Traumhaft schöne Naturhäfen – wir geben ihnen Namen: Pilzschäre und Stiefmütterchenschäre, Blaubeerschäre...sie haben ihr eigenes Gesicht, ihren charakteristischen Bewuchs, ihren speziellen Geruch – sie laden ein zum Sein, zum „in sich Ruhen“.
Und die echten Häfen, die wir anlaufen müssen, „tun nicht weh“ – Fiskehamn in Oxelösund und schließlich Södertälje. Ersterer hat, obwohl nahe der Industriestadt, Atmosphäre. Ein sehr netter Hafenmeister verbreitet Gastfreudschaft – ein reizvolles Hinterland beschenkt uns mit tollen Ausblicken und dem variantenreichsten Pilzfund unseres Törns. Auch Wanderwege von Blaubeeren gesäumt, führen durch diese Gegend. Södertälje, Tor zum Mälaren. Wir verlassen den Schärengarten und entscheiden uns vorerst für diese Richtung nach Stockholm. Episode eines Abends: Die Hafenmeisterin und Restaurantbetreiberin dort reagiert auf die Antwort auf die Frage „Hat es geschmeckt?“- „Ja, sehr gut, aber es war ein bisschen wenig“ – mit dem entschiedenen Ausspruch: „Ach, Sie sind nicht satt geworden? Dann mach ich Ihnen noch was!“ und kommt wenig später mit 3 knusprig gebratenen Fleischspießchen und Reis zurück.
Vergnügliche Abende und Gespräche in besagten 2 Häfen mit jeweils momentanen Einhandseglern. Tipps über die Fahrt nach Stockholm und über den Märlaren bei erlesenem Heidelberger Wein. Von Södertälje aus mit dem Zug zum Schnuppertag nach Stockholm – Erster Eindruck, wunderschön: Katarinahissen, Gamla Stan, Bummel und schönes Chorkonzert in der Tyska Kirka „St Gertrud“.
Weiter durch die Schleuse in den Mälaren – ganz andere Landschaft – lieblicher, weniger Felsen, viel Sumpf und Wald. Ankern nahe Gripsholm in einsamer Bucht – Baden und die Stille genießen – der Morgen so zauberhaft wie der Abend – Sonnen, Lesen, Baden – „einfach Bleiben“ ruft alles in einem – aber es lässt sich nicht halten – wir ziehen weiter – rumsen kurzfristig auf, weil wir auf die richtige Beleuchtung von Schloss Gripsholm zum Fotografieren während der Fahrt warten – und tauchen ein in die Welt des Adels vergangener Jahrhunderte und ihre sichtbare Pracht.- Noch ein 2. netter Ankerplatz im Mälaren und schon geht’s nach Stockholm. –
Xmal habe ich schon die Schönheit der schwedischen Hauptstadt preisen gehört – beim „Einsegeln“ nach Stockholm bewahrheitet sie sich. Eine fordernde Etappe, aber zauberhaftes Segeln im belebten Wasser der großen Stadt. Schon der Weg dorthin spannend und schön. – In Navishamn „im Schwell getanzt“, das war die einzige negative Stockholmerfahrung, aber wenigstens zentrale Lage: „Skansen“ satt. Einen Tag Eintauchen ins historische Schweden – abends Neustockholm, beides faszinierend. „Zu unserer Begrüßung“ am ersten Abend ein prächtiges Feuerwerk vom Boot aus genossen. Eine Stadt zum „Immer-Wiederkommen“. Der Blitzbesuch war gut und dennoch: was für ein Kontrast zu den Schären, zur Natur pur. Seltsam, als wir nach 2 Tagen Stockholm verlassen, (wieder eine wunderschöne Segeletappe) hebt sich die Stimmung mit jeder Meile weg von der Stadt.
Ystad wurde es natürlich nicht – trotzdem sind wir in nur 3 Tagen zurück nach Südwesten gesegelt bis Nyköping. Ein Sturmtag forderte uns ziemlich: Es wurde 7 gegen an und auch im Schärengarten baute sich See auf. Abwettern in einem Nothafen – Schachspielen und sich noch ein bisschen bedauern über die 2 noch ausstehenden Starkwindsegeltage aus SW – aber erstens kommt es anders... und beim Segeln kommt es sehr oft anders. 50 Meilen am vorletzten Tag, 10 herrliche Segelstunden bei Sonne – einfach fröhliches Kreuzen. Zum Schluss raum durch den engen „Maschenzaun“ des Nyköpingfjords einsegeln. Ist es wirklich zu Ende hier und heute? Richtige Wehmut erwächst. – Arne und Mirja erwarten uns schon – familiäres Austauschen und Lachen und Lachs essen und mit Fischhaut die Enten füttern und als die Gabel mit über Bord geht, springt der Skipper der 1. Etappe ins Hafenbecken, rettet zwar die Gabel nicht, bringt aber einen alten Topf als Hut an die Oberfläche.
