Katarina Torso - Schlaflied für einen Toten

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Schlaflied für einen Toten: краткое содержание, описание и аннотация

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Der getrennt lebende Auftragsmaler David Balder verliert durch den Tod seines einzigen Kindes den Halt. Dass die Mutter des 14-Jährigen einer Organentnahme zugestimmt hat, ohne ihn in die Entscheidung einzubeziehen, kann er nicht verwinden. Tief traumatisiert begibt er sich auf die Suche nach den Empfängern der Organe.
Statt seinen Aufträgen nachzukommen, beobachtet er den Jungen, in dessen Brust jetzt Elias' Herz schlägt. Fünf Teenagern hat die Organspende das Leben gerettet. Balder ist besessen von dem Gedanken, sie beschützen zu müssen – zu bewahren, was von seinem Sohn geblieben ist. Ihr »Fänger im Roggen« will er sein. Doch je weiter er sich vorwagt, je näher er ihnen kommt, desto offenbarer wird das Ausmaß seiner Traumatisierung.
Und in der Nacht ist ein Flüstern zu vernehmen: »Ruhe sanft, mein Sohn, in deines Todes Schlummer, frei von allem Schmerz und Kummer …«, haucht er ihnen ins Ohr, wenn er wie ein Geist neben ihrem Bett kniet …

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Die Dünne des Rosshaarfadens

Zeit war vergangen. Nichts war vergessen.

Wenn Balder tief in sich hineinhorchte, klangen ihm die Worte des Gerichtsmediziners noch im Ohr, untermalt von dem beißenden Geruch und der Eiseskälte, die von dem Raum und den toten Leibern darin ausging:

»Die Leiche des 14-Jährigen ist frisch. Die Leichenstarre ist in den Kiefergelenken, den oberen und unteren Gliedmaßen vollständig ausgeprägt. Die Totenflecke sind wegdrückbar und von hell-kirschroter Farbe. Im vorderen Bereich des Kopfes befindet sich ein offenes Schädel-Hirn-Trauma. Die Kopfschwarte ist in diesem Bereich großflächig vom Schädelknochen abgelöst. Hirnmasse ist ausgetreten.«

In klaren, mondhellen Nächten war ihm, als spürte er, wie das Verwesungslicht des blassen Erdtrabanten in ihn eindrang und sein Gesicht leichenhaft färbte. Dann lag Balder wach, in Erwartung der morgendlichen Dämmerung.

Im Zustand tiefster Verwirrung wies seine Kleidung helle Streifen auf, durchsetzt von schattenhaften Linien. Die kamen vom vergitterten Fenster und waren überall dort, wo Mondlicht war, und in seinem Inneren: ein Traumfragment – eine welke Karotte – eine Nase, zwei flache Steine – die Augen, mehr Steine – ein lächelnder Mund, glücklicher Sohn, glücklicher Vater, ein Schneemann. Getaut – neu erbaut – wieder getaut. Dann, Jahre später, rings um das glückliche Kind – es war von einer Straßenbahn frontal erfasst worden – scharfkantiger Schotter. Der Notarzt wird es gleich gewusst haben; es war zu viel Blut im Gleisbett. Da war nicht mehr viel Leben.

Die Lider geschlossen, die Augäpfel lebhaft zuckend, war Balders Denken klar und unverfälscht auf sein einstiges Wirken gerichtet; darauf, was ihn umtrieb in den dunklen Tagen nach Elias' Tod. Im trostlosen »Hier« fiel eine Tür ins Schloss und wurde verriegelt. Im »Dort«, wo Balder im Geist mit Sinnen stand, auf einem Randstreifen im Windschatten eines winterkahlen Baumes, flockte es weiß aus einem wattierten Himmel und überhauchte die entseelten Straßen. Die wenigen erleuchteten Fenster waren bunte Mosaiksteine auf betongrauen Fassaden hoher Häuser.

Mit diesem Bild vor Augen driftete Balder in einen tiefen, traumartigen Zustand.

Spät dran ist er heut, dachte er an jenem frostigen Ort, an dem er im Traum weilte, und versuchte, sich auf die Fahrbahn zu konzentrieren, den mittig verlaufenden Gleiskörper, die Rad- und Gehwege, mit nur wenigen Abdrücken menschlichen Lebens versehen, während der Himmel kaltes Weiß über ihn ergoss.

Donnerstagabend, wusste Balder, kam der Junge hier entlang, die Straße, das Drängelgitter, die Gleise zu queren. Er hatte ihn über Wochen hinweg beobachtet, sich immer weiter vorgewagt, in der Hoffnung, sich ihm eines Tages nähern zu können. Zwar war sein Haar nur dürftig gelockt und nicht blond, sondern rot, aber er war von gleicher Statur wie Elias und ebenso hochgewachsen.

Aber nicht seine äußere Erscheinung war es, was Balder zu dem Jungen hinzog, ihn auf ihn warten ließ. Nicht einmal die Empfindung, die er in ihm wachrief; das Gefühl, wie es war, einen Sohn zu haben.

Der wahre Grund war ein anderer.

Balder liebte es, im trüben Licht der Gehweglaternen zu warten und dem Nordwind dabei zuzusehen, wie er den frisch gefallenen Schnee, dessen Pegel ihm verriet, wie lange dies Warten schon andauerte, in hauchdünnen Schichten abtrug und zerstäubte, um aus Abertausenden Kristallen weiße Gestalten zu formen. Dazu die Kälte, bis in die Knochen. Jeder Muskel, jede Faser in seinen Beinen schmerzte: Femur (Oberschenkel) und Ossa cruris (Schienbein und Wadenbein) verankert im Tarsus, den Fußwurzelknochen (Ossa tarsi) – alle lose, nur gehalten von Sehnen, Bändern, Muskeln, von der Kälte taub.

