Jo Eckardt
"Das Schlimmste ist die Ungewissheit!"
Was tun nach einer medizinischen Diagnose mit offenem Ausgang?
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Jo Eckardt "Das Schlimmste ist die Ungewissheit!" Was tun nach einer medizinischen Diagnose mit offenem Ausgang? Dieses ebook wurde erstellt bei
Einleitung
Den Tag überstehen
Prioritäten setzen
Mit Stress umgehen
Das Trauma-Tagebuch
Die größtmögliche Katastrophe
Die Einsamkeit durchbrechen
Ablenkung und Entspannung
Sich informieren
Phasen
Wie geht es weiter
Gute Wünsche
Über die Autorin
Impressum neobooks
Wenn gesunde Menschen plötzlich krank werden, wenn die Ärzte zum Gespräch bitten und Schlimmes verkünden, dann brechen oft Welten zusammen. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es vorher war. Es beginnt die Zeit des Wartens: Wird am Ende alles gut ausgehen? Für viele Menschen ist die Ungewissheit das Schlimmste. Das ist nicht nur nach einer medizinischen Diagnose so. Ähnlich geht es Menschen, denen die Arbeitsstelle gekündigt wird, die mit dem Ende der Partnerschaft rechnen, deren Kinder plötzlich abtauchen und unter schlechten Einfluss geraten, die nicht wissen, ob sich alles je wieder zum Guten wenden wird. Alle, die ohnmächtig warten müssen, ob ihre schlimmsten Ängste wahr werden, oder ob das Schicksal doch noch einlenkt, die finden sich in einem Paralleluniversum wieder, in dem das Leben plötzlich still zu stehen scheint, während die Welt um sie herum sich einfach weiterdreht.
Irgendwie übersteht man die ersten Sekunden, Minuten, und Stunden in diesem Vakuum. Meist unter Schock. Vielleicht ist auch einiges zu tun. Man agiert auf Autopilot. Oder auch nicht. Bricht zusammen, wird vielleicht von einem Arzt mit Beruhigungsmitteln versorgt. Doch irgendwann, bald, muss man sich zurechtfinden in diesem Paralleluniversum.
Wer diesen Zustand der äußersten Anspannung, der Sorge und Ungewissheit, des Schocks und des Schmerzes schon einmal erlebt hat, der weiß vielleicht auch, dass man diese Zeit sehr schnell wieder vergisst, sobald man wieder im richtigen Leben angekommen ist. Erst wenn es einen erneut erwischt, erinnert man sich wieder. Und wundert sich, dass man doch wusste, wie prekär das Leben ist und wie schnell alle Selbstverständlichkeit vom Tisch gewischt werden kann, und doch hat man sich nicht darum gekümmert – hat gedankenlos in den Tag hinein gelebt. Hat sich nicht jede Sekunde darüber gefreut, dass man selbst und alle, die zählen, gesund und unversehrt sind. War das ein Fehler?
Nein, das war kein Fehler. Man kann sich nicht fortwährend aller Gefahren bewusst sein, die auf einen warten, ohne dabei verrückt zu werden. Es ist natürlich, dass die Glücklichen, die gerade vom Schicksal verschont werden, das Leben mehr oder weniger sorglos genießen.
Doch was tun, wenn das Schicksal zuschlägt? Wenn man nicht weiß, was die nächsten Tage und Wochen bringen werden, wenn man nicht sicher ist, dass man den Anforderungen gewachsen ist, wenn man Angst hat, dass alles noch schlimmer wird? Wenn man sich nur einfrieren lassen könnte, um in ein paar Monaten einfach wiederzukommen, wenn alle Probleme sich von selbst erledigt haben! Wir klammern uns an die Hoffnung, dass alles gut enden wird, nur leider ist die Hoffnung immer gepaart mit Ungewissheit, und gerade diese, die Ungewissheit, macht das Warten zur Hölle. Vielleicht müssen Sie aber gerade in dieser schwierigen Situation besonders stark sein, sei es, um den eigenen Heilungsprozess zu unterstützen, oder um einer geliebten Person zur Seite stehen zu können. Wie können Sie Stärke zeigen, gleichzeitig noch den Alltag meistern, der ja nicht wartet, und trotzdem bei Verstand bleiben?
Dieses Buch will Sie ein Stück des Weges begleiten, Ihnen Mut machen und Wege aufzeigen, wie Sie sich in dem Irrgarten, dem Paralleluniversum, in dem Sie sich befinden, nicht verlieren.
