Mein Kopf fährt herum und ich starre ihn mit offenem Mund an. Habe ich das gerade richtig gehört? Sascha war sonst immer der perfekte, zurückhaltende Kavalier. Nie hätte er vor anderen verlauten lassen, was er mit mir machen möchte.
Maik und Pia lachen laut los. „Sandra, was hast du nur mit meinem Kollegen gemacht?“
Ich sehe Maik mit großen Augen an. „Ich? Ga..ga..r nichts“, stottere ich.
„Hey Kumpel, so warst du vorher doch nie, was ist passiert?“ Maik wendet sich nun direkt an Sascha. Das ist mir ganz Recht, denn ich kann mir auch nicht erklären, was gerade in Sascha gefahren ist.
„Sandra ist passiert. Die tollste, heißeste Frau auf Erden.“ Er sieht mich an.
Verdammt die Schmetterlinge toben in meinem Bauch und schlagen wie wild mit ihren kleinen scheiß Flügeln. So schlimm hatte es mich wirklich noch nie erwischt. Sascha nimmt meine Hand und führt sie an seinen Mund. Das ist wohl der sinnlichste Handkuss, den es auf Erden gibt.
„O. k. ihr beiden. Könntet ihr nur kurz eure Hormone unter Kontrolle halten?“ Pia mischt sich nun auch ein.
Sascha lässt meine Hand los und wir beide schauen Maik und Pia nun an. Diesmal nimmt Maik ihre Hand und lächelt sie aufmunternd an.
„Wie man unschwer erkennen kann, kommt bald unser Sohn auf die Welt. Wir sind übereingekommen, dass wir ihn nicht taufen lassen möchten. Maik und ich sind beide nicht mehr in der Kirche und auch unser Sohn soll später selber entscheiden, ob er das möchte, oder nicht.“ Pia holt tief Luft. Ich kann sie verstehen. Auch meine Kinder, sollte ich irgendwann mal welche haben, würden nicht getauft werden. Unsicher schaue ich zu Sascha hin. Wenn, hat er aber auch ein Wörtchen mitzureden. Anscheinend hat er meine Gedanken wieder gelesen. Wie macht der Mann das nur? Er nickt mir leicht zu. Auch für ihn wäre das wohl in Ordnung.
„Wir hätten trotzdem gerne, wenn ihr, ….nun ja, die Paten werden würdet.“
Ich schaue Pia geschockt an. Das meint sie jetzt aber nicht ernst? „Pia, ich denke ihr wollt ihn nicht taufen lassen?“
„Wollen wir auch nicht. Trotzdem möchten wir, und da haben wir wirklich lange überlegt, Paten für unser Kind haben. Paten in dem Sinne, dass wir sie in unser Testament als Vormund für unser Kind übernehmen würden, sollte uns etwas passieren. Und da du meine beste Freundin bist Sandra, war für mich klar, dass nur du in Betracht kommst. Genauso verhält es sich bei Maik.“ Pia strahlt wieder ihren Maik an und er beugt sich zu ihr herüber und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. Die beiden sind schon ein tolles Paar.
Maik ergreift das Wort. „Pia hat es schon gesagt. Auch ich kann mir keinen besseren Paten, als dich vorstellen, Sascha. Du bist nicht nur ein langjähriger Kollege, sondern mein engster Vertrauter geworden. Das ihr beide nun zusammen seid, ist natürlich von Vorteil. Allerdings hätten wir euch zwei auch gewählt, wenn kein Paar aus euch geworden wäre. Wir möchten, sollte uns was passieren, dass unser Kind von euch aufgefangen und betreut wird. Natürlich dürft ihr auch vorher schon Paten spielen.“ Nun grinst Maik. Er möchte der Situation ein wenig die Schärfe nehmen.
Wenn ich daran denke, dass die beiden sterben könnten, das ist kein schöner Gedanke. Vor allen Dingen, da es bei Pia fast soweit gewesen wäre. Carsten hatte damals die Pistole auf sie gerichtet und hätte sie getötet. Doch Pia wollte zum Glück leben. Der verletzte Polizist hatte ihr seine Waffe gegeben und Pia war schneller gewesen. Carsten war durch ihre Hand gestorben. Daran knabberten wir beide immer noch. Pia wacht noch heute immer wieder mit Albträumen auf.
Ich bin ganz schön überrumpelt von der Situation. War ich lange Zeit Single gewesen, der einfach durch die Betten bei den Männern gehüpft war, so war nun eine ehrbare Frau aus mir geworden. Bah, war das ein schreckliches Wort.
