Katarina Torso - Schlaflied für einen Toten

Здесь есть возможность читать онлайн «Katarina Torso - Schlaflied für einen Toten» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Schlaflied für einen Toten: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Schlaflied für einen Toten»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Der getrennt lebende Auftragsmaler David Balder verliert durch den Tod seines einzigen Kindes den Halt. Dass die Mutter des 14-Jährigen einer Organentnahme zugestimmt hat, ohne ihn in die Entscheidung einzubeziehen, kann er nicht verwinden. Tief traumatisiert begibt er sich auf die Suche nach den Empfängern der Organe.
Statt seinen Aufträgen nachzukommen, beobachtet er den Jungen, in dessen Brust jetzt Elias' Herz schlägt. Fünf Teenagern hat die Organspende das Leben gerettet. Balder ist besessen von dem Gedanken, sie beschützen zu müssen – zu bewahren, was von seinem Sohn geblieben ist. Ihr »Fänger im Roggen« will er sein. Doch je weiter er sich vorwagt, je näher er ihnen kommt, desto offenbarer wird das Ausmaß seiner Traumatisierung.
Und in der Nacht ist ein Flüstern zu vernehmen: »Ruhe sanft, mein Sohn, in deines Todes Schlummer, frei von allem Schmerz und Kummer …«, haucht er ihnen ins Ohr, wenn er wie ein Geist neben ihrem Bett kniet …

Schlaflied für einen Toten — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Schlaflied für einen Toten», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Er fröstelte. Gedankenfetzen begleiteten ihn zum Waschbecken. Die Erinnerungen holten ihn immer wieder ein. Er versuchte krampfhaft, sie abzuschütteln. Gleich würde er sich zeigen müssen. Ein Schließer würde sein Befinden prüfen und seinen Gehorsam.

Balder hob sein mit eiskaltem Wasser benetztes Antlitz, an dem neben der Zeit Kummer und Schwermut fraßen, und trocknete es mit dem kratzigen Anstaltshandtuch aus rauem Leinen. Der Traum war inzwischen in den Hintergrund gerückt und seine Gedanken halbwegs unter Kontrolle. Er rief sich ins Gedächtnis, dass es jenes jüngste, wenige Monate zurückliegende Ereignis gewesen war, das die Bilderflut ausgelöst hatte. Der Anblick mutete gleichzeitig wirklich und unwirklich an. Wie eine kaputt geschlagene Puppe hatte der Junge im eiskalten Schnee gelegen.

Das Bild verlor sich, als er draußen auf dem Gang Schritte vernahm, die vor seiner Zelle haltmachten. Während er sein Äußeres mit Abscheu in den Kacheln betrachtete, gewahrte er, dass das Guckloch in der Stahltür besetzt war. Ohne den Blick von den Wandfliesen abzuwenden, sah er ein vom Türspion kreisrund eingefasstes Auge, das sich, wie er, vage in der cremeweißen Keramik spiegelte und Aufschluss holte über ihn. Und was er nicht sah, fiel seinem Verstand nicht schwer zu ergänzen. Balder kannte die Abläufe, die Gegebenheiten in der Anstalt. Wusste, dass dies der Zeitpunkt von Dellmanns Visite war. So wie er wusste, dass die Seele des Mannes in der Nachbarzelle verdunkelt war von der Perversion des Herzens. Das stand nicht in der Enzyklika, und doch kniete jener lieber vor dem offenen Hosenschlitz eines Ministranten als vor Gott.

All jene von Justitia hier verwahrten schuldunfähigen und vermindert schuldfähigen Männer, verurteilt nach §§ 20,21 StGB, schienen dem forensischen Psychiater jedoch von minderem Belang, da sich dessen Auge allmorgendlich im Türspion von Balders Zelle zeigte, über dessen Boden ein Schatten kroch, der durch das am Gitterfenster gebrochene Licht derart bizarre Formen annahm, dass Balder – unterbrochen nur vom Öffnen und Schließen der Durchreiche für die Mahlzeiten – apathisch darauf starrte.

Als sich die Nachtschatten wieder abzeichneten, legte er sich nieder, und der Traum, der auch eine Erinnerung war, nahm den am frühen Morgen verlorenen Faden wieder auf: Kaltes Weiß wisperte herab – ein Meer von Flocken. Balder konzentrierte sich auf diese eine, die so friedvoll hinsank in dem Wachtraum der vergangenen Nacht, bevor sie ihr Weiß ins Rot mischte und den Geruch annahm, der solchen Unglücksorten zu entströmen pflegt: Es roch, wie feuriges Metall riecht. Es roch nach verschmortem Menschenfleisch. Und ein weiterer, ein untrüglicher Geruch hing in der Luft; der Geruch, den Blut entwickelt, wenn es mit Sauerstoff in Berührung kommt.

Balder wälzte sich elend auf der harten Pritsche aus der Seiten- in die Rückenlage und schloss die Augen. Doch sie wollten nicht geschlossen bleiben, zu viele Bilder fluteten sein Gehirn. Und blieben sie dann doch geschlossen, sickerte Mondlicht durch die Lider. Versilberte die Umrisse der kompakten, schweren Form der Stadtbahn. Funkelte kalt auf der Legierung des metallenen Hebels, den Instrumenten, den scharfkantigen Rissen des Bruchzentrums in der Frontscheibe, die er so bildhaft vor sich sah, dass er meinte, den Nachhall des Aufpralls bis hinein ins mondhelle Halbdunkel seiner Zelle hören zu können.

