Katarina Torso - Schlaflied für einen Toten

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Schlaflied für einen Toten: краткое содержание, описание и аннотация

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Der getrennt lebende Auftragsmaler David Balder verliert durch den Tod seines einzigen Kindes den Halt. Dass die Mutter des 14-Jährigen einer Organentnahme zugestimmt hat, ohne ihn in die Entscheidung einzubeziehen, kann er nicht verwinden. Tief traumatisiert begibt er sich auf die Suche nach den Empfängern der Organe.
Statt seinen Aufträgen nachzukommen, beobachtet er den Jungen, in dessen Brust jetzt Elias' Herz schlägt. Fünf Teenagern hat die Organspende das Leben gerettet. Balder ist besessen von dem Gedanken, sie beschützen zu müssen – zu bewahren, was von seinem Sohn geblieben ist. Ihr »Fänger im Roggen« will er sein. Doch je weiter er sich vorwagt, je näher er ihnen kommt, desto offenbarer wird das Ausmaß seiner Traumatisierung.
Und in der Nacht ist ein Flüstern zu vernehmen: »Ruhe sanft, mein Sohn, in deines Todes Schlummer, frei von allem Schmerz und Kummer …«, haucht er ihnen ins Ohr, wenn er wie ein Geist neben ihrem Bett kniet …

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Der Osiris-Mythos

Zweiter Tag. Er aß wieder, um zu Kräften zu kommen, und begann, jene Gedanken in die Tat umzusetzen, die er stumm mit den Lippen geformt hatte. Gewissheit zu erlangen, das war er seinem Sohn schuldig. In jener Nacht, im Moment des tiefsten Schmerzes, war nur fragmentarisch zu ihm durchgedrungen, wovon der Mann am Telefon gesprochen hatte. Die Sinnhaftigkeit hatte Balder erfasst, die Tragik, nicht aber die Details.

Die, hoffte er, der Unfallakte entnehmen zu können, den Polizeiberichten, dem Sachverständigengutachten: Letzteres war eine Sammlung von merkwürdigen Wortgebilden und Mutmaßungen, die sich als Gewissheit ausgaben. Von »Blickzuwendungsdauer« war die Rede. Von »präattentiver Wahrnehmungsphase«. Von Kratzspuren an der Front der Straßenbahn, von der Elias – aus der Spurenlage, wie aus Kaffeesatz gelesen – mit nach vorn geneigtem Oberkörper, daher im Laufen, erfasst worden sei, auf dem mit Rohbetonplatten befestigten Gleisübergang jenseits der Eupener Straße in Höhe Haus 598. An einer dortigen Steuerbox für die Signale, an der linken vorderen oberen Kante – die Ecke war dunkelrot verfärbt und es klebten Knochensplitter, Haare und Gewebereste daran – war es nach den Erkenntnissen des Unfallaufnahmeteams zum ersten harten Anprall des Jungen mit dem Untergrund gekommen. Erst kurz dahinter setzten sichtbare Spuren des Mitschleifens ein, bestehend aus Stofffetzen, Gewebeteilen und Blut, die sich bis in die Endlage hinzogen, weit hinter dem Übergang, da die Gefahrenbremsung erst nach der Kollision eingeleitet wurde, erklärt durch obige Faktoren.

Balder klammerte sich an winzige Details, die er mit Bedeutung auflud. Versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen, als wären dort Anhaltspunkte für eine Ahnung zu finden, die ihn bereits wenige Tage nach Elias' Tod überkam. Vergebens. Was wirklich geschehen war – es war dunkel, es gab keine Zeugen, niemand konnte ausschließen, dass auf den Jungen eingewirkt wurde – war der Akte nicht zu entnehmen.

Den Kopf, mit einem Knick im Nacken, dem Gleisbett zugewandt – schließlich hatte er hier schon einmal etwas gefunden, was den Einsatzkräften entgangen war – suchte er den Übergang nach Hinweisen ab für seinen Verdacht, der nichts weiter war als eine Ahnung und sich auf nichts gründete, in der Nacht, wenn alles schlief und der Betriebsverkehr auf der Strecke eingestellt war, Zentimeter für Zentimeter, vom gelben Gefahrenstreifen bis zum Gleis stadteinwärts, die Spurweite der Schienen, den Rohbeton zwischen Gleis und Gegengleis bis zur Abriebspur vom Schuh des Jungen. Er machte Schritte dabei und erkannte, dass der letzte einer zu viel gewesen war.

Im Schotterbett justierte er den Lichtkegel seiner Taschenlampe, die allmählich an Leuchtkraft verlor, um die Ritzen zwischen den Steinen besser ausleuchten zu können. Einige hob er an, hin und wieder las er etwas auf, das in dem schwachen Handlampenlicht silbern schimmerte, daumennagelgroß war, oder von der Form her eine gewisse Ähnlichkeit mit Elias’ Talisman hatte, dem Amulett, das nie gefunden wurde – vielleicht war ja das ein Hinweis – bis die Batterien endgültig den Geist aufgaben und Gleis und Schotter, vom Mond mit einer falben Milchhaut überzogen, vor seinen müden, nachtschweren Augen zu einer einheitlichen grauen Masse verschmolzen.

Als er aufschaute, nahm er im Parterre gelegenen Fenster von Haus 598, gleich hinter dem großen Zahn, eine geringfügige Aberration wahr, eine Abweichung unmerklicher Art – und erstarrte. Eine längst verloren geglaubte Erinnerung schien aus seinem Kopf dort hingeraten zu sein: Er war zum Kiosk spaziert, Zigaretten holen. Elias schlief. Er war drei Jahre alt. Als er zurückkam, stand der Junge – das Gesicht verschlafen, das Haar zerzaust – im Pyjama auf dem inneren Sims des geöffneten Fensters im zweiten Stock.

