Julia Born - Ruhm und Cola

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Als in die unschlüssige Millennial-Generation geborene Mittzwanzigerin hat Lizzy ihren Platz noch nicht richtig gefunden. Ihr Nachbar Alex kämpft im Strudel des Musikbusiness' gegen seine Selbstzweifel. Sie treffen genau in dem Moment aufeinander, als ihre Leben neue Richtungen einschlagen. Während sich für Lizzy durch die Begegnung alles zum Guten zu wenden scheint, geht es für Alex immer weiter bergab.

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Julia Born

Ruhm und Cola

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Inhaltsverzeichnis Titel Julia Born Ruhm und Cola Dieses ebook wurde erstellt - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Prolog

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Vier Jahre zuvor

Gegenwart

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

Ein dumpfes Pochen riss mich aus dem Tiefschlaf. Ich lauschte in meine dunkle Wohnung hinein. Der Mond vor meinem Balkonfenster erhellte spärlich die alten Dielen. Nichts. Grummelnd drehte ich mich auf die andere Seite und schob meinen Kopf tiefer in die Kissen. Als ich endlich eine einigermaßen bequeme Position gefunden hatte und sanft wegdämmerte, wiederholte sich das Geräusch, welches diesmal eindeutig als Klopfen gegen meine Wohnungstür einzuordnen war. Einen Moment lag ich einfach nur da, starrte noch nicht ganz wach meine Deckenlampe an und wägte die Möglichkeiten ab. Vielleicht würde es verschwinden, ohne dass ich meine warme Gemütlichkeit verlassen musste. Immer noch Stille. Dann wieder Gepolter, diesmal lauter, entschiedener. Verschlafen tastete ich nach meiner Brille auf dem Nachttisch. Mein Blick fiel auf den Wecker: halb vier. Es war gottverdammt nochmal zu früh für einen Gast. Schwerfällig schälte ich mich aus dem Bett und tapste barfuß zur Tür. Der Holzboden war kalt und ich begann zu frösteln. Es gab nur eine einzige Person, die es wagen würde, mich um diese Uhrzeit aufzuscheuchen. Nach einer kurzen Kontrolle durch den Türspion, sicher ist sicher, bestätigte sich meine Vermutung.

»Hejjjj.« Glasig aber durchaus erfreut lächelte mich mein Nachbar Schrägstrich bester Freund von unten herauf an. Er saß auf dem abgehenden Treppenabsatz, seine dunkelgraue Skinny-Jeans war noch tiefer gerutscht, als er sie sowieso schon trug und gab den Großteil der mit Donuts bedruckten Boxershorts frei, seine blonden Haare standen zerzaust in alle Richtungen. Obwohl es im Flur und auch vor der Haustür unangenehm kühl war, hatte er auf eine Jacke verzichtet und trug lediglich ein schwarzes T-Shirt. In der linken Hand hielt er eine halbvolle Flasche Weißwein. Immerhin schoss er sich mit Stil aus dem Leben. »Alles gut bei dir?« Meine, zugegeben, rhetorische Frage hätte ich mir angesichts seines Zustandes auch direkt sparen können. Alexander Fink, seines Zeichens Gitarrist einer Indie-Pop-irgendwas-Band sowie Tontechniker für mehrere namenhafte und überregional bekannte Musikgruppen, war so dermaßen im Eimer, dass definitiv nicht alles gut bei ihm war. Dennoch nickte er tapfer und versuchte sich aufzurappeln. Dabei verlor er das Gleichgewicht, suchte Halt und ließ die Weinflasche los, die klirrend auf den Stufen zerschellte. »Ups.« Seine Augen suchten entschuldigend meinen Blick, bevor sie wieder in eine nicht erreichbare Leere abdrifteten. Ich seufzte resigniert. »Komm her, du Rumtreiber.« Vorsichtig legte ich seinen Arm um meinen Nacken und schlüpfte unter seine Achsel. »Geht schon«, murmelte er, schwankte dabei aber so bedenklich, dass ich ihn etwas enger an mich zog. Er roch nach Zigaretten und Alkohol. Wie er es die Treppen hochgeschafft hatte, wollte ich mir lieber gar nicht erst vorstellen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, vergrub er sein Gesicht in meinen Haaren. Eine Geste, die mir mittlerweile sehr vertraut war und die mir trotzdem jedes Mal eine kleine Glücks-Gänsehaut auf den Rücken zauberte. Ich hatte diesen kaputten Typen echt verdammt gern.

