„Wie bitte??? Ich hoffe, ich hab‘ mich wohl grad verhört. Mann oh Mann Papa, du bist doch für den Flottendienst noch lange nicht zu alt. Wie kommst du bloß auf so einen bescheuerten Gedanken. Ich kann‘s ja kaum fassen, dass du ernsthaft daran denkst, dich aus dem aktiven Dienst zurückzuziehen. Dafür besteht doch überhaupt kein Grund, verdammt nochmal“, fuhr ihm jetzt seine Tochter Brigid-Thor von Bord ihrer TAIFUN aus prompt in die Parade.
Nach einer kurzen Pause, während der sie nachdenklich auf dem bequemen Kommandantensessel ihres auf LUNA geborgenen lemurischen 500m-Kugelraumers TAIFUN 2herumrutschte, fuhr sie mit aufgebrachter Stimme fort:
„Du denkst wohl gerade an Mero-Khans verschwundene THOR und an Baroness Lanis KATAR, von denen wir ja noch nicht exakt wissen, wohin sie bei der Verfolgung dieses Mutantenmonsters VOLTAN nach dem Passieren des Wurmlochs geflogen sind.
Ist es das, was dich beschwert? Doch wenn du dich bitte mal genau erinnern würdest – unsere mandoranischen Verbündeten konnten die grobe Richtung des von der THOR eingeschlagenen Kurses ziemlich eindeutig bestimmen.
Demnach ist das Ziel dieser geflüchteten Verbrecherinsekten irgendwo im Gebiet der zum Sternbild ORION gehörenden Sonnen zu suchen. Und genau dorthin wird unser nächster Fernflug gehen – und zwar mit dir, und nicht ohne dich.“
„Und an alledem was am Ende der von uns gewonnenen Schlacht um das ZORAN-System passiert ist, trägst du ganz gewiss keine Schuld, Dagmund. Die Fortsetzung der Jagd auf die wenigen verbliebenen STYXX-Pyramiden war ganz alleine die Idee unseres gemeinsamen alten Freunds Admiral Mero-Khan, der diese Insektenbrut um keinen Preis entkommen lassen wollte und der sie deshalb bis in dieses vermaledeite Wurmloch hinein verfolgt hat.
Der Kerl wäre diesen Mistwespen und ihrem Supermutanten auch bis in die Hölle hinterhergeflogen – also hör gefälligst auf dir Vorwürfe zu machen und deine kampferprobte FREYA als Schicksalsschiff zu bezeichnen“, pflichtete Mora Kranz ihrer Freundin Brigid-Thor im selben Moment bei, bevor sie ebenfalls noch einigermaßen erregt hinzufügte:
„Außerdem bin ich mir sicher, dass unser Großfürst Kendo das Geschehene ganz genauso beurteilen wird, wie jeder von uns, der noch klar bei Verstand ist. Sobald wir für eine erste verschlüsselte Videobotschaft in Hyperfunkreichweite zur ERDE kommen, werden wir übrigen Schiffskommandanten ihm nämlich unsere Einsatzberichte vortragen – und dann wirst auch du begreifen, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine dastehe.
Darüber hinaus weißt du doch ganz genau, dass der gute Vigor-Kel den Bau des noch vor unserem Abflug auf Reede gelegten Großkampfschiffs ATLANTIS auf der Großwerft 3deiner Schwester Anuk zu überwachen hat, weil er deren erster Kommandant werden soll.
Die neue ATLANTIS wird ja zudem auch das allererste JDEF-Schiff mit dem endlich ausgereiften Materie-Antimaterie-Antrieb sein. Womit sie sich vom herkömmlichen Schneckenantrieb unseren bisherigen Schiffen mehr als deutlich unterscheidet.
Deine altehrwürdige FREYA hat dieser frischgebackene Admiral deshalb doch als ihr ehemaliger Kommandant gedanklich schon längst ad acta gelegt. Ferner wird dich unser verehrter JDEF-Oberbefehlshaber Kendo als kampferprobten Flottenkommandeur noch längst nicht in den Altersruhestand schicken. Denn als Pensionär würdest du dich dann doch nur langweilen.
