Die Vielfalt der Landschaften – der Variantenreichtum schwedischer Küsten und des Binnenlandes - zeigte sich als Geschenk Nr. 2. Beide Schärenküsten waren uns von den Vorjahren vertraut – wie schön, sie auf einer Reise im Gegensatz und Vergleich zu genießen.
Die häufig bewaldeten Schären der Ostküste fanden wir idyllisch – herrlich der Duft nach Nadeln, Laub und Wasser – quasi eine Gebirgslandschaft nahe dem Meeresspiegel. Hier entdeckten wir einsame Ankerplätze.
Wie anders erlebten wir die kahlen Felsinselchen der Westküste, belebt durch bunte Häuser – viele blau-gelbe Flaggen und alles ruft „Urlaub, Sommer!“ Die vielen Menschen gehören ins Bild – die viel befahrenen Wasserstraßen sind gewöhnungsbedürftig – die protzigen Motorboote mit ihren rücksichtslosen Fahrern erschienen uns oft störend und behindernd. –
Der Götakanal schließlich – viel besungen und beschrieben – hielt, was er versprach. Wechselnde Landschaftsbilder – wechselnde „Betätigungsgrade“ (von grenzenloser Faulheit über weite Strecken bis zur geschäftigen Betriebsamkeit in den Schleusen). Eine wahrlich bunte Zeit. Die Schleusentreppen in Berg und Motala – die kleinen Seen Asplangen, Roxen, Boren – der große Vättern gefolgt von der schönsten Landschaft um den Viken – bis zum Binnenmeer Vänern. Die Eigendynamik dieser 2 1/2 Wochen – Übung in Gelassenheit – warten vor Brücken und Schleusentreppen – all das ließ Zeit zur Betrachtung. Der Trollhättan-Kanal sei an dieser Stelle nur nebenbei erwähnt – von dort ging es im wahrsten Sinne bergab – nach den persönlichen Begegnungen im Götakanal machte mir die Großschifffahrtsstraße wenig Vergnügen.
Apropos Begegnungen – hier ist das Geschenk Nr. 3: Der Götakanal ist ein kommunikatives „Pflaster“ – meist passen 4 Sportboote in eine Schleusenkammer – mal hier und da ein Plausch – man schleust gemeinsam, trennt sich wieder – (jeder pausiert anderswo) aber irgendwann trifft man sie wieder: das nette holländische Paar, die kinderreiche schwedische Familie – die Stralsunder Landsleute mit dem schönen Boot. Man winkt sich zu und freut sich und tauscht ein paar Erlebnisse aus. So trafen wir sogar den Heidelberger vom Vorjahr bei einem Anlegesteg – und „Albatros“ vom YCS mit dem Ehepaar Weingarten im oberen Hafen von Berg. Vor jeder Schleusenkammer – bei jeder Brücke freundliche Begrüßung durch meist junge Schwedinnen und Schweden, die als Schleusenwärter während der Ferien arbeiten. Radfahrer und Spaziergänger schauen oft beim Schleusen zu – die Atmosphäre bleibt überall interessiert und fröhlich.
Das allein wäre schon genug für einen prima Urlaub. Aber neben den flüchtigen Begegnungen haben wir auch noch mehr erlebt: Freunde gefunden. Wir als primäre „Steuerbord-Hinten-Schleuser“ bildeten mit dem Frankfurter „Steuerbord-Vorne-Schleuserpaar“ Andrea + Detlef von der „Argonauta“ nicht nur ein prima Aufwärtsschleusenteam – sondern fanden auch sonst viele Gemeinsamkeiten. Aus dem fröhlichen Schwätzchen am Schleusenkammerrand wurden rasch gute und tiefe Gespräche – aber auch der Humor blieb. So verbrachten wir viele Abende gemeinsam - mal hier, mal da – mit Rot- und Pflaumenwein, mit „Schnabulierereien“ – mit Erzählen, Musizieren und Ligretto-Spielen – beim schwedischen Kubb-Spiel im Freien – im Konzert in Trollhättan. Gemeinsam mieteten wir ein Auto, um vom Vänernsee aus zum Tiveden-Nationalpark zu fahren. Dort verbrachten wir einen zauberhaften „Urwaldland-Tag“. Benni, Detlefs Sohn, und Andreas Freundin Katja ergänzten nach 1 ½ Wochen das „Argonauta“-team. Von nun an gab’s „Großfamilienaktionen“ : Elchsafari – gemeinsamer Octopus-Bootsausflug von „Schäre 7“ nach Marstrand mit genussreichem Fender-Schwimmen im 22° warmen Wasser – Grillen und Abschied nehmen. –
Ein besonderer Segelurlaub fürwahr – Zeit, Landschaft und Menschen.
