Tim sah seinen neuen Freund perplex an. „Was sagst du da?“, meinte er hingerissen. „Soll das heißen, dass du noch nie...“
„Noch nie!“, bestätigte Roman und rülpste.
„Ja, zum Teufel, was hast denn bisher in deinem Leben getrunken?“
„Wasser, immer nur Mineralwasser, ein solche Menge, dass ich die Sahara zum Erblühen gebracht hätte. Na, bin ich nicht groß und stark davon geworden? Schau mich an, dann sag, was aus mit geworden ist... Nein, sag besser nichts, ich werde es dir freiwillig verraten. Ein Wurm ist aus mir geworden. Ein Bücherwurm! Ich bin die Millionen von Jahren der Evolution im Zeitraffer zurückgerast und krieche jetzt wieder als Wurm auf dem Bauch. Nicht als ordinärer roter Regenwurm, Lumbricus lubellus – nein, ich habe natürlich eine neue Gattung erschaffen. du siehst vor dir den Lumbricus lubellus libris, den roten Bücherwurm! Und dieser Stammvater wird sich hier nun vor versammelter Mannschaft durch Agaven Landschaften fressen! Noch einen Tequila!“
Tim Buktu lachte und schlug seinem neuen Freund auf die Schulter.
„Du bist in Ordnung, Volksredner! Angenommen, du bist wirklich ein Bücherwurm – dann hast du dich aber auch ganz schön durch die Agaven-Karte genagt.“
„Vollkommen entartet, was?“
„Vollkommen! Aber wenn du schon ein entarteter Bücherwurm sein willst, dann erkläre ich mich auf der Stelle zur Schnecke. Zur Weinbrandschnecke!“, sagte Tim und lachte.
„Auf alle Fälle gehen wir als zoologische Rarität in die Geschichte ein. Der entartete Bücherwurm und die Weinbrandschnecke!“
Sie bestellten noch einmal zwei Tequila. Verloren baumelte Romans Jacke mit den Wohnungsschlüsseln am Kronleuchter.
„Hör zu, Wurm“, sagte Tim Buktu, der große Zuneigung zu dem Musterschüler a.D. gefasst hatte, „es widerstrebt mir, dich immer Wurm nennen zu müssen. Ab sofort bleibe ich bei Roman, verstanden?“
„Einverstanden“, lallte der Klassenprimus.
Als sie nach der Polizeistunde aus dem Lokal flogen, sich gegenseitig wieder in die Senkrechte hievten und aufrecht zu stehen sich bemühten, herrschte ungeheurer Seegang.
„Verdammtes gemeingefährliches Wetter“, sagte Tim. „Windstärke neuneinhalb. Da können wir unmöglich in See stechen. Müssen schützenden Hafen anlaufen. Komm mit, Roman, ich weiß in der Nähe ein Lokal, in dem wir bei einigem Glück dieses Sauwetter überstehen können. sowas von einem Hundewetter...“
In inniger Umarmung schlingerten sie dahin. Der Sturm steigerte sich zum Orkan, die Laternen bogen sich bis zur Erde, die Straße wölbte sich zu Wellenbergen, es gelang den neuen Freunden gerade noch, das nächste Lokal zu erreichen, bevor die stürmische See sie auf den Grund des Straßenpflasters ziehen konnte.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.