Dass du also das Kommando über die FREYA schon in Bälde wieder loswirst, kannst du dir schon mal abschminken, zumal dieses hübsche Schiff kein Seelenverkäufer ist. Denn für das, was uns in nächster Zeit bei einer großangelegten ORION-Mission bevorsteht, brauchen wir dich und deine taktischen Fähigkeiten. Betrachte dich also lieber als unverzichtbar. Immerhin haben mein Fürstgemahl Alex und ich aus dem gleichen Grund bereits entschieden, die geplante Aufnahme unserer Botschaftertätigkeit auf LARO 5 erstmal noch ein stückweit nach hinten zu verschieben. Noch Fragen, Herr Großadmiral?“
„Ist gut, Mora und Brigid – ich hab’s ja begriffen. Doch vor dem Weiterflug muss ich noch eine letzte Frage in die Runde werfen. Ich möchte nämlich gerne wissen, ob eines eurer Schiffe während unseres Zwischenstopps eventuell schon von der THOR abgesetzte Funkbojen orten konnte. Ihr hattet ja bei unserer finalen Konferenz auf MANDORAN alle gemeint, dass Mero uns auf diesem Weg Positionsdaten in Bezug auf seine Flugroute übermitteln würde.“
„Da fragen wir am besten gleich mal bei General Janis auf der CHROMA sowie bei Admiral Silva auf seiner überholten und mit mandoranischer Technik hochgerüsteten PEGASUS nach.
Die beiden haben nämlich nicht nur das allermodernste mandoranische Ortungsequipment, sondern mit Janis Ehefrau Lara auch die pfiffigste IT-Spezialistin unseres kleinen Flottenverbands an Bord“, grinste Mora Kranz unter dem verhaltenen Lächeln ihres Gatten Alex jetzt in die Aufnahmekamera des auch auf ihrer MHORA-X2 eingerüsteten Bordvisiophons.
„Bei uns bisher noch keine positiven Ortungsergebnisse – tut mir leid“, erwiderte der Kommandeur des ehemaligen marsianischen 4.000m-Kugelraumers PEGASUS Mano Silva umgehend. Und auch der mandoranische General Janis ergänzte prompt:
„Bei uns bisher leider ebenfalls noch kein anderslautendes Resultat, obwohl bei mir an Bord, neben unserer technologischen Fernerfassung, auch meine PSI-begabten Eltern Horub und Leila telepathisch nach den Parasinnen der fünf an Bord der THOR befindlichen mandoranischen Verbindungsoffiziere fahnden.“
„Nun gut – ich denke, wir sind dafür noch nicht nahe genug an die MILCHSTRASSE herangekommen. Und durch das Wurmloch ist die getarnt fliegende THOR je nach Ziel dieses VOLTAN-Schurken wahrscheinlich um ein Vielfaches schneller unterwegs als wir.
Daher werden wir diese Ortungsmanöver bei jedem unserer folgenden Etappenstopps wiederholen, auch wenn uns der Rückflug dadurch ein wenig mehr Zeit kostet. Weiterflug in genau 15 Minuten – und danke Brigid und Mora für eure aufmunterten Worte von eben. Die Uhr zum erneuten Hochfahren unserer SLJT 4-Triebwerke läuft in X+20 Sekunden. LG-Faktor 1.000, wie gehabt“, erwiderte der jetzt wieder etwas glücklicher um sich blickende lemurische Großadmiral, als er die Visiophonkonferenz nach diesen Worten mit einem Knopfdruck beendete.
„Dass das eben schon an Insubordination grenzte, ist dir schon klar, werte Fürstkommandantin?“, knurrte Alex Kranz seine Ehefrau Mora nach dem Erlöschen der Bildschirme sofort an. „So redet eine subalterne Kommandantin nicht mit ihrem Boss.“
„War aber nötig, mein über alles geliebter Fürst. Irgendwer musste Brigids Vater schließlich aus seiner depressiven Stimmung holen – und genau das haben Brigid und ich getan. Außerdem hast du mir ja auch nicht die sonst übliche Kopfnuss verpasst.
Also hör auf zu zetern – unser gegenwärtiger Anführer ist, dank unseres Eingreifens, jetzt nämlich endlich wieder in der Spur. Und wage es ja nicht, dass in solchen Fällen üblicherweise von dir verlautbarte Wort Bestrafung in den Mund zu nehmen, sonst werde ich gleich fuchsteufelswild.“
„Schade – ich hatte mich schon so sehr auf ‘ne furiose Kissenschlacht heute Nacht gefreut. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bis wir wieder zuhause ankommen, sind’s ja noch viele Tage zum Nasführen meiner verehrten Fürstin – und ebenso viele Nächte, in denen sie‘s mir heimzahlen kann. Du weißt ja – es geht nichts über hervorragenden Versöhnungssex“, erwiderte Alex jetzt mit einem spitzbübischen Schmunzeln, wobei er sich sehr beeilte, in Richtung des Maschinenraums der MHORA-X2 zu verschwinden.
Die spontane Antwort seiner erschrocken prustenden Gattin: „Was bist du doch für ein spinnerter Depp. Aber das kriegst du zurück, mein Hase“ – sowie das daraufhin unvermittelt einsetzende Gelächter der diensthabenden Brückencrew bekam er deswegen auch nur noch mit halbem Ohr mit.
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