Habe ich überhaupt genug Ideen für ein ganzes Buch? Jedes Wort braucht eine neue Idee!
Fällt mir das Finden von Ideen allein leichter als in der Gruppe?
Liegen meine Stärken eher im Finden oder eher im Entwickeln von Ideen?
Habe ich einen eher durchschnittlichen oder eher außergewöhnlichen Geschmack?
Habe ich eher verbreitete oder eher eigenwillige Interessen? (Hilfestellung: Lese ich vor allem Bestseller und sehe mir im Kino bevorzugt Blockbuster an?)
Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?
Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine einfache Entscheidungshilfe, ob Sie eher zum Veröffentlichen in einem Verlag tendieren oder das Selfpublishing der für Sie bessere Weg ist. Betrachten Sie das Ergebnis als Anhaltspunkt und Denkanstoß, nicht als Vorgabe.
Behalten Sie dabei im Hinterkopf, welche GründeSie für eine Veröffentlichung haben und welche ZieleSie damit verfolgen. Mitteilungsbedürfnis, Spaß am Erzählen oder an Wissensvermittlung, Geld verdienen, Menschen aufrütteln, unterhalten, inspirieren – es gibt viele Gründe, es gibt viele Ziele.
Insbesondere Romanautoren sollte dies sinnreich erscheinen. Wissen sie doch, wie essenziell Gründe und Ziele für einen überzeugenden und starken Romanhelden sind. Zeit für Sie, der Held in Ihrer eigenen Geschichte zu werden und in der Geschichte Ihrer Publikationen.
Sie kommen am Ende dieses Tests, am Ende des Buchs zu keinem klaren Ergebnis? Macht gar nichts. Wie Sie sehen werden, schließen sich beide Wege des Publizierens nicht aus. Im Gegenteil.
Wie wichtig ist mir das Thema »Ideen«?
(1 = weniger wichtig; 2 = wichtig; 3 = sehr wichtig.)
Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Ideen« besser zu mir?
(Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)
Ihre Entscheidung:
Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Übrigens: Sie dürfen auch flunkern und mehr als drei Punkte für besonders wichtige Themen vergeben ;-).
Themen und Trends: Wie trendy sind Sie? Wie trendy wollen Sie sein?
Themen und Trends sind so scheuwie eine Herde Rehe. Oft verschwinden sie im Unterholz, bevor man sie richtig zu Augen bekommt. Tendenziell sind eher Sachbuch- oder Ratgeberthemen trendabhängig, das heißt, sie erfordern schnelles (Re-)Agieren. Belletristische Themen sind langlebiger, Trends und das schnelle Aufspringen auf den Trendzug weniger wichtig. Doch auch dort existieren sie und werden von Verlagen erkannt und bedient.
In der Praxis: VerlagsautorinVera hat einige Ideen für einen neuen Thriller. Doch worum soll es in dem Thriller gehen? »Die Finanzkrise in Europa«, so sagt ihr Agent, »ist immer noch trendy. Das als Thrillerstoff, das suchen die Verlage, wie mir gestern zwei Lektorinnen unabhängig voneinander gestanden haben.« Vera interessiert sich nicht sonderlich für Wirtschaft. Ihr schwebt als Thema des Romans eher etwas anderes vor: Gewalt in der Ehe. Doch ihr Agent rät ihr ab. »Das Thema ist durch, dazu sind vor drei, vier Jahren einige schöne Romane zu erschienen. Momentan will das keiner haben.« Vera aber beharrt darauf, und ihr Agent zieht schließlich mit. Sie einigen sich darauf, dass der Antagonist der Heldin, ihr Ehemann, als Investmentbanker mit Hedgefonds arbeitet, sodass die Krise zumindest am Rand mit in den Roman hineinspielt – und von der PR-Abteilung des Verlags als Aufhänger benutzt werden und in den Klappentext einfließen kann.