206 liebliche Knöchelchen waren es, die unter dem vorderen Drehgestell des Langzuges lagen; viele davon zerbrochen, gestippt in roten Saft. Jene von jenem, dessen Fleisch zu totem Fleisch, dessen Leib zu totem Sohn wurde.

Balder stöhnte und fuhr noch einmal empor aus dem Dämmer, auf der harten Pritsche, im Mondlicht, vom Schatten der Gitterstäbe gestreift. Dann glitt sein Geist zurück ins Schneetreiben und blieb.

Er stand so steif, so träge in der Landschaft, den Trenchcoat zugeknöpft bis zum Hals, die Hände tief in den Taschen vergraben, als hätte man ihm ein Bettgestell mit Riemen auf den Rücken geschnallt.

Als er den Rotschopf mit federndem Gang kommen sah, richtete er sein Augenmerk auf die Eleganz seiner Schritte. Es war eine Wohltat, ihn zu sehen. Keiner seiner Bewegungen entging ihm. Balder war, wo er sein wollte, und er versuchte, den Blick des Jungen einzufangen. Aber der beachtete ihn nicht, wie immer. Widmete ihm nicht den kleinsten Hauch seiner Aufmerksamkeit. Dabei verlangte es ihn so sehr nach einer Geste, einem Hallo, das ihm galt. Eine verloren am Grund seines Bewusstseins treibende Emotion drängte an die Oberfläche, groß und schwer. Balder dachte an die letzte Umarmung, an ihre Festigkeit, ihre Wärme; an die Sehnsucht in seiner Brust, die nicht diesen, die einen anderen Jungen meinte. Aber an Elias durfte er jetzt nicht denken. Die Augen zu Schlitzen verengt, blinzelte er in die Gischt der Verwehungen und ließ seinen Blick sich verlieren in dem Meer millionenfach wirbelnder Flocken, wohl wissend, dass einige den Rotschopf, wie einst seinen Sohn, im Gesicht, an den Händen, am Hals berührten. Den Rücken an den Stamm des scheintoten Baumes gelehnt, unter dem er stand, mit den Schuhen im zertrampelten Schneematsch – Nässe kroch in das spröde Leder – nahm Balder das silberne Amulett aus der Jackentasche, dessen Bedeutsamkeit an solche Momente geknüpft war. Es lag kühl in der Hand, und obwohl sich nichts darin spiegelte, weil es feucht war und klamm und seinen Glanz eingebüßt hatte, stierte er darauf und verfiel in einen Trancezustand, eine Art Blackout. Namen drangen aus dem tiefsten Innersten an die Oberfläche seines Bewusstseins; Worte auf einer Liste, ohne Gesichter. Sekundenlang war er sich nur vage bewusst, was um ihn herum geschah.

Er war außen vor, stand außerhalb.

Bremsen kreischten, Stahlräder glühten, Funken stoben auf, verglommen und erstarben in der Kälte, der Schwärze der Nacht, als er aufsah, um den Jungen wieder in Augenschein zu nehmen, dessen Gesicht ein eisiger Wind peitschte, dessen Augen verwirrt auf den nachtgrauen Schneestaub starrten, die Bahn, die wie aus dem Nichts auf ihn zukam, ehe sein Kopf an der Frontscheibe zerschellte.

Die Stille, die hernach eintrat, war geradezu unwirklich. Es fühlte sich an, als wären er und der Junge aus der Zeit hinausgetreten und befänden sich nun an einem Ort, an dem sich Gegenwart und Vergangenheit vermischten.

Balder war versucht, sich auf den Grund des Vergessens gleiten zu lassen und sah dem Reigen der Teilchen zu, die wie feiner Flaum herabfielen, bis sich eine Flocke hervortat, die besonders weiß gewandet niedersank, um sich auf andere – vom Blut des Jungen rot getränkt – sanft zu türmen, ehe sie dahinschmolz und verging.

Es war ein Moment von geistiger Erhabenheit. Balder hatte das Gefühl, er könnte den Schnee auf der Haut des Jungen schmelzen spüren. Ihm kam das glückliche Kind in den Sinn – die leichenhaft bleichen Züge.

6:00 Uhr war die Zeit des Erwachens. Ein langer, ein mühseliger Prozess nach einem Schlaf, der keiner war. Er blieb noch ein paar Minuten liegen. Der Traum geisterte noch immer in lebhaften Bildern durch seinen Kopf, aber es war ebenso eine Erinnerung gewesen aus einer Zeit, als sein ruheloser Geist noch frei war und ihn umtrieb. Ihm war ein Dokument in die Hände gefallen nach Elias' Tod, das Verstörendes dokumentierte. Und dies Dokument war der Grund, warum es Balder zu dem Jungen hinzog, den vor seinen Augen ein so tragisches Schicksal ereilte. Es war ein Moment tiefen Schmerzes. Die zu ihm sprachen, deren Stimmen er vernahm, klangen sehr aufgebracht. Ihr Flüstern war wie ein Tinnitus in Balders Ohren. Zu was sie ihn verleiteten, ließen ihn seine Träume nie vergessen. Unauslöschlich hatten sich die damaligen Eindrücke in sein Gedächtnis gebrannt. Er vernahm jetzt noch ihre Stimmen, spürte noch immer die Dünne des Rosshaarfadens, an dem das Damoklesschwert einer drohenden Dekuvrierung über ihm schwebte – einer Enthüllung seiner Identität. Seine Furcht, entlarvt und als Abweichler diskreditiert zu werden, war viel reflektiert und allgegenwärtig gewesen.

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