Mehrmals noch sandte er seinen Blick in jener Nacht hin zu dem Kind, das da puppenhaft still hinter Glas stand, in einem vom Mondschein angeleuchteten Schlafgewand, und aus marmornen Augen zu beobachten schien, was dieser seltsame Mann tat, der die Augen nicht von ihm lassen konnte.

Irgendwann starrte Balder nur noch und fragte sich, ob er das, was er hier, an diesem Übergang, zu ergründen versuchte, nicht beobachten könne. Es mit eigenen Augen zu sehen, stünde gewiss über allen Vermutungen. Er wusste nicht, woher der Gedanke kam. Er musste in einer seinem Bewusstsein unzugänglichen Nische gemach aus der Verpuppung geschlüpft sein, oder der Gedanke war im Verborgenen herangereift und hatte sich nur vor seinem Denken versteckt gehalten, um ihn von nun an permanent zu beschleichen. So bedeutend zu werden, so groß, dass er kaum noch in den Schädel passte. »Der Gedanke ist gedacht. Ich sehe alles vor mir. Gewiss wird es dauern. Ich werde lange warten müssen. Beharrlichkeit wird von Vorteil sein.«

Balder wirkte zum Schein ganz normal. Hatte sogar wieder zu malen begonnen (mit Fleischfarbe den Leib Christi, mit Schwarz in 25 Nuancen die Gewänder der Trauernden) und Gespräche zu führen mit den Hausbewohnern, ohne einen Anflug von Trauer – »wie geht es Ihrem Sohn?« – »gut« – »man sieht ihn kaum noch« – »er hat alle Hände voll zu tun mit seiner Franziska.«

Ein neuer Auftrag kam herein, ein Motiv aus dem alten Ägypten. Er wählte für die Darstellungsform der Isis den »Klagevogel«, ein geflügeltes, anthropomorphes Tierwesen, der über Osiris schützend seine Schwingen ausbreitete. Nach dem Osiris-Mythos wurde der Gott von Seth zerstückelt und seine Einzelteile über das ganze Land verteilt. Arthribis zum Beispiel beanspruchte das Privileg, sein Herz beherbergt zu haben. Daraufhin machte sich die trauernde und verzweifelte Isis auf die Suche nach den Überresten ihres Bruders und Gemahls Osiris, um diese mit Hilfe von Magie wieder zusammenzufügen. In der Darstellung des Klagevogels hatte sie kein erkennbares Gesicht. Ihr Antlitz war verdunkelt vom Schatten des Todes.

Und seine Oxycodon-Vorräte waren aufgefüllt. Nur mit verengten Pupillen schaffte er es, den Pinsel zu führen. Die anderen Präparate – die Balkontür stand nachts offen, er überprüfte jeweils den Inhalt der Packungen, zählte die Blister und überschlug grob, wie lange er damit auskommen würde – stahl Balder bei Bedarf vom Nachbarn.

Euphorisch, innerlich taub, wie abgestorben, je nachdem, welches Pharmakon er gerade geschluckt hatte – Neuroleptika, Antidepressiva – stand Balder nach Einbruch der Dämmerung am Gleis und wartete, mit unfasslicher Geduld, das Gesicht verklärt vom törichten Hoffen auf das Unvorhersehbare.

Wechselte, wenn sich tagelang nichts tat, planlos, ziellos den Übergang. Stierte auch hier versponnen, verquält, versunken in dies absurde Warten, mit dem beklemmenden Gefühl, zeitlos, sinnlos dahinzugleiten. Schrak aus der Kontemplation, der inneren Einkehr, lediglich auf – hellwach auf einmal – wenn ein Junge seinen Blick kreuzte und in ihm Erinnerungen an den Sohn wachrief.

Die im Viertelstundentakt an ihm vorbeidonnernden Züge hingegen rissen ihn kaum mehr aus seiner Lethargie. Nur wenn der Schrei, der tief unten in der Kehle saß, aus ihm heraus wollte, schrie Balder aus Leibeskräften in den Fahrtwind – »wann hörst du endlich auf damit, tot zu sein!« – an diesen Übergängen, die von der gleichen Trostlosigkeit geprägt waren, wie der von diffusem Dienstlicht vergilbte Aufenthaltsraum, wo Fahrer – im Ganzen rund 620, verteilt auf 382 Stadtbahnen – vor Schichtbeginn mit stumpfen Blicken belegte Stullen verzehrten, als würden sie Brennstoff tanken, in der von Schweißgeruch durchtränkten, hundertfach von Kollegen inhalierten, vorverdauten und ausgestoßenen Atemluft, bevor sie nach Flexplan ausschwärmten, oft wochenlang nicht in der Zentrale erschienen, weil sie ihre Dienste direkt an den Haltestellen aufnahmen und aus der Frontglasperspektive auf die langgestreckte, starre Schlichte blickten – den Schienenstrang. Die hypnotische Starre übertrug sich auf ihn. Wie ihre, waren seine Augen auf das doppelte Stahlband der Schienen gerichtet, das die ganze Stadt skelettierte. Und mit der Zeit, Balder glaubte, an allen Übergängen, allen Unfallschwerpunkten gestanden zu haben, drang nur noch mühsam in sein Bewusstsein, was er wahrnahm.

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