Lisa Winter - Flucht aus Eritrea
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Nur die zehnjährige Tochter Esmeralda wird nach dem Kentern des überfüllten Flüchtlingsbootes vor Lampedusa gerettet. Sanira, ihre Mutter gilt als vermisst.
Sie wird von Schmugglern aus dem Meer gezogen und hat ihr Gedächtnis verloren. Von ihrer Anmut und Schönheit gefangen, verliebt sich ein wohlhabender Mafiaboss in Palermo in sie. Sanira lebt einige Jahre mit ihm in Rom. Esmeralda lebt bei ihren Großeltern in Köln. Sie findet kein Glück in Deutschland, trotz der liebevollen Fürsorge ihrer Großeltern. Von ihrem nach Abenteuer süchtigen Vater fühlt sie sich vernachlässigt und wird willenloses Werkzeug eines skrupellosen Dealers und versinkt fast als Prostituierte im Drogensumpf.
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Der Flug war ruhig. Esmeralda war viel zu aufgeregt, um Angst vor dem unbekannten Gefühl, in einem Flugzeug zu fliegen, zu spüren. Gleich nach ihrer Ankunft in Mailand führte ein italienischer Einreisebeamte Esmeralda in einen Nebenraum des Flughafengebäudes. Dort erwartete sie eine freundlich aussehende Dame. Sie war in den mittleren Jahren, hatte ihre schwarzen Haare zum Knoten im Nacken zusammengebunden und trug eine schwarz umrandete Brille auf ihrer Nasenspitze. Als Esmeralda mit ihrer Begleitung den Raum betrat, blickte Signoreia Murano über ihren Brillenrand auf sie. Vor ihr lagen ausgebreitete Akten. „Komm setz dich auf den Stuhl.” Italienisch verstand Esmeralda. Dabei deutete sie auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Zögerlich und schüchtern setzte sich Esmeralda. „Erst einmal herzlich willkommen in Italien. Ich bewundere deinen Mut und freue mich, dass du es geschafft hast hierher zu kommen. Ich kenne deinen Weg. Die Akte liegt vor mir”, dabei schaute sie das Mädchen mit wachen klugen Augen mitfühlend an. Esmeralda nickte etwas erleichtert und langsam lösten sich die in ihr aufgestauten Spannungen. Sie verlor ihr Misstrauen. „Sie scheint wirklich sehr freundlich und hilfsbereit zu sein”, dachte sie erleichtert. „Deine Eineispapiere sind fertig. Dein nächster Flug nach Frankfurt ist für den Nachmittag gebucht und deine deutsche Familie wird dich noch heute, spät am Abend, nach deiner Landung in Frankfurt abholen. Was sagst du dazu?” Esmeralda konnte es nicht fassen. „Meine deutsche Familie wird mich erwarten?” Wie unwirklich klang das für sie. Wildfremde Menschen. Wie kann sie ohne ihre geliebte Mutter all das ertragen? „Komm mein liebes Kind, wir gehen erst mal was Ordentliches Essen. Das Essen im Flugzeug ist oft ungenießbar. Wir Italiener legen sehr großen Wert auf gutes Essen und bieten die beste Küche der Welt. Hier im Flughafen gibt es ein sehr gutes Pasta-Restaurant. Du magst doch Spaghetti – oder?”, dabei dachte sie, dass alle Kinder Spaghetti mögen. Esmeralda nickte. Sie kannte die italienische Küche aus Eritrea. Nur stand Pasta selten auf dem Speiseplan. Nudeln waren Mangelware und, falls man sie überhaupt kriegen konnte, sehr teuer. Sie nickte. Noch immer hatte sie nicht gesprochen. Signoreia Murano stand auf, klappte die Unterlagen zusammen und klemmte den Ordner unter ihren Arm. Brav folgte ihr Esmeralda. Jetzt erst bemerkte sie bewusst die Umgebung im Flughafen. Das hektische Treiben und die Geräusche waren ihr vollkommen fremd. Viele Menschen rasten durch die Gänge, begleitete von rollendem Gepäck, klappernden Schritten, elektronischen Durchsagen von Lautsprechern und leuchtenden riesigen Tafeln mit Angaben von Anreise- und Abreiseflügen drangen an ihre Sinne. Das alles war neu und fremd und schwer für sie zu verarbeiten. Signoreia Murano nahm das eingeschüchterte Mädchen an die Hand und führte sie in ein Restaurant. Auch hier verschlug es Esmeralda die Sprache. Sie erblickte eine für sie edle Einrichtung. Teakhölzerne Bodenbeläge, chromfarbene Sessel zu chromfarbenen Tischen, so etwas hatte sie noch nie gesehen. Platzdeckchen und gefaltete Servietten mit hübschem Besteck zierten die Tische. Als sie Platz genommen hatten, nahmen sie von einem freundlichen, gutaussehenden Kellner die Speisekarte entgegen. Was Esmeralda zu lesen bekam, erschien ihr wie aus einem Märchenbuch. Sanira