch den gesamten Bestand auf einmal abzukaufen. So werdet Ihr auf diskrete und elegante Weise den Mahlstein um den Hals los, der Euch in die Tiefe reißen könnte. Ich nehme an, Eure Herstellungskosten liegen bei zweieinhalb Silbertael pro Stück. Ich biete Euch dreieinhalb Silbertael, immerhin noch 40% Gewinn. Das ist mein letztes Wort, schlagt ein, oder riskiert die nächsten paar Jahre gesiebte Luft zu atmen“, Chong Ng hatte sein Plädoyer abgeschlossen. Jetzt lag es an Fong. Die Vorstellung, eventuell ins Gefängnis zu wandern, machte ihm arg zu schaffen. Er war schließlich kein abgebrühter Krimineller, sondern nur ein etwas zu gieriger Kaufmann, obwohl böse Zungen behaupteten, da gäbe es keinen großen Unterschied. Nervös trat er von einem Bein aufs andere und blinzelte in die Luft. „Also gut“, gab er zerknirscht auf und schlug ein. Der Handel war besiegelt. „Ihr schuldet mir 147 Silbertael in Bar, Meister Ng.“ Chong zog sich ein wenig in die Mitte des Raumes zurück, drehte sich kurz um und nahm die entsprechende Summe aus seinem Beutel. Er übergab Fong die kleinen Barren, der sie geschickt durchzählte. Dann nickte er Chong zu: „verfügt Ihr über eine Transportmöglichkeit?“ Der Angesprochene nickte. „Ich bin gleich zurück.“ Chong Ng trat aus dem Lagerhaus ins Freie, überquerte den Innenhof und lief durch die Lücke zwischen den Gebäuden zu der Stelle, wo Ho und Wong geduldig auf ihn warteten. „Los geht’s ihr beiden, es wartet Arbeit auf euch.“ Zu dritt machten sie den Weg zurück zum Lagerschuppen. Dort luden die beiden Tagelöhner die Futons auf die Transportkarren, die anwesenden Männer halfen ihnen dabei. Als jeweils 21 Baumwollsäcke auf die beiden Karren gestapelt waren, warfen Ho und Wong Planen aus grobem Hanfstoff darüber und befestigten sie mit einer Schnur. Schließlich stiegen sie zwischen die beiden, vorne geschlossenen, Zugstangen und warfen ihr Gewicht gegen die Trägheit der Masse. Nach einigem drücken und Anschiebehilfe von Hinten, gelang es ihnen die schweren Gefährte in Bewegung zu setzen. Von nun an ging es im Laufschritt weiter, möglichst ohne anzuhalten. Chong wandte sich noch einmal kurz zur Verabschiedung um und ließ einen leicht säuerlich dreinblickenden Fong mit seinen Angestellten zurück. Als sie wieder auf der Straße waren, gab Chong Ng seinen Leuten Adresse und Namen des Futonhändlers Wen, mit einer kurzen Lagebeschreibung und trug ihnen noch auf, den Barwechsel entgegenzunehmen und zu seinem Shophouse zu bringen. Er selber begleitete sie nicht, sondern lief gleich weiter zu seinem nächsten Ziel, dem siamesischen Händler Jeab, wobei er unterwegs Zhao und Wee abholte.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die Gelegenheit und ihr Dieb»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die Gelegenheit und ihr Dieb» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die Gelegenheit und ihr Dieb»

Обсуждение, отзывы о книге «Die Gelegenheit und ihr Dieb» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x