Klaus Bock - Morituri

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In der Hübnerstraße in München lebt eine Gruppe alter und kranker Männer und Frauen in einer losen Wohngemeinschaft zusammen. Sie kommen gemeinsam auf die Idee, dass die Gesellschaft ihnen gar nichts mehr vorschreiben kann, weil die meisten von ihnen nicht mehr lange zu leben hat – vor allem nicht, sich an überkommene gesellschaftliche Normen zu halten. Jede/r hat aus dem Leben noch ein paar alte Rechnungen offen. Sie beschließen, dass die restlos beglichen werden sollen. Dabei lassen sie es im Wortsinne krachen. Und wie. Gewaltig. Morituri, die Totgeweihten, das sind die Alten selber. Aber auch die anderen. Die erst recht.! Der politisch ganz und gar nicht korrekte Roman von Klaus Bock. Eine Liebeserklärung an die handelnden Personen.
Empfohlen von der Freiwillige Autoren Selbstkontrolle und der Buchaufsicht der EU nur für Leser unter 75 Jahren. Ältere kommen bei unkontrollierter Lektüre ggf. auf dumme Ideen… Achtung: Kinder haften für ihre Eltern

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Klaus Bock

Morituri

Wie die Fliegen

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Inhaltsverzeichnis

Titel Klaus Bock Morituri Wie die Fliegen Dieses ebook wurde erstellt bei

26. Februar. Salvatorplatz, München

Der Laden

27. Februar. Presseschau

27. Februar. Im Laden

20. März. Hübnerstraße Ecke Fuertererstraße

Hanna

Sarah

Wolf-Dieter

Udo

Der Graf

Tante Greten

20. März. Die Abschiedsfeier...

20. März. Im „Wiener Café“

20. März. Die Debatte

21. März. Bei Tante Greten

21. März. Am Kiosk in der Leonrodstraße

22. März. Staatsbibliothek

22. März. Am Kiosk

22. März. Am Bahnhof

22. März. Im MAXIM

22. März In Sarahs Studio

24. März. Die mz berichtet

25. März. Die mz berichtet wieder

26. März. Die mz berichtet wieder

27. März. Am Kiosk

27. März. Filmabend

29. März. Auf dem Flohmarkt in Riem

30. März. In Udos Werkstatt

30. März. Bei Netto

31. März. Kioskreparaturen

1. April. Hübnerstraße. Recherchen

4. März. Kioskreparaturen

6. April. Tante Greten hat gestrickt

9. April. Filmabend beim Grafen

10. April. Der neue Kiosk

11. April. mz berichtet

15. April. Im Laden

15. April. Bei Hanna.

16. April. Im Laden

17. April. mz berichtet

1. Mai. Schmierereien am Kiosk

10. Mai. Die Polizei ist da

14. Mai. Anruf bei Sarah

10. Juni. Polizeikommissariat

12. Juni. Ferngespräch

12. Juni. In Pullach

12. Juni. Messestadt Riem

13. Juni. Hübnerstraße

13. Juni. Hübnerstraße

13. Juni. In Pullach

17. Juni. Kiel. Tiessen-Kai

17. Juni. Sarah erzählt …

18. Juni. Ankunft in München

19. Juni. Hübnerstraße

19. Juni. Das Versteck

20. Juni. Georgenstraße

22. Juni. Hübnerstraße. Bei Tante Greten

25. Juni. In der Garage

27. Juni. Hübnerstraße

4. Juli. Barer Straße

10. Juli. Alter Nördlicher Friedhof

1. August. Museumsviertel

1. September. Stuttgart

8. September. Stuttgart

15. September. Wolf-Dieters Plan

22. September. Im „Beethoven“

15. Oktober. Im „Beethoven“

17. Oktober. Die mz berichtet

17. Oktober. Frühstück in der Hübnerstraße

25. Oktober. Georgenstraße

1. November. Messestadt Riem

15. November. Im Augustiner

1. Dezember. Hübnerstraße

1. Dezember. U-Bahn-Station

2. Dezember. Rot-Kreuz-Krankenhaus

2. /3. Dezember. In der Presse

4. Dezember. Im Laden.

10. Dezember. Im Trauerraum von Eternitas

11. Dezember. Hanna bei der Anwältin

15. Dezember: Fahrt mit dem Borgward

17. Dezember. Hanna und Sarah

24. Dezember. Tante Greten

30. Dezember. Trauerfeier

4. Januar. Am Kiosk

6. Januar. Im Laden

16. Februar. Hübnerstraße. Hanna und Sarah reden

3. April. Hamburg.

8./9. April. Hamburg. Warten…

11. April. Flensburg

11. April. München

13. April. Hübnerstraße

18. April. Die Kommissarin

Anhang

Eigentlich hätten Sie es vorher lesen sollen...

