Sofern also deine Runa zustimmt, nehmen wir deine freundliche Offerte gerne an. Und wenn du mal keine Zeit hast, findet sich auf Barts Einsatzbasis sicher noch ein anderer Fluglehrer, der die Ausbildung ersatzweise durchführen kann. Mit Kommodore Runa rede ich in den nächsten Tagen selber, so von Schiffskommandantin zu Schiffskommandantin“, entgegnete Mora Kranz, während sie den ehemaligen U.S. Marine freundschaftlich umarmte.
Damit wandte sich Mora ihren Kindern zu und fuhr mit ernster Miene fort: „Eine Bedingung hätte ich jedoch an euch beide, ich habe das eben nämlich sehr ernst gemeint. Euer Pilotentraining wird nur dann stattfinden, wenn ihr eure Highschool-Ausbildung dadurch nicht vernachlässigt. Also lernt fleißig und schaufelt euch die benötigte Zeit dafür frei.“
„Das ist verstanden, Ma’am“, erwiderte jetzt Mora-Lisa mit einem kecken Grinsen, während sie und ihr Bruder vor Mora salutierten. „Wir zwei kriegen das locker hin, macht euch darüber mal keine Sorgen.
Immerhin wollen wir ja nach unserem Highschool-Abschluss und dem anschließenden Abitur in Fürstenfeldbruck in drei Jahren auf Tante Noras Akademie wechseln, um in der Zeit eurer Abwesenheit Hyperphysik-Ingenieurwesen und Planetengeschichte zu studieren. Und auch das fünfjährige Studium werden wir voraussichtlich bis 2035 zu eurer Zufriedenheit rocken.“
„Nenn‘ mich gefälligst nicht Ma’am, du freche Göre – schließlich bin ich deine Mutter. Trotzdem vergebe ich dir deine vorwitzige Anrede, denn du erinnerst mich ein bisschen an meine Jugend, in der ich, so wie du eben, oft einen ebenso bekloppten Spruch auf den Lippen hatte. Aber ich freue mich dennoch, über die Ernsthaftigkeit deiner letzten Worte, weil ich fühle, dass du das gerade nicht nur so dahingesagt hast.
So, und jetzt lasst uns zu Chief David Grey Bear und seiner Frau Rosie fliegen. Die beiden warten sicher schon auf uns. Und am Wochenende und den Tagen danach machen wir mit unseren Gastgebern einige Ausflüge in die umliegenden Berge und zum Lake Pyramid, wo meine MHORA-X gerade umgerüstet wird.
Wie ihr wisst, ist David ein professioneller Tour Guide – und Rosie und er haben sich sicher schon ein paar interessante Routen ausgedacht, um euch die Sehenswürdigkeiten in seinem Reservat näher zu bringen. Wozu jedoch auch ein Besuch beim Direktor der Highschool gehören wird, bei dem wir euch ja bereits für das am kommenden Montag beginnende Schuljahr angemeldet haben.“
„Ich wusste doch, dass unsere Mom noch einen winzigen Pfeil im Köcher hat. Wir werden demnach wohl in den kommenden Tagen nicht nur Sightseeing zu Eingewöhnung machen. Aber das ist für uns gehorsame Kids schon okay, Mom. Ich und meine Schwester freuen uns jedenfalls schon darauf, unsere zukünftigen Schulkameradinnen und Schulkameraden kennenzulernen“, bemerkte Moras Sohn Alexander-Max in diesem Moment trocken.
„Vielleicht sind ja auch ein paar hübsche indianische Mädchen und ein paar adrette Jungs für meine Schwester in unserer Klasse. Wirst schon sehen, wie rasch wir nette Freunde finden, wenn die erfahren, wer wir beide sind“, fügte er dann noch hinzu, während er sich mit seiner Schwester königlich über den entsetzten Blick ihrer Eltern amüsierte.
„Frechdachse, jetzt steig endlich in diesen Heli ein, damit wir endlich hier wegkommen. Und über das Schließen von Freundschaften reden wir noch. Denkt stets dran, auch ich bin als Telepathin nicht ganz unbegabt. Und euer Vater und ich behalten euch im Auge,“ gab Mora danach süffisant lächelnd zurück.
Kapitel 4 Das Forschungsprojekt „MU“
Am Donnerstag der dritten Februarwoche 2029 fand das von General Bart Blackhorse in Sachen Pazifikmission anberaumte Treffen in seinem Büro in der JDEF-Einsatzbasis Amerika statt.
„Guten Morgen und vielen Dank, dass ihr alle pünktlich hergekommen seid“, eröffnete der General die Unterredung umgehend.
