Heipe Weiss - Ave Covid morituri te salutant

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Warum sollte man ein Buch in die Hand nehmen, das im Titel «COVID» führt?
Das Buch von Heipe Weiss handelt nur insofern von COVID, als ein vermeintlich Todgeweihter zwischen Frühjahr 2020 und Herbst 2021 73 Texte an seine Freundinnen und Freunde geschickt hat. Er lässt uns teilhaben an seiner Pariser Zeit 1970/71, schildert seine Tage an der Blutwäsche-Maschine, nimmt uns mit bei seinen Reflexionen zu Theweleit, Camus und anderen Philosophen und betrachtet die bundesdeutsche Gegenwartspolitik.
Der Stil von Heipe Weiß ist distanziert und locker, als habe er mit allem nichts zu tun. Jedoch seziert er radikal, ironisch, antiautoritär und anarchistisch unser Alltagsleben. Gleichzeitig spielt er angstfrei mit Argumenten und Realitäten.

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Zum einen hat uns Mister Eintracht verlassen, der umtriebige kleine, ein wenig kugelbäuchige, lustige ehemalige Gastwirt, der uns mit seiner Hesse-Joe ähnlichen Geschwätzigkeit allmorgendlich unaufgefordert bespaßt (wie man das neupädagogisch-deutsch nennt) und allen im Laufe der Monate und Jahre ihre jeweiligen Titel verpasst hatte. Wie Mr. Hongkong für den Mann aus Hongkong. Oder Nummer 2 für den etwas distinguiert wirkenden älteren Herrn, der uns schon vor vier Jahren verlassen hat; für Mister Eintracht deswegen Mister Nummer 2, weil das die Zahl am Kleiderspind war, in den Nummer 2 morgens beim Umkleiden seine Jacke hängte. Oder Mister Saarland, Mister Eintracht gemäß der passende Titel für den Mitpatienten aus dem südwestlichen Bundesland. Das allerdings auch erst, nachdem ihm klargemacht worden war, dass der Titel Mister Saarbrücken ebenso wenig jedem Saarländer behage wie ihm als Frankfurter und Hesse der Titel Mister Wiesbaden, bloß weil das die Hauptstadt von Hessen ist.

Mister Eintracht höchstselbst hat uns vor ein paar Wochen verlassen, weil er endlich eine Niere gespendet bekam, auf die er seit Jahren ungeduldig gewartet hatte. Sein Abgang ist insofern eher ein erfreuliches Ereignis gewesen zu Anfang des Jahres. Die beiden anderen Abgänge hingegen, Frau Hermeskeil und zuletzt auch noch Lilly, unsere kleine, tapfere Lilly, waren ein echter Verlust. Wir alle schauen noch immer ganz traurig, wenn wir auf die beiden zu sprechen kommen, was wir deswegen eher selten tun.

Damit, dass einzelne unserer Mitpatienten im Laufe der Jahre trotz lebensrettender Dialysebehandlung doch irgendwann an dem einen oder anderen ihrer diversen, zum Teil unheilbaren körperlichen Gebrechen sterben, sind wir alle vertraut, Aber reden, das tun wir trotzdem nicht gern darüber. Todgeweiht, aber lustig, ist die Devise. Nicht unbedingt einfach durchzuhalten, aber hilfreich in der Situation, in der wir uns alle seit Jahren befinden.

Humor sei es, so sagt es sich leichthin, wenn man trotzdem lacht. Humorist ist, wer das tatsächlich glaubt.

(21. April 2020)

Ave Covid, morituri te salutant (10)

Nach drei Wochen totalem Shutdown mit allgemeiner Kontaktsperre, Abstandsgebot und häuslicher Quarantäne samt Homeoffice spricht man und streitet man nun über Erleichterungen und Wiederanspringen des Wirtschaftslebens. Die kleinen Läden sollen wieder aufmachen dürfen, Gesichtsmasken werden erst empfohlen und, sobald wieder lieferbar, sogar Pflicht, und allenthalben erhebt sich die Forderung, neben der Wiederaufnahme der Arbeit in den Fabriken und Büros nun wenigstens die Schulen und die Kindertagesstätten unter Auflagen Schritt für Schritt stundenweise zu öffnen, um auch die Eltern der besonders unter häuslicher Quarantäne leidenden Kinder etwas zu entlasten.

Wobei die warnenden Stimmen, solche „Liberalisierungen“ könnten eine zweite Ansteckungswelle auslösen, nicht zu überhören sind. Die vorzeitige Aufhebung der offensichtlich in Hinsicht auf eine Bremsung der Ansteckungszahlen effektiven Separierungs- und allgemeinen Quarantänemaßnahmen könnte alle bisherigen Anstrengungen konterkarieren und ihre Erfolge letztlich aufheben. Selbst die Bundeskanzlerin profiliert sich als oberste Mahnerin der Nation: vorschnelle, vermeintliche „Befreiungs“strategien seien eher skeptisch zu betrachten. Nur allzu rasch könnten sich in einer zweiten Ansteckungswelle daraus Zustände wie in Oberitalien, Nordost-Frankreich, Spanien oder New York entwickeln, von wo die schockierenden Bilder stammten von Leichentransporten und überfüllten Intensivstationen mit Krankenbetten auf den Fluren. In den Medien gezeigte Bilder von Strecken in weiße Tücher gewickelter Corona-Toter aus diesen „Krisengebieten“, ähnlich den Strecken geschossener Wildtiere, die nach einer erfolgreichen Treibjagd auf Hasen, Rehe und Hirsche von den begeisterten Jägern stolz ihrem Publikum präsentiert werden, wolle man hierzulande nicht erleben müssen. Bislang habe man doch erfolgreich eine Überlastung der Intensivstationen in den Krankenhäusern vermeiden können.