hatte ihr in ihrer Kindheit oft vor dem Schlafengehen aus alten italienischen Büchern vorgelesen. Da gab es auch solche Speisen. Man trank roten Wein dazu, erinnert sie sich. Der Kellner konnte bei der Aufnahme der Bestellung seinen Blick von Esmeralda nicht abwenden. „Diese Augen von diesem Mädchen, sie leuchten unbeschreiblich schön”, dachte er, als Frau Murano die Bestellung aufgab. Wieder saß sie in einem Flugzeug. Dieses Mal war sie nicht mehr so verängstigt und unsicher. Neugierig sah sie aus ihrem Fenster, als der Flugzeugkapitän die Landung in Frankfurt ankündigte und das Flugzeug sich im Landeanflug befand. Unter ihr glitzerte und funkelte es, wie über einem Meer von aufgereihten Diamanten, als das Flugzeug über Frankfurt kreiste. Dann sah sie die Lichterketten über den Straßen. Das Flugzeug sank langsam zu Boden. Dann leuchteten die Anzeigen über den Sitzen mit dem Anschnallzeichen auf. „Jetzt bin ich gleich bei der Familie meines Vaters”, dachte sie voller Erwartung und mit klopfendem Herzen. Auch dieses Mal wurde sie von zwei Grenzbeamte direkt am Flugzeugausgang erwartet. Sie führten sie zur Passkontrolle. Zwei deutsche Männer in Uniform saßen vor ihr in zwei Schaltern in einem Panzerglaskasten. Die Passagiere vor ihr liefen ungehindert mit vorgehaltenen Pässen durch die Kontrollen. Die Beamten schauten aufmerksam auf jeden passierenden Reisenden. Ihre Begleiter legten die Papiere von Esmeralda vor. Der Beamte sah sich sie sich an und nickte. Nach der Passkontrolle schaute sie erwartungsvoll in das hektische Geschehen vom Flughafen. Zielstrebig gingen ihre Begleiter zu einem älteren Paar, das wartend auf Ledersesseln in der Ankunftshalle saß. „Das müssen sie sein”, dachte sie. Als das Paar, sie eine schlanke blonde Frau, er etwas untersetzt mit braunen Haaren, auf sie zutraten, war sie sicher, „das ist meine neue Familie!”
5. Kapitel - Tel Aviv – Peter und Jim
Als Peter und Jim auf der Sinai-Halbinsel ankamen, erwartete sie auch hier ein unmenschliches System von Menschenhand geführt. In dem meist rechtsfreien Raum zwischen Ägypten und Israel konnten Entführer, Menschenhändler, Folterer tun und lassen was sie wollten. Die beiden Abenteurer nahmen sich vor, über ihren mühsamen und gefährlichen Weg weiter zu recherchieren und zu berichten. Ihr Ziel war auch Mustafa zu finden und ihm zu helfen. Als sie den Sinai passierten, sahen sie vom Berggipfel aus ein Gebäude in einem scheinbar unbewohnten Gebiet. Es war grau betoniert und fügte sich unauffällig in die karge, steinige Landschaft ein. Instinktiv spürten sie die Gefahr. Geduckt schlichen sie zu dem Gebäude. Vor dem Eingang waren schwer bewaffnete, schwarz gekleidete Männer, postiert. Plaudernd standen sie vor dem Eingang. „Wir müssen die Dunkelheit abwarten”, meinte Peter. Jim nickte ihm zu. In einem dicht bewachsenen Gebiet fanden sie Unterschlupf. Die glühend heiße Sonne senkte sich in leuchtenden rot-orangen Farben bis zu violetten Tönen hinab ins Tal. Dann war das Lager nur noch durch das Licht des Mondscheins zu erkennen. „Hast du deine Pistole geladen?”, fragte Peter. „Wir werden sie brauchen.” Es hatte sie viel Überredungskünste, vor allem eine weitere Summe von Dollarnoten gekostet, die Pistole behalten zu dürfen. Die Grenzbeamten an der ägyptischen Grenze wollten sie konfiszieren. Auch das Messer von Peter. „Ja, natürlich, lass uns langsam runter gehen. Wenn wir am Gebäude sind, schauen wir durch die vergitterten Fenster, vielleicht finden wir Mustafa, vielleicht ist er in einer der Zellen untergebracht.” Beide hofften ihn nicht in diesem nach Tod und Folter riechenden Gebäude zu finden. Sie ahnten von dem Grauen, dass sich hinter diesen Wänden abspielte. So krochen sie auf dem Bauch durch das dichte, hochgewachsene, struppige Gras zum Gebäude. Noch immer waren Wachposten aufgestellt. Doch sie waren nur vor dem Eingang des Gebäudes postiert. Als sie sich näherten, hörten sie wimmernde menschliche Laute durch eines der vergitterten Fenster dringen. Im Inneren brannte schwaches Licht. Peter kroch zu dem Fenster. Als er sich erhob, vernahm er einen schneidenden Luftzug und spürte einen stechenden Schmerz auf seinem Hinterkopf. Es wurde dunkel um ihn.
