Frank Phil Martin
Der schottische Prediger
überarbeitete Auflage
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Inhaltsverzeichnis
Titel Frank Phil Martin Der schottische Prediger überarbeitete Auflage Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhalt
Kapitel - Aufbruch
Kapitel - Ankunft in London
Kapitel - Die Prophetenschule
Kapitel - Vermählung
Kapitel - Annäherungen
Kapitel – Erweckung
Kapitel - Konferenzen
Kapitel - Reisen
Kapitel – Zungenreden
Kapitel – Anklage
Kapitel – Neuorientierung
Kapitel - Aufgerieben
Kapitel – Zukunft
GLOSSAR
Impressum neobooks
>>Der schottische Prediger<<
ROMAN von Frank Phil Martin
Buchklappentext
James, ein junger, angehender Advokat aus Schottland, kommt 1822 als Student nach London und findet bei seinem Onkel Edward Irving ein neues Zuhause. Dabei erlebt James, wie sein Onkel, ein schottischer Geistlicher, durch seine charismatische Persönlichkeit und seine fesselnden Reden einen kometenhaften Aufstieg erfährt und bald Modeprediger in London wird. Binnen kurzem jedoch begeistert sich Irving für apokalyptische Endzeitgedanken und unterstützt eine junge Erweckungsbewegung, die spätere katholisch-apostolische Gemeinschaft. James beobachtet dies mit Skepsis und wird zunehmend kritischer. Dabei gerät er immer öfter zwischen die Fronten und muss sich entscheiden. Als in der Folge sogenannte Geistesgaben wie Zungenreden und Krankenheilungen auftreten, ist die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Eine Entwicklung, die bis in unsere Zeit nachwirkt, und auf deren Ursprünge sich auch die heutige Neuapostolische Kirche beruft. Der Roman ist auf wahre Begebenheiten bezogen und auf Personen, die tatsächlich gelebt haben. Durch umfassende Recherchen gelingt es dem Autor, dieses Zeitgeschehen lebendig werden zu lassen, er beschreibt die unglaublichen Ereignisse dieser Zeit bis zum Tode Irvings, aus Sicht des heranwachsenden James.
Vorwort
Wir schreiben das Jahr um 1830 in London und dem südenglischen Landsitz Albury Park. Seit der Französischen Revolution von 1789 hat es in fast allen Staaten Europas viele Umbrüche gegeben, welche manche Folgeerscheinungen hinterlassen haben. Der Protest gegen Lehren und Leben traditioneller Kirchen, vor allem der anglikanischen Staatskirche und ihrer Erstarrung in äußeren Formen, die fortschreitende Industrialisierung sowie ein ökonomischer Umbruch innerhalb der Bevölkerung nahmen immer mehr zu. Es zeigte sich zunehmend, dass dieses damalige Ereignis, ein lange gesuchter Punkt welthistorischen Ausmaßes, auch die Gedanken an eine Apokalyptik beförderte. Zudem wuchs der Wunsch bei vielen, die ursprüngliche Form des Christentums und seine zeitgemäße Fortführung voranzutreiben. Als eine Reaktion auf diese gesellschaftliche und kirchliche Situation entstanden die Erweckungsbewegungen des frühen 19. Jahrhunderts. Eine Aufforderung an die Führer der Staaten, eine Reformbewegung innerhalb der Kirche zu unterstützen. Gleichzeitig ein Affront gegenüber den etablierten und gesetzten Würdenträgern, ihren bisher unantastbaren Machtoptionen, Versorgungen und Autoritäten. Unter Federführung des angesehenen Londoner Adligen und Parlamentsabgeordneten Henry Drummond und des bekannten Rechtsanwaltes John Bate Cardyle gelingt es, hochrangige Personen des öffentlichen Lebens, darunter Geistliche, Aristokraten, Lehrer, Politiker, Schriftsteller und höhere Beamte, für seine Reformbestrebungen zu gewinnen. Die schillerndste Figur ist Edward Irving, der als schottischer Geistlicher dieser Bewegung Glanz verleiht und dabei seine angesehene Position aufs Spiel setzt. Als die Bewegung Fahrt aufnimmt und sich zunehmend etabliert, geschieht etwas Unbegreifliches...