„Wie ihr ja bereits aus meiner Einladung wisst, geht es bei der bald startenden Forschungsmission darum, nach weiteren Hinterlassenschaften der alten Lemurer zu suchen, die heutzutage noch immer am Boden des Pazifischen Ozeans verborgen liegen könnten.
Eines dieser Unterwasserobjekte haben wir ja bereits mit Admiral Anuk-Thors Fliegender Stadt nahe der Osterinsel entdeckt. Jedoch gibt es berechtigte Annahmen, dass es nördlich von diesem Fundort am Boden des Pazifiks offensichtlich noch mehr zu finden gibt. Erinnert euch vor allem an die Unterwasserobjekte, von denen Professor Grant damals sprach.
Damit meine ich nicht nur den in rund 600 Kilometer Entfernung von der Osterinsel vermuteten, im Wasser des Pazifiks versunkenen altlemurischen Raumhafen, sondern auch die beiden noch einmal rund 1.000 bzw. 1.500 Kilometer weiter nördlich davon gelegenen subozeanischen Objekte, bei denen es sich möglicherweise um untergegangene altlemurische Unterwasserstädte handelt 8.
Nachdem wir inzwischen erfahren haben, wo im Atlantik die unterseeischen Teile des früheren Kontinents LEMURIA einst lagen, ist es doch nur wahrscheinlich, dass es auch im Pazifik einen auf ähnliche Weise untergegangenen Kontinent geben könnte.“
„Du sprichst vom sagenumwobenen Kontinent MU , der bislang von irdischen Forschern der alten Schule stets für eine Fiktion gehalten wurde. Doch dasselbe haben eure Wissenschaftler früher auch über LEMURIA gesagt“, warf der designierte Expeditionsleiter, Admiral Mero-Khan, an dieser Stelle ein.
„Gut – damit hätte die anstehende Mission ja auch einen passenden Namen. Nennen wir sie doch Forschungsprojekt MU . Doch was mich viel mehr interessiert, ist die Frage, warum es in den Datenspeichern des Rechengehirns ASGARD nur so wenige Hinweise auf diesen weiteren altlemurischen Kontinent gibt, der heutzutage unter den Wellen des Pazifischen Ozeans zu liegen scheint“, meinte General Bart Blackhorse in diesem Moment.
„Das würde mich auch interessieren, Bart“, erwiderte Kommodore Brigid-Thor sogleich. „Ich werde nachher mal mit meinem Vater und meiner Tante sprechen. Vielleicht können die zwei sich ja noch daran erinnern, was es mit diesem sagenumwobenen Kontinent MU auf sich hat. Zumindest scheint ja der Stützpunkt meiner Tante Anuk, lange vor dem Einschlag des Asteroiden im Golf von Mexiko, ein Teil davon gewesen zu sein.“
„Sehr gut Brigid, mach das bitte“, erwiderte der alte lemurische Admiral Mero-Khan prompt. „Vielleicht sollten wir aber auch die Datenspeicher ASGARDS nochmal eingehender durchforsten und auch die horusianischen Geschichtswissenschaftler und Barts Verlobte General Amal dazu befragen.
Eine mögliche Erklärung für die nicht gerade üppige Informationslage könnte aber auch sein, dass der Untergang von MU – aus welchen Gründen auch immer – schon lange Zeit vor der galaktischen Katastrophe geschah, durch die TERRUM vor 65 Millionen Jahren beinahe vernichtet wurde.“
„Schon mal darüber nachgedacht, dass der Kontinent MU, anders als LEMURIA, vielleicht gar kein versunkener Kontinent ist?“, warf Mora Kranz in diesem Augenblick grüblerisch ein.
„Was meinst du damit, Mora?“, fragte General Bart Blackhorse umgehend zurück.
„Na ja, es wäre doch möglich, dass einige der frühen Lemurer zu ihrer Zeit unterseeische Städte und Einrichtungen gebaut und auch unter Wasser gelebt haben. Bleibt nur die Frage, wann und warum sie diese Habitate unter dem Ozean errichtet und danach irgendwann wieder verlassen haben“, erwiderte Mora Kranz sofort.
„Interessante Idee, Mora. Vor allem wenn es stimmen sollte, dass dieser Exodus schon lange vor dem Bau der Raumstation PHOBOS und des darin eingebetteten Rechengehirns ASGARD stattfand“, kommentierte Oberst Thure-Pan, der Kommandant der SOL, Moras gerade gemachte Äußerung.
„Das ist eine durchaus mögliche These, Thure. Zumindest würde sie erklären, warum in den ASGARD-Dateien so gut wie keine Informationen darüber existieren“, murmelte der jetzt ebenfalls nachdenklich wirkende Cyborg Viktor Thule im gleichen Augenblick in die Runde.
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