Uwe Rosenfeld
Auf dem Rücken von Riesen
Ein Modell für Glauben und Wissen im 21.Jahrhundert
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Uwe Rosenfeld Auf dem Rücken von Riesen Ein Modell für Glauben und Wissen im 21.Jahrhundert Dieses ebook wurde erstellt bei
Auf dem Rücken von Riesen
Glauben und Nach-Denken
Wahrheit und Sinnfindung
In-sich-Gehen, Geschichte, Tod, Person und persönlicher Auftrag
Absicht und Wirklichkeitserfassung
Einige wichtige Exkurse
Bildmaterial zu „Riesen der Menschheit“
Impressum neobooks
Auf dem Rücken von Riesen
Auf dem Rücken von Riesen:
Ein Modell für Glauben und Wissen im 21.Jahrhundert
Eine etwas andere Bestandsaufnahme
von Uwe Rosenfeld
Impressum
Texte: © Copyright by Uwe Rosenfeld
Umschlag: © Copyright by …
Verlag: Uwe Rosenfeld
Bornkampsweg 34 b
22926 Ahrensburg
uwe.rosenfeld@hamburg.de
Druck: epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
„Bernhard von Chartres sagte, wir seien gleichsam Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Entfernteres als diese sehen zu können – freilich nicht dank eigener scharfer Sehkraft oder Körpergröße, sondern weil die Größe der Riesen uns emporhebt.“
(Im Original: „Dicebat Bernardus Carnotensis nos esse quasi nanos gigantum umeris insidentes, ut possimus plura eis et remotiora videre, non utique proprii visus acumine, aut eminentia corporis, sed quia in altum subvehimur et extollimur magnitudine gigantea“)
Johannes von Salisbury: Metalogicon 3,4,46-50
Schon im Altertum (z.B. bei Ovid) und eben besonders im Hochmittelalter waren sich die herausragenden Gelehrten (Philosophen) bewusst, wie wenig sie sagen, erfahren und belegen könnten, wenn sie nicht durch Ketten von Vorerfahrungen und Berichten früherer „Gottessucher“ gebildet worden wären, auf denen sie ihre eigenen Funde und Werke aufbauen konnten. So empfinde auch ich meine Aussagen in dieser Schrift. Sie hätten nicht zu Stande kommen können ohne das, was ich von früheren Denkern und Entdeckern, ihrem erfahrenem menschlichen Leid und ihren Mühen, lernen und assimilieren konnte.
Um einige von den „Riesen“ zu nennen, die mich angeregt haben:
Konfuzius, Laotse, Buddha, Zarathustra, Homer, Pythagoras, Platon und Aristoteles, die Schriften der Essener, Jesus von Nazareth. Die vier Evangelisten, vor allem Matthäus und Johannes, Philo von Alexandrien, Plotin, Dionysius Areopagita. Die Schule von Chartres, zu der der im Buchmotiv genannte Bernhard von Chartres gehört. Hrotsvith von Gandersheim mit ihrem Heliand, Hildegard von Bingen, Meister Eckhart, Nikolaus von Kues (Cusanus). Viele Künstler der Gotik, Vor- und Hoch-Renaissance und ihre einmaligen Kunstwerke (Gemälde und Skulpturen). Die Mystiker Jakob Böhme, Angelus Silesius. Die Klassik der Musik wie Schütz, Bach, Händel, Mozart, Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy. – Pascal, Herder, Goethe, Kierkegaard, Albert Schweitzer, Karl Jaspers, aber auch in weiten Teilen Rudolf Steiner (ohne sein irgendwie doch arg subjektiv historisiertes Christusbild als zu feststehendes Denkmuster; aber eine Christus-Wesenheit als „Schöpfer“ der realen Grundlage unserer Existenz, aus der Jesus stammt und zu ihr gehört, ist unbedingt einer Diskussion wert.). Moderne Physik ab Planck, Einstein, Bohr, C.F. von Weizsäcker. Die Ich- oder Selbstpsychologie aus der Richtung Winnicott, Kernberg und Kohut, aber auch Ansätze der Gestaltpsychologie von Perls, Goodman, Viktor von Weizsäcker. Viele, viele andere wären noch zu nennen, doch genüge es hier, die wesentlichen Ausrichtungen für mein Denken anzuführen. Die Welt der uns Vorangegangenen ist riesig gegen die Gegenwart.
