Im Traum erschafft dein Unterbewusstsein Traumcharaktere. Diese können einen individuellen Charakter besitzen und dich regelrecht zum Staunen bringen. Die Charakterzüge kommen dir teilweise wie ein originales Abbild aus der Wirklichkeit vor, dennoch sind sie das Produkt deines eigenen Unterbewusstseins. Auch das Aussehen deiner Traumfiguren kann einer Person aus dem Wachleben sehr ähnlich sein. Allerdings muss das nicht zwingend der Fall sein. Traumcharaktere können eine Mischung aus verschiedenen Zügen mehrerer Personen sein und daher eine komplett neue Person erschaffen. Wenn man Traumfiguren von etwas überzeugen möchte, wird man oft an Grenzen stoßen. Nicht selten kann man beobachten, dass manche Traumcharaktere unsinnige und zusammenhangslose Dinge von sich geben. Wenn du dessen Bedeutung ergründen möchtest, dann ist äußerste Vorsicht geboten. Dies kann dazu führen, dass dein Klartraum leicht in einen normalen Trübtraum abdriftet. Versuche deine Traumcharaktere also nicht mit realen Personen gleichzustellen, sondern sehe sie als Kommunikationsmittel zu deinem Unterbewusstsein.
Ich fragte mich, warum ich eigentlich gerade in der Schule bin, obwohl ich in Wirklichkeit eigentlich studierte. „Frau Ott?“, fragte ich meine Lehrerin, richtete meine Frage aber an mein Unterbewusstsein, „Warum bin ich wieder in der Schule? Was wollen Sie mir zeigen?“ Sofort begannen sich die Charakterzüge der Lehrerin zu verändern und sie antwortete: „Ich wollte dir den Unterschied zwischen Schule und Studium aufzeigen und bewusster machen. In der Schule gibt es einen Lehrer, welcher dir sagt, was du zu tun hast, um möglichst schnell an dein Ziel zu kommen. Heute wäre das für dich jedoch kontraproduktiv und würde dich ausbremsen. Ich wollte dir klarmachen, dass Eigeninitiative das Kernelement deines Studiums ist.“ „Habe ich dich dann nicht bei deiner Arbeit gestört?“ fragte ich, „Ist es schlecht, dass ich dir mit meinem Klartraum in die Quere kam?“ „Ja, das stimmt. Du hast zwar gestört, trotzdem ist das keinesfalls schlecht für dich. Wie ich sehe ist dir etwas anderes bewusst geworden. Du hast nun den eigentlichen Grund erfahren, warum du überhaupt träumst. Noch dazu konnte ich meine Botschaft übermitteln, da du so interessiert gefragt hast, was der Traum zu bedeuten hat.“ Vollkommen begeistert wachte ich in meinem Bett auf und war um wertvolle Erkenntnisse reicher.
Im Prinzip besteht der gesamte Traum aus reinem Unterbewusstsein. Wenn wir nun in einem Traum luzid werden, verbindet sich das bewusste Denken mit dem Unterbewusstsein. Traumcharaktere bieten eine gute Möglichkeit, Fragen an das Unterbewusstsein zu stellen. Dort sind so viele Informationen abgespeichert, welche man sich unmöglich bewusst merken könnte. Das Unterbewusstsein verarbeitet im Traum verschiedenste Ereignisse aus deinem Alltag, damit bestimmte Zusammenhänge klarer werden, Gedanken sortiert werden und man sie mit tief verborgenen Erfahrungswerten kombinieren kann. Träumen ist also sehr wichtig für unseren Verstand. Da stellt sich nun die Frage: Stören wir den Prozess, wenn wir klarträumen? Nein, denn wir verarbeiten trotzdem unsere Gedanken. Dies geschieht nun auch zum Teil auf bewusster Ebene. Man eröffnet sich dadurch auch neue Möglichkeiten, indem man seinen Gedankenverarbeitungsprozess in eine bestimmte Richtung lenkt. Das Unterbewusstsein ist und bleibt weiterhin aktiv. Außerdem sammelt man bewusst wertvolle Erfahrungen, welche einem im realen Leben sehr weiterhelfen können.