Und übrigens – im Sommer 2002 möchte Octopus in die Nordsee.3
Reiseroute Sommerreise 1998 mit SY.Octopus

Reise 200127.Juni bis 7.Juli (Paul mit Freund Jürgen) 447sm
Strande – WerfthafenBeelitz/Fehmarn – Gedser – Darsser Ort – Stralsund – Gager – Neksø/Bornholm – Christiansø – Allinge – Utklippan – Degerhamn/Öland – Borgholm – Påskallevik
7.Juli bis 4.August (Beate und Paul) 544sm
Påskallevik – Figeholm – Bucht bei Sparö/Krokö(57°42,8N,16°43,9E) – Bucht bei Fyrudden(58°10,6N,16°59,0E) – Stegeborg – Mem – Schleuse Brattum – Berg – Ljungbro – Motala – Vadstena – Brosundet/Viken – Lyrestad – Mariestad/Vänern –Läckö – Dalbergsaa – Vänersborg – Trollhättan – Göteborg(L.B.) – Bucht e-lich Marstrand(57°54,4N,11°38,3E) – Gulholmen – Schäre Slich Lindholmen – Almönsund – Vrangö – Varberg – Grötvik
5.August bis 12.August (Hans-Jörg + Crew) 196sm
Grötvik – Torreskov – Humlebæk – Kopenhagen – Nyord – Guldborgsund – Rødby
14.August bis 16.August (Paul und Ursula) 43sm
Rødby – Strande Gesamt:1230sm
Link für Fotos 2001©
https://www.dropbox.com/sh/glev7s02s9wsixu/RdGNfe4BNO
Unsere Sommerreise 2002
(Fremdgänger – und – Heimkehrer)
FREMDGÄNGER
„Tu es nicht, bleib zu Haus‘ in den vertrauten Ostseegefilden, wo nur der Wind dich begleitet, weist und lenkt!“ – Warum eigentlich? – Wir waren jedenfalls wild entschlossen, das Abenteuer zu wagen und dorthin zu fahren, wo der Mond regiert.....
1 WiderWillen, wider Starkwind, wider Sprühregen aus West ging es am 24. Juli los – weil es besser werden sollte am Wochenende. Unsere Freude war reduziert auf die „gute Luft“, denn man wurde bescheiden in diesen kalten „Novembertagen“. Rendsburg war unser erster Urlaubshafen.
2 Weiterins mäandrierende Flussbett der Binneneider – lieblich, idyllisch – ein paar unermüdliche Angler unter grünen Regenschirmen können’s nicht lassen. – 5* Matjes mit Bratkartoffel in Süderstapel krönen den grauen Tag – mit neuer Kraft in der frühen Abenddämmerung zur Schleuse Nordfeld.
3 Staunenüber die Gezeiteneider im morgendlichen Sprühregen – warme Klamotten und Ölzeug schützen den Leib, die Sinne werden frei für den Zauber: das Ohr für das Tschilpen und Tirilieren der Vögel, das Auge für das lebendige Treiben des Federviehs in Wasser und Luft, für Tonnen und Baken im so ganz anderen Flussbett, die Nase für den Duft des Watts. – Nur der Magen fordert noch sein Recht.
4 langsamer:In Friedrichstadt die Handbremse ziehen – bleiben, die Müdigkeit spüren und zulassen – schlafen – lesen - schweigen – sein. Kleiner Spaziergang zu den abendlichen Grachten. Das Volksfest tönt zu laut. Der italienische Wein im einsamen Lokal stillt vorübergehend Sommergelüste und schürt Sommerahnung – Tatsächlich: die Abendluft duftet satt nach nahender Wärme.
5 endlich:Die Sonne kehrt in Tönning zurück, erleuchtet pflichtbewusst den schönsten Hafen der Eider – das malerische Städtchen und der freundliche Hafenmeister laden zum Bleiben. Sonnenbaden im Cockpit mit Blick in das bunte Treiben – mittendrin‘ sein und doch geschützt – vorher die Gezeiten erleben – drei Stunden vor der Einfahrt liegen – festmachen verholen – learning by doing.
6 Timing:Ein Wunschtraum wird wahr – pünktlich dreht der Wind nach SE und wir gleiten mit Spinnaker auf Helgoland zu, lassen das Eidersperrwerk am frühen Morgen hinter uns – sagen dem Wasserlauf „Danke“ und begrüßen die Deutsche Bucht. Sonnenschutzfaktor 20 täte not! –
Читать дальше