Damit trifft man bei Radfahrern bestimmt auf offenen Ohren.
Radfahrer trinken zwar gerne Kaffee, sind aber nicht unbedingt daran gewöhnt, immer guten zu bekommen. Ich kenne das ja selbst: Bei Ausfahrten trinkt man den Kaffee, den man gerade kriegen kann.
Du hast zwei ziemlich zeitintensive Fulltime-Jobs. Mal ehrlich: Schafft man da überhaupt noch das gesetzte Pensum an Jahreskilometern auf dem Rennrad?
Ich versuche wirklich, jede Lücke zu nutzen, habe mein Ziel in diesem Jahr aber leider nicht ganz erreicht. Ich bin jetzt so bei 7.000 Kilometern. Das passt schon. Aber das ist ja auch nur für mich persönlich eine Messlatte. Am Ende des Tages geht es auch gar nicht um die Kilometer, sondern um den Spaß an der Freude.
Mit dem „Fietsen“ hast du nun beides kombiniert?
Radfahren war für mich vorher ein Hobby, jetzt ist es ein Stück weit mein Beruf geworden. Ich ziehe allerdings auch keine Grenze zwischen Freizeit und Arbeit. Das ist für mich beides das Gleiche. Aber ich habe mir von Anfang an gesagt, dass ich kein Fahrradcafé haben möchte, um dann hier alle Radfahrer sitzen zu haben, und ich selbst komme gar nicht mehr dazu. Die größte Freude habe ich, wenn ich auf dem Rad sitze. Dann weiß ich auch, warum ich gern ein Radcafé habe. Nämlich weil ich im Anschluss mit den Leuten von der Ausfahrt dort verdammt guten Kaffee trinken kann.
Es gibt hier eine Hausspezialität, und zwar den Nitro. Was hat es damit auf sich?
Das war eigentlich eine Idee, die aus der Not geboren ist. Wir hatten am Anfang große Lieferschwierigkeiten mit unserer Kaffeemaschine. Als wir dann im Sommer zur Tour de France eine vorläufige Eröffnung gemacht haben, wollten wir den Gästen zumindest irgendwas Besonderes in Richtung Kaffee anbieten. Nitro ist ein Cold Brew, der mit Stickstoff versetzt wird. Dadurch bekommt der Cold Brew eine ziemlich sämige Konsistenz, ähnlich wie bei einem Guinness. Das war damals im Sommer ein richtig geiles Getränk. Leider kann man sich den Drink nicht einfach so zu Hause selbst zubereiten. Für alle Rennrad-Connaisseurs haben wir deshalb ein Rezept für eine weitere Hausspezialität. Here we go:
Fietsen Kakili: Ein erfrischender Kick für die nächste Radtour
Unser Barista Richard hat aus Cascara, dem Sirup der Kaffeekirsche, einen leckeren, erfrischenden und koffeinhaltigen Drink entworfen. Cascara wird aus der getrockneten Schale und dem Fruchtfleisch der Kaffeefrucht hergestellt. Wir beziehen den Sirup bei unserem Freund Siggi in der Schweiz.
FIETSEN KAKILI (KAFFEEKIRSCH-LIMONADE)
ZUTATEN
•1,5 cl Cascara-Sirup (Erlkönig)
•5–10 ml Limettensaft
•Eiswürfel
•Sprudelwasser
•Zitrone
•Lavendel
ZUBEREITUNG
1,5 cl Cascara Sirup in ein 250 ml großes Glas geben. Der Sirup ist ziemlich fest, deshalb empfehlen wir, diesen im Glas mit etwas heißem Wasser zu verdünnen. So lässt sich der Sirup mit dem Sprudel schneller und besser vermischen. Anschließend geben wir 5 bis 10 ml Limettensaft hinzu. Im Anschluss füllt man das Glas mit Eiswürfeln und Sprudelwasser. Die Limonade mit einem Teelöffel vermischen und zu guter Letzt eine Scheibe Zitrone und einen kleinen Zweig Lavendel beifügen. Nach Wunsch kann der Kakili auch als Spritz mit Prosecco angerichtet werden.
