»Ist das klar?«, brüllte sie.
Tommy weinte. Seine Schwester bebte am ganzen Körper. Es kostete dem Mädchen große Überwindung, nicht in einen Schreikrampf auszubrechen. Sie wusste, dass ihre Mutter es bereuen würde, sobald sie wieder klaren Kopf erhielt, dennoch schmerzten ihr diese harten Worte. Ebenso schmerzte es sie, als sie aus Leibeskräften zurückbrüllte:
»Dann geht doch. ICH lasse Zodiac nicht hier herunten sterben.«
Bevor ihre Eltern sich versahen, rannte das Mädchen los. Diese waren so geschockt von der unerwarteten Reaktion ihrer Tochter, dass sie erst reagierten, als Judy in einen Gang bog und aus ihrem Blickfeld verschwand.
»Judy«, rief Dan verzweifelt und rannte ihr hinterher. Er erschrak, als vor ihm eine Gestalt auftauchte, die ein zappelndes Bündel in der Armbeuge hielt. Judy hing wehrlos und mit den Armen rudernd und schlagend in deren Griff. Zudem schleppte sich dieser Mann mit einem Gegenstand ab, der aussah wie ein überdimensionaler Gürtel. Erst nach Sekunden erkannte Dan die Person, und neue Hoffnung erwachte schlagartig.
»GARRY!«
Babs stieß einen Laut der Verwunderung aus, als sie Hunter erkannte. Tommys Tränen versiegten schlagartig.
»Keine Zeit zum Reden«, erklärte Hunter hastig. »Uns kann jeden Moment die Decke auf den Kopf fallen. Nehmt eure Tochter und haltet sie gut fest.«
»Hast Du eine Ahnung, wie wir hier herauskommen?«, fragte Dan erwartungsvoll.
»In dem ihr mir folgt. Wir werden uns ein Militärfahrzeug schnappen, von denen gibt es unter der Rampe genügend. Danach nichts wie über dieselbige nach draußen und in Richtung Tretmond. Mich plagt so eine Ahnung als ob wir nicht mehr viel Zeit bekämen.«
»Hast Du den Mortlat gesehen?«
»Ja! Einen toten.«
Dan schnaufte durch.
»Kein Grund aufzuatmen«, vernichtete Hunter alle Hoffnung. »Wir haben es wahrscheinlich mit mehreren Exemplaren dieser reizenden Gattung zu tun.«
Dan sah Hunter an wie einen Irren. Danach sackten seine Schultern nach vorne.
»O Gott!«
Fünfundzwanzigstes Kapitel
1.
Roxx, so hieß der Mortlat, der den Jäger steuerte, grunzte verächtlich angesichts der Bemühungen der lästigen Stechmücken, die ihn in zahlreicher Form umschwirrten. Er nahm nur beiläufig wahr, wie sie sich zu Pulks formierten und aus allen Himmelsrichtungen vorstießen. Er widmete seine Aufmerksamkeit der Navigation. In dem Augenblick der Rache wollte er großzügig den Feind ignorieren, um ihm danach den Todesstoß zu versetzen. Der Stützpunkt und gleichzeitige Aufenthalt des Zargoniers, dessen Individualschwingungen von dem Mentalorter zwar schwach aber dennoch als erkennbarer Reflex aufgefangen wurde, rückte immer deutlicher auf die Monitoren. Das Ziel lag noch über hundert Meilen entfernt, aber die Fernobjektive hoben es in Großaufnahme hervor, so als befände er sich direkt darüber.
Der Zargonier! Das Wesen mit einer unheimlichen und allmächtigen mentalen Waffe, so hieß es. Er sollte es gewagt haben, eine Armada der Mortlats vollständig aufzureiben. Alleine. Roxx glaubte derartigen Unsinn nicht, nahm aber an, dass der Weichhäutler für diese Niederlage auf irgendeine Weise verantwortlich zu machen sei. Nun, er würde ihn dem Labor des Feindes entreißen und ihn bis zur Ankunft der Flotte gefangen halten. Danach würde er den Stützpunkt in atomare Asche verwandeln und eine der Städte vernichten. Die Bewaffnung des Jägers war durchaus in der Lage, den Planeten zu vernichten. Doch diese Arbeit musste er dem Gorgh überlassen, sonst war sein Leben verwirkt.
