Die 10 Seiten aber blieben "verschwunden". Man nahm diesen Fakt, dass diese Seiten nun nicht mehr da sind, nur zur Kenntnis und verbreitete die Nachricht, dass Erik Neutsch den Romanzyklus, an dem er so lange gearbeitet hat, nun unvollendet bleiben wird. Die Rosa - Luxemburg - Stiftung ließ offiziell mitteilen: "...Er schrieb unermüdlich weiter und arbeitete bis zu seinem Lebensende am fünften Band des Romanzyklus "Der Friede im Osten"...Wir trauern um Erik Neutsch, den Intellektuellen, den Schriftsteller, den Querdenker. In Dankbarkeit und Verbundenheit werden wir die unabhängige Erik-Neutsch-Stiftung unter dem Dach der Rosa-Luxemburg-Stiftung in seinem Sinne weiterführen."
(In: http://rosalux.de/news/39804/aus-der-spur.html 22.08.2013)
Trotz meiner tiefen Trauer bewegte mich natürlich immer wieder ein Gedanke: Wie sollte es nun mit diesem 5. Buch weitergehen? Was konnte ich aber auch selber dazu beitragen, dass es veröffentlicht werden kann? Und wie sollte man mit der Konzeption zum 6.Buch umgehen?
Am Tag der Beisetzung meines Vaters, es war der 13.September 2013, frage ich schließlich Anne: "Du, was passiert denn nun mit dem Buch von Papi? Wer bringt das Buch denn nun so zu Ende, dass es herausgegeben werden kann?" Sie lächelte mich an, schüttelte leicht ihren Kopf und antwortete: "Das geht doch gar nicht!" Das war kurz und bündig. Sie wendete sich schnell von mir ab und ging. Warum aber reagierte sie so abweisend?
Wenn ich genauer darüber nachdenke, so reihte sich diese Reaktion von ihr eigentlich nahtlos an ihr gesamtes Verhalten mir gegenüber an jenem so traurigen Tag ein. Schon die Sitzordnung in der Friedhofskapelle war eigenartig, denn wir Kinder saßen jeweils mit unseren Ehepartnern in der zweiten Reihe, somit hinter Anne, den beiden Trauerrednern, einer davon Eberhard Panitz, sowie den Vorstandsmitgliedern der Erik-Neutsch-Stiftung. Aber auch auf dem Friedhof ging mir Anne aus dem Weg. Wir sprachen kaum ein Wort miteinander. Und als wir, mein Mann und ich, am nächsten Morgen noch einmal in Ruhe zum Grab meiner Eltern gingen, mussten wir erschrocken feststellen, dass unser Blumengebinde zertrampelt und beschmutzt war. Alles irgendwie sehr komisch.
Nach der Trauerfeier ging Anne mit ihren Kindern und Familie ihre eigenen Wege. Mein Versuch, sie in ihrer Trauerzeit zu unterstützen, wurde von ihr abgelehnt. Sie beendete ihren Kontakt zu mir.
Ich hatte von Anfang an auf die Fertigstellung und den Druck des 5. Buches in den nachfolgenden Monaten zu keiner Zeit die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Ich durfte weder kurz nach dem Tod noch am Tag der Beisetzung meines Vaters ins Haus bzw. in sein Arbeitszimmer, um wenigstens in Ruhe ganz für mich an jenem Ort, wo ich mich immer sehr wohl gefühlt habe, von ihm Abschied nehmen zu können. Es blieb mir verwehrt. Es schmerzt mich bis heute.
Gute zwei Monate vergingen. Am 30. November 2013, genau ein Jahr nach der Preisverleihung für junge Autoren, fand eine Gedenkveranstaltung zum Tod von Erik Neutsch im Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung statt. Genauere Informationen erhielt ich erst zwei Tage vor der Veranstaltung. So war es mir natürlich nicht mehr möglich einfach so mitten in der Woche - während der Schulzeit - nach Berlin zu fahren. Die Gedenkfeier fand ohne mich statt.
Klaus Höpcke und auch Eberhard Panitz traten, so erfuhr ich, in dieser Gedenkveranstaltung auf. Wir konnten uns somit nicht begegnen.
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