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Zodiac Gejagter zwischen den Welten
Teil 4:
Das Xenomorph
von
Mark Savage
Sci-Fi-Horror-Action-Roman
Impressum
Texte: © Copyright by Mark Savage
Titelbild: Bild von Lisichick auf Pixabay
Umschlag Rückseite: Pete Linforth
Covergestaltung: Nadja Klamet
Verlag: Mark Savage
mksavage@web.de
Druck: epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
1. Auflage
© Alle Rechte vorbehalten
1.
3:50 a.m.
Das »Dance-House« war eine Underground-Disco, die den strengen Gesetzen Atlantas schon seit Jahren Paroli bot. Um den ständigen Belästigungen der Cops und letztendlich einigen Tagen Knast zu entgehen, vollbrachte die Inhaberin, eine weibliche Person im Dolly Buster-Format, eine kleine Sensation. Zigtausende Dollars wurden aufgewendet, um den Tanzschuppen so gegen den Schall zu isolieren, dass man einen Meter vor der Eingangstür nicht ein Dezibel anzumessen vermochte. Offiziell schloss die Disco pünktlich zur Sperrstunde, um die Heerscharen von Stammgästen, die erst nach dieser Zeit eintrafen, durch eine getarnte Hintertür in die unterirdische Lärmstube, deren Fläche sich auf knapp siebenhundert Quadratmetern verteilte, hineinströmen zu lassen.
Das Programm war vielseitig. Es gab Tage, an denen ausschließlich die Farbigen auf ihre musikalischen Geschmäcker kamen, und es gab Tage an denen ecstasy-schluckende Kids zu Hunderten sich dem monotonen Gehämmer dröhnender Technomusik aussetzten.
An jenem verhängnisvollen Frühmorgen bestand das Publikum aus einem kunterbunten Mischmasch an Hautfarben und Nationen, dementsprechend abwechslungsreich gestaltete sich das musikalische Programm, das ein farbiger DJ reifen Alters dem Kundenstamm präsentierte. Die Palette reichte von Creedance Clearwater Revival bis Bryan Adams oder sogar Metallica und AC/DC, dennoch dominierten eindeutig Soul und Funk. Auch eine gehörige Portion Rap mischte sich in das Repertoire.
Sue Brannigan saß an der Bar und beobachtete die Leute, die sich in bedrückender Enge mehr über die Tanzfläche quälten, als dass sie tanzten. Die gutaussehende Brünette mit dem wohlproportionierten Körperbau zog so manchen Blick auf sich, und ihr erschien es fast unheimlich, eine volle Stunde hier verbracht zu haben, ohne angebaggert zu werden. Sie bemerkte zwar seit einiger Zeit diesen glatzköpfigen Farbigen, der sie von der gegenüberliegenden Seite aus ansah, beachtete ihn aber nicht weiter. Der Kerl sah recht passabel aus, trotz seiner Haarlosigkeit, wenngleich Sue nicht unbedingt auf Afrikaner stand. Sie hatte keinerlei Vorurteile, was unterschiedliche Hautfarben anging, sie fand die weißen Männer nur schlichtweg attraktiver. Ihre beste Freundin Carmen schwor zwar genau auf das Gegenteil, doch im Gegensatz zu ihr war es Sue zu müßig, sich damit auseinanderzusetzen, ob ein Weißer oder Schwarzer attraktiver aussah, über das längere Glied oder über mehr Esprit verfügte. Nun, wenn dieser Kerl sie auf einen Scotch einlud, würde sie dennoch nicht nein sagen. Sein Blick jedoch verlangte geradezu nach einem One-Night-Stand, und daskonnte er sich getrost abschminken.
Sue bestellte einen weiteren Martini-Orange und stellte erschrocken fest, dass es bereits der vierte war. Fast gleichzeitig spürte sie den schwellenden Druck in ihrer Blase, der immer dann einsetzte, wenn sie zu viel Alkohol trank.
Die Musik wechselte von Boys II Men - die es fertigbrachten, eine komplette CD hindurch ihren Kummer in mitleiderweckender Erbärmlichkeit herauszuheulen- und zu schluchzen – bis hin zu den Fugees, die mit ihrem »Ready or not« massenweise Pärchen auf die Tanzfläche lockten. Sue rutschte von ihrem Hocker und lief in Richtung der Toilettenräume.
