Klaus Bock
Morituri
Wie die Fliegen
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Inhaltsverzeichnis
Titel Klaus Bock Morituri Wie die Fliegen Dieses ebook wurde erstellt bei
26. Februar. Salvatorplatz, München
Der Laden
27. Februar. Presseschau
27. Februar. Im Laden
20. März. Hübnerstraße Ecke Fuertererstraße
Hanna
Sarah
Wolf-Dieter
Udo
Der Graf
Tante Greten
20. März. Die Abschiedsfeier...
20. März. Im „Wiener Café“
20. März. Die Debatte
21. März. Bei Tante Greten
21. März. Am Kiosk in der Leonrodstraße
22. März. Staatsbibliothek
22. März. Am Kiosk
22. März. Am Bahnhof
22. März. Im MAXIM
22. März In Sarahs Studio
24. März. Die mz berichtet
25. März. Die mz berichtet wieder
26. März. Die mz berichtet wieder
27. März. Am Kiosk
27. März. Filmabend
29. März. Auf dem Flohmarkt in Riem
30. März. In Udos Werkstatt
30. März. Bei Netto
31. März. Kioskreparaturen
1. April. Hübnerstraße. Recherchen
4. März. Kioskreparaturen
6. April. Tante Greten hat gestrickt
9. April. Filmabend beim Grafen
10. April. Der neue Kiosk
11. April. mz berichtet
15. April. Im Laden
15. April. Bei Hanna.
16. April. Im Laden
17. April. mz berichtet
1. Mai. Schmierereien am Kiosk
10. Mai. Die Polizei ist da
14. Mai. Anruf bei Sarah
10. Juni. Polizeikommissariat
12. Juni. Ferngespräch
12. Juni. In Pullach
12. Juni. Messestadt Riem
13. Juni. Hübnerstraße
13. Juni. Hübnerstraße
13. Juni. In Pullach
17. Juni. Kiel. Tiessen-Kai
17. Juni. Sarah erzählt …
18. Juni. Ankunft in München
19. Juni. Hübnerstraße
19. Juni. Das Versteck
20. Juni. Georgenstraße
22. Juni. Hübnerstraße. Bei Tante Greten
25. Juni. In der Garage
27. Juni. Hübnerstraße
4. Juli. Barer Straße
10. Juli. Alter Nördlicher Friedhof
1. August. Museumsviertel
1. September. Stuttgart
8. September. Stuttgart
15. September. Wolf-Dieters Plan
22. September. Im „Beethoven“
15. Oktober. Im „Beethoven“
17. Oktober. Die mz berichtet
17. Oktober. Frühstück in der Hübnerstraße
25. Oktober. Georgenstraße
1. November. Messestadt Riem
15. November. Im Augustiner
1. Dezember. Hübnerstraße
1. Dezember. U-Bahn-Station
2. Dezember. Rot-Kreuz-Krankenhaus
2. /3. Dezember. In der Presse
4. Dezember. Im Laden.
10. Dezember. Im Trauerraum von Eternitas
11. Dezember. Hanna bei der Anwältin
15. Dezember: Fahrt mit dem Borgward
17. Dezember. Hanna und Sarah
24. Dezember. Tante Greten
30. Dezember. Trauerfeier
4. Januar. Am Kiosk
6. Januar. Im Laden
16. Februar. Hübnerstraße. Hanna und Sarah reden
3. April. Hamburg.
8./9. April. Hamburg. Warten…
11. April. Flensburg
11. April. München
13. April. Hübnerstraße
18. April. Die Kommissarin
Anhang
Eigentlich hätten Sie es vorher lesen sollen...
Impressum neobooks
26. Februar. Salvatorplatz, München
Gewidmet…
… der echten Hanna, die nie auch nur einer Fliege etwas zuleide tun konnte, und die leider viel zu früh starb
und
ihrem Kater „Herr Freitag“, der Chef im Hof war und so manche Maus und mehr nach Hause brachte
23.30 Uhr. Sie saßen zu dritt im Wagen. Zwei alte Männer und eine alte Frau. Es war stockdunkel hinter der alten griechisch-orthodoxen Kirche am Salvatorplatz gleich neben dem Literaturhaus. Die Kirche strahlte etwas Düsteres aus.
