Nick Stein
Der Tote vom Töpfermarkt
Eine nicht ganz ernst zu nehmende Kriminalkomödie
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Inhaltsverzeichnis
Titel Nick Stein Der Tote vom Töpfermarkt Eine nicht ganz ernst zu nehmende Kriminalkomödie Dieses ebook wurde erstellt bei
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
Impressum neobooks
Dies ist eine fiktive Geschichte. Der Schauspieler Brad Pitt war bisher noch nie in Großenrode; vielleicht erscheint er ja zum nächsten Töpfermarkt, wer weiß.
Den Ort Großenrode bei Göttingen und den Töpfermarkt gibt es dagegen wirklich. Der Markt findet alle ungeraden Jahre am Muttertagswochenende statt und ist tatsächlich eine der großen Attraktionen der Region.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind, falls vorhanden, nicht böse gemeint, wenn sie nicht ohnehin rein zufällig sind.
Der Schauspieler Brad Pitt war bisher noch nie in Großenrode; vielleicht erscheint er ja zum nächsten Töpfermarkt, wer weiß.
Wer sich allerdings dennoch wiederzuerkennen glaubt und sich auf den Schlips getreten fühlt, möge sich beim Autor melden, der sie oder ihn dann gern in das Vorbild der »Flüsterecke« auf ein Bier einlädt. Das gleiche gilt für alle, die gern dabei gewesen wären, sich aber nicht in der Geschichte wiederfinden.
Wer gern dabei gewesen wäre oder im nächsten Band aus Großenrode dabei sein möchte, sollte das den Autor wissen lassen.
Tiere sind bei der Herstellung dieses Krimis nicht zu Schaden gekommen. Die erwähnte Herdenschutzziege ist zwei Tage vor Abfassung dieses Werks Mutter eines wunderschönen Zickleins geworden. Auch Fuchs und Habicht sind wohlauf. Vom Verbleib eines Wolfs ist nichts bekannt.
Die Legenden vom Jäger Hackelberg und von den Männlein aus den Höhlen unter der Plesse entstammen dem antiquarischen Buch »Niedersachsens Sagenborn«.
Jetzt wünsche ich allen Lesern viel Vergnügen mit meinem nicht ganz ernst zu nehmenden Großenrode-Krimi.
Großenrode, im April 2019
Nick »Knitterton« Stein
DER TOTE VOM
TÖPFERMARKT
Eine nicht ganz ernst zu nehmende
Kriminalkomödie
Nick Stein
»Da liegt jemand in der Ecke«, flüsterte die junge Frau ihrem Begleiter zu. »Iiih, der sieht aber scheiße aus! Der ist doch nicht etwa tot?«
Der junge Mann neben ihr, noch leicht beduselt vom letzten Abend, schlug sich die Hand vor den Mund und erbleichte. »Ich glaube, du hast recht«, flüsterte er zurück. Obwohl zum Flüstern gar kein Grund vorlag. Es war früh am Tag, die Tausende von Besuchern, mit denen am Muttertag gerechnet wurde, hatten sich noch nicht eingefunden. Jedenfalls nicht hier, in der Scheune mit den Schmuck- und Stickereiständen neben dem großen Pufferstand. Die ersten Leute würden allerdings bald da sein, sobald Fred Kühne begann, seine berühmten Kartoffelpuffer zu braten. Sobald deren verführerischer Duft durchs Dorf zog, würden schnell Hunderte von Besuchern eintreffen.
Die beiden jungen Leute traten vorsichtig an den Körper heran, der verrenkt in einer Ecke lag. »Mein Gott, den hat es aber schwer erwischt«, kommentierte der Neunzehnjährige, der seiner Freundin helfen sollte, die Stände auf den Ansturm der Besucher vorzubereiten.
Sophia Kühne, die Schwiegertochter des besten Kartoffelpufferbäckers zwischen Flensburg und Berchtesgaden, hielt sich den Magen. »Ich glaube, ich muss gleich kotzen«, kündigte sie an. Ihr Freund Finn sah sich bereits nach einer Tüte um, fand aber nur eine wunderschön bestickte Umhängetasche, an der noch das Preisschild hing. »Scheiß auf die zwanzig Euro«, sagte er und hielt ihr die Tasche hin.