In der Zeit, in der ich fleißig an meiner Bachelorarbeit tüftelte, bei der ich einen REM-Schlaf-Detektor zum Auslösen von Klarträumen entwickelte, hatte ich immer wieder mit technischen Problemen zu kämpfen. Um die Schlafphasen der Probanden messen zu können, musste ich die Daten meiner Sensoren aufzeichnen können. Dazu implementierte ich einen SD-Kartenslot, um die gesammelten Daten auf eine Speicherkarte zu schreiben und anschließend auf dem Computer auswerten zu können. Leider funktionierte die technische Realisierung nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich kam seit Tagen keinen Schritt voran. Die Zeit lief mir bereits davon, sodass ich immens unter Druck stand. Zum Glück erlebte ich in dieser Zeit einen luziden Traum, der die Situation veränderte. Ich beschloss im Traum mein Unterbewusstsein um Rat zu fragen. Völlig verblüfft bekam ich eine Antwort, welche mich sehr begeisterte. Mit Hilfe dieses Traumes konnte ich die Problematik lösen und die Elektronik der Schlafmaske in Gang bringen. Mir fiel auf, dass ich den Fehler seit Tagen an der falschen Stelle suchte. Unterbewusst war mir klar, was zu tun ist, doch auf bewusster Ebene kam ich einfach nicht auf die Lösung. Erst durch die Hilfe meines Klartraums konnte ich mich aus dieser verzweifelten Lage befreien.
Man ist von sich selbst sehr erstaunt, sobald man merkt, wozu das Unterbewusstsein eigentlich im Stande ist. Unser Verstand ist bis zu einem bestimmten Grad beschränkt. Im Klartraum haben wir die Möglichkeit auf verborgene Ecken des Unterbewusstseins zuzugreifen und somit auf kreative Lösungen zu kommen. Du kannst dein Unterbewusstsein zu unterschiedlichsten Lebensaspekten befragen. Wenn du vor einer schwierigen Entscheidung stehst, die dein Leben in unterschiedliche Richtungen verlaufen lassen kann, hast du die Möglichkeit, dein Unterbewusstsein dazu zu befragen. Luzide Träume lassen sich also auch hervorragend als Quelle für jegliche Inspiration nutzen. Die Filmmeisterwerke Inception oder Interstellar von Christopher Nolan sind laut seinen Aussagen durch luzide Träume inspiriert worden. Ähnliches ist auch von der Matrix-Trilogie von den Wachowski-Brüdern bekannt. Gesammelte Erkenntnisse im Traum kannst du ins reale Leben mitnehmen. Dies gilt übrigens auch für alle Erfahrungen, die du in deinen Träumen sammelst. So hast du die Chance, Fähigkeiten aus der realen Welt im Traum zu trainieren.
Ich besuchte einen Freund in der Nähe des bayerischen Waldes. Im Winter gab es dort immer schöne Pisten. Ich stand zuvor kaum auf dem Snowboard, weswegen ich am ersten Tag massive Probleme dabei hatte nur 10 Meter geradeaus zu fahren, ohne dass ich gleich stürzte. In der folgenden Nacht erlebte ich einen luziden Traum und beschloss meine Snowboardfähigkeiten zu trainieren. Dadurch, dass ich in der Realität bereits wusste, wie sich das Snowboarden anfühlt, konnte ich dieses Szenario auch wunderbar im Traum nachbilden. Der Traum machte mir dann so viel Spaß, dass ich richtig steile und felsige Abhänge regelrecht herunterbretterte. Am nächsten Tag ging es wieder auf die Piste und siehe da, eine deutliche Verbesserung war zu spüren. Zwar traute ich mich nicht an ähnlich steile Abhänge, wie sie im Traum vorkamen, dennoch ist meine Körperhaltung stabiler geworden und ich konnte die Piste herunterfahren, ohne dass ich auch nur einmal stürzte.
Man kann den Klartraum wunderbar dazu nutzen, um ein mentales Training durchzuführen. Oft ist der limitierende Faktor nicht die Muskelkraft oder die physische Ausdauer, die wir in bestimmten Sportarten benötigen, sondern der mentale Part. Spitzensportler werden das bestätigen können. Oft sieht man, wie Sportler ihre Augen schließen und ihre Bewegungsabläufe in Gedanken simulieren. Ein ähnlicher Effekt geschieht auch beim luziden Träumen. Da man sich mit dieser Methode einen Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz verschaffen kann, wird das luzide Träumen bei Sportlern im professionellen Bereich immer populärer. Dieses Prinzip lässt sich auch auf alle anderen Fähigkeiten anwenden. Wenn du besser in einem Musikinstrument werden, dich in der Aussprache einer Fremdsprache verbessern oder schwierige Vorträge vor einem Publikum einüben möchtest, kannst du das wunderbar in einem Klartraum machen.
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