„Das Fahrrad ist für mich der ultimative Ausdruck von Freiheit!“
Seit über 40 Jahren porträtiert Lucas Brunelle die Radszene. In seinen Filmen und Videos nimmt er die Zuschauer mit auf waghalsige Geschwindigkeitsräusche durch Amerikas Straßenschluchten, auf illegalen Straßenrennen und zu verrückten Radreisen bis ans Ende der Welt. Seine Fahrmanöver gleichen einer einstudierten Choreografie – ein endloser Flow zwischen Stoßstangen und Autotüren, hupenden Fahrern und erbosten Fußgängern. Immer haarscharf und doch präzise wie die Hand eines Chirurgen bahnt er sich auf dem Rennrad einen Weg durch den Großstadtdschungel. Manchmal ist es so knapp, dass man nicht hinsehen will. Es ist eine Sinfonie des Wahnsinns, bei dem das Rad das Orchester ist und Lucas der Dirigent.
Filmer, Bike-Video-Pionier und Fixed-Gear-Legende
In den 1990er-Jahren leistet Lucas Pionierarbeit: Er dreht die ersten POV-Videos, lange bevor es GoPro oder YouTube gibt. An seinem Fahrradhelm installiert er Halterungen für zwei klobige Camcorder; eine vorne und eine hinten, damit er in beide Richtungen filmen kann. Das pragmatische Kamerasystem wird zu seinem Markenzeichen. „Ich wollte der Welt zeigen, wie es ist, mit dem Rad schnell durch den Verkehr zu kommen“, antwortet Lucas auf die Frage nach seiner Motivation. „Die Kamera ist das perfekte Werkzeug, um den Menschen zu zeigen, wie wir Rad fahren. Wie schnell, hektisch und gefährlich das alles ist“, ergänzt Lucas. „Plötzlich kann der Zuschauer ein Gefühl dafür bekommen oder es zumindest erahnen. Das ist in etwa so, wie wenn man jemandem, der noch nie am Meer war, zeigt, wie es ist zu surfen.“
2012 veröffentlicht er im Zuge des renommierten Bicycle Film Festivals einen Zusammenschnitt seines besten Videomaterials aus zehn Jahren. Der Titel seines Films ist „Line of Sight“. Ein brachiales Werk, das durch die bis dato noch nie gesehenen waghalsigen Fahrmanöver und Brunelles Attitüde und irren Fahrstil Tausende inspiriert. Auch auf internationaler Ebene gewinnt der Film zahlreiche Preise. Heute ist „Line of Sight“ ein Kultfilm. Rasant, draufgängerisch, einzigartig und unerreicht.
Die Leidenschaft für schnelle Räder entwickelt Lucas als Elfjähriger. Bis dahin fährt er hauptsächlich BMX. Das Rennrad ändert alles. „Plötzlich hast du ein Rad unterm Hintern, auf dem du so schnell fahren kannst, dass du permanent Angst hast, die Kontrolle darüber zu verlieren.“ Lucas' BMX-Kumpels finden sein neues filigranes Gefährt zunächst ziemlich uncool: „Zu dünne Reifen, zu empfindlicher Rahmen“, erzählt er. „Aber als sie dann sahen, wie unglaublich schnell ich auf dem Ding fuhr, wollte plötzlicher jeder von ihnen eins haben.“
Mit dem Rennrad wird Lucas „erwachsen“ und mausert sich zum Kategorie-2-Fahrer, die zweithöchste Profi-Kategorie in den USA. Es ist der nächste logische Schritt seiner Weiterentwicklung. Doch nicht nur das Rennrad, sondern auch das Mountainbike rückt in seinen Fokus. 1990 wird er von dem bekannten Radsport-Trainer Chris Carmichael zum Training in das olympische Trainingscamp eingeladen. Dort bricht nach einem Sprung die Gabel seines Mountainbikes. Ein Ersatzrad hat er nicht dabei, allerdings hat er noch sein Rennrad im Auto. „Am nächsten Tag stand ein MTB-Bergzeitfahren an. Also nahm ich einfach mein Rennrad für die Strecke – und war der Erste am Ziel. Muss wohl an den dünnen Reifen gelegen haben“, amüsiert sich Lucas.
„ Plötzlich hast du ein Rad unterm Hintern, auf dem du so schnell fahren kannst, dass du permanent Angst hast, die Kontrolle darüber zu verlieren.“
In den Jahren darauf folgen diverse Profi-Radrennen, in denen er seine Teamkollegen unter anderem durch seine unkonventionelle Fahrweise über Gehwege oder Grünstreifen zum Sieg fährt. Doch weil er mit dem Tempo und der Intensität der Rennen unzufrieden ist, beendet er seine aktive Karriere als Profi-Radsportler.
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