»Wo sind denn deine Wohnungsschlüssel?«, fragte ich so deutlich, dass meine Stimme dumpf von den leeren Wänden des Treppenhauses widerhallte. Er zuckte nur die Schultern. Um mir eine Suche in seinen Hosentaschen zu ersparen, beförderte ich, den mich um mehr als einen Kopf überragenden, Alex halb auf mir hängend, halb gehend in meine Wohnung und auf die Couch. Auch für diese war er viel zu groß: Seine langen Beine baumelten an einer Seite herunter, was ihn allerdings nicht zu stören schien. Er schmatzte zufrieden und rückte den Kopf auf einem meiner Kuschelkissen zurecht, mit denen er mich vor gar nicht allzu langer Zeit noch aufgezogen hatte. Bevor ich ihn fragen konnte, was der Anlass für seinen formidablen Zustand war, vernahm ich bereits ein leises Schnarchen. Nicht unbedingt ein Nachteil für ihn, denn meine Schläfrigkeit war komplett verschwunden und damit auch jegliche Toleranz für diese nächtliche Störung. Eine Standpauke wäre ihm sicher nicht erspart geblieben. Gedankenverloren streichelte ich ihm eine Weile über den Kopf, bevor ich den Rückweg in mein Bett antrat. Doch an Schlaf war nicht mehr zu denken. Unruhig wälzte ich mich herum, rechnete die Stunden aus, die mir noch bis zum Klingeln des Weckers blieben und hing meinen ebenso wachen Gedanken nach, die sich wie ein Suchscheinwerfer auf meine Sorgen um Alex richteten. Klar, ich ging auch gerne aus und in den letzten Jahren hatten wir sicher mehr als einen Drink zu viel gemeinsam genommen und uns bis Sonnenaufgang durch die Bars der Stadt getrunken. Aber das, was Alex in den letzten Wochen an Tempo vorlegte, war kaum noch einzuholen. Bisher hatte ich mich noch nicht getraut, ihn darauf anzusprechen und still gehofft, dass diese Phase genauso schnell wieder vorübergehen würde, wie sie gekommen war.

Als es langsam dämmerte und die Sonne erste vorsichtige Strahlen durch mein Fenster schickte, gab ich meinen Schlaf endgültig auf. Natürlich bekam Alex nichts davon mit, dass ich mein Putzzeug zusammensuchte, um die Reste der Weinflasche zu beseitigen, bevor sich am nächsten Morgen jemand beim Hauswart über uns beschweren konnte. Er lag weiter völlig unbehelligt und vermeintlich unschuldig da, die für einen Mann unfairerweise dichtbewimperten Augen fest geschlossen.

Während ich die Glasscherben vorsichtig in einen Müllsack packte, dachte ich an unsere erste Begegnung in jenem Treppenhaus vor vier Jahren. Es kam mir unwirklich vor, wieviel wir seitdem gemeinsam erlebt hatten und welchen Platz der Idiot von gegenüber mittlerweile in meinem Herzen einnahm.

Vier Jahre zuvor

Fuck. Frisch geduscht von einem sommerlichen Regenschauer und mit meinem ebenfalls durchweichten Einkauf in der Hand, schloss ich die Tür zum Hausflur auf. Eigentlich kein Wunder, dass dieser Tag von so einem Mist gekrönt wurde. Mit der freien Hand angelte ich meine Post aus dem Briefkasten, wohlwissend, dass sie mir vermutlich den nächsten Dämpfer versetzen würde. Nicht nur Rechnungen, sondern auch die Urlaubskarten meiner Freundinnen lösten in mir derzeit latente Verspannungen aus. Die lagen jetzt nämlich irgendwo schön am Strand, während ich, gefangen in der Probezeit meines neuen Jobs, in diesem versifften Berliner Sommer vor mich hin gammelte. Super. Es war sogar noch deprimierender, wenn man niemand anderem die Schuld geben konnte als sich selbst.

Während ich die knarzenden Treppen zu meiner, zugegebenermaßen sehr schönen und als absoluten Glückstreffer zu bezeichnenden, Altbauwohnung hochstieg, kramte ich in der Handtasche nach meinem Schlüssel. Passend zu meiner Laune war dieser ebenfalls bis auf den Boden gesackt. Mit den Augen in der Tasche nahm ich die letzte Stufe und traf plötzlich auf ein nicht eingeplantes Hindernis, welches mich binnen einer Millisekunde völlig aus dem Gleichgewicht brachte. Ich ließ die Tüte mit den Lebensmitteln fallen und klammerte mich in einer letzten lebenserhaltenden Maßnahme ans Treppengeländer, um einen Sturz abzuwenden. Mein Puls schlug heftig und ich spürte das Adrenalin durch meinen Körper jagen. Am Fuß der Treppe lag ein matschiger Haufen aus Joghurt, kullernden Cocktailtomaten und zerbrochenem Glas. Na ja. Besser der Einkauf als ich. Was zur Hölle? Schwer atmend und immer noch schockiert, rappelte ich mich auf, strich mir fahrig den Pony aus den Augen und versuchte die Lage zu überblicken. Der Absatz vor meiner Wohnung war vollgestellt mit Krempel. Taschen, Tüten und gleich drei Gitarrenkoffer versperrten den kompletten Weg. Waren die Beatles kurzfristig bei mir eingezogen?

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