Sascha übernimmt mal wieder für mich. „Möchtet ihr sofort eine Antwort, oder dürfen wir eine Nacht darüber schlafen?“
„Ihr sollt euch absolut sicher sein und nichts überstürzen. Wir wollten es nur schon vor der Geburt ansprechen, damit ihr genug Zeit habt, darüber nachzudenken.“ Pia und Maik sind sich total einig. Das sind sie in fast alle Belangen.
Während Pia und ich eher wie Salz und Pfeffer sind, so sind sie und Maik ein Traum aus Schokolade mit einem Sahnehäubchen.
Ein Seufzen entfährt mir. Ehe, Kinder, ach ich weiß nicht. Bei den beiden sieht das total perfekt aus.
„Ich glaube wir fahren jetzt lieber“, reißt mich Sascha aus den Gedanken. Ich schaue in die Runde. Alle drei grinsen mich an. Habe ich was verpasst?
Während Sascha sich von Maik verabschiedet, helfe ich nun doch noch meiner Elefanten-Elfen-Pia aus dem Liegestuhl.
„Denk daran, du hast den Brautstrauß gefangen. Für dich wird es auch bald Zeit. Und wenn ich dich so anschaue, dann sieht man, dass deine Gedanken immer wieder in die Richtung abdriften“, flüstert mir Pia zu.
Eigentlich würde ich jetzt gerne eine scharfe Bemerkung fallen lassen, aber ihr Blick ist nicht provozierend, sondern weich und sie lächelt mich an.
Verdammt, Pia hat Recht. Ich muss mir langsam klar werden, was ich will und es durchziehen. Ein Blick Richtung Sascha zeigt mir, dass er schon wieder seine Antenne auf Empfang gestellt hat. So liebevoll hat er mich noch nie angesehen. Hmpf, er scheint sich sicher zu sein, was er will.
Auf der Fahrt zum See schaue ich aus dem Fenster und denke nach. Ich weiß, dass mich Sascha nicht stören wird. Auch wenn wir schon vier Jahre zusammen sind, so hat er direkt zu Anfang verstanden, wann es besser ist, mich in Ruhe zu lassen und wann nicht.
Also, wo war ich mit meinen Gedanken? Richtig, bei Pia und der Patensache, bei mir und heiraten und zu guter Letzt, bei mir und Kinder bekommen.
An sich muss ich nicht lange überlegen. Ich für Pias Baby Patin: Eindeutig ja. Nie würde ich sie im Stich lassen, vor allen Dingen nicht ihr Kind.
Heiraten? Ich kann auch gut ohne Trauschein leben. Das zieht auch keine teurere Scheidung nach sich. Somit Heirat: Nein.
Möchte ich Kinder haben? Absolut: JA! Ich liebe Kinder. Man sieht es mir nicht wirklich an und ich bin nicht die klassische Frau, die beim Anblick eines Kinderwagens sofort quietschend davor steht. Trotzdem liebe ich Babys. Ihren Geruch, ihre weiche Haut. Da freue ich mich schon total auf Pias Wurm, wenn ich ihn im Arm halten darf.
Nun reißt mich Sascha doch aus meinen Gedanken, denn er hat keine Lust, bei der Hitze im Auto sitzen zu bleiben, da wir schon am See angekommen sind.
„Sandra?“ Ich spüre seine Hand auf meiner.
Ich schiebe meine Gedanken jetzt ganz weit nach hinten und freue mich auf das schöne kühle Nass mit Sascha zusammen. „Wir können gehen. Grübeln kann ich nachher noch.“
Zusammen schlendern wir Hand in Hand zu unserer Geheimstelle. Sie war einmal Pias, Carstens und meine gewesen. Mittlerweile fahren wir entweder zu viert hier hin, oder als Pärchen.
Ohne Probleme kann man auf die andere Seite des Sees sehen und somit dort auf die Liegewiese. Wenn man allerdings seine Ruhe habe möchte, zieht man sich einfach ein wenig mehr in unser Versteck zurück und schon ist man von allen Seiten mit Sträuchern abgeschottet. Ein kleiner Trampelpfad führt geschlungen zu unserer Lieblingsstelle.
Nachdem wir die Decke ausgebreitet haben, beginnt sich Sascha ohne Umschweife auszuziehen. Eigentlich war ich gerade dabei, in der mitgebrachten Tasche nach meinem Bikini zu suchen, aber mit einem Schlag ist mir entfallen, was ich in der Tasche suche.
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