Dirk Prüter - Einmal Formentera, immer Formentera?

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Leben im Paradies? Wer wünscht sich das nicht. Dirk Prüter entdeckt für sich einen solchen Flecken Erde. Der Ort seiner Sehnsüchte? Formentera. Ibizas kleine Schwester. Die Insel im westlichen Mittelmeer lockt mit karibischen Stränden, kultigen Bars und Restaurants sowie dem Gefühl, die Uhren ticken dort langsamer. Wie viele seiner Leidensgenossen bewundert der Wahlkölner all jene, die eines Tages das Ticket für die Rückreise verbrannten. Eine Bleibe am Ort der Begierde sein Eigen nennen zu dürfen? Ein Traum. Das Schicksal meint es gut mit ihm. Nach einigen Jahren zieht er das große Los. Ein Hirngespinst wird Wirklichkeit. Der Beginn eines Aussteigerdaseins? Irgendwie schon – doch wie so häufig im Leben: Manches kommt anders als gedacht.
Eine Sammlung von Anekdoten, Erlebnissen und Eindrücken zum Schmunzeln, Mitleiden, Nachdenken und Träumen.

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Dirk Prüter

Einmal Formentera,

immer Formentera?

Aussteigen mal anders

-

Geschichten eines Träumers

Impressum

1., korrigierte Ausgabe 2022

Texte: © Copyright by Dirk Prüter

Umschlaggestaltung: © Copyright by Dirk Prüter

Verlag: Dirk Prüter, Lilienweg 40, 51143 Köln

Druck & Bindung: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Fragen & Anregungen: info@dirk-prueter.de

ISBN

- Paperback: 978-3-754920-06-0

- E-Book: 978-3-754921-03-6

mehr vom Autor unter www.dirk-prueter.de

Leben im Paradies? Wer wünscht sich das nicht. Dirk Prüter entdeckt für sich einen solchen Flecken Erde. Der Ort seiner Sehnsüchte? Formentera. Ibizas kleine Schwester. Die Insel im westlichen Mittelmeer lockt mit karibischen Stränden, kultigen Bars und Restaurants sowie dem Gefühl, die Uhren ticken dort langsamer. Wie viele seiner Leidensgenossen bewundert der Wahlkölner all jene, die eines Tages das Ticket für die Rückreise verbrannten. Eine Bleibe am Ort der Begierde sein Eigen nennen zu dürfen? Ein Traum. Das Schicksal meint es gut mit ihm. Nach einigen Jahren zieht er das große Los. Ein Hirngespinst wird Wirklichkeit. Der Beginn eines Aussteigerdaseins? Irgendwie schon – doch wie so häufig im Leben: Manches kommt anders als gedacht.

Eine Sammlung von Anekdoten, Erlebnissen und Eindrücken zum Schmunzeln, Mitleiden, Nachdenken und Träumen.

Vorwort

Sie halten das Ergebnis aus über 30 Jahren Formentera Aufenthalten in Ihren Händen. 30 Jahre sind eine lange Zeit. Man heiratet, bekommt Kinder, manch einer sogar Enkel, manch einer scheidet aus dem Leben. In 30 Jahren ändert sich auch eine Menge – selbst an Orten an denen man meint, die Zeiger der Uhr drehen sich langsamer. Während dieser Spanne erlebt man einiges, vergisst aber manches auch wieder. So jedenfalls ergeht beziehungsweise erging es mir. Wie hieß der-und-der doch gleich? Was gab es damals zu Essen auf den Tisch? War das in dem Jahr oder dann-und-dann?

Sie sehen, worauf ich hinaus will: nicht jedes Detail, das sie nachfolgend lesen, muss exakt so stimmen. Gelegentlich war ich so frei, Dinge stimmig zu machen. So oder ähnlich wird es gewesen sein. Dramaturgisches Beiwerk, um den Kern einer (wahren) Begebenheit auszuschmücken, tatsächlich aber unbedeutend.

Mit den Namen verhält es sich ebenso. Bitte betrachten Sie sie als Schall und Rauch. Nicht, dass jemand unwichtig wäre, aber wie er oder sie tatsächlich heißt oder hieß – an dieser Stelle irrelevant. Manch ein Name ist aus Gründen der Diskretion absichtlich geändert. Mancher, nicht jeder.

Manch anderes ist der Geschichte geschuldet. Wo einst ein Baum stand, steht heute vielleicht ein Haus, wo im einen Jahr spanisch gekocht wurde, brutzelte man im anderen italienisch und die meisten Kreisverkehre entstanden auch erst nach und nach – konstant ist lediglich der Wandel.

Sollte Ihnen die eine oder andere Anekdote bekannt vorkommen, vielleicht kreuzten sich bereits einmal unsere Wege, vielleicht erzählte sie gar jemand weiter oder vielleicht lasen Sie sie irgendwo bereits im Internet. Es sei Ihnen jedoch versichert, dass ältere Veröffentlichungen wenigstens stilistisch überarbeitet wurden. Bezüglich des eigentlichen Sachverhaltes gilt in jedem Fall das zuvor Genannte: was passiert ist, ist passiert.

Zu guter Letzt, bevor es los geht, auf die Insel des Vertrauens: nichts und niemand soll durch meine Schilderungen in Misskredit gebracht werden. Wir alle sind Menschen, wir alle sind wertvoll, wir alle haben unsere Macken, niemand ist perfekt – ist jedenfalls meine Ansicht. In manchen Situationen kommt der eine oder andere lediglich vielleicht ein wenig, nennen wir es ungeschickt, davon. Macht aber ja auch nichts. Manchmal bin ich es selbst. Macht ebenso wenig. Schön, wenn man darüber lachen kann. Lachen ist gesund. Nicht mehr erreichen wollen diese Aufzeichnungen. Sollten sie auch noch eigene Erinnerungen wachrütteln – um so besser.

