Zu früh wird Reinschiff gemacht - kein Baden, kein Sonnen, kein Segeln nach Christiansø, kein Sommer - die zweite Crew übernimmt.
Wir beenden unseren Törn im Iglu- Zelt im Hafen von Listed - bei Windstärke 7 und Böen eine wahrhaft stürmische Nacht - würdiger dramatischer Abschluss eines etwas anderen Segeltörns - rau wie der Sommer im Norden sein kann. Die Sonneninsel Bornholm entdecken wir ein andermal.
PS: Und wie kam Octopus zurück nach Strande? Die Rüstemeier- Tochter und Söhne, Ursula, Hans-Jörg und Arne, bewerkstelligten das: Zwei Wochen Familienurlaub auf Bornholm (Listed, Gudhjem, Allinge, Vang, dann Überfahrt nach Skillinge (Schweden). Crew 3, Hans-Jörg und Arne, brauste in langen Schlägen zurück: Klintholm, Gedser, Orth auf Fehmarn, Strande.
Und alle fanden es kühl aber gut.
Reiseroute Sommerreise 1998 mit SY.Octopus

Reise 199823.Juli bis 8.August (Beate und Paul) 252sm
Strande – Spodsbjerg – Stubbekøping – Klintholm – Vitte/Hiddensee – Rønne – Allinge – Gudhjem – Listed
9.August bis 20.August (Ursula mit Familie) 48sm
Listed – Gudhjem – Allinge – Vang – Skillinge
21.August bis 30.August (Söhne Hans-Jörg und Arne) 176sm
Skillinge - Klintholm – Gedser – Orth/Femarn – Strande Gesamt:476sm
Link für Fotos 1998©
https://www.dropbox.com/sh/kjfmr62jzspfybb/la2OZfK1_F?n=267714909
Unsere Sommerreise 2000
Octopus 2000 von A bis Z Sommerreise nach Stockholm
Abstinenz im vergangenen Segelsommer ließ die Sehnsucht wachsen (wir hatten uns in Kanada herumgetrieben). Überholungsarbeiten an Octopus im Frühjahr verstärkten sie noch. Was also hinderte uns, abzulegen?
Blitzblauer Himmel, wer braucht den schon? Den Wind von der richtigen Seite – warme Unterwäsche an – das Ölzeug parat – legten wir los, am 11.7.2000 – Freude im Gepäck und Zeit. Wohin? Nach Stockholm.
Chance, in 2 Tagen Kalvehave zu erreichen, gut genützt – dort einen Sturmtag abgewettert, mit Ausschlafen, Lesen und einer Erkundungstour des Städtchens Stege auf Møn – Farbenpracht der Natur – Licht und Sonne, nachmittags und abends.
Dann nach Schweden. Gislövsläge, nahe Trelleborg, mit Rauschefahrt erreicht – die Sonne wärmt bei Luftdruck 998 mb – fröhlicher Tiefdruck, also! – Der Alltag tritt in den Hintergrund, Meile für Meile – die Gedanken lassen langsam los – die innere Betriebsamkeit zieht die Bremse.
Eilig aber ist es schon – die Distanz zu den Schären noch weit – nicht „der Weg ist das Ziel“ diesmal, oder doch – oder zu mindestens trotzdem? Die Schritte dorthin genießen lernen, bewusst erleben – nicht drängen. –
Fröhlichen Wassersportler anderer Bootsart getroffen; einsamen Paddler – ihn dann von Skillinge über die Hanö-Bucht bis Hanö gezogen, mit Spi und bei brütender Hitze im Tiefdruckkeller. Einiges über Wanderpaddeln gelernt. – Nach oben zum Leuchtturm von Hanö gestapft – interessante kleine Insel
Großartiges Utklippan im Südosten Schwedens: Klippen, Felsen, niedriger Bewuchs, ein paar Blumen und tausende Möwen – bis zum Ende der Reise der reizvollste Hafen für mich – bei viel Wind eingebraust –
(morgens mit viel Wind wieder abgelegt). Vom urigen Hafenmeister Räucherflunder erstanden – abenteuerliche Hochstimmung.
Herumzigeunern in Christianopel – Interessante Ausstellung (Reliefs aus Maschendrahtgeflecht) – auf dicker alter Mauer stehen und Rinderherde auf grasgrüner Weide beobachten – Rosengarten bestaunen und beriechen – Einstimmen beim schwedischen Volksgesang mit Schifferklavierbegleitung – Turmbläser klingen zur Nacht.