Unvermittelt stand der breitschultrige Afrikaner vor ihr, und sie schrak förmlich zusammen, als sie seine Stimme vernahm.
»Oh, tut mir leid, Lady. Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
Ihr plötzlicher Zorn verwandelte sich in Interesse, denn die ausdrucksstarken großen Augen von dunkelbrauner Farbe zogen sie regelrecht in ihren Bann. Der Mann, sie schätzte ihn auf Mitte dreißig, trug moderne dunkle Kleidung und wirkte nicht unattraktiv ... zugegeben. Seine tiefe charismatische Stimme klang ausgesprochen sexy, wenngleich die Augen ein wenig zu auffällig über ihren Körper glitten.
»Schon gut, ich war in Gedanken«, erwiderte sie lächelnd.
»Hätten Sie Lust auf einen Tanz?«, fragte er ungezwungen.
»Warum nicht?«, willigte sie ein. »Ich müsste nur noch schnell für kleine Mädchen, okay?«
Der Schwarze lachte kurz auf und wies in Richtung Toilette.
»Selbstverständlich, dumm von mir. Ich dachte bereits, Sie wollten gehen. Lady, ich verspreche Ihnen, nicht wegzulaufen.«
Nun lachte sie ebenfalls und trat auf die Frauentoilette zu.
»Ich heiße übrigens Sue«, rief sie dem Farbigen zu, bevor sie hinter der Tür verschwand.
Sie befriedigte ihr menschliches Bedürfnis, wusch sich danach die Hände und kramte in ihrer Tasche nach ihrem Schminketui. Mit einmal verspürte sie ein prickelndes Gefühl in den Eingeweiden, und sie überdachte, was sie sich in Bezug auf die heutige Nacht oder vielmehr den heutigen Morgen vorgenommen hatte. Sie hasste Typen, die es nur auf eine schnelle Nacht mit ihr absahen, und sie wusste, dass dieser gutaussehende Hüne vor der Tür nichts anderes plante. Doch er hatte nicht die Art von Anmache drauf, die sie anwiderte. Es reizte sie plötzlich ungemein, zu erfahren, was dieser Mann mit ihr anstellen würde, sobald sie mit ihm allein wäre. Unter seinem Hemd steckte ein dunkler muskulöser Körperbau, und der Rest, so war sie sicher, war bestimmt auch nicht von schlechten Eltern.
Verdammt, ich denke schon wie ein Flittchen; erschrak sie über sich selbst, doch die Erregung blieb. Sie zog ihre Wimperntusche nach und vernahm im nächsten Augenblick ein schmatzendes und gurgelndes Geräusch. Verwundert drehte sie sich um und sah in Richtung der Toilettenkabinen. Im Augenblick befand sie sich allein in der Örtlichkeit, die Kabinenschilder zeigten alle »OPEN« an. Wie es schien, drang das Geräusch aus einer der hinteren Kabinen heraus. Sues Neugier gewann die Oberhand über das plötzlich auftretende Gefühl der Beklemmung. Etwas unsicher näherte sie sich dem stets anschwellenden Blubbern und Platschen.
»Hoffentlich keine Ratten«, flüsterte sie bei sich. »Wenn es Ratten sind, die da aus dem Becken springen, dann ist der Abend gelaufen.«
Doch die Neugier siegte abermals. Sue trat zu der vorletzten Kabine in der Reihe und spähte durch die spaltbreit geöffnete Tür hindurch. Sie verspürte nicht das geringste Anzeichen von Angst. Wirkte doch die weiße Masse, die aus dem Becken herausquoll, auch keineswegs bedrohlich. Kopfschüttelnd öffnete Sue die Tür, trat hinein und näherte sich der weißen Substanz. Sie vergaß, dabei auf ihre Schuhe zu achten, die in eine gallertartige Pfütze hineintraten und daraufhin ein widerliches Zischen hören ließen. Erschrocken wollte sie zurückspringen. Doch das Xenomorph dachte nicht daran, sich diese willkommene Mahlzeit entgehen zu lassen. Ein Dutzend länglicher Pseudopodien schossen aus der weißen Substanz heraus und zogen das Opfer ruckartig heran. Wer vermochte zu sagen, ob es ein untrüglicher Instinkt oder bereits Intelligenz war, die das Genexperiment dazu veranlasste, eines seiner Pseudoärmchen auszuschießen, die Tür der Kabine zuzuschlagen und zu verschließen.
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