Die beiden Schlosswachen befreiten ihn von der steinernen Pritsche, fesselten die Hände auf dem Rücken, führten ihn durch den mit rußenden Fackeln spärlich beleuchteten, feuchten Gang in den riesigen Festsaal des königlichen Schlosses. Am langen Tisch erwarteten ihn der Kämmerer, als Richter und Kläger in einem, mit den beiden Gehilfen zu seiner rechten und linken Seite. Der König und die Prinzessin waren dem Gerichtstag ferngeblieben, viel zu viel hatten sie gemeinsam nachzuholen, um ihre kostbare Zeit bei dieser Schmierenkomödie zu verschwenden. Die Wachen schoben Granna wortlos zum Stuhl vor dem Richtertisch. Sie hielten ihn an den Ellenbogen gepackt. Er musste stehen, bis der Kämmerer und Oberste Richter des Reiches sich räusperte und grimmig befahl. „Setzen! Soldat! Ich verlese die Anklage.“
„Herr Kämmerer“, unterbrach ihn Granna. „Ich bin nicht der, für den Ihr mich haltet. Ich bin nicht hier. Ein anderer bin ich, nur in Josefs Gedanken gefangen.“
„Halte gefälligst dein Maul, unverschämter Kerl, wenn ich spreche! Du redest nur, wenn du gefragt wirst. Was soll das jämmerliche Gefasel? Glaub ja nicht, Wahnwitz könne dich vor der gerechten Strafe retten. Die Zeugen und Beweise reichen aus, dich im Verließ vermodern zu lassen. Schweig, bis ich dich zu den Beschuldigungen befrage, nur um der Form Genüge zu tun. Schließlich herrscht in unserem Reich Recht und Gesetz, vor dem, vom einfachsten Mann bis zum Fürsten, alle gleich sind.“
„Herr Kämmerer“, unterbrach er ungefragt die Verhandlung. „Herr Kämmerer, so hört Euch doch meine Wahrheit an, ich bitte Euch. Dann könnt Ihr immer noch richten.“
„Du unverschämter, verbrecherischer Wicht wagst es, wieder ungefragt das Wort an mich zu richten!“, brüllte der Kämmerer und Oberste Richter mit zornrot geschwollenem Gesicht. „Das lasse ich mir nicht länger bieten. Ich verweise dich des Saales. Die Verhandlung wird ohne dich fortgesetzt. Dein Gefasel behindert sie nur.“
„Wachen, bringt den Schuft zurück ins Verließ. Dort soll er warten, bis ich das Urteil verkünde. Hinaus mit ihm. Ich will den Verbrecher nicht mehr vor Augen haben!“
Wieder lag er allein auf der steinernen Pritsche. Die Wachen hatten nicht vergessen, ihn auf ihr zu fesseln, die eiserne Tür hinter sich sorgfältig zu verriegelt und noch einmal durch den Spion die Zelle zu beobachten.
„Nun, mein lieber Willem“, war Josef in seinen wehleidigen Gedanken, „bist du endlich zufrieden?“
„Lass mich in Ruhe!“, gab er wütend zurück. „Du hast mir gerade noch gefehlt. Ich brauche deine neunmalklugen Ratschläge nicht. Meine Zukunft findet in diesem finsteren Loch statt und deine auch, mein lieber Freund. Der hinterhältige Kämmerer hat uns überlistet. Jetzt gehören der fliegende Sattel und das sich deckende Tischtuch ihm. Ich kann nur auf mein Ende hoffen, das alles Irdische löst.“
Es war Dunkelheit um ihn, als das marternde Piepen den Rhythmus änderte. Aus weiter Ferne hörte er die Stimmen. „Lass gut sein, wenn er unbedingt gehen will, dann soll er doch. Wir jedenfalls haben uns nichts vorzuwerfen und alles in unserer Macht Stehende versucht. Jetzt kann er sich nur selbst helfen.“ Die beiden Männer verließen Willem Granna, die Stille kam zurück, die ohnmächtige Angst verkroch sich in ihr, doch das Spiel war noch lange nicht zu Ende.
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