Die Mathematik in der Philosophie müht sich in ihrer geradlinigen Denkfunktion um die Näherung an die Ganzhheit der Wahrheit. Der Näherungsgrad hängt vom Grad der Bewusstheit und des Gesundheitszustandes ab, was in Relation zur Höhe der ‘Grundbefindlichkeit’ steht.
Das Bestreben liegt darin, dass Worte aus der Wahrheit herausgetragen werden, um mit ihnen am Gebäude der Erleuchtung und Erkenntnis zu bauen und es philosophisch zu füllen. Die Philosophie muss sich mit der Angst und Unsicherheit des Menschen und den Ursachen des allgemeinen Bildungsverfalls und der menschlichen Entfremdung befassen. Die Fundamente, Mensch zu sein, sind zerrüttet, zerbrochen und zerfallen. Da muss sich das Denken von den Ängsten und Unsicherheiten lösen, um eine Philosophie der Freiheit und Befreiung zu werden.
Das Sein wird nicht erkannt in der Totalität der Unordnung des Seins. Hier bleibt die Ratlosigkeit in der Bewertung des Seins, dass es Aufgabe der Philosophie ist, zur Erkennung und Erkenntnis des Ichs im menschlichen Dasein beizutragen. Die ‘Gravidität’ der Abgestumpftheitder Sinnesorgane muss im Zustand der Dekadenz und des irreversiblen moralischen Verfalls überwunden werden, umdie Werte der Bildung neu zu wiegen und zu verstehen.
Was das Denken betrifft, muss sich Philosophie über die gekränkte und kranke Bewusstheit behaupten. In der Entartung des Denkens mangelt es an der Unterscheidungsfähigkeit (Indiskrimination) von ‘Gut’ und ‘Böse’, was einer Verwischung der Angstmerkmale und dem Gestaltungsverlust (Morpholyse) in der Erkenntnis gleichkommt. Die Symptomatik gipfelt im Merkmal der antipathetischen Sympathie beziehungsweise sympathetischen Antipathie von Geist und Angst, als sei es das Ungenauigkeitsprinzip im Anlegen der elementaren Asymptoten in der Philosophie des Seins. Denn die kleinsten Einheiten der Materie sind nicht physikalische Objekte im gewöhnlichen Sinne des Wortes; sie sind Formen, Strukturen, oder im Sinne Platos, Ideen, über die man unzweideutig nur in der Sprache der Mathematik reden kann (Heisenberg). Wichtig war für ihn der Nachweis der Einheit der Materie: Alle Elementarteilchen können in Stößen hinreichender Energie in andere Teilchen umgewandelt werden, also einfach aus kinetischer Energie erzeugt werden, und sie können sich in Energie, z. B. in Strahlung verwandeln. Heisenberg formuliert: „Alle Elementarteilchen sind aus der gleichen Substanz, aus demselben Stoff gemacht, den wir nun Energie oder universelle Materie nennen können.“
Die Angst selbst ist das plötzliche Herausfallen, das Aufwachen aus den ansonsten sicher geglaubten Sinnzusammenhängen des Lebens und der Gemeinschaft. Man befindet sich in einer Distanz zum Leben, und diese Distanz geht auf den Abgrund zu, den man im Moment der Angst nicht überwinden kann. Problematisch wird es, dass man sich nicht vorstellen kann, diese Distanz mit dem Abgrund noch einmal gehen und überwinden zu können. Diese Angst vor dem Abgrund ist deshalb von größter Bedeutung, weil es im Versuch, den Abgrund zu überwinden, keine Garantie gibt, unbeschadet in die Welt des Lebens zurückzukehren. So steht am Ende dieser Angst die Erkenntnis der Freiheit in ihrer Vieldeutigkeit, das auch im Selbstentwurf zur Eigenverantwortung.
Jeder Neuanfang des Denkens ist Grundmotiv beim Einstieg in die Philosophie, um das gigantische Denkgebäude von innen in neuen Gedankengängen zu ergänzen und dem Zeitgeist entsprechend zu erweitern und zu formulieren. Denn der Sinn der Philosophie ist das Suchen nach der logischen Verkürzung durch Abbau der Suchgleichungen zur Auflösung der unbekannten mathematisch zu findenden Seinsgrößen.
Das Sein, das wir wissen können, ist nicht das Sein in der Fülle der Ideen. Dieses Sein ist „das Umgreifende“ für das Bildlose beziehungsweise bildlich Leere. Weil wir das Sein nicht als Ganzes überblicken können, kann es nur an seinen Grenzen (Glück, Krankheit, Verlust, Tod) bewusst werden. ( Jaspers )
Wird das ärzrlich Mögliche versäumt, dann wird das seelisch Begehrte nicht erreicht. ( Jaspers ) Der Mensch entwirft eine Philosophie, deren Achse die bildende Seinsnatur des menschlichen Geistes ist. Es kommt zum philosophischen Entwurf der menschlichen Seinsnatur.
