Das klingt ziemlich schrecklich, ist es aber nicht. Caro habe ich das noch gar nicht erzählt, sie wäre wahrscheinlich so geschockt, dass es ihr vielleicht die silikongefüllten Brüste zusammenziehen würde. Für sie muss ich der Inbegriff der unselbständigen, komplett von ihrem Mann abhängigen Frau sein. Was ich streng genommen ja auch bin. Aber ich fühle mich nicht unwohl dabei. Für Alexander ist es in Ordnung, nein sogar richtig, dass ich mich bis jetzt fast ausschließlich um die Kinder gekümmert habe. Und das tue ich seit mittlerweile neun Jahren. Einstweilen nicht mehr so gerne wie früher, aber gut. Jeder hat im Job irgendwann einen Durchhänger.
Nachdem ich Alexander kennengelernt habe, jobbte ich weiter bei „ihm“ im „Shrimps, Cocktails & more“. Das ging noch gut ein Jahr so und den Job im Bräunungsstudio hatte ich ja auch noch. Zusätzlich kam immer eine kleine Summe von meinen Eltern, der Unterhalt für Leandra von Michael und das hochgeschätzte österreichische Kinderbetreuungsgeld – ahja und die Kinderbeihilfe. Bei Biene zahlte ich für das Zimmer nicht viel und als Leandra zweieinhalb war, zogen Alexander, Leandra und ich zusammen.
Einige Monate nachdem Alexander und ich zusammengezogen waren, bekam er ein tolles Angebot als Küchenchef in einem anderen sehr angesagten Restaurant in Wien. Sie boten ihm eine fette Gehaltsverbesserung an und da Alexander bereit für eine Veränderung war, nahm er die Stelle an. Für mich war die Arbeit im „Cocktails, Shrimps & more“ danach nicht mehr dasselbe. Ich vermisste ihn, seine Stimme, die vielen Blicke, die wir zwischendurch immer austauschen konnten… das Gefühl mit meinem Geliebten zusammen zu sein. Bald verging mir die Lust, dort zu arbeiten. Außerdem begann Leandra fast zur gleichen Zeit in den Kindergarten zu gehen und ich hatte somit die Möglichkeit auch vormittags Geld zu verdienen. Wien ist zum Glück eine große Stadt und bietet daher ein relativ breit gefächertes Arbeitsangebot.
Zu Beginn wusste ich nicht Recht, was ich tun sollte, denn meine Uni hatte ich damals schon vor knapp vier Jahren abgeschlossen und Arbeitserfahrung hatte ich so gut wie keine vorzuweisen. Während der Ferien und meiner Studienzeit kellnerte ich auch fast immer und konnte tatsächlich keine Erfahrung im Bürobereich vorweisen. Alexander motivierte mich, mich auch für Stellen zu bewerben, denen ich mich eigentlich nicht ganz gewachsen fühlte und riet mir es einfach zu probieren. Aufhören konnte ich noch immer, womit ich ihm völlig Recht geben musste.
Nach drei Monaten hatte ich endlich einen Job in der Tasche, wenngleich es nicht das war, was ich mir erträumt hatte, aber es war ein sehr guter Anfang. Ich arbeitete in einem Hotel als Assistentin in der Bankettabteilung. Ich schrieb Angebote und Vereinbarungen für Firmen, die Seminare und andere Veranstaltungen wie auch Bälle oder Produktpräsentationen in unserem Hotel angefragt bzw. gebucht hatten. Mein Tätigkeitsbereich war mäßig spannend und bot mir insgesamt zu wenige Höhepunkte. Allerdings hatte ich eine wirklich süße Vorgesetzte und alleine wegen dem bisschen Spaß, den wir hatten, lohnte sich das Arbeitengehen. Da ich aber nur vormittags anwesend war, hatte ich mit kaum jemand anderem Kontakt; war mein Job grundsätzlich darauf beschränkt den gesamten Schreibkram und die Ablage für den Konferenz- und Seminarbereich abzudecken.
Privat lief aber alles super. Alexander und ich waren sehr glücklich, Leandra schloss ihn sofort in ihr Herz und nach nicht allzu langer Zeit wurde immer klarer, dass sich vor allem Alexander noch Kinder mit mir wünschte. Ich war achtundzwanzig, Alexander einunddreißig Jahre alt und uns fiel kein Grund ein, warum wir länger warten sollten. Natürlich kam es mir in den Sinn, dass jetzt ein echter Berufseinstieg für mich wirklich angebracht wäre, aber meine Empfindungen waren von den Mutterglückshormonen der ersten Jahre noch immer so durchzogen, dass mir die Familiengründung als absolut vorrangig erschien. Zumal es sich um meine Familie mit Alexander handelte. Arbeiten könnte ich später auch noch gehen – fürs Kinderkriegen war es irgendwann zu spät, sagte ich mir.
Bevor ich ihn kennen lernte, wollte ich so einiges anders machen in meinem Leben und freute mich schon, mein Berufsleben angehen zu können, wenn meine Tochter einmal im Kindergarten war. Natürlich gab es damals auch schon Krabbelstuben, aber irgendwie hing ich dann doch zu sehr an Leandra und da ich ja nicht wusste, ob sie nicht mein einziges Kind bleiben würde, wollte ich diese besondere Zeit mit ihr noch auskosten und genießen. Eigenartig aber wahr, denn trotz der damaligen Umstände, gelang mir das sehr gut.
So kam es, dass Alexander und ich ein Paar Mal ohne Kondom miteinander schliefen. Mein Vertrauen in die Pille war mir damals irgendwie abhandengekommen und so hatte ich nach Leandras Geburt nicht mehr angefangen, sie zu nehmen. Wir ließen es sozusagen darauf ankommen und siehe da: nur zwei Monate nach meinem Probemonat im Hotel war ich erneut schwanger. Alexander und ich freuten uns sehr, meine und seine Eltern konnten ihre Begeisterung sehr gut kontrollieren. Natürlich wusste ich, dass mein Papa das alles für eine Schnapsidee hielt, hatte er doch erneut Hoffnung geschöpft, mein finanziell unabhängiges und erwachsenes Leben in Schwung zu bringen.
Ich glaube an diesem Punkt sah selbst er ein, dass es Zeit war aufzugeben. Meine Lebensführung würde ihm immer ein großes Geheimnis bleiben, das ich weiterhin hüten werde wie einen Schatz.
Um kurz vor halb zwölf ließ ich Caro am Haupteingang des Hotels aussteigen:
„Gute Nacht Sexbombe!“ Das war nur einer meiner Spitznamen für Caro – neben „Arnie“ (für Arnold Schwarzenegger), Pam (Pamela Anderson) und Hulk (für Hulk Hogan).
„Gute Nacht Schlafmütze!“ – gemeinsam hatten wir uns noch die Codenamen „Jammerlappen“, „Raubein“ und „Anti-Mutter“ ausgedacht.
Wir gaben uns ein Küsschen links und rechts und ich fuhr nach Hause. Kurz vor meiner Tages-Deadline wankte ich in mein – zu meiner Überraschung – erst halbvolles Bett. Ich kuschelte mich an Alexander und in dieser Nacht träumte ich von heißem Sex mit einem Schneemann in einer menschenleeren Après-Ski-Bar – im Hintergrund lief „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens.
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