Sein Hass trübte seine Aufmerksamkeit. Erneut hatten die Mortlats eine Niederlage hinnehmen müssen. Niederes Leben hatte die Besatzung des Kurierschiffes getötet. Der Genugtuung durch Rache entzog sich die Kreatur durch den eigenen Tod. Roxx hoffte, dass er dem Gorgh die Vorfälle plausibel zu erklären vermochte. Die Positronik würde seinen Bericht bestätigen. Sein Leben hing von Gnade oder Ungnade des Herrschers ab, und das nötige Ventil für seine eigene unterschwellige Furcht hieß Kampf.
McCormick war fasziniert von dem Bild der wie Hornissen auf das einzelne Schiff niederstoßenden Pulks, die nun nur noch geringe Verluste erlitten, da sie sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen wussten.
Das fremde Schiff schien dem Dauerfeuer keine Bedeutung beizumessen. Mit brachialer Vehemenz kollidierte es mit drei Stealth-Bombern, die sich in schnell davontreibende Glutwolken auflösten. McCormick rief eine Reihe von Befehlen in den Funk und schloss sich den zehn Stealth an, die dem Feindschiff folgten und koordiniertes Punktfeuer auf das Mitteldeck abgaben. In der Art, wie Raubvögel ein Beutetier umkreisten, stießen die Bomber immer wieder mit voller Waffengewalt zu. Nur die Rangfolge zwischen Jägern und Gejagten konnte sich in jeder Sekunde ändern.
»Es hat geflackert«, hörte McCormick seinen Co-Piloten schreien. Im gleichen Augenblick erkannte er es ebenfalls. Der grüne Schirm zuckte für den Bruchteil von Sekunden in unregelmäßigen Intervallen auf.
»Weiterfeuern. Fünf Jäger im Sturzflug auf Objekt und Feuer auf Zielpunkt.«
Die Jäger schossen heran und unterstützten die Stealth. Die Garben erreichten zielgenau die geschaffene Schwachstelle.
McCormick wusste nicht, dass der Mortlat die Gefahr erkannte, und versuchte, eine Stabilisation herbeizuführen. Lediglich eine Ahnung veranlasste ihn dazu, alle Bomber zusammenzuziehen. Die Schnelligkeit der Maschinen und die irrsinnigen Manöver während des Kampfeinsatzes erhöhte die Gefahr, sich gegenseitig abzuschießen. Erstmalig konnte McCormick das Ergebnis seiner harten Trainingsschule im Ernstfall bewundern. Es waren seine Jungs, die dort wahre Meisterstücke der Flugtechnik ablieferten. Palmer betätigte die Geschütze virtuos und platzierte einen Treffer nach dem anderen.
Das Flackern im Schutzschild des fremden Jägers wurde plötzlich stabiler.
»Alle Torpedos abfeuern. Achtet auf die kurzen Intervalle während des Flackerns. Für Hunderstelsekunden ist der Kerl völlig blank. Das wir ihn noch nicht geknackt haben muss an dem widerstandsfähigen Material des Schiffes liegen.«
»Chef, alle Torpedos? Das könnte ins Auge gehen. Wir sitzen uns zu dicht am Arsch.«
»Wir müssen schnell und hoch konzentriert sein. Wenn ihr so weitermacht wie bisher kann nichts schief gehen.«
Diese Worte wirkten Wunder.
»Wir warten auf Ihr Kommando, Boss.«
McCormick grinste, obwohl ihm vor Aufregung der Schweiß in den Nacken lief.
»Okay! Zielerfassung! Torpedos sichern! Feuer!«
Aus gefährlich kurzer Entfernung zischten Dutzende von Torpedos auf den Mortlatraumer zu. Die Bomber schwärmten aus. Die Piloten nahmen sich nicht die Zeit, ihren Erfolg abzuschätzen. McCormick rechnete im Stillen mit einem Misserfolg, als er den Befehl gab.
Die todbringenden Geschosse erreichten ihr Ziel.
»Noch zwei Sekunden ... eine ... jetzt!«
McCormicks Maschine wurde regelrecht durch die Luft katapultiert, als die Detonation erfolgte. Er sah, wie zwei Jäger die Kontrolle verloren und einen Stealth mit ins Verderben zogen. McCormick riss die Maschine hoch, vollführte einen Salto und blickte durch Wolken aus Dunst und Qualm.
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