Ich hatte gestern ein Geschenkpaket versendet. Findemich sah meine Briefmarken und meinte, die Briefmarken sollen das Geburtstagskind doch gleich positiv stimmen und es nicht abschrecken. Ich hatte nur so normale Briefmarken, die nach nichts aussehen. Das gefiel ihm nicht.
Dann meinte er, ich solle das Paket bemalen. Ich erklärte ihm, dass man meines Wissens die Pakete leider nicht bemalen darf, weil sonst die Post nicht zustellt wird.
Also brauchen wir auf jeden Fall schönere Briefmarken. Ich sehe mich schon mit der Verkäuferin am Postschalter diskutieren, warum ich buntere Briefmarken haben möchte und nicht die, die sie mir gerade anbietet. Es könnte natürlich auch sein, dass sie so selbstklebende Streifen benutzen das Paket zu frankieren (für Findemich: für die Reise fertig machen). Die wären dann gar nicht bunt. Darauf muss ich Findemich noch vorbereiten.
Ich habe mir heute gar nicht gemerkt, wie viele Seiten ich schon geschrieben habe. Ich fahre mal gerade mit dem Cursor (für Findemich: das ist das kleine blinkende Ding auf dem Bildschirm) nach oben, um die Stelle zu finden, wo ich heute angefangen habe. Ich habe nämlich heute Kopfschmerzen und wäre froh, wenn ich heute unser Schreibpensum schon geschafft hätte. Es wäre wirklich toll, wenn Findemich auch mal tippen könnte. Er sagt, das könne er schon, nur käme dann eben Wortsalat heraus und dafür könne er ja nichts.
Vielleicht schreibe ich jetzt mal bis ans Ende der Seite. Hmm, ich weiß auch gar nicht, ob es gut ist, solche Leerzeilen einzubauen. Ich finde, mit Leerzeilen kann man den Text viel besser lesen als ohne. Wenn ich die Leerzeilen jetzt noch alle raus nehmen müsste, hätte ich noch viel weniger Text, als eh schon.
Ich bin froh, dass ich mit einer Freundin verabredet habe, bis in sechs Wochen einige Seiten geschrieben zu haben. Sonst würde das vermutlich nichts. Oder alles würde viel zu lange dauern.
Wusstet ihr schon, dass Findemich sich selbst reinigen kann? Wie so ein Roboter? Er ist es also nicht gewohnt, den Umgang mit Seife, Schaum, Duschgel und Badesalz.
Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass ich ihn noch dazu bringen werde, in die Badewanne zu steigen. Wer mochte schließlich als Kind nicht, den Waschlappen mit Seife einzuseifen und dann von der Rückseite in den Waschlappen zu blasen, so dass an der Vorderseite wunderschöne Seifenblasen herauskamen? Das mag Findemich garantiert! Das muss ich ihm mal bei meinem nächsten Badewannenbesuch zeigen. Dann freut er sich.
Das Findemich etwas so groß wie eine Erwachsenenhand ist, habe ich glaube ich noch nicht berichtet. Er trägt am liebsten Jeans mit T-Shirt. Oder er hat einen roten Pulli an, damit ich ihn gut sehe. Seine Schuhe sind Miniaturturnschuhe. Er sagt, er holt sich Anregungen aus den Geschäften der Menschen und ist bedacht darauf, sich nach der neusten Mode für junge oder jung gebliebenen Leute (er ist ja mehrere hundert Jahre alt) anzuziehen. Er hat den Vorteil, dass er seine Kleidung selbst über Energie herstellen kann. Eine visuelle Vorstellung reicht, meint er und dann hat er plötzlich die gewünschte Kleidung am Leib.
So einfach müsste das bei uns auch mal gehen, nicht wahr?! Wie genau dieser Materialisierungsprozess funktioniert, sagt er, kann er mir nicht erklären. Ich wüsste ja auch nicht, wie das geht, dass ich immer von alleine atme oder mein Herz schlägt. So ähnlich wäre es mit Dingen aus seiner Welt. Sie sind halt eben da, man benutzt sie, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen.
Wenn ich nicht aufpasse, benimmt sich dieser Gnom doch wie ein Kobold! Gestern wollte er meine schöne, weiße Tapete im Flur, doch mit Ölkreide bemalen. Ich konnte das so gerade verhindern.
Für Findemich sind die Ölkreiden zwar so wie Baumstämme für Menschen, aber den einen oder anderen Strich hätte er sicherlich platzieren (für Findemich: an einen Ort bringen) können. Ich werde ihn auf den Rechnungsformulare was malen lassen. Ich dachte, ich halbiere oder viertele alte Buntstifte von mir, damit sie kleiner und leichter sind. Dann kann Findemich was malen. Und da Rechnungen eh immer doof sind, ist so eine kleine Zeichnung bestimmt gern gesehen. Jetzt denke ich auch schon wie ein Gnom.