In Kalmar dann 3 Nächte geblieben – Altstadtrundgang – Tanz im Regen auf der Pier – Schlossbesichtigung – Schachspielen im Park – Dinieren im Fischrestaurant – Regen, Wäschewaschen, Landesmuseum – Regen. Dem Zauber der Stadt fehlte ein wenig Sonnenschein.
Ja, Borgholm auf Öland haben wir in schlechter Erinnerung: Hohe Hafengebühr, Anonymität im Riesenhafen, doppelte Discobeschallung selbst bei Sonnenuntergang. Hinter der lauten Stadt zauberhafte Natur – Sand, Sumpf, Wiesen und Felder in aparter Mischung. Bei halbstündigem Abstand vom Hafen haben die leisen Töne wieder Raum.
Kwie kaputt, K wie kein (Gas mehr) – Unfreiwilliger Reparatur- und Beschaffungstag, wie zum Hohn bei strahlendem Wetter und traumhaftem Segelwind – alles noch in Borgholm. Am Spätnachmittag endlich startbereit – Es wird bloß ein kleiner Schlag zum Windmühlenort Sandvik.
Leckere Pilze zum Abendbrot – Boviste und Wiesenchampions gebraten – heben die Laune. Brote für morgen schmieren, Wetterbericht, früh in die Koje. Morgen 0700 h Richtung Gotland? – Richtung Schären? Irgendwie Richtung Nord.
Misty – Morgennebel wird Diesigkeit – Wind schwach bis „geht so“ – St.Petersburger Segler getroffen – bei Ölands Norre Udde Entscheidung für Visby – lange lange Fahrt – gemeinsames Lesen verkürzt die Zeit – neuer Motor wird richtig gefordert und besteht. In Gotlands Hauptstadt laut und hell und laut und kalt – Wir ergötzen uns noch an Dosenwürstchen und Essiggurken (zu mehr reicht’s nicht) und ab in den Tiefschlaf.
Natürlich ist Visby eine Reise wert, die Stadt der Rosen und Ruinen, zum Bersten voll – geschmackvolle originelle Geschäfte – vieles zum Schauen – Historie paart sich mit der Gegenwart, aber Regen, Regen, Regen. – Bei der Dombesichtigung sind wir mit einer Hand voll Menschen zum anglikanischen Gottesdienst eingeladen – vertrauter Ritus – schöne schwedische Sprache.
Ohne unser Ziel vor Augen wären wir etwas länger auf Gotland geblieben oder bei besserer Wettervorhersage. – Der Wind aber trieb uns weg von der Stadt – Raum, nur mit kleiner Genua, gallopierte Octopus nach Grankullevik auf Öland in 8 Stunden.
Pfannenförmige Bucht im geschützten Nordteil der Insel, uriger kleiner Hafen, und man liegt ruhig wie an einem See. Dem Motor sind die Gotlandwellen von Achtern nicht bekommen. Er hat Wasser geschluckt. Neue Kerzen und ein paar Streicheleinheiten erwecken ihn wundersamer Weise zu neuem Leben. Gemütlicher pilziger Abendspaziergang in den nassen Wäldern.
Quälgeist Regen – Quertreiber, Querulant – An diesem Tag schaffte er uns – Spät weg, weil es von allen Seiten nass war, kaum abgelegt und Richtung NW zu den Schären gewandt, schon wieder diese pieselgrauen fadendünnen Nässebänder so dicht gewoben, dass sie den Blick trüben und sogar den Wind einschlafen lassen. Bei solchen Bedingungen mussten wir uns dann wie beim Klettern mit Seil und Pickel (Leine und Schärenhaken) am Felsen hochziehen, so glatt war er. Abends kam der „Nässekoller“. Endlich in den Schären – aber so? Wir entzündeten eine Kerze und machten uns warme Gedanken.
Riesengroße Überraschung am nächsten Morgen: Sonnenschein! Erst zaghaft, dann immer beständiger blieb er uns treu bis zum Ende der Reise. Kein Tag mehr, ohne dass die Sonne nicht einmal Farbe bekannte. Das beleuchtete Landschaft und Laune.
Schärensegeln – anders als normales Segeln – Es braucht meist 2 Leute –Einer schaut primär auf die Karte und einer auf die Tonnen. Irrtümer könnten laut und hart werden. Ein kleiner selbstklebender roter Pfeil, der 1999 das Ehepaar Thilow sicher durch den Schärengarten führte, weist uns den Weg auf der Karte. Die sichere Hand von Skipper Paul den Weg durch die Fahrrinne. Nach und nach ist da auch Raum zum Wahrnehmen der Landschaft – Schärengarten – ein sprechender Begriff: Wie Blüten, Sträucher und Hecken ragen die Inselchen aus dem Wasser. Wie es wohl unter dem Wasser aussehen mag?
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