Ich sah mich in meiner Traumumgebung um und stellte mir sofort die Frage: „Träume ich gerade?“ Ich hielt mir mit meinen Fingern die Nasenflügel zu und versuchte durch die geschlossene Nase zu atmen. Da es mir gelang, wusste ich nun sicher, dass es ein Traum war. Ich befand mich mitten in Moskau, obwohl ich noch nie dort gewesen bin. Die Menschen dort sprachen Russisch. Zu meiner Verwunderung stellte ich fest, dass die Traumcharaktere makelloses Russisch sprachen. Ich selbst jedoch nicht. Auch im Traum hatte ich zuerst eine Sprachbarriere im Kopf. Meine Aussprache ließ, wie im realen Leben auch, eher zu wünschen übrig. Ich unterhielt mich jedoch mit meinen Traumcharakteren und sagte ihnen sie sollen mir doch bei der Aussprache helfen. Während ich mit einer hilfsbereiten Russin über die Moskauer Stadt flog und mich in Russisch unterrichten ließ, hörte ich überall in der Stadt Musik. Es waren Lieder aus den derzeit aktuellen Charts. Ich fand es sehr faszinierend, da die Lieder identisch mit der Realität waren. Ich genoss die Musik und war so berührt, weil ich wusste, dass diese Lieder von meinem Unterbewusstsein selbst gesungen wurden.“
Luzide Träume bringen einen immer wieder aufs Neue zum Staunen. Sprachen, die man selbst nicht perfekt beherrscht, können vom Unterbewusstsein fehlerfrei gesprochen werden. Musik, die man ein Mal gehört hat, aber unmöglich in Karaoke nachsingen könnte, werden vom Unterbewusstsein perfekt nachgespielt. Im luziden Traum bekommen wir hierauf den direkten Zugang und können uns immer wieder von unseren verborgenen Fähigkeiten beeindrucken lassen. Jede Erfahrung, die wir in der Realität gesammelt haben, können wir im Traum von unserem Unterbewusstsein abrufen lassen. Bei Erfahrungen die wir noch nicht sammeln konnten, fällt es uns eher schwer.
Ich wurde luzid, während ich davon träumte, wie ich in der Mensa aß. Das Essen dort ist nicht gerade für seine Kochkünste bekannt. Da ich aber Lust hatte etwas Leckeres zu essen, teleportierte ich mich an einen sommersonnigen Strand in der Karibik. Direkt neben dem Meer waren immer wieder Kisten mit reifen exotischen Früchten zu finden: Mango, Papaya, Maracuja, Kiwi, Ananas, usw. Ich genoss die Geschmacksexplosion jeder einzelnen Frucht, die ich zu mir nahm. Das Beste war, dass sich keinerlei Sättigungsgefühl einstellte. Ich konnte ohne schlechtes Gewissen zulangen und hemmungslos so viel essen, wie ich wollte. Jede Frucht schmeckte so realistisch und teilweise sogar noch besser. Da ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie eine Drachenfrucht probiert hatte, ging ich auf die Suche nach der Drachenfruchtkiste. Lange dauerte es nicht, bis ich sie fand und halbierte die erste Frucht in der Mitte. Ich aß das weiß körnige Fruchtfleisch und fiel in eine Geschmacksekstase. Sie schmeckte so wunderbar fruchtig und erfrischend. Der Geschmack war so gut und so neu für mich, dass ich sie direkt zu meiner neuen Lieblingsfrucht krönte. Ein paar Wochen später im Wachleben sah ich im Supermarkt eine Drachenfrucht und nahm diese gleich mit. Ich fiel vor Enttäuschung aus allen Wolken, als ich sie probierte. Der Geschmack war nicht annähernd so gut wie im Traum und wies auch so gut wie keine Ähnlichkeit auf.
Logischerweise kann das Unterbewusstsein nur Erfahrungen im Traum simulieren, die man bereits gesammelt hat. Wenn man aus dem Realitätsleben nicht weiß, wie eine bestimmte Frucht tatsächlich schmeckt, kann das Unterbewusstsein den Geschmack nur versuchen zu erraten. Dennoch ist das Unterbewusstsein in der Lage einen völlig neuen Geschmack zu kreieren, den es in der Realität so nicht gibt. Und genau das ist eine Fähigkeit, die dich im luziden Traum noch mehr zum Staunen bringt: Das Erschaffen.
