Tautau tippt Lilly an. »Kannst du mich ganz fest in den Arm nehmen?«
Sie streckt den Daumen in die Höhe: »Selbstverständlich. Ich ziehe mir eben meine Jacke an«, verkündet sie an Opa gewandt.
»Okke«, sagt Opa Alfred. »Du und deine Kuh könnt euch auf den hinteren Sitz setzen.«
»Hey, ich bin keine Kuh sondern ein Stier.« Tautau kneift die Augenbrauen zusammen und zieht einen Flunsch: »Ein ziemlich Hübscher, um genau zu sein.«
»Jetzt fahrt endlich, sonst kommt ihr zu spät«, mischt sich Mama ein.
»Okke«, sagt Opa nochmals und macht sich auf den Weg.
Sein Auto sieht aus wie ein Boot. Dieses Teil hatte Opa vor Jahren allein zusammengeschustert, sozusagen ein Opa-Alfred-Hobbybootauto. Er setzt Lilly und Tautau im Kindergarten ab und düst sofort wieder los. Eine kleine Jungshorde begrüßt sie an der Tür.
»Was war denn das für ein komisches Auto?« Anführer Jonas verkneift sich das Lachen.
»Geht dich gar nichts an!« Lilly verschränkt die Arme und schaut die Jungsbande angriffslustig an. Sie hat keine Lust, von Opas Autobootleidenschaft zu erzählen.
Jonas streckt ihr die Zunge raus: »Blöde Kuh!«
Tautau hebt einen Huf: »Das heißt blöder Stier! Wennschon, dennschon.«
Er und Lilly klatschen sich grinsend ab. Die Jungs schütteln den Kopf und lassen die beiden in Ruhe. Lilly verrät niemandem im Kindergarten, dass sie am nächsten Tag Geburtstag hat. Der Tag vergeht wie im Flug und abends fällt sie müde ins Bett.
Happy Birthday
Am nächsten Morgen springt Lilly schnell wie der Blitz aus den Federn und hüpft wild im Zimmer umher. Tautau glaubt zuerst, dass sie sich wehgetan hat. Bis ihm einfällt, dass ja heute Lillys Burzeltag ist.
Wenn die wüsste, welches Geschenk ich für sie habe. Das kleine Schlitzohr Tautau lacht sich ins Fäustchen.
In der Zwischenzeit trällert Lilly Heute ist mein Geburtstag in einer Tour. Ihre Haare fliegen auf und nieder und ihr strahlendes Lächeln erfüllt den ganzen Raum. Flink zieht sie sich das blaue Kleid mit dem weißen Spitzenkragen über und hopst die Treppe herunter.
Unten stehen Mama und Papa mit einem großen Geburtstagskuchen. Auf dem Kuchen warten fünf Kerzen, die ausgepustet werden sollen. Doch zuerst singen ihre Eltern ein Geburtstagsständchen. Lillys Herz klopft wie verrückt, so aufgeregt ist sie. Endlich sind sie fertig. Lilly schließt die Augen und pustet im Rekordtempo alle Kerzen auf einmal aus.
Hoffentlich bekomme ich das Fahrrad , wünscht sie sich in Gedanken. Sie öffnet die Augen wieder und erschreckt sich. Sie hat gar nicht gemerkt, das Tautau näher gekommen ist. Er steht vor ihr. In seinem Huf steckt ein Zettel. Der andere ist auf dem Rücken versteckt. Er schaut mit großen Kulleraugen zu ihr auf und singt:
Wenn ich an dich denke,
und dir Blumen schenke.
Wenn ich für dich singe,
und dir Blumen bringe.
Ja dann, ja dann,
ist Geburtstag, Mannomann.
Wenn ich mit dir kuschel,
deine Haare wuschel.
Wenn ich mit dir herze,
und mit dir auch scherze.
Ja dann, ja dann,
ist Geburtstag Mannomann.
Ich hab dich ganz doll lieb,
das weißt du sicherlich,
drum schenk ich dir.
MICH.
Er fällt auf ein Knie, zieht die versteckte Hand hervor, und überreicht ihr einen Blumenstrauß mit lauter Sonnenblumen. Das sind ihre Lieblingsblumen. Lilly kullern ein paar Freudentränen über die Wangen. Sie hätte nie gedacht, dass Tautau für sie ein Lied singt. Das überwältigt sie total.
