Hans Günter Hess
Pit Summerby und die Magie des Pentagramms
Teil 1 Die Clique und das Schulfest
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Hans Günter Hess Pit Summerby und die Magie des Pentagramms Teil 1 Die Clique und das Schulfest Dieses ebook wurde erstellt bei
Der Freundeskreis
Das Geheimnis
Wundersame Geschichten
Schulalltag
Ungewöhnliche Ereignisse
Liebesqualen, Liebesbeichte
Die Magie des Pentagramms
Ausflug zur Burg mit Folgen
Die lockende Verführung
Der letzte Schultag
Impressum neobooks
Pit lag im Gras und starrte missmutig in den Himmel. Die anderen der Clique hatten ihn heute versetzt. Eigentlich wollte er mit seinen Freunden im Baggersee baden gehen. So jedenfalls war es in der Schule ausgemacht worden. Zuerst sagte Fauli ab. Weil er in der letzten Zeit nur noch schlechte Noten nach Hause brachte, hatten ihm seine Eltern Stubenarrest verordnet. Da er mit dem Lernen sowieso auf Kriegsfuß stand, konnte es dauern bis er wieder Freizeit bekam. Auch Dicki fehlte. Als das einzige Kind der hiesigen Bäckerfamilie wurde er nach Strich und Faden verwöhnt. Erst kürzlich erhielt er einen neuen Laptop. Seit dieser Zeit hockte er nur noch vor diesem Ding und zog sich irgendwelche Spiele ein. Dabei mampfte er Unmengen von süßem Backwerk. Sein Körperumfang nahm dementsprechend zu. Lust auf Bewegung und Schwimmen überkam ihn nur selten. Stinki wollte kommen. Wie so oft hatte es wahrscheinlich Zoff zu Hause gegeben. Sein Vater soff in regelmäßigen Abständen und brachte zurzeit wieder einmal das ohnehin schon knappe Geld der Familie durch. Wenn er betrunken heim kam, musste Reinhard, so dessen Rufname, seiner Mutter beistehen. Die Familie wohnte in einem heruntergekommenen alten Haus hinter der Kirche. Man erzählte im Dorf, das hätten sie mal vor vielen Jahren von einem alten kauzigen Sonderling geschenkt bekommen. Seit Urzeiten war nichts an dem Gebäude verändert worden. Neben der Küche gab es nur noch einen beheizbaren Raum mit einem über hundert Jahre alten Kachelofen. Stinkis Lieblingsplatz lag unter dem Dachboden. Hier, in einer kleinen Kammer, konnte er träumen, fern vom ständigen Streit seiner Eltern. Aus dem kleinen Fenster des Raumes hatte man einen wunderschönen Blick auf die Umgebung östlich des Dorfes. Da lag der Burgberg inmitten der Flussschleife, rechts davon erhob sich aus der Aue ein kleiner Hügel mit einer mächtigen Eiche. Unter ihrer Krone lag der Lieblingsplatz der Clique. Dicki nannte ihn Thing-Platz. Das Wort hatte er im Internet ausgegraben. Die Bedeutung konnte er aber nur unzureichend oder gar nicht erklären, wie Vieles, was er aus dem Netz zum Besten gab. Ihm ging es einzig und allein darum, sich wichtig zu machen.
Links vom Burgberg ragte das Gerippe einer verfallenen alten Windmühle empor. Sie bot den einzigen Schandfleck in der sonst so lieblichen Landschaft. Stinki störte dieser Anblick schon lange. Er mochte den normalerweise ungetrübten Blick auf die Harmonie seiner Umgebung. Im Übrigen gab es in seinem Elternhaus wenig Angenehmes. Weder Wasserleitung noch Bad waren vorhanden. Er hatte deshalb über Jahre ein gestörtes Verhältnis zu allem entwickelt, was mit Waschen in Verbindung stand. Weil er so unangenehm roch, machten die Meisten in der Schule einen Bogen um ihn. Trotzdem war er ein Bombenkumpel, auf den man sich verlassen konnte. Pit mochte ihn besonders,
Meli stellte das einzige Mädchen in der Clique. Als Klassenbeste wurde sie von einigen Mädchen als Streberin und überhebliche Ziege verunglimpft. Sie pflegte mit ihnen keine Freundschaften. Sie hielt es mehr mit den Jungen, denn mit denen hatte sie weniger Probleme. Die mochten ihr natürliches Wesen. Meist teilte sie auch deren Interessen, war bei Streichen und Abenteuern immer dabei, oft wort- und sogar federführend. Pit verehrte sie heimlich. Mit allen Finessen versuchte er, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie bemerkte es scheinbar nicht und behandelte ihn wie die Anderen. Sich ihr zu offenbaren, dazu fehlte ihm der Mut. Weil Meli heute ihrer Mutter helfen musste, konnte sie auch nicht zum Baden kommen.
Eine Lerche trällerte ihr Lied. Hoch oben am Himmel direkt über Pit schwirrte sie. Plötzlich verstummte das Tirili und sie fiel wie ein Stein nach unten. Er erschrak. Erleichtert stellte er fest, dass sie kurz über dem Boden wieder flatterte und im Gras verschwand.
