Wie aber? Masturbieren im Bett, wo Mathilde neben ihm schläft? Onanie im Ehebett, gibt es das? Das kriegt er vielleicht noch hin, doch kann er ja nicht einfach in die frisch übergezogenen Laken laichen. Wäre er eine Frau, deren Lust keine Spur hinterlässt, wäre es kein Problem, er aber würde schlechthin nicht umhin können, das Bett zu nässen. Da sind die Männer wie kleine Kinder. Mathilde, die sich jederzeit zu ihm umdrehen kann, würde dann in die klebrige Pfütze tappen. Er kann sich aber auch nicht auf die Bettdecke oder seinen Pyjama ausschütten, da Mathilde auch dadurch in feuchtpeinliche Berührung geriete. Er kann aber auch nicht seitlich aus dem Bett heraus den Teppich besprengen, wo Mathilde am Morgen den verdächtigen Fleck bemerken, wenn nicht gar darauf ausrutschen würde. Auch steht nicht irgendein Schlaftrunk in der Nähe, so dass er so tun könnte, als hätte er etwas aus dem Becher verschüttet.
Er will aber auch nicht vom Bett aufstehen, um im Nebenzimmer oder auf der Toilette zu onanieren, weil durch die entstehende Unruhe Mathilde wach werden und eigens seine Rückkunft abpassen würde. Er kann dann nicht zu lange ausbleiben, um nicht kuriose Nachfragen zu erregen. Er würde sich beeilen müssen und sich dadurch um das halbe Vergnügen bringen. Zudem ist die Ruhe und Annehmlichkeit, die er im Bett hat, durch nichts zu ersetzen, so dekadent und verwöhnt er ist. Hinzu kommt außerdem noch die Heimlichkeit und Gefahr, von Mathilde in flagranti ertappt zu werden, die der Sache einen zusätzlichen Kitzel gibt, auf den er nicht verzichten will. Ja, er sieht sogar eine besondere Herausforderung und abenteuerliches Vabanquespiel darin, in ihrer hautnahen Anwesenheit zu masturbieren, ohne dass sie etwas davon bemerkt.
Inzwischen ist inmitten all seiner Überlegungen der Drang so unabwendbar geworden, dass er, zumal angesichts seiner schwierigen Realisation, fast in eine Art neurotische Panik gerät, wie ein süchtiger Trinker, der, mitten in der Nacht erwachend, sich erschrocken dessen bewusst wird, dass keine Flasche mehr im Haus ist. Erschrocken? Da kommt ihm die Idee mit den Socken.
Auf dem Bettvorleger nämlich liegt das Paar Socken, das er stets beim Schlafengehen dort abstreift und liegen lässt. Siehe! eine solche Socke wäre vorzüglich dazu geeignet, die Spuren seiner nächtlichen Ausschweifung zu vertuschen und unkenntlich zu machen. Eine Socke dieser Art ist gleichsam schon der Form nach wie ein Präservativ, wie ein Kalbs- oder Schweinedarm, den man sich beim Verkehr bedenkenlos überziehen und nass machen kann. Als ordentliches Präservativ im Puff und sonst eignet sich die Socke natürlich nicht, da sie empfindlich das Gleitgefühl stört und der Saft locker durchsickern würde; als Mittel zur Masturbation dagegen ist sie wie geschaffen. Sie würde seinen Samen restlos auffangen, aufsaugen, und auf dem Betttuch keine Spur hinterlassen. Am Ende lässt sie sich leicht abziehen und – ja, was dann? Wohin mit der durchnässten Socke? Wie sie entsorgen?
Wohin sie verschwinden lassen? Er kann sie ja nicht einfach wieder an ihren Platz vor dem Bett wandern lassen, wo Mathilde leicht darauf stoßen und peinliche Nachfragen anstellen könnte. Noch dazu, wo sie einen so guten Riecher hat, dass ihr das frische Sperma möglichst gar noch vom Bettvorleger herauf in die Nase stäche. Auch kann man schlecht nur eine Socke allein verschwinden und die andere an ihrem Ort lassen, was gleichfalls schier unbeantwortbare Fragen seitens seiner Frau nach sich zöge. Anders gesagt, er muss, wenn, dann schon beide Socken zugleich Mathildens Aufmerksamkeit entziehen und gegebenenfalls so tun, als hätte er sie ausnahmsweise abends gar nicht hier gelassen, und sich am Morgen ein neues Paar aus dem Schrank heraus greifen.
Wie aber? ließe die nasse Socke sich nach getaner Tat nicht einfach in die andere, trocken gebliebene stecken und diese halbnasse Doppelsocke, dieses verschwägerte Sockenhybrid, unter die beistehende table de nuit schieben, von wo er sie anderntags, wenn sie vielleicht schon wieder trocken wären, bequem würde hervorholen und entsorgen können? Das ist die Lösung.
