Aber Prinz Wexmell drehte sich mit ihm und sagte noch: »Ich wollte dir außerdem danken. Für gestern. Ich weiß, was du getan hast und ich stehe in deiner Schuld.«
Desiderius schmunzelte in dem Wissen, das der andere es nicht sah. Er entwirrte gerade sein Leinenhemd, als er erwiderte: »Hm, ich weiß nicht, was du meinst.«
»Natürlich nicht«, gab Wexmell spöttisch zurück. »Der Wind hat dich umgestoßen und mich mit dir zu Boden gerissen.«
»War ein starker Wind«, murmelte Desiderius.
Der Prinz schnaubte erheitert.
Desiderius warf ein Schmunzeln über die Schulter, das der junge Prinz erwiderte. Doch die Augen des Prinzen blieben nicht an seinem Gesicht hängen, sie wanderten an Desiderius’ Rückseite hinab und kamen an tieferen Körperregionen zum Erliegen.
»Ich dachte, alle wären ausgeritten?«, fragte Desiderius und zog sich sein Leinenhemd über den nassen Körper. Er hatte nichts gegen die auffällige Musterung, sie gefiel ihm sogar.
»Ich bin auf der Burg geblieben und habe gewartet, bist du aufwachst«, gestand der Prinz gelassen. »Als ich dich ausreiten sah, bin ich dir gefolgt.«
Desiderius schnaubte kopfschüttelnd. »Und das nennst du diskret? «
Er drehte sich zu dem Prinzen um und warf ihm einen strengen Blick zu.
»Übereifrige Diskretion führt ebenso schnell zu Misstrauen wie offensichtliches Verhalten«, erwiderte der junge Prinz selbstgerecht.
Desiderius legte schmunzelnd seinen Kopf schief. »Ihr seid ein Besserwisser, Euer Gnaden.«
»Nein.« Der junge Prinz trat mit verschränkten Armen auf ihn zu. »Ich sehe die Dinge einfach so, wie sie sind.«
»Ach?« Desiderius verzog skeptisch sein Gesicht. »Und wie sind die Dinge?«
Direkt vor ihm blieb der Prinz stehen. Sie waren sich so nah, dass Desiderius an seinem ausgekühlten Körper die Wärme des anderen spüren konnte. Es vernebelte ihm die Sinne, dass der, den er begehrte, so greifbar war. Gern hätte er sich an den jungen Prinzen gedrängt und sich von seinem warmen Körper wärmen lassen.
Grinsend, als wüsste er genau, woran Desiderius dachte, regte Wexmell das Kinn empor und behauptete: »Du willst mich.«
Kopfschüttelnd beugte sich Desiderius etwas zu ihm, ein Lächeln geisterte um seine Lippen, als er erwiderte: »Da liegt Ihr vollkommen falsch, Euer Gnaden.«
Anmaßend sah Wexmell ihm in die Augen. »Gut, dann erklär mir doch, warum du mir gestern einen Sieg überlassen hast? Und wenn du schon dabei bist, verrate mir, warum du dich beim König für mich eingesetzt hast?«
Desiderius log: »Das habe ich nie getan.«
»Doch, das hast du«, beharrte Wexmell. »Bellzazar hat es mir erzählt.«
Dieser verdammte Halbgott, fluchte Desiderius innerlich. Dieses Wesen schien geschwätziger zu sein als ein altes Weib.
»Du kannst es nicht erklären«, stellte der junge Prinz richtig fest, er klang triumphierend.
Desiderius fiel beim besten Willen nichts ein, womit er den jungen Blonden ausreichend belügen konnte.
Wexmell hob die Hände, nachdem Desiderius nichts weiter erwiderte. Warme Handflächen legten sich auf Desiderius’ Brustmuskeln und er schloss unwillkürlich seine Augen unter der angenehmen Berührung. Ein schmaler Körper schmiegte sich ungefragt an ihn, und sofort wurde sein Glied unter der nassen, kalten Hose hart. Wexmells Oberschenkel presste sich dagegen und rieb sich daran.
Schwer schluckend unterdrückte Desiderius ein Aufstöhnen.
Wexmells Hände fuhren hinauf zu den Schultern und hielten sich dort fest. Der junge Prinz reckte sich nach oben und legte den Kopf schief. Sein heißer Atem streifte Desiderius’ Kehle, dann fühlte er eine warmnasse Zunge, die kokett über die Bisswunde fuhr.
Lockend raunte Wexmell ihm zu: »Ich erinnere mich noch an deinen Geschmack.«
Er ließ dabei offen, ob er von Desiderius’ Blut oder anderen Körperflüssigkeiten sprach. Von beidem hatte er bereits gekostet.