Mit meiner zunächst auf historisch herausragenden Menschen aufbauenden Gedankenfolge, die nichts weniger möchte als unsere Lage und mögliche Zukunft in den Blick zu nehmen und darauf hinzuführen, was uns dabei stärken könnte, auch schmerzlichen Erfahrungen stand zu halten, lege ich hier Bilder möglicher Haltungen und Ziele vor, wie sozusagen jung gebliebene frühere Denker, die in ihrem Tun und Leben ihren Sinn fanden, uns heute noch ansprechen können – wenn wir uns ihren Worten stellen. Immer geht es dabei um unser eigenes Sein, Verhalten und Weiterexistieren und Weiterdenken. Wir stehen in einer sich ständig entwickelnden und gefährdeten Zeit, die aber auch viele Wege zu ermöglichen scheint, mit diesen Gefährdungen umzugehen und Hoffnungen zu erwecken, sinnvoll zu leben in eine erst noch und immer wieder zu gestaltende Zukunft hinein.
Manches hier Angeführte mag weit hergeholt sein und vielleicht auch altbacken daher kommen. Doch scheint mir das Ziel, dass jeder in seiner individuell eigenbestimmten und doch auf unsere Welt (Umwelt) bezogenen Entwicklung sich selber finden zu können und sich darin auch zu genügen, ohne in Scheinhöhen abzuheben oder angesichts von Misserfolgen zu verzweifeln, die beste Voraussetzung für ein gelingendes Leben zu sein. Nicht Übermensch zu werden, sondern bewusst als Mensch und Mitmensch zu leben, der hinschauen kann auf das was geschieht, ist hier der vertretene Auftrag. Habe Mut und Empathie zum Leben! Mut und Zuversicht wird es bedürfen, um allein schon die Herausforderungen zu bestehen, die uns sichtbar sind.
Die Angebote uns Vorausgehender wahrzunehmen und auf unsere heutige Lage zu beziehen, ist mein Ansatz zu den hier nieder gelegten Gedanken, die ich gerne einfühlend verstanden wünschen möchte.
Und der Drang so vieler junger Menschen, wie sie bei „fridays for future“ sichtbar werden, ermutigt mich, diese Schrift zu veröffentlichen, als mein Bemühen um persönliche Wahrheit.
1 Glauben, Wissen und Erkennen
Worauf stützt sich menschliche Sicherheit? Glauben an das, was andere sagen, denen man vertraut? Anerkennen, was und dass man nichts weiß - und dann einen Prozess des In-Erfahrung-Bringens beginnen? Seinen Fragen nachgehen - bis einen ein "szenisches Verstehen“ erreicht, ein inneres "Wissen", dass es so sein muss (wenigstens näherungsweise)?
Es führt kein Weg vorbei: Sicherheit eines Wissens können wir nur in uns selber erreichen, in ständigem Bemühen darum zu fragen, habe ich genügend berücksichtigt, was dagegen spricht? Fakten, altes und neues "Wissen" so wie es sie gibt, sind zu befragen, einzuschätzen, zu bewerten. Überzeugen sie mich wirklich? Was folgere ich daraus? Wie wichtig ist mir meine Frage oder Suche? Was bedeutet mir eine Antwort? Kann ich meine Überzeugung oder Antwort erklären, "glaubhaft" machen?
Meine erste These: Ein "Erkenne dich selbst", das im Bewusstsein der Unvollkommenheit und Vorläufigkeit (= Nicht-Endgültigkeit) steht, das Lebenssicherheit und persönliche Wahrhaftigkeit verleiht, ist möglich, wenn auch nicht einfach zu erreichen. Und: Die "Wahrheit" anderer wird und darf anders aussehen, wird genauso richtig sein können, wie meine eigene.
These zwei: Wir stehen immer schon auf dem Boden anderer, die uns voraus gegangen sind und die uns ihr Wissen (eingestanden oder nicht eingestanden) zur Verfügung gestellt haben und stellen. Ob wir so ein Wissen übernehmen oder übernehmen können, entscheidet sich in uns selber. Aber ohne das Aufbauen auf Anderem geht es nicht.
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