Angst wurde in der Existenzphilosophieprominent. Sie spielt seit der antiken Ethikeine große Rolle. Während die Existenzphilosophie mit Kierkegaard zwischen Angstund Furcht unterscheidet, ist das in der antiken Ethik nicht der Fall.
Die Angst bewirkt, dass der Geist sich im Versuch, sich selbst zu setzen, am Ende selbst verfehlt. Die Sünde ist für Kierkegaard ein misslungener Akt der Selbstsetzung des Geistes bzw. der Freiheit. Auch auf der Ebene des der Sünde verfallenen Geistes lebt der Mensch in Angst: „Die Sünde ist mit der Angst hineingekommen, aber die Sünde brachte wiederum die Angst mit sich“. Die Angst im Zustand der Sünde ist die Angst vor der Erlösung von der Sünde als „ein Nichts, welches das Individuum so liebt wie fürchtet“.
Fortschritt im Menschen als Persönlichkeit
Der Begriff des ‘Fortschritts’ liegt im Moralischen und Persönlichen. Seit Sokrates wächst Tugend durch Tugend als Ergebnis der forschreitenden Erziehung im richtigen Umgang mit Menschen als Vorbild durch Übung, Erkenntnis und ständiges Streben. Der Mensch als Persönlichkeit ist zur Verbesserung im intellektuellen und Moralischen Bezug fähig, was ihm früh die schulischen Leistungen beweisen.
Es ist das Prinzip des Anlegens der sich bewegenden Asymptote an den Kreis oder die Ellipse des Kegelschnitts des Lebens, was den Fortschritt in seiner Erkennung markiert im Lernen und Üben und darüber hinaus bis zur biologischen Reife. In der Ethik des Lebens und in der vollen Verantwortlichkeit nimmt der Fortschritt für die Dauer des Lebens intellektuell und moralisch kein Ende.
Die Selbsterziehung geht durch die biologische Reife hindurch, weil das Erreichte in der erstrebten Vervollkommnung immer noch unvollkommen ist. Für die Gesellschaft wie für die Menschheit als Ganzes gibt es die Anstrengungen der sittlichen Erziehung, weil für die Phylogenie gelten soll, was für die Ontogenie gilt. Das lässt sich jedoch ethisch nur sehr schwer oder gar nicht aus der guten Theorie, was Humanismus beinhalten soll, in die tägliche Praxis umsetzen. So bleibt der Fortschritt bis zuletzt eine Übung, in der das erstrebte Ziel der intellektuell-moralischen Vollkommenheit für die Dauer des Lebens nicht erreicht wird.
Wahrheit und Verantwortlichkeit
Was ist der Traum der Utopie wert? Gibt der Traum die Wahrheit, dann geht mit dem Verlust des Traumes die Wahrheit verloren und vice versa. Nicht immer heilsam ist die Wahrheit und die Nähe zu ihr. Der psychologische Wert der Utopie ist unbestritten, dass sie die Massen der Völker anfeuern kann zu Taten, Entbehrungen und zu Leidenschaften und großen Leiden.
Die Geschichte lehrt, dass der Mythos, egal ob wahr oder unwahr, meist unentbehrlich zum Guten wie zum Schlechten war. Die Mythen, auch wenn sie utopisch waren, haben ihre Wunder gewirkt und die Moral der Völker gefesselt. Oft lag hier der ‘Reifungsprozess’ einer ungewollten oder der politisch gewollten Täuschung zugrunde. Das Ziel der Verheißung wurde oft nicht erreicht, wenn die Menschen ihre Opfer in sinnlosen Schlachten hergaben.
Die Antwort auf die Frage nach der Wahrheit entscheidet den Fortgang sowohl im Einzelnen wie in der Geschichte der Völker. In der Wahrheit kommt es auf die ‘innere Richtigkeit’ an, das heißt, auf die Taten, die recht und rechtmäßig sind. Es ist die wahre Absicht und der wahre Abschied, die den wahren Weg in die Zukunft öffnen oder sperren.
Die intellektuell-moralische Freiheit ist der Raum für die hohe Herausforderung zum Leben mit dem Überleben für die Zukunft. So wirft die Frage nach der Wahrheit den Brennstrahl auch auf die Ethik der moralischen Utopie, die in der Zielbestimmung ihre Macht in Bezug auf den Begriff des Fortschritts beibehält.
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