In der Praxis:Volkers Lektor Rüdi hat den Verlagverlassen, und er schreibt seinen Roman, den er zusammen mit Rüdi entwickelt hat. In dem historischen Roman geht es um die ersten Bergleute im Saarland und das harte Leben am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Doch als man Volker endlich einen neuen Ansprechpartner im Verlag zur Seite stellt, ist die Rohfassung des Romans längst fertig. Die neue Lektorin, Gerti, ist nicht begeistert. »Nein, die Gegend ist unsexy, außerdem hat Zola das Thema schon vor hundert Jahren abschließend behandelt. Ich glaube nicht, dass ich das im Verlag durchkriege, tut mir leid.« Volker ist frustriert. Soll er es bei einem anderen Verlag versuchen? Oder das Buch irgendwie durchboxen? Oder etwas ganz anderes schreiben?
Themen und Trends sind ein kitzliges Thema vor allem deshalb, weil sie mehr auf Meinungen, Hoffnungen, Erwartungen, Hörensagen und in die Zukunft fortgeschriebenen Erfolgenaus der Vergangenheit fußen als auf Fakten. Was in dem einen Verlag als Trendthema gilt, kann für den anderen schon ein alter Hut sein und kaum verkäuflich.
Gerade Agenten, die sich auf ihre Kenntnis des Marktes einiges einbilden, senden ihren Autoren in kurzer Zeit schon mal gegensätzliche oder schlicht falsche Signale. Eine mögliche und fatale Folge: Sie bringen den Autor vom Schreiben eines Buchs ab, das für ihn das richtige Buch zur richtigen Zeit gewesen wäre.
Die Wahrheit über Trendsist: Sie lassen sich erst im Nachhinein erkennen, frühestens währenddessenund im Zweifel zu spät. Nicht unbedingt für den Autor eines knappen Sachbuchs oder Ratgebers, schon eher jedoch für einen Romanautor. Obwohl das nicht einmal am Autor liegen muss.
Ironischerweise waren es gerade die den Trends hinterherjagenden Publikumsverlage, die am unbeweglichstendarauf reagieren konnten. Doch das ändert sich. Immer mehr Verlage bringen spezielle E-Book-Reihen auf den Markt oder pushen kürzere und damit schneller zu schreibende Publikationsformen wie Kurzromane und Novellen, um eben dieses Tempo mitzumachen. Harte Konkurrenz für Selfpublisher!
Hinzu kommt: Große Verlagehaben die Macht, Trends– zumindest in Grenzen – selbst anzustoßen. Wenn etwas in der Branche als »heiß« hochgeredet wird, ist es häufig heiß, weil in dem Fall viele Verlage genau nach dem Manuskript suchen, welches den heraufbeschworenen Trend oder das Thema bedient.
Wer bei einem solchen Verlag mit im Trendboot sitzt, hat gute Karten. Etwa dabei, dass sein trendiges Buch vom Verlag gepushtund mit mehr Werbegeld unterstützt wird.
Andererseits helfen dem Selfpublisher Kontakte in die Branchefast ebenso viel – und dann kann er schnellersein als der Kollege mit Verlagsvertrag.
Spannend ist es für Hybrid-Autoren, die beide Publikationsformen nutzen. Einer mag im Verlag einem Trendthema hinterherschreiben, während er als Selbstverleger auf Trends pfeift. Ein anderer macht es genau umgekehrt.
In der Praxis: Unbeeindruckt von Trends– tatsächlichen, zukünftigen, herbeigeredeten, heraufbeschworenen – kann sich auch SelbstverlegerinSelma fühlen. Sie hat da diese Idee mit diesem Märchenbuch, irgendetwas mit chinesischen Märchenfiguren, die in einer futuristischen Version von Berlin auftauchen, und da ist keiner, der ihr sagt, dass Märchen out sind, in jeder Form, oder dass man gefälligst in einem festen Genre schreiben solle, wenn man gelesen werden will. Selma konzentriert sich auf die Geschichte , die sie erzählen will. Sie zu erzählen, ist für sie eine Flucht in eine Parallelwelt. Eine Flucht, die ihr nicht mehr gelänge, wenn sie andauernd daran denken müsste, ob sie auch den richtigen Trend zur richtigen Zeit bedient oder daran, ob ihr Roman wohl einen Verlag findet. Selma schreibt einfach – und das trägt nicht unerheblich zur Qualitätihrer Texte bei.
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