Desiderius erschauderte und konnte ein Keuchen nicht verhindern.
Aber er konnte nicht, durfte nicht zulassen, was sich hier wiederholte. Er konnte seine oberste Regel nicht brechen. Nur die Befriedigung der eigenen Gelüste zählte. Doch der junge Prinz konnte ihm gefährlich werden, weil er mehr von ihm erwartete.
Er musste das beenden, doch sein Körper wollte sich der Berührung nicht entziehen.
Wexmell zog den Kopf leicht zurück, während seine Hände auf Wanderschaft gingen und über Desiderius’ Oberkörper fuhren. »Ist das eigentlich wertvoll?«
»Was?« Desiderius runzelte die Stirn und öffnete die Augen. »Was soll wertvoll sein?«
Zu spät spürte er die schlanken Finger, die sich um den Anhänger seiner Halskette schlossen.
»Na das!« Wexmell riss ihm die Kette vom Hals und sprang gleich darauf lachend außer Reichweite.
Verblüfft sah Desiderius an sich hinab, erst langsam begriff er, was vor sich ging. Er wandte sich um und sah den jungen Prinzen frech grinsend auf dem Staudamm balancieren.
Desiderius ließ seine Schultern hängen. »Wie alt sind wir? Fünf?«
Der junge Prinz streckte den Arm aus, um seine Finger war die Halskette geschlungen und der Bernsteinanhänger baumelte lockend in der Luft. »Wenn du nicht ab und an ein wenig albern bist, hast du das Leben nicht verstanden, Derius.«
»Oh!« Desiderius kam grinsend auf ihn zu. »Dann geben wir uns jetzt also schon vertraute Namen? Ihr seid wirklich eine hartnäckige und anmaßende Klette, Euer Gnaden .«
»Ich nenne dich nur so, wie der Wirt in dem Bordell«, erklärte Wexmell. »Er scheint dich recht gut zu kennen.«
»Stimmt«, bestätigte Desiderius grinsend. »Ich bin oft dort.«
Der junge Prinz presste die sinnlichen Lippen ärgerlich aufeinander. »Stammgast?«
»Ja«, antwortete Desiderius ohne Umschweife.
Eifersucht blitzte in den eisblauen Augen des Prinzen auf.
Desiderius’ Mundwinkel verzogen sich zu einem arroganten Grinsen: »Hast du es immer noch nicht verstanden?« Er lachte höhnisch auf, während er sich über den Prinzen lächerlich machte. »Es gibt nur zwei Dinge, die mich wirklich kümmern. Das Wichtigste ist das harte Fleisch zwischen meinen Beinen, und das andere ist die Frage, wie ich das Verlangen darin schnellstmöglich stillen kann.«
Desiderius breitete amüsiert die Arme aus und zuckte mit den Schultern, als er noch anfügte: »Du warst nur ein Mittel zum Zweck, so wie die restlichen hundert Kerle vor dir und die anderen hundert Kerle, die noch nach dir folgen werden.«
Geknickt senkte der junge Prinz kurz seine eisblauen Augen.
Kopfschüttelnd flüsterte Desiderius gehässig in seine Richtung: »Ich weiß, als Prinz ist es schwer zu glauben, aber du bist nichts Besonderes. Jedenfalls nicht für mich.«
Der Prinz schluckte, dann mahlte er verbissen mit den Kiefern, als wolle er etwas Passendes erwidern. Eine Beleidigung, die ebenso sehr schmerzen sollte, wie Desiderius’ Worte. Doch der Prinz blieb stumm, er war zu verletzt.
»Und diese Kette war ein Geschenk einer meiner zahlreichen Liebhaber«, erklärte Desiderius mit einem Fingerzeig auf die Halskette in Wexmells Hand.
»Tatsächlich?« Der junge Prinz kochte vor Eifersucht.
Amüsiert darüber sprang Desiderius auf den schmalen Staudamm. Er brauchte einen Moment, um sein Gleichgewicht zu finden, stand dann aber fest auf dem Damm.
»Ein Luzianer«, berichtete Desiderius mit einem überheblichen Blick. »Groß, schlank und männlich. Er war älter als ich, aber ich habe ihn dazu überreden können, sich mir hinzugeben.«
Der junge Prinz zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen, die Eifersucht machte sein sonst zartes Gesicht hart und grimmig. »Er muss Euch viel bedeutet haben, wenn Ihr sein Geschenk am Leib tragt.«
Desiderius schmunzelte darüber, dass Prinz Wexmell ihn wieder höfflich distanziert ansprach.
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