Die angenehme Wärme der Sommersonne wich zunehmend einer lästigen Schwüle. Am Horizont entdeckte Pit erste Wolkenfetzen, die sich eilig in Richtung Osten verzogen. Sie wechselten laufend ihre Gestalt, und es sah aus, als wären sie im Streit. In der Ferne warfen sie sich kurz danach übereinander und balgten sich weiter.
In der Krone der mächtigen Eiche wurde es plötzlich still. Das lustige Zwitschern der Vögel war verstummt. Nur das leichte Rauschen des Blattwerks ließ auf den aufkommenden Wind schließen. Einer seiner Lieblingsplätze befand sich in der Nähe der Eiche, da wo er lag. Ganz langsam schob sich der Schatten der gewaltigen Baumkrone an sein Lager heran. Der Missmut war verflogen. Sollte es ein Gewitter geben, wäre es mit dem Baden sowieso nichts geworden. In diese Stimmung hinein pfiff ein Star mit Inbrunst seine Regenmelodie.
Er sprang auf. Am Burgberg stauten sich die ersten Wolken bedrohlich an. Auch der Wind trieb zunehmend sein Spiel. Böen artig wirbelte er altes Laub und Sand auf. Seine Nahrung holte er sich immer wieder aus der Sandkuhle nahe der Eiche. Ein Sandkorn verfing sich in Pits rechtem Auge. Beim Wegwischen verschleierten Tränen seinen Blick. Dabei stolperte er über eine der riesigen Wurzeln, mit denen sich der mächtige Baum im sandigen Boden festhielt. Er fiel hin und lag wie benommen sekundenlang am Boden. Ein kurzes gurgelndes Raunen und Grummeln vermeinte er in diesem Moment im Erdreich zu hören. Doch noch machte ihm sein Auge zu schaffen. Dem seltsamen Geräusch aus der Tiefe maß er deshalb keine weitere Bedeutung zu. Schließlich konnte er mit dem Taschentuch den sandigen Störenfried entfernen. Er raffte sich zusammen und begab sich im Laufschritt auf den Heimweg.
Pit galt als ein sportlicher Typ, und er liebte die Natur. Zu Hause wollte er eigentlich heute nicht rumhängen. Das Wetter machte ihm aber einen Strich durch die Rechnung. Er beschloss, etwas für die Schule zu tun. In Mathe stand er auf einer wackligen Zwei. Schon in Kürze begannen die Sommerferien. Für die Chance, auf eine Zwei zu kommen, standen ihm nur noch wenige Tage zur Verfügung.
Zu Hause begrüßte ihn freudig bellend Boldi. Eigentlich war es der Hund seiner Schwester Jule. Die hatte ihn als Welpen von einem Nachbarn geschenkt bekommen. Das lag fünf Jahre zurück. In seinen Adern flossen das Blut einer Foxterriermutter und das eines Kurzhaarspitzvaters. Pit, dessen Blut sich auch aus einem Mix sehr unterschiedlicher Vorfahren zusammensetzte, mochte diesen quirligen und fröhlichen kleinen Kerl deshalb besonders. Wie immer hüpfte er nun um ihn herum. Boldi kannte keine schlechte Laune. Mit seinen Grimassen und ulkigen Sprüngen brachte er ihn immer wieder zum Lachen. Jetzt setzte er sich auf die Hinterpfoten und kräuselte sein Schnäuzchen. Mit der rechten Vorderpfote gab er Pit ein Zeichen, ihn auf den Arm zu nehmen. Herrchen verstand, nahm ihn hoch und verschwand mit ihm im Haus.
Sein Zimmer lag im Erdgeschoss. Es bot nicht ganz so viel Platz wie das seiner Schwester. Ihres befand sich eine Etage höher. Ein Grund dafür, dass sie sich manchmal nur beim Abendbrot sahen. Jule war mit elf Jahren die Jüngere. Pit, demnächst vierzehn, liebte sie und trat in allen Notlagen als ein besorgter Beschützer auf. Trotzdem verzichtete er gerne auf ihre Gesellschaft. Sie nervte ihn mit den unmöglichsten Fragen, und immer sollte er ihre Spielwünsche erfüllen, falls sie zusammen waren. Wenn es um ihren Vorteil ging, spann sie oft Intrigen, um ihn auszubooten oder ihn bei den Eltern ins falsche Licht zu setzen. Gott sei Dank konnte er heute unbemerkt in sein Zimmer entkommen. Der Hund sprang von seinem Arm auf die Liege. Das Bettzeug lag unordentlich herum. Überhaupt sah es in seiner Behausung liederlich aus. Klamotten, Schuhe, Bücher und vieles mehr bildeten ein chaotisches Durcheinander. Auf seinem Schreibtisch, der auch einem alten Computer beherbergte, stapelten sich CDs, Stifte, Schulbücher sowie Chiptüten und vereinten sich zu einem wilden Haufen.
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