Das Alphabetist fast zu Ende, ich hab noch nicht alles erzählt:
... dass knapp vor Stockholm die bunte Mütze über Bord ging, die aber mit schicker Q-Wende im engen
Fahrwasser bravourös gerettet wurde.
... dass es in den Schären nach Wald und Meer gleichzeitig riecht.
... dass einen das innere Schwanken an Land nach einem Tag auf See richtig froh machen kann.
... dass ein Segelurlaub, selbst bei durchwachsenem Wetter, in so einer Gegend das Größte ist.... dass, ach was weiß ich? ... Fahren Sie doch selber hin!
Wir jedenfalls fuhren mit dem Auto nach Hause – seltsam genug: Vätternsee, Campen etwas südlicher, Öresundbrücke, Dänemark Richtung Rødby.
Zwei Möwen begleiteten die Fähre nach Puttgarden, fraßen den Gästen aus der Hand, bevor sie weiter zogen. Und wir zurück in den Alltag – die nächste Freiheit zu Wasser kommt erst 2001.
Reiseroute Sommerreise 2000 mit SY.Octopus

Reise 200011.Juli bis 10.August (Beate und Paul) 780sm
Strande – Spodsbjerg – Kalvehæve – Gislövsläge – Skillinge – Hanö – Utklippan – Kristianopel – Kalmar – Borgholm/Öland – Visby/Gotland – Grankulleviken – Schäre s-lich Älö – Schäre Stadholmen – Schäre Kråkmarö –Oxelösund – Schäre Nähe Ringsön – Södertälje – Mariefred(A) – Gumnviken(A 59°19,1N,17°18,3E) – Stockholm – Schäre (A 59°11,5N,18°25,4E) – Bucht Gålön (A 59°04,9N,18°16,5E) – Schäre (58°44,6N,17°22,9E) – Nyköping.
11.August bis 25.August (Arne mit Freundin Mirja) 266sm
Nyköping – Oxelösund – Svartskogskär – Schäre(58°°27,1N,16°56,3E) – Schäre(58°19,9N,16°44,0E) – Karö(A) – Västervik – Käringskäret (57°29,8N,16°44,0E) – Påskallevik – Borgholm – Kalmar – Sandhamn – Karlskrona – Ekenäs
26.August bis 2.September (Hans-Jörg + Crew) 266sm
Eckenäs – Hanö – Skillinge – Smygehamn – Nyord – Vordingborg – Fejø – Bagenkop – Strande. Gesamt:1294sm
Link für Fotos 2000©
https://www.dropbox.com/sh/rqhogqz5xq0st7e/PauT8qXnTv?n=267714909
Unsere Sommerreise 2001
Octopus auf ihrer schönsten Reise
Sie kennen das – die letzte Erinnerung ist oft die schönste. So hätte ich ohne Zweifel auch im vergangenen Jahr unsere Schwedentour so tituliert – und dennoch....
Was ich Ihnen allerdings schulde, ist eine Erklärung für diese Behauptung.
Mit Abstand betrachtet waren wir auf einem 6 Wochen langem Schwedentörn – wie ihn sicher viele schon unternommen haben; Paul segelte mit seinem Frankfurter Freund Jürgen von Strande über Rügen- Bornholm (mit Christiansø) – Utklippan – Öland bis Påskallevik (S-lich Oskarshamn) und ich setzte mit Paul die Reise fort – vier Tage Ostschären – Götakanal (mit Seen-Genuss) Trollhättankanal – Göteborg und Westschären bis Lysekil, Orust rund und zurück bis Gröttvik nahe Halmstad an der Westküste. Von dort ging’s heim mit dem Auto nach Kiel.
(Pauls Sohn mit Freunden brachte Octopus in acht Tagen fast zurück nach Strande – über Humlebek – Kopenhagen – Vordingborg – Guldborgsund – Rødby.
Paul und Tochter Ursula nutzten den ersten Schönwettertag nach einer Starkwindwoche, um das Boot in seinen Heimathafen zurückzusegeln.
Was also war das Besondere an dieser Reise?
Der Skipper sagt: 6 Wochen am Stück zum ersten Mal in meinem Leben – „Zeitlosigkeit“ auf Dauer – Segeln satt.- Tatsächlich fand ich in Påskallevik zwei gebräunte, gelassene und zufriedene Freunde vor. Ich selbst hatte in den 2 Strohwitwenwochen entrümpelt, geordnet und brachte die nötige Ruhe und Vorfreude mit, um einzutauchen in das so ganz andere Leben an Bord. Die Gelassenheit und das Gefühl, Zeit im Überfluss zu haben, war ein Geschenk dieser Reise. West hieß die Hauptrichtung – alles andere blieb offen. Voraussetzung für Flexibilität und Spontanität.
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