Kapitel - Aufbruch
Erste Szene - Überfall
Ich wühlte mich durch den Blätterwald der Times und suchte nach den religiösen Meldungen, um etwas über meinen Onkel zu erfahren. Vielleicht waren sie in einem Sonderteil abgedruckt? Es dauerte einige Zeit, bis ich die Artikel gefunden hatte und zu lesen begann, als plötzlich die Pferde wild aufwieherten und die Kutsche mit einem abrupten Ruck zum Stehen kam. Durch das unvermittelte Anhalten und den heftigen Stopp landete ich fast auf dem Schoß meiner Mutter, die entgegen der Fahrtrichtung mir gegenüber in der Kutsche saß. Die Blätter der Times flogen wie wild durch den Wagen. Meine Mutter, die sofort die Situation erfasste, packte mich unvermittelt an beide Schultern, schaute mich mit ernster Miene an und sprach in ruhigem und eindringlichem Ton, wie ich ihn selten erlebt habe:
„James, egal was passiert, du rührst dich nicht von der Stelle und bleibst in der Kutsche, ist das klar?!“
„Ja!“, stammelte ich, wobei ich dieses kleine Wort fast nicht herausbrachte. Meine Mutter stieg aus der Kutsche und sprach in deutlichen Worten:
„Was ist hier los, mit welchem Recht halten Sie uns an?“
Ich hörte eine unbekannte und seltsam rauchige Stimme:
„Recht? Nun, ich denke, es ist das Recht der Straße, Mam.“
Ich lehnte mich vorsichtig an die Fensterseite und konnte zwei Männer in äußerst abgewirtschafteter Kleidung ausmachen, der eine mit einem schwarzen Filzhut auf dem Kopf, der tief heruntergezogen war, sodass sein Gesicht nur halb zu Vorschein kam. In seinem Gürtel blitzte ein Revolver und seine beiden Daumen steckten salopp im Hosenbund, während er auf irgendetwas herumkaute. Der andere stand weiter weg und war aus meiner Perspektive schlechter einzusehen, jedenfalls hatte er eine Bockflinte und richtete diese geradewegs auf Harris, der wie versteinert auf seinem Kutschbock saß und die Arme halb emporhielt.
„Was wollen Sie?“, fauchte ihn meine Mutter an.
„Wer wird denn gleich so ungehalten sein, Mam, nun, nennen wir es Wegzoll, Mam.“
Ich sah in einiger Entfernung, dass die Räuber einen kleinen Baum gefällt hatten, der direkt vor die Kutsche gefallen war und sicher die Pferde erschreckt hatte, es war das Ende eines Waldstücks, bevor der Weg in eine weite Lichtung überging, ein idealer Platz für einen Überfall, dachte ich.
„Mit Verlaub, Mam, Sie sehen aus, als ob Sie viel hätten und wir haben wenig, wie wäre es mit einem, nun nennen wir es, kleinen Ausgleich?“
„Eine Unverschämtheit, unbescholtene Bürger auszurauben, gehen Sie gefälligst einer Arbeit nach, wie rechtschaffene Menschen auch.“
Meine Mutter war in Rage und ich bewunderte ihren Mut, derart unerschrocken mit diesen Ganoven ins Gericht zu gehen. Für einen Moment dachte ich, ob ich den kleinen Baum heimlich aus dem Weg schaffen sollte, damit Harris freie Fahrt hatte, um dann einfach davon zu preschen, aber zugleich mahnte mich das Geheiß meiner Mutter und zum anderen hätten die Gauner mich vermutlich bemerkt, immerhin waren sie mit Revolver und Bockflinte bewaffnet.
„Was haben Sie denn zwei armen, hungrigen Erdenbürgern anzubieten?“,
grummelte der Rädelsführer, der eine Hand aus seinem Hosenbund nahm, um damit seinen Hut zurechtzurücken und ihn dabei noch tiefer in sein Gesicht zog, während er langsam auf meine Mutter zuging.
„Sie haben Hunger?“
parierte ihn meine Mutter.
„Nun, wir haben ein Lunchpaket und könnten Ihnen davon etwas abgeben.“
„Abgeben? Hast du gehört Kumpel, abgeben, wie reizend. Wie wäre es mit, nennen wir es, schenken?“
Er baute sich stolz vor ihr auf und seine Körpersprache verriet, dass er deutlich ungehaltener wurde. Meine Mutter bemerkte in diesem Augenblick wohl, dass trotz ihres resoluten Auftretens wenige Chancen bestanden, die Männer von ihrem Beutezug abzubringen, so ging sie einige Schritte zurück an die Fensterseite der Kutsche und raunte mir zu:
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