Pat fuhr sich mit der freien Hand durch die nassen Haare. „Dachten Sie, ich will mich verdrücken?“
Widerstrebend ließ er ihre andere Hand los. „Wer weiß? Noch haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie mich absolut unwiderstehlich finden und mir überall hin folgen werden.“
Sie sah ihn mit großen Augen an.
„Oh, keine Angst, ich werde Sie nicht einsperren, bis Sie es tun, oder so etwas in der Art.“ „Beruhigend.“
Er grinste. „Tun Sie meinem männlichen Steinzeit-Ego schon den Gefallen. Sagen Sie, dass Sie mich toll finden und mit in meine Höhle kommen werden.“ „Ziemlich voreilig, was Sie da verlangen.“
„Blau, ich wusste es, durch und durch blau. Sie sind kein bisschen rot.“ Sie zog ihn an sich, drückte ihren Mund auf seinen. Nahm seine Lippe zwischen ihre, als er den Mund leicht öffnete, spürte ein Kribbeln im Bauch und erschrak so sehr über sich selbst, dass sie sich genauso plötzlich von ihm löste, wie sie ihn zuvor geküsst hatte. Nicht ohne zum Abschied noch einmal zart mit den Lippen über seine zu streifen.
„Und ich dachte“, er atmete hörbar aus, „das mit dem Provozieren würde nur bei Männern funktionieren.“ „So kann Mann sich irren“, war alles, was ihr einfiel.
Er hatte ihren halben Kuss als ganzes Ja gedeutet, war Richtung S-Bahn gegangen und sie war ihm tatsächlich gefolgt.
„Das ist die richtige Linie.“ Er schob sie in die wartende Bahn.
Obwohl kaum noch Platz war, drängten immer mehr Menschen nach. Sie waren offensichtlich nicht die Einzigen, die vor dem Regen nach Hause flüchteten.
Pat geriet mit dem Rücken zu ihm und stutzte. War das etwa seine Erektion an ihrem Po? Sie versuchte erfolglos etwas Raum zu gewinnen, drehte sich halb. Mit dem Ergebnis, dass bei der nächsten Gelegenheit ihre Hüfte in seinen Schritt gedrückt wurde. Er hatte jedenfalls keinen Steifen, das war gut, aber wenn sie so stehen bliebe, würde er das noch als Aufforderung verstehen.
„Tut mir leid, Pät, ich hätte doch ein Taxi besorgen sollen. ‒ Nach der Konstabler wird es besser.“ „Geht schon.“ Es kam Pat vor, als würde sie, je mehr sie versuchte etwas Abstand zwischen sich und ihn zu bringen, nur um so näher an ihn gedrückt. Überall waren fremde Hände, Arme und Beine, denen sie entgehen wollte. Sie gab auf, ließ sich gegen Dominic schieben und hielt sich mit einer Hand an seinem Arm fest, um nicht umzufallen.
Plötzlich spürte sie nur noch seinen Körper, seine Nähe. Ihr wurde wohlig und sie wollte sich anschmiegen, wusste nicht mehr, ob sie es tat oder ob sie geschoben wurde.
Nach dem Umsortieren an der nächsten Haltestelle landeten sie Brust an Brust aneinander. Bei jedem Atemzug spürte sie ihn an ihrem Busen. Sein Atem strich sanft über ihre Halsbeuge. Blut sammelte sich pulsierend in ihrem Unterleib, der sich verlangend nach vorne schob. Ihr Körper war ihrem Geist ganz offensichtlich einige Schritte voraus.
Sie schloss die Augen, überließ sich ihrer Fantasie. Seine Lippen schienen plötzlich wieder auf ihren zu sein. Sein Blick glitt über ihren Busen, der von einem knappen BH und der vom Regen durchsichtigen Bluse kaum verhüllt wurde. Die ersten Knöpfe hatte er bereits geöffnet, schob den Stoff ‒ sie gleichzeitig auf den Hals küssend ‒ zur Seite. Seine Finger tasteten sich zu ihren Brustwarzen hin,
als die Bahn anhielt.
Hätte er sie nicht hinter sich hergezogen, wäre sie, in ihren Gedanken gefangen, stehen geblieben.
„Pät!“
Schade, inzwischen hätten seine Lippen sicher ihre Brustwarze erreicht. Oder seine Zungenspitze? Ein wohliger Schauer lief durch ihren Körper.
„Ich hole das Auto“, brachte er sie endgültig in die Realität zurück. „Ach was, ich bin eh schon klatschnass.“ ‚Und eine kalte Dusche kommt mir gerade recht‛, ergänzte sie in Gedanken.
„Hier haben Sie schon mal ein Handtuch für die Haare. Ich gebe Ihnen ein T-Shirt, damit Sie sich umziehen können.“ Sie war ihm ins Schlafzimmer gefolgt, sah zu, wie er etwas aus dem Schrank heraussuchte.