Tatsächlich gab die im Vergleich zu anderen Ländern verblüffend niedrig Quote an den Folgen der Corona-Pandemie Gestorbener in Bezug auf die Zahl der Infizierten ausgerechnet in der Bundesrepublik Deutschland Anlass zu einer nachdenklichen Diskussion während einer unserer wöchentlichen Skype-Konferenzen. Unsere wegen der allgemeinen Kneipenschließung verunmöglichten Donnerstagstreffs mit Spätschoppen-Weinprobe bei unserem Lieblingswirt Franz im früheren Livingstonschen Pferdestall in Frankfurts Westend waren in den letzten Wochen ins Internet verlegt worden – Fortschritt muss eben sein, ganz gleich, wohin er auch schreiten mag. Hauptsache fort, Sinn und Zweck Nebensache, quasi Kollateralschaden – auch noch ein Thema der Corona-Folgendiskussion.

Die Frage also, warum ausgerechnet in Bezug zu den offiziell gemeldeten Infizierten in Deutschland die Anzahl der an Corona Gestorbenen so viel niedriger sei als beispielweise in Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den USA, rief zunächst die üblichen Erklärungsmuster auf, zum Beispiel wie die unterschiedliche Zahl von Testverfahren überhaupt oder die Mutmaßung, es könne einfach an der unterschiedlichen Qualität der jeweiligen Gesundheitssysteme liegen. Nach mäandernder Diskussion kam es dann an irgendeinem Punkt zu der zunächst verblüffenden These, es könne auch an der für die Deutschen typischen Präzision, ihrer technischen Perfektion liegen. Nicht von ungefähr sei die DIN, die Deutsche Industrienorm, hier in diesem Lande erfunden worden.

Was denn genau diese deutsche Gründlichkeit bedeute, wie sie zu erklären sei, da gingen die Erklärungen weit auseinander. Der Einwurf, sie könne man auch – im Gegensatz zu einer positiven Beurteilung – als Genauigkeit oder akkurate Penibilität mit preußischem Kadavergehorsam in Verbindung bringen, und der Verweis auf Ordnungsfanatismus und pathologischen, ordnungsbesessenen Zwangscharakter erfuhr energischen Widerspruch. Bei der industriellen Massenvernichtung von Menschenleben, diesen Tötungsfabriken in Auschwitz, sei der deutsche Untertanengeist nicht als zureichende Erklärung ins Feld zu führen, sondern tatsächlich sei der Verweis auf technische Perfektion, und damit die erwähnte Präzision, schon eher ein treffendes, erhellendes Erklärungsmuster. Man denke nur an Eichmann, der in seinem Prozess in Israel noch davon geschwärmt habe, wie reibungslos und effektiv die Eisenbahntransporte in die Vernichtungslager funktioniert hätten, wie pünktlich sie abgefahren und wie genau ausgearbeitet ihre Fahrpläne gewesen seien.

Und so hat die Debatte über die Corona-Krise es geschafft, den Spannungsbogen der Diskussion deutscher Intellektueller in die ganze Breite zu spannen zwischen Deutscher Industrienorm (DIN) einerseits und Massenvernichtung in Auschwitz andererseits. Da war sie wieder – die (typisch?) deutsche Bi-Polarität zwischen Genie und Wahnsinn. In Gefahr und großer Not – wächst da zusammen, was zusammengehört?

(28. April 2020)

Ave Covid,morituri te salutant (11)

Nun steht zweifelsfrei außer Frage, dass wir dialysepflichtigen Patienten mit Nierenversagen allen Grund haben, dankbar zu sein für das Funktionieren der technischen Errungenschaften, die wir unter anderem der Deutschen Industrienorm und der ihr entsprechenden Präzision von Arbeitsabläufen zu verdanken haben. Die Blutwäschemaschinen, die uns in mehreren wöchentlichen Sitzungen in stundenlanger Pumptätigkeit mit Kohlefiltern und Destillieren des Blutes die nicht mehr funktionierenden Nieren ersetzen, sind mit Gold nicht aufzuwiegen. Ihnen verdanken wir stets aufs Neue unser Weiterleben, ohne sie wären wir vermutlich innerhalb kurzer Frist nicht mehr unter den Lebenden.

Ohne diese Maschinen, aber auch ohne die akkurate, hygienisch einwandfreie und einfühlsame pflegerische Hilfestellung der uns in der Dialysestation betreuenden Pflegerinnen und Pfleger, der Ärztinnen und Ärzte hätten wir wohl kaum eine Chance, das durchschnittlich zu erwartende Lebensalter tatsächlich zu erreichen.

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