»D-danke, D-danke«, stottert sie deshalb nur, hockt sich hin und breitet die Arme aus. Der kleine Stier stürzt sich mit Vergnügen hinein.
Mama hat in der Zwischenzeit den Kuchen zum Esstisch gebracht und schneidet ihn auf. Papa wartet bereits am Tisch. Vor ihm liegt ein leckeres Stück Geburtstagskuchen. Im Zimmer riecht es verführerisch nach Kakao.
»Dann kommt mal her und holt euch auch Kuchen«, ruft Mama. »Und nach dem Essen überreichen wir dir dein Geschenk.«
Lilly und Tautau flitzen zum Esstisch und stopfen sich abwechselnd Kuchen und Kakao in den Mund. Lilly möchte endlich wissen, was sie bekommt. Ihr Teller ist leer. Ihr Becher ist leer. Sie trommelt unbewusst mit den Fingern auf den Tisch. Tautau braucht etwas länger. Nachdem alle gestärkt sind, holen Mama und Papa ein komisches, rundes Geschenk hervor.
Wie ein Fahrrad sieht das aber nicht aus, denkt sie.
Lilly lässt den Kopf hängen. Sie reißt das Papier ab. Es ist ein Fahrradhelm. Sie schaut ihre Eltern entgeistert an: »Ich habe doch gar kein Fahrrad.«
»Na, dann geh mal in den Garten«, entgegnet Mama.
Lilly schnappt sich Tautau und rennt zur Terrassentür. Da steht ein nigelnagelneues rotes Kinderfahrrad mit einer riesengroßen Schleife. Sie reißt die Hände nach oben und springt mit einem weltrekord-verdächtigen Sprung in die Luft. »Juchhu!«
»Ab morgen wird Fahrradfahren geübt!«, befiehlt Papa lachend.
Lilly ist glücklich. Alle ihre Wünsche haben sich erfüllt.
Wenn die Drachen Sachen machen,
statt die Festung zu bewachen.
Dann werden sie von bösen Riesen,
von der Burg ganz schnell verwiesen.
Wenn der Geist des Nachts nur kreist,
statt bösen Kindern in den Popo beißt.
Dann kommt die Nixe fixe, fixe,
und packt den Geist in eine Ritze.
Wenn die Elfen nicht mehr helfen,
sondern mit Kartoffeln werfen.
Dann kommt die Fee ohjee, ohjee,
die hat bestimmt ’ne gute Idee.
Wenn die Hexen nicht mehr texten,
sondern nur mit Farben klecksen.
Dann kommen die Zwerge aus der Ferne,
und die Hexen sehen nur Sterne.
Wenn der Kobold nicht mehr Gold holt,
sondern alles nur verkohlt.
Dann kommt die Nymphe mit Geschimpfe,
und haut dem Kobold auf die Strümpfe.
Auf einmal kommt der Wichtel,
auf seiner Fichtel,
und macht mit viel Gedichtel,
alles wieder richtel.

Das grüne Krokodil und der orangene Löwe
Eines Tages stritten sich das grüne Krokodil und der orangene Löwe, wer schneller von beiden ist.
Der orangene Löwe hatte Angst vor dem großen Maul des grünen Krokodils. Aber das durfte er sich nicht anmerken lassen. Er gab niemals auf.
Das grüne Krokodil wiederum hatte Angst vor dem Gebrüll des orangenen Löwen. Aber das durfte es sich nicht anmerken lassen. Es gab niemals auf.
Der orangene Löwe stieg in sein orangenes Flugzeug und bereitete sich zum Abflug vor. Das grüne Krokodil hatte einen grünen Traktor, der ebenfalls fliegen konnte. Der orangene Löwe startete sein orangenes Flugzeug und rollte los. Der grüne Traktor war ebenso schnell und kam immer näher und näher.
Da hob das orangene Flugzeug ab und der orangene Löwe war in der Luft. Er atmete auf. Doch schwuppdiwupp flog der grüne Traktor hinterher. Der orangene Löwe bekam große Augen und gab kräftig Gas.
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