Das Jahr 1903 über war die Gazelle mit der Wahrung deutscher Interessen und dem Schutz deutscher Bürger im karibischen Raum (so in Santo Domingo und Port-au-Prince) beauftragt. Im Folgejahr unternahm der Kreuzer zahlreiche Besuche entlang der mittelamerikanischen Küste (Mexiko, Britisch-Honduras), wobei im Juni Newport News in den Vereinigten Staaten angelaufen wurde und der Kommandant zusammen mit dem Divisions-Chef Ludwig von Schröder vom amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt empfangen wurde. Anschließend erfolgte der Rückmarsch nach Kiel, welches am 18. Juli 1904 angelaufen wurde. Dort wurde das Schiff umgehend auf der Kaiserlichen Werft Danzig am 3. August 1904 zum Umbau außer Dienst gestellt. Dabei wurden die störanfälligen Niclausse-Kessel durch neue Schultz-Marine-Wasserrohrkessel ersetzt und die Brücke umgebaut. Danach gehörte die Gazelle bis zum Kriegsausbruch zur II. Bereitschaft.
Erster Weltkrieg
Zu Kriegsbeginn 1914 wurde die Gazelle reaktiviert und der Küstenschutz-Division der Ostsee zugeteilt. Dort erfolgt ab dem 18. August 1914 die Unterstellung zum „Detachierten Admiral“ der Ostsee für offensive Einsätze. Bei einer Unternehmung des IV. Geschwaders gegen den Finnischen Meerbusen vom 24. bis 29. August nahm der Kreuzer eine Vorpostenlinie zwischen der Insel Gotland und der kurländischen Küste ein. Bei einer weiteren Unternehmung vom 4. bis 9. September musste die Gazelle vorerst mit einem Maschinenschaden in Danzig verbleiben, um nach der Reparatur diesem Vorstoß bis zur Aaland-See doch noch mitzufahren. Danach erfolgte die Rückkehr zur Küstenschutz-Division, wobei sie zeitweise als Flaggschiff fungierte. Die Hauptaufgabe bestand im Schutz des Öresunds und des Langeland-Belts gegen eindringende britische U-Boote.
Dabei erhielt der Kreuzer am 25. Januar 1915 nordnordwestlich von Kap Arkona einen Minentreffer am Achterschiff. Dies führte zum Verlust beider Schrauben. Der Havarist wurde am Folgetag von den begleitenden Torpedobooten G 132 und G 134 nach Swinemünde eingeschleppt. Die Untersuchung der Schäden bei den Stettiner Oderwerken in Stettin-Bredow ergab zu hohe Reparaturkosten für das mittlerweile 17 Jahre alte Schiff, daher wurde die Gazelle am 22. Februar 1915 außer Dienst gestellt und die Besatzung auf andere Kriegsschiffe verteilt.
Der Kreuzer diente von 1916 bis Kriegsende als Minenlager-Hulk in Cuxhaven und wurde endgültig am 28. August 1920 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und in Wilhelmshaven abgewrackt.

Schiffsmaße und Besatzung
Länge 105,0 m (Lüa) / 104,4 m (KWL)
Breite 12,2 m
Tiefgang max. 5,53 m
Verdrängung Konstruktion: 2.643 t
Besatzung 257 Mann
Maschinenleistung 6.366 PS (4.682 kW)
Höchstgeschwindigkeit 20,2 kn (37 km/h)
8. Mai 1915
Minentreffer Torpedoboot V 107
Zusammen mit ihren Schwesterbooten V105, V106 und V108 wurde das Torpedoboot V107 als kleiner Zerstörer Z1 – Z4 für die niederländische Marine entworfen und gebaut. Sie wurden bei Kriegsausbruch beschlagnahmt und als Große Torpedoboote V 105 – V 108 im Jahr 1915 in Dienst der kaiserlichen Marine gestellt. Die Boote waren 340 t groß, waren mit 2 x 8,8 cm Geschützen sowie mit zwei Torpedorohren bewaffnet.
Bei der Einnahme des früheren russischen Flottenstützpunkts Libau lief das Große Torpedoboot V 107 auf eine in der Hafeneinfahrt liegende Mine. Dabei wurde dem Schiff der komplette Bug abgerissen. Die V 107 sank innerhalb kurzer Zeit. Bei dem Untergang kam ein Besatzungsmitglied ums Leben. l
Nach Räumung der Minen wurde Libau ein wichtiger deutscher Flottenstützpunkt in der Ostsee.