Während Sophia in das Kunsthandwerk brüllte, schielte sie gleichzeitig zur Leiche hinüber. Der Mann sah aus, als ob er in einen Schredder geraten wäre. Am Leib trug der Mann ein schickes kurzärmeliges Hemd, das mit Blutspuren und Dreck verschmiert war. Zum Bedauern von Sophia, denn das Kleidungsstück bedeckte einen kräftigen, sportlichen Männerkörper. Der Tote hätte mit einem sauberen Hemd viel schöner ausgesehen, fand sie.
Ein Schuh fehlte, beim anderen waren die Schnürsenkel offen. Vorn am rechten Unterschenkel klaffte ein langer, tiefer Riss durch Bein und Hose, aus dem viel Blut ausgetreten war. Die dünne, beige Leinenhose, die er trug, war von dort bis ganz nach unten rostbraun verfärbt. Das linke Hosenbein war hochgekrempelt, das rasierte Bein darunter sah aus wie ein Streuselkuchen.
Was Finn an den Kuchen erinnerte, den er gestern hier im Café Kühne zu sich genommen hatte. Der beste zwischen Einbeck und Göttingen, immerhin, doch jetzt wollte er zusammen mit den Puffern und anderen leckeren Sachen vom Samstag wieder hinaus ins Freie. Finn hielt die Tasche weiter auf und steckte seinen Kopf neben den von Sophia. Dann wischte er sich den Mund ab. »Mist, das Ding ist nicht dicht«, entdeckte er, griff sich eine weitere von den kostbaren Umhängetaschen, diesmal eine aus einer Art Jeansstoff, und zog sie über die erste. Dann kam es ihm erneut hoch.
»Kuck mal, die Wunde am Kopf.« Er wies mit dem Finger darauf, nachdem er sich mit dem Ärmel den Mund abgewischt hatte. »Ist das ein Stück Keramik, das da drinsteckt?«
Was gut beobachtet war. Von der Keramik lebte der Töpfermarkt in Großenrode bei Göttingen, der alle zwei Jahre am Muttertagswochenende stattfand und Besucher aus ganz Deutschland anzog. Keramik, Töpfe, Porzellan, Kunstwerke, Gebrauchsgegenstände, wenn etwas professionell gebrannt, geformt und bemalt worden war und auch noch gut aussah, dann konnte man es hier bestaunen. Neben vielen anderen schönen Dingen, die ebenfalls zu haben waren, zu kleinen, mäßigen und sehr hohen Preisen.
Sophia trat einen Schritt näher und streckte den Kopf vor. »Hm. Könnte sein. Da ist auch ganz viel Blut, Finn. Und was ist das da am Hals? Kannst du das erkennen?«
Sie drehte sich wieder weg und hielt sich erneut den Magen. Ihr Freund, die Kotztüte noch in der Hand, weit von sich gestreckt, spähte den Hals des Toten aus. »Sieht aus, als ob er in einen Stacheldraht gekommen wäre. Oder sogar wie kleine Bisse.«
Er trat einen Schritt zurück. »Scheiße!«, rief er. Womit er nicht die Leiche meinte, sondern einen kleinen Haufen, den ein Mischlingsrüde am Tag vorher dort unbemerkt abgesetzt hatte, während sein Herrchen es ganz bewusst nicht mitbekommen hatte. Finn scheuerte mit dem Schuh in der Streu auf dem Boden hin und her, um ihn zu säubern. Den Schuh, nicht den Boden.
»Scheiße!«, rief er dann nochmals. »Was machen wir jetzt? Wenn wir die Polizei holen, ist Sense mit dem Markt. Sophia, was sollen wir tun? Oder lassen?«
Seine ebenfalls neunzehnjährige Freundin war einen Schritt näher an den Toten herangetreten. Ihre Neugier und der jahrelange Aufenthalt in der Landwirtschaft, der sie gegenüber Blut und Mist gestählt hatte, waren stärker als die Furcht vor der Leiche. »Hier liegt noch ein Glas, neben seiner Hand. Vielleicht hat er sich ja auch vergiftet«, fand sie. »Da ist irgendwie Kacke drin.«
Finn hatte sein Smartphone aus der Tasche geholt und machte von allen Seiten Fotos. Vor allem vom Gesicht, bei dem er die herabgerutschte Hornbrille wieder zurechtrückte, damit der Tote etwas besser zu erkennen war. Finn hatte eine App zur Gesichtserkennung auf seinem Handy, an deren Entwicklung er mitgearbeitet hatte. Die würde er gleich starten, nahm er sich vor. Aber erst mal musste er sich die Leiche genauer ansehen.
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