Der Unterschied zu dem paradoxen Konstrukt des Selfpublisher-Verlagsist der, dass die Banken sich weiter Banken nennen, obwohl sie kaum noch welche sind, die Selfpublisher-Verlage aber das Wort Verlag tunlichst meiden, obwohl sie selbst in vielem wie ein Verlag agieren.
Bevor Sie sich für einen Dienstleister entscheiden, sollten Sie genau darauf achten, welche Dienste er tatsächlich leistet.
Während Amazon vom Hochladen der Daten bis zum Verkauf des Buchs alles aus einer Hand erledigt, tritt ein Anbieter wie XinXii vor allem als Distributor auf.
Bei Werbesprüchen sollten Sie genauer hinsehen: Auch BoD wirbt zwar auf der Homepage mit »Alles aus einer Hand« (Juli 2014). Der Webshop von BoD spielt hingegen als Onlinehändler nahezu keine Rolle.
Andererseits können Sie bei manchen Distributoren wie BoD bequem Zusatzleistungenwie ein Lektorat hinzukaufen. Manche Dienstleister wählen sogar aus, ob ein Buch ihren Ansprüchen genügt (und werden in dieser Hinsicht dann noch eindeutiger zum Verlag), während wieder andere lediglich die Daten konvertieren und das E-Book vertreiben. Prominentes Beispiel: Amazon. (Wobei auch Amazon mehr und mehr echte Verlagsaufgaben übernimmt, etwa bei den Amazon Singles, und mehr und mehr eigene Verlagsimprints betreibt.)
Stellt sich die Frage: Was genau wollen Sie von einem Dienstleister?
Welcher Dienstleister bietet Ihnen die besten Konditionen? Für welche Dienste und Zusatzleistungen genau? Was davon brauchen Sie? Was erledigen Sie selbst?Was lassen Sie Bekannte für Sie erledigen? Welche Konditionen sind Ihnen wichtig? Nur das Honorar? Oder auch die Vertriebswege?
Wie viel kostetdas Selfpublishing beim jeweiligen Dienstleister? Die Preisspannen sind groß. Los geht’s mit 0 Euro. Wie viel Geld wollen Sie ausgeben?
Wer Leistungen hinzukauft, landet schnell im dreistelligen Bereich. Kommt ein gutes Lektorat dazu, wird es vierstellig, egal ob beim Dienstleister geordert oder bei einem freien Lektor.
Ein Lektoratist eine gute und wichtige Sache. Aber Sie sollten sich fragen, ob es in einer gesunden Relation zu den erwarteten Einnahmensteht – hier hilft eine konservative Schätzung, auch Erfahrungen mit den ersten Büchern machen klüger und ebenso Informationen von anderen Selbstverlegern. Wenn Sie im Jahr mit dem Buch geschätzt tausend Euro verdienen – lohnt sich ein Lektorat für dreitausend Euro? Bedenken Sie dazu auch Folgendes: Ein Lektorat ist eine Betriebsausgabe, mindert also Ihren steuerpflichtigen Gewinn.
Viele weitere Fragenkommen auf Sie zu. Einige der wichtigsten führe ich im Folgenden auf und gebe erste Anregungendazu.
Ich empfehle Ihnen in jedem Fall, sich im Detailüber einschlägige Ratgeber und Websites über diese und weitere Fragen zeitnah zu informierenund auch die Webauftritte der Anbieterzu studieren und zu vergleichen. Hier ändert sich noch immer sehr viel sehr schnell.
Gute Ausgangsbasis für Ihre Recherche und aktuelle Entwicklungen ist die Self-Publisher-Bibel: http://www.selfpublisherbibel.deund stets auch das Literaturcafévon Wolfgang Tischer: http://www.literaturcafe.de.
Eine der wichtigsten Fragen: Welcher Dienstleister zahlt wie viel Prozent Tantiemen?
Linktipp:Eine gute Übersicht, was unterm Strich bei den einzelnen Dienstleistern für den Autor bleibt, gibt die Self-Publisher-Bibel hier:
http://j.mp/1vcBWbt
Sie sollten in jedem Fall zusätzlich die aktuellen Daten auf der Website des Dienstleisters selbst einsehen.
Will ich lieber einen Dienstleister, dessen Tantiemen abhängig vom Nettopreissind, zu dem das Buch angeboten wird? Oder einen, der die Auszahlungen an den Autor abhängig von den eigenen Einkünften des Vertreibers macht?