Ein kleiner Feuerteufel ist er auch. Wie gut, dass das mein Vermieter nicht weiß. Findemich liebt Feuer und Streichhölzer, die er mit einiger Anstrengung tatsächlich zum anzünden bringt. Leider auch dann, wenn ich ihn gerade nicht im Auge habe.
Kerzenlicht findet er auch toll. Ich habe es ihm verboten, wenn ich nicht in der Wohnung bin, selbständig zu zündeln. Aber er meinte nur beleidigt, er wäre viel älter als ich, also könnte er mir einiges verbieten und nicht umgekehrt. Nun, das hat mich nachdenklich gemacht.
So, ich glaube, ich habe heute mein Schreibpensum (für Findemich: Menge) geschafft. Ich muss auch noch unbedingt den Abwasch machen.
Drückt mir mal die Daumen, dass ich tatsächlich auch was auf den USB-Stick gespeichert habe. Ich mag das nicht, wenn etwas für meine Augen unsichtbar ist und ich der Technik vertrauen muss. Ich gehöre eindeutig nicht wirklich gut in dieses Jahrhundert. So ein PC ist zwar praktisch, weil man leicht etwas am Text ändern kann, aber früher hatte man zum Schreiben viel mehr Zeit und keiner machte einem Zeitdruck. Jeder wusste ja, dass mit der Hand schreiben seine Zeit dauern würde.
Die Wäsche habe ich zum Glück schon eben abgehängt. Seit es so kalt da draußen ist, braucht sie immer so lange, bis sie trocken ist und dass, obwohl ich die Heizung an habe. Vielleicht dreht mein lieber Gnom ja nachts die Heizung aus, ohne dass ich es merke. Zuzutrauen wäre es ihm ja. Ich glaube, ich muss ihm mal erklären, dass die Wäsche anfängt zu muffeln, wenn sie nicht schnell genug trocknet. Vielleicht hat er dann ein Einsehen.
Also, meine lieben Leser, bis morgen. Mal sehen, ob ich tatsächlich morgen was schreibe. Morgen ist der Tag nämlich schon wieder so vollgepackt.
Wer ahnt aber auch, dass der USB-Stick auch Spaceloop heißt?
Da öffne ich das Fenster für die unterschiedlichen PC-Verbindungen und dann steht da gar nicht USB-Stick. Toll! Und jetzt hat er zwar alles auf USB-Stick gespeichert, aber eben nicht auf dem Word-Dokument. So ein Mist! Jetzt muss ich da noch mal schauen, was ich da mache. Wie war das? Das neue PC-Programm soll insgesamt eine Verbesserung der alten Programme sein?
Findemich meint, ich solle mich nicht aufregen. Vermutlich ist der PC etwas schwer von Begriff und man muss jedes Mal, wenn man speichert, genau angeben, wo man speichern will. Einfach irgendwie speichern ist da wohl nicht, meint er. Ich solle mit dem PC-Programm mal reden, dann ginge es sicherlich leichter.
O.k., aber im Moment bin ich einfach zu wütend, um mit meinem Laptop zu reden. Der merkt bestimmt, wenn ich mich verstelle und einfach so tue als ob. Hinterher stürzt er mir sogar noch ab.
Ja, werden denn die PC-Programme immer schlechter als besser? Wieso können wir zum Mond fliegen aber keine einfach zu verstehende PC-Programme entwickeln?
„Damit du dich ab und zu aufregen kannst!“, ruft Findemich von seinem Bettsofaplätzchen rüber.
Dann habe ich mal nach den Fraßschädlingen im Filz, im Internet nachgeschaut. Findemich meint, ob ich im Filz nachgeschaut hätte oder im Internet. Na ja, bei beidem habe ich nachgesehen. Der Filz, den ich gekauft habe, ist zum Glück nicht befallen. Zumindest noch nicht. Kann ja gut sein, dass die gefräßigen Schädlinge erst im Frühjahr aus ihren Löchern kommen und von meinem schönen Filz naschen wollen. Ich habe beschlossen, ich werde den Filz dann auf der Leinwand mit Acrylspray einsprühen, damit er vor Nagern geschützt ist. Mal sehen wie dann der Filz aussieht. Das muss ich also noch ausprobieren.
Heute Vormittag war ich mit Findemich auf unserem Bauernhof hier in der Nähe. Wir waren die einzigen Gäste. Draußen liegt wieder Schnee und es ist ungemütlich kalt. Die Esel wollten nicht gestreichelt werden und die Hängebauchschweinchen waren wohl im Stall. Nur ein Schaf hat sich erbarmt. Für uns.
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