Das alles muss aber vor der eigentlichen Aktion geschehen, da es dann, wenn er einmal auf Touren ist, zu spät dafür wäre. Da, als der Plan fertig ist, ergibt sich das nächste Problem. Die beiden Socken liegen nämlich etwas vom Bett entfernt auf dem Boden, so weit weg, dass er mit der Hand nicht an sie heranreicht. Er kann sich auch nicht einfach so weit im Bett aufrichten und über die Kante strecken, dass er sie erreicht, das würde allzu viel Bewegung erfordern und Mathilden aufwecken, wonach der Plan fürs Erste im Eimer wäre. Also schiebt er sich im Bett nur Stück für Stück mit kaum merklichen Verrückungen wie ein Käfer auf dem Rücken an den Bettrand vor, bis er mit der Linken auf den Boden bis hin zu den Socken reicht und sie locker vom Boden aufklauben kann. Die eine legt er zu späterem Gebrauch auf dem Nachtkästchen ab, die andere, aktuelleren Zwecken vorbehaltene, deponiert er in freudiger Erwartung auf seinem Bauch. Das wäre also geschafft, und das Pseudopräservativ gesichert.
Die Mitternacht zieht näher schon; in stummer Ruh liegt Babylon . In der Hitze der Nacht tastet er nach seinem Geschlecht. Nicht so einfach, wie es scheint. Zwar liegt die schlafende Mathilde auf ihre rechte Körperseite gewandt, rechts von ihm, so dass sie nicht sieht, was er tut; doch kann sie ja, spontan aus dem Schlafe auffahrend, sich jederzeit auf den Rücken drehen und ihn in flagranti ertappen. Er muss sich auf bestmögliche Art ihrer unzeitigen Aufmerksamkeit verwahren. Ergo zieht er langsam, mit äußerster Vorsicht, das rechte Bein zusammen mit der Bettdecke so weit an, bis es mit der Decke überm Knie aufrecht steht und der unsicheren Schläferin der mögliche Ausblick auf seine linke Seite wirksam verhängt ist. Er geht äußerst behutsam vor, kann jede übereilte Bewegung sie doch zum Erwachen bringen. Die Rechte hält er sich frei, um die Decke je nach Bedarf im Griff zu haben. Danach muss er mit der Linken in seinen Schlafanzug, wo sein hoffnungsvoll lungerndes Ding nach Erlösung hungert. Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört, denn jede Verlagerung seiner Extremitäten – Arm, Bein, Hand – bringt aus physikalischen Gründen eine Verlagerung des Körperschwerpunktes mit sich, die sich auf die Matratze überträgt und eine leichte Erschütterung hervorruft, von der Mathilde erwachen könnte. So schiebt er seine Linke nur Millimeter für Millimeter mit kaum merklichen Bewegungen unter den Rand der Schlafanzughose bis vor zu seinem drangsäligen Ding. Sofort spürt er es an der ihm entgegenschwellenden Eichel wie eine Art Fortschritt, wie wenn durch den mechanischen Kontakt auch die elektrische Verbindung zu dem neurochemischen Feld in seinem Gehirn hergestellt und in ein rückgekoppeltes Gleichgewicht gebracht wäre.
Er manipuliert das Feld in seinem Kopf jetzt gleichsam direkt mit Fingerspitzengefühl, kann die Spannung herauf- und herunterregeln, und es ist, als hielte er die splitternackte Frisette im Arm. Er bringt es sogar, als sein Schoß, um der Lust Raum zu geben, nach weiter auseinander genommenen Beinen verlangt, zustande, das linke Knie so über den Bettrand hinaus zu spreizen, dass in seinen Lenden eine gewisse optimale Spannung entsteht. Schon bei leichter Berührung richtet sein Ding sich zu voller Größe aus. Jetzt, da Mathilde nichts gemerkt hat, kann er sich beliebig Zeit lassen. Sollte sie mittlings erwachen, kann er die Hand leicht noch aus der Hose ziehen und so tun, als schliefe er mit aufgestelltem Knie. Jetzt kann er mit dem rechten Daumen sogar das Gummiband der Hose weiter abspreizen, um der Linken genug Bewegungsfreiheit zu geben. Eine Hand wäscht die andere. Vorsichtig benetzt er die Finger der Linken mit etwas Speichel, weil es die Nervenreizleitung fördert. Prall und strotzend ragt sein Schaft von der Wurzel her Richtung Nabel. Er sieht Frisette vor sich auf der Bühne, wie sie freizügig ihre lieben, langen, lasterhaften Beine wirft, die Strümpfe mit der Trikolore und den Strumpfbändern bis zur Hälfte der Oberschenkel, und wie obenhin nur die dünne rote Seide des Höschens ihr junges, jungfräuliches Möschen vor ihm verdeckt.
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