Der Sog der Bilder, die ihn bestürmten, war ungeheuer. Er tauchte noch tiefer in seine Gedankenwelt ein, spürte die Kälte, die von dem Ort ausging, in jeder Faser, ahnte die Wucht der Kollision, die Schärfe der Splitter.

Über das gesprungene Glas quälte sich mühsam ein Wischer. Schob knirschend den frisch gefallenen Schnee beiseite. Dahinter verharrte der Fahrer in einer Art Schockstarre, die Hand unbewegt am Sollhebel. Zeit ging dahin. Hydraulik-Türen blieben verschlossen. Insassen – degradiert zu unbedeutsamen Partikeln eines riesigen Schlachtermessers – stierten bleichgesichtig aus atembeschlagenen Panoramafenstern und erblickten doch nur ihr eigenes, verzerrtes Spiegelbild.

Sie sahen nicht die auf einen grausigen Fund hindeutende Spur, die Balder den Weg wies: auf halber Strecke ein Bein im Abdruck einer Fontäne aus Blut, vom Pulverschnee gezuckert, vom Bremssand paniert bis runter zum bestrumpften, schuhlosen Fuß. Hier und da das Glied eines Fingers. Unweit vor ihm, auffällig in der weißen Stille, keine zehn Schritte zu gehen, die Bewegung eines dünnen Armes und ein Ringen nach Luft – merkwürdig schnappend und keuchend.

Unter dem ersten Drehkranz, im vorderen Bereich des Zuges, fand Balder den Rotschopf und zog, was noch von ihm übrig war und verkeilt unter der Tram lag, zu sich heran, was ihm schwerfiel. Er sank auf die Knie und hielt prüfend ein Ohr an dessen Brust, die ihm zart erschien, zerbrechlich, und lauschte dem Atem. Ließ das angestrengte Keuchen in sich einströmen. Hob dann den Kopf des Jungen an wie eine Kostbarkeit und blickte in sein Gesicht, halb verdeckt von blutverklebten, wirren Haaren, ohne es wirklich zu sehen. Ein anderes Gesicht hatte sich davorgeschoben, ebenmäßig, schmal und wohlgeformt und schön, wie es sein von Sehnsucht geplagter Geist verinnerlicht hatte. Da war ein plötzliches, grelles Lächeln in seinen Gedanken. Es strahlte über all dem Schmutz, dem wunden Fleisch, dem Blut, das überall war. Der formschöne Mund präsentierte ihm perlweiße Zähne. Die Phantasmagorie, jenes bezaubernd schöne Trugbild, breitete sich über den ganzen Körper des Jungen aus und wuchs zu der Gestalt und vollen Größe des über alles geliebten Kindes. Durch den hell schimmernden Schleier seiner Tränen sah Balder den Sohn so unsagbar nah und real vor sich, dass er glaubte, ihn berühren, ihn leibhaften zu können. Liebe durchfloss ihn, und seine Fantasie ließ ihn erahnen, wie es sein würde, Elias in die Arme zu schließen, ihn an sich zu drücken, ihm Worte ins Ohr zu flüstern, die ihn vergessen ließen, dass er tot war.

Er wünschte, er könne für immer in diesem Augenblick verweilen, bei seinem Kind. Aber die Illusion verblasste und sein Blick glitt über den im Gleisbett liegenden Jungen, der erst jetzt wieder zu erkennen gab: Es war ein anderes Kind, und das Blut, in dem er kniete, war das von dem anderen Kind. Nicht einmal das Haar war von der gleichen Farbe. So sehr hatte ihn die Nähe des Kostbaren euphorisiert, so maßlos geblendet. Und so verstört. Denn es war in ihm geistig erwacht, dass auch Elias’ Leben so geendet hatte; in seiner Körperlichkeit derart grausam defiguriert, bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

Mit einem Tuch tupfte er dem Rotschopf Blut von der Stirn, den Wangen, dem Mund, von diesem Gedanken getrieben, und zwang sich, dem Anblick standzuhalten, bis es in seinen Schläfen zu arg zu pochen begann. Einige endlos lange Sekunden wandte er den Blick ab und schaute den Flocken beim Fallen zu.

Dann betrachtete er wieder die schaurige Geschichte, die sich im Zentrum seines Blickfeldes, jedoch unendlich weit entfernt, da jenseits seiner selbst, am Boden abspielte.

Das Pochen hinter Balders Schläfen war zu einem bohrenden Schmerz geworden. Sein Atem ging unrhythmisch. In der Ferne erklang der Ton nahender Sirenen. Als er das Amulett vom Blut befreite, mit Fingern, die vor Kälte taub waren, und die Glieder der Silberkette, die der Junge um den Hals trug, streckte sich ihm eine verstümmelte Hand entgegen, aus der Knochensplitter ragten. Dann ein Zucken, ein sich Winden, ein Gurgeln, ein Ringen nach Luft. Schrecklich. Der Rotschopf schluckte sein eigenes Blut. Sein Kopf kippte immer wieder zur Seite. Ab und an hob ein rasselnder Atemzug das durch die zerfetzte Kleidung sichtbare, knöcherne Sternum. Balder konnte die leichte Brise spüren, die das verursachte.

Hektisch, im Affekt, mit einer raschen, ruckhaften Bewegung – das Dröhnen von Polizeisirenen tönte in seinen Ohren – wandte er den Kopf des Jungen seinem zu und drückte ihn sanft in den Schnee, in dem Bemühen, Ruhe zu bewahren.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Schlaflied für einen Toten»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Schlaflied für einen Toten» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Schlaflied für einen Toten»

Обсуждение, отзывы о книге «Schlaflied für einen Toten» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x