Ein empfindsamer Mensch hätte vielleicht sogar ein Kraftfeld verspürt, das von den dicken fast schwarzen Mauern ausging, als ob die Masse der Kirche eine Delle in das Raumzeitgefüge drücken würde.
Aber keiner der drei schaute die eindrucksvoll aufragenden Backsteinmassen der Kirche an, auch sagte niemand etwas – es war sowieso alles gesagt, fanden sie. Der Fahrer rauchte die x-te Zigarette seit sie hier geparkt hatten. Ab und zu hustete er keuchend. Er klang dann gar nicht gut!
„Du wirst noch einmal an den Zigaretten krepieren“, sagte die Beifahrerin leise.
„Ich weiß“, antwortete der Fahrer ebenso leise, „wahrscheinlich bald... Na und? Sollte ich deshalb aufhören?“
Ein Handy meldete sich vibrierend auf der Mittelablage. Der Fahrer nahm das Gerät in die Hand, schaute auf das Display, nahm das Gespräch an, meldete sich aber nicht, hörte nur einen Moment lang zu, dann sagte er knapp: „Okay!“
Er klappte das Telefon zu, steckte es in die Jackentasche, drehte sich zu der alten Frau neben ihm und sagte leise: „Er kommt. Gleich!“
Als der alte Herr, auf den sie so geduldig gewartet hatten, um die Ecke der Salvatorkirche hinkte, nickte der Fahrer mit dem Kinn in seine Richtung und sagte in die Dunkelheit: „Da ist er …“, und der andere sagte von hinten: „Hannelore, du musst jetzt nicht … Das weißt Du. Niemand wird es dir vorwerfen, wenn du jetzt doch nicht aussteigst, noch kannst du zurück, noch ist nichts passiert!“
Sie schüttelte nur wortlos den Kopf, öffnete entschlossen die Autotür und begann auszusteigen. Das Aussteigen war schmerzhaft, richtig schmerzhaft, verdammt. Diese Schmerzen ließen sich ohne Morphium nicht mehr aushalten. Morphium zu nehmen, war für sie kein Problem. Eher es zu bekommen, denn der Arzt meinte, sie könne süchtig werden und stellte ihr viel zu selten ein Rezept aus.
Dieses miesepetrige Arschloch von Doktor, als ob ihr ihre Sucht in ihrer Situation noch etwas ausmachte. Was glaubte der denn, warum sie ihn immer wieder angebettelt hatte, ihr „das Zeug“ zu verschreiben, etwa weil sie es lustig fand oder weil sie danach „fliegen“ wollte?
Sie brauchte es. Punkt. Ohne Morphium waren die Schmerzen nicht mehr auszuhalten! Klar, es dämpfte auch – aber das war nur gut, fand sie. Für die nächsten Momente jedoch wollte sie einen klaren Kopf haben – also hatte sie kein Morphium genommen, also spürte sie die verdammten Schmerzen!
Als sie draußen war, beugte sie sich mühsam ins Auto und sagte: „Adieu, und danke!“
Der alte Herr war inzwischen nähergekommen, ging über den dunklen Platz in Richtung seines Autos, das drei Wagen vor ihrem geparkt war.
Sie hörte seinen Stock auf dem nassen Pflaster: Tock, tock, tock …
Sie hatte die Autotür leise geschlossen und ging langsam auf den Mann zu. Ihr Stock machte das gleiche Geräusch wie seiner, nur langsamer. Sie schaute ihn an, er sah irgendwie immer noch so aus wie früher, nur waren seine Haare weiß geworden. Komisch, dachte sie, wie wenig sich Menschen verändern: Sie mögen alt und krumm werden, sie mögen keuchen und krauchen, sie mögen die Haare verlieren, sie bleiben doch dieselben!
Als sie sich an seinem Auto trafen, hatte er immer noch nicht in ihre Richtung geschaut, geschweige denn, dass er sie angeschaut hätte, er kümmerte sich nicht um sie, machte sogar einen kleinen Bogen, als er sie endlich wahrnahm und bediente die Fernbedienung seines Autos, als ob sie nicht da wäre.
Sie hob ihren Stock in Brusthöhe in seinen Weg, und er schaute sie erstaunt an. „Was soll das?“, fragte er.
Sie ging nicht auf seine Frage ein, stattdessen sagte sie: „Kennst du mich denn nicht mehr?“
Er schaute sie erstaunt an und schüttelte den Kopf: „Sollte ich?“
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