Ich stieg in einen luziden Traum ein und befand mich beim Haus meiner Eltern. Obwohl ich zwar selbst keinen Führerschein zum Motorrad fahren und schon gar nicht erst ein Motorrad besaß, wollte ich es dennoch unbedingt im Traum ausprobieren. Deshalb versuchte ich mir zuerst ein Motorrad herbeizuwünschen. So einfach machte es mir mein Unterbewusstsein jedoch nicht. Egal wie sehr ich mich anstrengte, konnte ich kein Motorrad vor meinen Augen erscheinen lassen. Ich probierte es auf einen anderen Weg. Ich stellte mir vor, dass das Motorrad hinter der geschlossenen Garage steht. Ich ging zum Schalter, um das Tor zu öffnen. Nachdem das erledigt war, ging ich wieder zurück und konnte hinter der Ecke erkennen, dass die Garage nun geöffnet war und dort eine schwarze Supersportlermaschine stand. Ich stürzte mich sofort voller Freude auf dieses Abenteuer.
Im Klartraum muss man ab und zu um die Ecke denken. Oft ist es gar nicht so leicht sich etwas direkt herbei zu träumen, egal ob es sich dabei um Gegenstände, Personen oder Situationen handelt. Wenn man sich etwas nicht direkt vorstellen kann oder man dafür keine logische Erklärung findet, wird sich der gewünschte Trauminhalt nicht immer manifestieren. Wenn man seinem Unterbewusstsein eine logische Erklärung vorgaukelt, kommt man wesentlich leichter ans Ziel. Wenn man den Dreh rausbekommen hat, sind dem Erschaffen keine Grenzen gesetzt.
Ich fuhr mit dem Motorrad, konstant in einer rasanten Geschwindigkeit, weiter auf der Landstraße. Ich wollte mein Abenteuer jedoch noch weitertreiben. Ich stellte mir vor, dass auf den Armaturen ein Spezial-Knopf auftauchen würde, sobald ich meinen Blick darauf richtete. Ich drückte diesen Knopf und dann ging das Abenteuer erst richtig los. Das Motorrad begann nun abzuheben und ich konnte damit in der Luft fliegen. Es war atemberaubend. Ich fragte mich, wie schnell ich wohl damit fliegen könnte. Mit dem Ziel, eine andere Dimension zu erreichen, gab ich Vollgas. Meine Umgebung verzerrte sich um mich herum und ich hatte das Gefühl durch einen gekrümmten Raumzeittunnel zu fliegen. Ich wollte einen anderen Planeten besuchen, auf dem andere Naturgesetze galten. Und so kam ich auch an: In einer Welt, auf der die Gravitation eine Andere war. Zuerst schien es mir nicht aufzufallen, da ich immer noch in der Luft flog (das Motorrad habe ich allerdings auf meiner Reise verloren). Ich sah wie die Bewohner dieses Planeten lange und hohe Schritte machten. Ich wollte die Gravitation auch spüren und beendete meinen Flug. Ich machte ein paar Schritte und hatte das Gefühl ich wäre auf dem Mond. Es machte richtig viel Spaß, sich auf diese Weise fortzubewegen. Mir fiel auf, dass dieser Planet nicht die gleiche Form von Materie besaß wie die Erde. Die Gegenstände und die Umwelt strahlten in Farben, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich konnte meinen Augen und meinem Verstand nicht trauen. Die Fassungslosigkeit führte dazu, dass mir die Kontrolle über den Traum entglitt. Vollkommen berauscht lag ich in meinem Bett und spürte, wie die Endorphine durch meinen Körper pumpten. Dieser Traum sorgte mehrere Tage für anhaltende Glücksgefühle.
Es ist also möglich komplexe Dinge zu erschaffen, welche fernab von der Realität sind. Alles was wir dazu benötigen ist eine blühende Phantasie. Der Klartraum ist und bleibt immer ein Zusammenspiel von Bewusstsein und Unterbewusstsein, weshalb die vollständige Kontrolle nicht komplett abgegeben werden kann. Nur so sind wir in der Lage brillante Dinge erschaffen zu können, wenn wir unser Unterbewusstsein bewusst dazu animieren. Wir wissen ja, wie mächtig unser Unterbewusstsein in unserem Alltagsleben sein kann. Ängste, Phobien, Glaubenssätze und Gewohnheiten sind stark in unserem Unterbewusstsein verankert. Deswegen können wir uns in Situationen, die in unserem Alltagsbewusstsein auftreten, nur schwer bewusst dagegenstellen. Wenn wir im Traum also Zugang zu unserem Unterbewusstsein haben, können wir unser Unterbewusstsein auch umprogrammieren.
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