Impressum neobooks

26. Februar. Salvatorplatz, München

Gewidmet…

der echten Hanna, die nie auch nur einer Fliege etwas zuleide tun konnte, und die leider viel zu früh starb

und

ihrem Kater „Herr Freitag“, der Chef im Hof war und so manche Maus und mehr nach Hause brachte

23.30 Uhr. Sie saßen zu dritt im Wagen. Zwei alte Männer und eine alte Frau. Es war stockdunkel hinter der alten griechisch-orthodoxen Kirche am Salvatorplatz gleich neben dem Literaturhaus. Die Kirche strahlte etwas Düsteres aus.

Ein empfindsamer Mensch hätte vielleicht sogar ein Kraftfeld verspürt, das von den dicken fast schwarzen Mauern ausging, als ob die Masse der Kirche eine Delle in das Raumzeitgefüge drücken würde.

Aber keiner der drei schaute die eindrucksvoll aufragenden Backsteinmassen der Kirche an, auch sagte niemand etwas – es war sowieso alles gesagt, fanden sie. Der Fahrer rauchte die x-te Zigarette seit sie hier geparkt hatten. Ab und zu hustete er keuchend. Er klang dann gar nicht gut!

„Du wirst noch einmal an den Zigaretten krepieren“, sagte die Beifahrerin leise.

„Ich weiß“, antwortete der Fahrer ebenso leise, „wahrscheinlich bald... Na und? Sollte ich deshalb aufhören?“

Ein Handy meldete sich vibrierend auf der Mittelablage. Der Fahrer nahm das Gerät in die Hand, schaute auf das Display, nahm das Gespräch an, meldete sich aber nicht, hörte nur einen Moment lang zu, dann sagte er knapp: „Okay!“

Er klappte das Telefon zu, steckte es in die Jackentasche, drehte sich zu der alten Frau neben ihm und sagte leise: „Er kommt. Gleich!“

Als der alte Herr, auf den sie so geduldig gewartet hatten, um die Ecke der Salvatorkirche hinkte, nickte der Fahrer mit dem Kinn in seine Richtung und sagte in die Dunkelheit: „Da ist er …“, und der andere sagte von hinten: „Hannelore, du musst jetzt nicht … Das weißt Du. Niemand wird es dir vorwerfen, wenn du jetzt doch nicht aussteigst, noch kannst du zurück, noch ist nichts passiert!“

Sie schüttelte nur wortlos den Kopf, öffnete entschlossen die Autotür und begann auszusteigen. Das Aussteigen war schmerzhaft, richtig schmerzhaft, verdammt. Diese Schmerzen ließen sich ohne Morphium nicht mehr aushalten. Morphium zu nehmen, war für sie kein Problem. Eher es zu bekommen, denn der Arzt meinte, sie könne süchtig werden und stellte ihr viel zu selten ein Rezept aus.

Dieses miesepetrige Arschloch von Doktor, als ob ihr ihre Sucht in ihrer Situation noch etwas ausmachte. Was glaubte der denn, warum sie ihn immer wieder angebettelt hatte, ihr „das Zeug“ zu verschreiben, etwa weil sie es lustig fand oder weil sie danach „fliegen“ wollte?

Sie brauchte es. Punkt. Ohne Morphium waren die Schmerzen nicht mehr auszuhalten! Klar, es dämpfte auch – aber das war nur gut, fand sie. Für die nächsten Momente jedoch wollte sie einen klaren Kopf haben – also hatte sie kein Morphium genommen, also spürte sie die verdammten Schmerzen!

Als sie draußen war, beugte sie sich mühsam ins Auto und sagte: „Adieu, und danke!“

Der alte Herr war inzwischen nähergekommen, ging über den dunklen Platz in Richtung seines Autos, das drei Wagen vor ihrem geparkt war.

Sie hörte seinen Stock auf dem nassen Pflaster: Tock, tock, tock …

Sie hatte die Autotür leise geschlossen und ging langsam auf den Mann zu. Ihr Stock machte das gleiche Geräusch wie seiner, nur langsamer. Sie schaute ihn an, er sah irgendwie immer noch so aus wie früher, nur waren seine Haare weiß geworden. Komisch, dachte sie, wie wenig sich Menschen verändern: Sie mögen alt und krumm werden, sie mögen keuchen und krauchen, sie mögen die Haare verlieren, sie bleiben doch dieselben!

Als sie sich an seinem Auto trafen, hatte er immer noch nicht in ihre Richtung geschaut, geschweige denn, dass er sie angeschaut hätte, er kümmerte sich nicht um sie, machte sogar einen kleinen Bogen, als er sie endlich wahrnahm und bediente die Fernbedienung seines Autos, als ob sie nicht da wäre.

Sie hob ihren Stock in Brusthöhe in seinen Weg, und er schaute sie erstaunt an. „Was soll das?“, fragte er.

Sie ging nicht auf seine Frage ein, stattdessen sagte sie: „Kennst du mich denn nicht mehr?“

Er schaute sie erstaunt an und schüttelte den Kopf: „Sollte ich?“

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