„Wenn Sie nur halb so nass sind wie ich, sollten Sie auch die Jeans ausziehen. Keine Sorge, die Jogginghose ist auch frisch gewaschen.“ Wortlos nahm sie beides in Empfang.
„Da ist das Bad. Ich warte in der Küche. Bringen Sie Ihre Kleider mit, ich stecke sie in den Trockner.“
Die Hose, die er ihr gegeben hatte, war zweifellos frisch gewaschen. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie noch nach ihm roch. Sie musste daran denken, dass normalerweise seine Haut den Stoff berührte, als sie sie überstreifte.
Natürlich war sie zu eng, schmiegte sich an ihre Schenkel, spannte über Hüfte und Po. Genauso wie das T-Shirt, dass sich recht stramm über ihrem Busen dehnte. ‚Nicht gut.‛
Aber darauf, die einmal ausgezogenen nassen Kleider wieder anzuziehen, hatte sie auch keine Lust. Wäre sie bloß nach Hause gefahren. Es half nichts. Ihr Aufzug würde beiden Gelegenheit geben, ihren Humor zu beweisen.
In der Küche angekommen, stolperte sie über etwas, landete aber weich in seinen Armen.
„Also, so was ist mir noch nicht passiert.“ Sie löste sich von ihm. „Ich bin normalerweise nicht so anhänglich, dass ich einem Mann schon beim ersten Treffen dreimal um den Hals falle.“
Er ließ los, als sie wieder sicher auf beiden Beinen stand. „Viermal, mit der Bahn“, widersprach er. „Hatten Sie den Kellner eigentlich dafür bezahlt? Nein, im Ernst, es tut mir leid. Ich hätte den Schemel längst wegräumen sollen. Er steht schon so lange im Weg, dass ich mir angewöhnt habe, darüberzusteigen. Ich verspreche Ihnen, dass er, wenn Sie das nächste Mal kommen, weg ist.“
Kaffee. Sie nahm die dampfende Tasse, bekam im Gegenzug ihre Kleider aus der Hand genommen. Alle ihre Kleider. Sie war buchstäblich bis auf die Haut nass gewesen und hatte sich nach kurzem Zögern komplett ausgezogen.
„Ich packe alles zusammen rein. Oder ist irgendwas Empfindliches dabei?“ „Nein, immer rein damit“, erwiderte sie schnell. Es fehlte noch, dass er ihre Wäsche genauer betrachtete.
An die Tischplatte gelehnt, sah sie den Trockner an, als könnte ihr Blick sein Gehäuse durchdringen, um zu beobachten wie sich seine Kleidungsstücke um ihre schlangen. Wie sie sich miteinander verwoben, aneinander rieben.
„Wo sind Sie mit Ihren Gedanken?“ Direkt in seinen Augen versank sie, dem warmen Klang seiner Stimme folgend. Angenehm und ganz nah. Ihr Blick senkte sich auf seine Lippen, folgte deren Bewegungen, während sie versuchte, den Sinn seiner in ihrem Kopf umherschwirrenden Worte zu verstehen.
„Haben Sie eine Idee für einen Ausflug?“, versuchte Pat es auf gut Glück. Er sah sie so seltsam an, dass klar war, dass er über etwas anderes gesprochen hatte.
Aber er ging auf ihre Frage ein. „Wie wäre es für den Anfang mit etwas in der Nähe? Eine Runde durch den Odenwald? Sonntag? Mittagessen, und wenn es passt noch einen Kaffee.“ Sie nickte.
„Wollen wir das nebenan besprechen?“ Er deutete mit dem Kinn Richtung Wohnzimmer. Hatte er das vorhin gefragt? Sie musste ihre Gedanken besser beisammenhalten.
Sie ging voraus, blieb unvermittelt stehen, um sich zu bücken. Er wäre fast aufgelaufen, senkte den Blick. ‚Sie trägt keinen Slip. Oder einen String.‛ Er war versucht, seine Hände auf ihre Pobacken zu legen.
Während er noch darüber nachdachte, ob das zu unverschämt wäre, hatte sie sich bereits aufgerichtet.
Er hätte die Gelegenheit nutzen und zugreifen sollen, so wie sie sich in der Bahn an ihn geschmiegt hatte. Andererseits war sie wohl doch mehr gegen ihn geschoben worden, als dass sie sich …
Den Schemel in der Hand, fragte sie: „Wohin kann ich den stellen? Ich möchte ungern noch mal an Ihrer Brust landen.“ Er nahm ihr den Schemel aus der Hand und stellte ihn, ohne den Blick von ihren Augen zu lösen, auf die Arbeitsplatte neben sich.
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