4. Juni 1915
U 26 versenkt den Minenleger Jenissei
Die beiden Minenleger der zweiten Amur-Klasse waren Weiterentwicklungen der beiden ersten Hochsee-Minenleger Amur und Jenissei die 1898 bis 1901 für die Kaiserlich Russische Marine gebaut worden und im Russisch-japanischen Krieg 1904 verloren gegangen waren. Auch die 1905 bei der Baltischen Werft in Sankt Petersburg in Auftrag gegebenen, gleichnamigen Schiffe waren kreuzerähnliche Zweischornsteiner. Die revolutionäre Situation in Russland verzögerte ihre Fertigstellung erheblich.
Baugeschichte
Die Minenleger der zweiten Amur-Klasse sollten eine verbesserte Ausführung ihrer Vorgänger sein. Beide Schiffe, Jenissei und Amur, wurden wieder bei der Baltischen Werft in Sankt Petersburg in Auftrag gegeben. Die Kiellegung der Jenissei erfolgte 1905 noch während des Krieges gegen Japan, die der Amur 1906. Sie erhielten einen verstärkten Rumpf, eine stärkere Maschine und eine erheblich verstärkte Bewaffnung gegenüber den Schiffen der ersten Serie. Auch das Minenfassungsvermögen war etwas höher.
Die neuen Schiffe waren in der Wasserlinie 98,9 m lang, waren 14,05 m breit und hatten einen Tiefgang von 4,4 m. Die Bewaffnung war mit fünf 120-mm-L/45-Canet-Kanonen und zwei 75-mm-L/50-Kanonen des Modells Canet 1892 erheblich verstärkt worden. Ihre Besatzung betrug 312 Mann. Die langen Bauzeiten und das Festhalten an den alten Plänen führte wie bei anderen zeitgleich umgesetzten Projekten (z. B. den Panzerkreuzern der Bajan-Klasse) zu Schiffen, die bei Fertigstellung technisch bereits überholt waren. Vor allem die Geschwindigkeit der Schiffe war völlig unzureichend, zumal die Amur nicht einmal die unzureichende Konstruktionsgeschwindigkeit von rund 19 kn erreicht haben soll.
Einsatzgeschichte
Die beiden Schiffe wurden bei der gemeinsamen Indienststellung dem Minenlegergeschwader der Baltischen Flotte zugewiesen. Dem Legen defensiver wie offensiver Minensperren maß die Russische Marine eine erhebliche Bedeutung zu, zumal sie auf gute Erfahrungen aus dem Krieg gegen Japan zurückgreifen konnte, in dem die japanische Marine etliche Schiffe durch Minen verlor. Für die offensive Kriegsführung waren Kreuzer und Zerstörer vorgesehen und auch etliche alte Kreuzer wurden zu Minenlegern umgebaut, wie etwa die Panzerkreuzer Rossija und Gromoboi. Ab 1910 bestand die Absicht, den finnischen Meerbusen durch eine massive Minensperre gegen Angriffe völlig zu sperren; ab 1913 verfügte die russische Marine über den notwendigen Minenvorrat. Erster Kommandant der Jenissei von 1909 bis 1913 war Kazimierz Porębski (1872–1933), der später der erste Befehlshaber der polnischen Marine wurde.
Kriegseinsatz
Schon vor der offiziellen Kriegserklärung vorbereitet, verlegten die russischen Minenleger Ladoga, Narova, Amur und Jenissei am 31. Juli 1914 auf Befehl des Befehlshabers der Baltischen Flotte, Vizeadmiral Nikolai Ottowitsch von Essen, eine zentrale Sperre, die einen Zugang fremder Marinen in den finnischen Meerbusen unmöglich machen sollte. Unter dem Schutz der Flotte wurden 2129 Minen in 4,5 Stunden verlegt. Bis zum Ende 1914 wurde hier 3150 Minen verlegt. Trotz ihrer geringen Geschwindigkeit kamen die Minenleger der Amur-Klasse im Weltkrieg auch bei offensiven Minenunternehmungen zum Einsatz. So verlegte die Amur am 17. bis 22. November 1914 unter dem Schutz des Panzerkreuzers Rurik und der Kreuzer Bogatyr und Oleg 240 Minen an der Stolpe-Bank in den Schifffahrtsweg zwischen Kolberg und Danzig. Am 14. bis 16. Dezember 1914 verlegte die Jenissei unter dem Schutz der Bogatyr in 45 Minuten 240 Minen in den Schifffahrtsweg nach Danzig, denen mindestens ein (wahrscheinlich sogar vier) deutsche Handelsschiffe zum Opfer fielen. Gleichzeitig waren die Panzerkreuzer Rurik und Admiral Makarow in See, die einige Minen noch weiter westlich verlegten. Insgesamt wurden 1914 über 1600 Minen von der russischen Marine in der mittleren und südlichen Ostsee gelegt. Prominentester Minenverlust des ersten Kriegsjahrs der deutschen Marine war der Panzerkreuzer Friedrich Carl vor Memel am 17. November 1914. Die Minen waren vermutlich vom russischen Zerstörer Nowik gelegt worden.
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