Damit aber genug der Vorrede. Haben Sie Spaß, bleiben Sie gesund, erfreuen Sie sich Ihres Daseins!

1986 – das erste Mal

Willkommen auf der Insel

„Die neu'n Bleichgesichter – tach aber auch.“

„Hallo. Tja, da sieht man, wer arbeitet.“ Rüdiger. Er muss es wissen.

„Un' wat is' mit ihm? Gehört der Schwatte mit zu Euch?“

Der braun Gebrannte deutet auf mich.

„Student.“ Rüdiger lacht. „Da sieht man, wem es gut geht.“

Ich muss schmunzeln. Gut, ganz unrecht hat Rüdiger nicht. Auch wenn erst zwei Semester hinter mir liegen, in der Zeit habe ich bereits eine Menge gelernt. Zum Beispiel, dass man die weniger spannenden Vorlesungen besser im Freibad anstatt im Hörsaal verbringt. Bleibt auf dem Pelz natürlich nicht ganz ohne Folgen. Nicht auszuschließen aber, dass auch auf den zehn Kilometern mit dem Rad morgens hin zur Schule und Nachmittags zurück der eine oder andere UV-Strahl die Haut traf. Und Ute? Und Birgit? Unsere Freundinnen teilen Rüdigers Teint. Fallen zu viele Sonnenstrahlen in Küchen und Büros, stimmt irgend etwas nicht, doch dafür gibt es keine Anzeichen.

„Und Sie? Schon länger hier?“, Rüdiger ist in seinem Element.

„So is'es. Unsere zwei Wochen sind morgen 'rum. Woll, Gitte? Gott sei Dank. Lange genuch hier gewesen. Vielleicht sollten'wa demnächst bei neuen Urlaubszielen ers' ma' nur eine Woche buchen. Sind'se auch das erste Ma' hier?“

„Mhm, drei Wochen.“

„Na klasse. Glückwunsch. Hauptgewinn. Drei Wochen? In dem Loch? Auf der Insel? Prost Mahlzeit! Uns sehn' die hier nich' wieder.“

Von den beiden haben wir offensichtlich keine hilfreichen Hinweise zu erwarten. Trotzdem versuchen wir es. Diesmal sieht sich Gitte veranlasst, unsere Frage zu beantworten.

„Strände? Kla' gibt's die. Nur – wer bewegt sich hier schon freiwillig bei der Affenhitze. In der Sonne. Wir sind froh, dass wa' diesen Schattenplatz am Pool hier ergattert ham'. Könn'se ab morgen übernehmen. Müssen'se nur früh genug aufstehen. Und 'nen Handtuch auf die Liegen werfen. Sonst macht sich hier nämlich 'nen anderer breit. Warten'se aber ab, dass Victor den Pool sauber gemacht hat, bevor'se da reingehen. Morgens, da is' noch alles voller Viecher im Wasser. Sehn'se dann aber schon. Die ganze Nacht is' das Licht an im Becken. Kriegen die nich' geregelt. Wie mit'm Essen. Dat könn'se auch vergessen in Spanien.“

Die Statur der beiden lässt anderes vermuten, erklärt sich jedoch umgehend.

„Morgen Abend, woll' Herbert, wenn wa' Zuhause sind, da kommt bei uns ers'ma' lecker wat auf'n Tisch. Wat hält'ze von Eisbein mit Sauerkraut.“

Läuft Herbert bei dem Gedanken das Wasser im Munde zusammen, bleibt uns fast die Spucke weg. Auch kulinarisch spielen unsere Gegenüber in einer anderen Liga. Einen Anlauf wagen wir dennoch.

„Gibt es sonst noch was, das Sie uns empfehlen könnten?“

„Näh – da is' nix. Wenn'se wat wissen wollen, fragn'se Victor.“

„Victor?“

„Ja, den ham'se bestimmt schon kennen gelernt. Victor is' hier dat Mädchen für alles. Victor macht die Rezeption, Victor reinigt den Pool, Victor macht das Frühstück, mixt Cocktails, brät Hamburger, verleiht die Räder und wat weiß ich nich' noch.“

Victor

Kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen. Was das Allround-Talent angeht, so liegen Herbert und Gitte richtig. Wir lernten Victor in der Tat bereits kennen, nur blieb uns sein Name bis dahin fremd. Der Mann, an den uns unsere Reiseleiterin übergab, nachdem wir unsere Koffer aus dem Bus wuchteten, der uns vom Hafen hierher fuhr. Geschätzt nicht viel älter als wir, ähnlich rundlich wie unser Empfangskomitee am Pool, die Haare so schwarz wie Hose und Schuhe, anders als das Beinkleid jedoch kurz. Trotz hochgekrempelter Ärmel klebte das Hemd auf Brust und Rücken, Schweißperlen standen auf der Stirn – kaum verwunderlich bei dreißig Grad, solange kein Ventilator oder eine Klimaanlage für ein wenig Zirkulation sorgen. Uns erging es trotz luftigerer Kleidung kaum anders. Der Preis, kann oder will man sich keine Unterkunft leisten, die mit derlei Gerätschaften ausgestattet ist. Überflüssig zu erwähnen, dass „unser“ Hotel über keine derartige Annehmlichkeiten verfügt. Doch zurück zu Victor.

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