Sie liegen im Bett und eine Panikwelle nach der anderen überrollt Sie. Oder Sie sitzen am Schreibtisch und das Herz hört nicht auf zu rasen. Sie überlegen, wie lange Ihre Konstitution das wohl aushält. Wie sollen Sie die nächsten Wochen überleben?
Ein Roboter mit kaputtem Motor kann nicht mehr richtig funktionieren. Ein Mensch mit einem angespannten und besorgten Herzen kann auch nicht richtig funktionieren. Zumindest nur unter größter Anstrengung. Seien Sie nachsichtig mit sich. Reduzieren Sie Anforderungen, die Sie im Moment nicht erfüllen können. Lassen Sie andere wissen, dass Sie zerstreut, von Sorgen geplagt sind.
Wie haben Sie es bis hierher geschafft? Haben Sie sich in Aktivitäten gestürzt, um den Sorgen zu entfliehen, oder sitzen Sie seit Tagen wie gelähmt zu Hause und kommen zu nichts? In einem späteren Kapitel geht es um Mechanismen, dem Stress zu entkommen. Jeder Mensch hat seine eigenen Techniken. Doch bevor wir uns damit beschäftigen, überlegen Sie schon einmal, wie zufrieden Sie mit Ihren Tagesabläufen sind. Wann ist die Panik am größten? Warum scheint die Situation manchmal schlimmer als in anderen Momenten? Liegt es an der Tageszeit? Oder daran, mit wem Sie zusammen sind? An der Tätigkeit, die Sie ausführen? Geht es Ihnen besser, wenn Sie alleine sind, oder wenn Sie unter Menschen sind? Identifizieren Sie die Zeiten und Situationen, die Ihnen besonders schwer fallen. Ist ihre schlimmste Zeit am Abend, wenn Sie alleine im Bett liegen, oder die Zeit im Büro? Das Wochenende, wenn Sie viel Zeit zum Nachdenken haben, oder die Tage, an denen Sie ihre Verpflichtungen nicht mehr schaffen?
Bei den Anonymen Alkoholikern gibt es den englischen Spruch: „One day at a time“. Gemeint ist damit, dass es besser ist, sich auf den nächsten Tag zu konzentrieren, als sich von der langen Ewigkeit, die danach folgt, irritieren zu lassen. Ich kann nicht sagen, was in einem Jahr ist, aber ich kann dafür sorgen, dass ich den morgigen Tag überstehe.
Überlegen Sie auch, wer von Ihren Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern Ihnen im Moment gut tut, und wer Ihre Nervosität nur noch steigert.
Machen Sie nun, mit diesen Erkenntnissen im Hinterkopf, einen Plan für den morgigen Tag, mit allen Uhrzeiten. Tragen Sie feste Termine ein. Und dann füllen Sie leere Zeilen mit Terminen, an die Sie sich am morgigen Tag halten können. Nichts, was Sie überwältigen wird, aber Dinge, die Sie sich zutrauen, und von denen Sie glauben, dass sie entweder getan werden müssen, oder dass sie Ihnen gut tun werden. Hier einige Beispiele:
Meinen besten Freund anrufen
Eine Liste mit Musikstücken oder CDs erstellen, die mir gut tun
Einen Spaziergang machen
Meditieren / puzzlen (etwas zur Ablenkung tun)
Einkaufen gehen
Einen Brief schreiben
Weinen
Ein Kapitel in diesem Buch lesen, bzw. das dazugehörige Tagebuch führen
Einen lustigen Film angucken
Etwas Leckeres (und Gesundes) kochen
Eine Liste machen mit wichtigen Informationen
Die Terminliste für den nächsten Tag erstellen
Hier ein Beispiel:
Es kommt darauf an, dass Sie jeden Tag etwas tun, was notwendig ist, aber auch Dinge, die Ihnen erlauben, auszuspannen, und vor allem Dinge, die Ihnen gut tun. Es geht nicht darum, Erwartungen an sich selbst aufzustellen! Diese Liste ist kein MUSS, sondern ein KANN. Sie soll Ihnen einen Halt geben, Möglichkeiten aufzeigen, aber keinen zusätzlichen Stress verursachen. Sie ersetzt den gütigen Elternteil, den wir manchmal als Erwachsene vermissen, und der uns sagt, was wir jetzt tun können, damit es uns wieder besser geht.
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