Auch hier ist einiges im Fluss, insbesondere die Änderung der Mehrwertsteuerfür im Ausland erstellte, aber in Deutschland verkaufte E-Books wird sich ab 1. Januar 2015 massiv auf die Selfpublisher insbesondere bei KDP auswirken. Und zwar negativ.
Die gute Nachricht: Andere, deutsche Anbieter werden relativ gesehen billiger. Ob sie diese Chance nutzen, neue Autoren zu gewinnen, oder ob sie ihre Tantiemen im Schatten der KDP-Änderungen senken, bleibt abzuwarten.
Welche Webshops(etwa iTunes, Weltbild.de, Buecher.de usw.) beliefert der Dienstleister?
Während Anbieter wie Amazons KDP nur an den eigenen Webshop liefern und die E-Books nur dort gekauft werden können, gehen die meisten anderen Anbieter über eine Reihe von Onlineshops an den Kunden heran.
Bringen Sie auch in Erfahrung, ob und welche Shopsauf den jeweiligen E-Readern vorinstalliertsind, wie eben Amazon auf dem Kindle E-Reader oder der Shop von Thalia auf dem Tolino Shine.
Sind die belieferten Onlineshops relevant, sprich: Haben sie einen nennenswerten Marktanteil oder verirren sich nur selten Käufer auf diese Seiten?
Der relevanteste Shop ist Amazon, doch auch iTunes oder Google Books / Google Play haben einen nicht unbeträchtlichen Anteil am E-Book-Markt. Auch hier sollten Sie sich über die Zahlen auf dem Laufenden halten und Ihre Vertriebs- und Marketingstrategie anpassen.
Welche Datenformatebietet der Dienstleister den Käufern des Buchs? Ein eigenes, wie das MOBI-Format von KDP, das nicht auf allen Lesegeräten funktioniert, sondern vor allem auf den Kindles von Amazon? Oder ein weiter verbreitetes wie ePUB, das auf den meisten E-Readern gelesen werden kann? Oder sogar mehrere Formate? Kann der Selfpublisher diese Formate auswählen? Kosten weitere Formate ihn Geld und wenn ja, wie viel?
Welche Dateiformatekönnen bei dem Dienstleister hochgeladenwerden? neobooks beispielsweise bietet hier nur das DOC-Format von Microsoft Word an, während Amazons KDP neben Word (DOC und DOCX) auch Text, RTF, PDF, HTML und ePUB erlaubt (Stand: August 2014).
Was können die Editoren, mit denen Sie Ihre Texte bearbeiten und für das entsprechende Format einrichten müssen? Sie bieten je nach Dienstleister zum Teil sehr Unterschiedliches.
So hat neobooks noch im August 2014 einen Editor, der zwar bis zu sechs Kapitelebenen erkennt, aber nur die oberste ins Inhaltsverzeichnis aufnimmt. Wenn Sie ein Sachbuch herausbringen wollen, das mehrere Überschriften-Ebenen aufweist, haben Sie ein Problem. Die Folge: Das Inhaltsverzeichnis wird unübersichtlich. (neobooks-Tutorial: http://j.mp/XxU1pA, PDF)
Besser funktioniert das bei KDP, wo mehrere Ebenen kein Problem sind.
Wie sieht es mit dem Cover-Editorund den akzeptierten Dateiformaten für das Titelbildaus? Als Faustregel können Sie davon ausgehen, dass die Erzeugung des Covers für ein E-Book wesentlich einfacher ist als für ein gedrucktes Buch. Für Letzteres brauchen Sie noch mehr grafisches Geschick, sollten ein gutes Grafikprogramm beherrschen und die entsprechende Software mitbringen.
Wie gut funktioniert der Konverter des Anbieters, der die Datei des Autors in das E-Book-Format umwandelt? Nicht immer ist das Ergebnis befriedigend, mal sind die Überschriften viel zu groß, mal stimmen die Zeilenabstände nicht. Wo genau die Probleme und Fallstricke sind, merken Sie oft erst, wenn Sie schon mittendrin im Publikationsprozess stecken. Dann bedeutet ein Rückzug oder Anbieterwechsel verschwendete Zeit und Mühe, ein Weitermachen aber auch.
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