Mit dröhnendem Schädel erwachte er aus seiner Bewusstlosigkeit. Es war dunkel. Er roch Urin und Erbrochenes. Dann schien es in dem Raum, in dem er sich befand, heller zu werden. Das Mondlicht schien durch ein vergittertes Fenster auf den Boden einer Zelle. Er lag auf einem feuchten Steinboden. Seine Handgelenke waren in Eisenketten an die Wand gefesselt. Dann erreichte ihn die Erinnerung. „Wo ist Jim?” Die Handgelenke und sein Kopf schmerzten. Er musste bluten, denn er schmeckte sein eigenes Blut auf seinen Lippen. Mechanisch griff er an seinen Hinterkopf. Die Kopfhaut war warm und feucht. Niemand schien von dem Geschehen Notiz zu nehmen. Erst dachte er, er wäre allein in diesem kalten feuchten Raum. Doch dann, nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, blickte er auf eine liegende Gestalt. Sie lag auf der anderen Seite des Raumes. „Hey, wer bist du?”, rief er erst in Englisch. Dann in Tigrinya, dann in Italienischer Sprache. Doch das Bündel Mensch gab keine Antwort. Schien tot zu sein. Peter versuchte auf dem Rücken liegend, mit ausgestreckten Beinen, sich auf die andere Seite hinüber zu schieben, um den Daliegenden mit seinen Füßen zu berühren. Es gelang ihm nicht, der Abstand war zu weit entfernt. Nochmals rief er in Englisch: „Wach doch auf, wer bist du?” Er dachte, dass es sein Freund sein könnte. Jetzt bewegte sich der Körper. Jede Bewegung schien ihm körperliche Schmerzen zu bereiten. Mühsam krächzte eine männliche Stimme in deutscher Sprache: „Ich bin Stefan Hellmann, deutscher Staatsbürger, lassen sie mich frei, ich unterstehe der HRW, der Human- Rights-Watch, einer Menschenrechtsorganisation!” Diesen Satz wiederholte er ständig. Er schien verwirrt zu sein und schien nicht zu begreifen, dass er in seiner Angst zu einem Mitgefangenen sprach. Der Mann war nicht ansprechbar. Peter wartete verzweifelt auf den nächsten Morgen. Als es hell wurde, erschien ein mit einem Säbel bewaffneter Wachmann in schwarzer Kleidung in der Zelle. Sein Gesicht war vermummt. Rabenschwarze Augen blickten streng auf ihn. Er sagte kein Wort, als er zwei verbeulte Blechschalen mit kalter Ziegenmilch auf dem Boden abstellte. Dann warf er jeweils ein Stück trockenes Brot zu den Gefangenen. Der vermeintliche Deutsche griff nach der Schale und trank gierig die Milch. Dabei stopfte er das trockene Brot in seinen Mund. Dann erst bemerkte er seinen neuen Mitgefangenen. Misstrauisch betrachtete er ihn. Seine Augen waren blau-lila unterlaufen und eines davon war zugeschwollen. Seine Lippen waren aufgeplatzt und vom Blut verkrustet. Sein Hemd war zerrissen und bot einen schrecklichen Blick auf Verletzungen auf seiner Brust. Tiefe Schnitte und Entzündungen waren auf der Haut zu sehen. Das Blut darüber war verkrustet und schmutzig. Auch er war mit Ketten gefesselt, die an der Wand befestigt waren. Peter war erschüttert und bekam Angst. Angst davor, was ihm angetan werden konnte.„Ich heiße Stefan und du?”, seine Stimme klang etwas verständlicher als in der Nacht zuvor. „Ich heiße Peter, ich bin Journalist auf dem Weg in meine Heimat”, antworte er gespannt auf das, was Stefan zu sagen hatte. Stefan betrachtete Peter noch immer misstrauisch. „Kann ich das Brot ganz essen? Ich habe seit Tagen nichts mehr bekommen.” Peter nickte und stieß das Brot mit seinem Fuß zu ihm. „Seit wann bist du hier gefangen?” „Ich weiß es nicht mehr. Ich habe aufgehört die Sonnenaufgänge zu zählen. Sie haben mir sehr große Schmerzen zugefügt. Alles vor laufender Kamera. Sie wollen mich freipressen. Die deutsche Regierung soll für mich zahlen. Noch haben sie keine Antwort bekommen. Deshalb lassen sie mich leben. Wenn kein Geld kommt, werden sie mir meine Organe herausnehmen und mich dann töten”, sagte er während er mühevoll das Brot kaute. „Und du? Wer bist du? Haben sie dich auch gefangen, um Lösegeld zu erpressen?” Peter erzählte von seiner Reise und aus seiner Vergangenheit. Auch von der Sorge um Jim. Dann wurde mit einem lauten Knall die stählerne Tür aufgeschlagen. Wieder erschien der Vermummte und stieß ihn mit einem langen Stahlstock an. Er deutete Peter an, ihm zu folgen. Widerstandslos ließ er sich in ein Verhörzimmer führen. Hier erwartete ihn ein arabisch aussehender, in zivil gut gekleideter Mann. Er sprach in fast akzentfreiem Deutsch:„So wie ich erkennen kann, sind Sie in gutem Zustand. Abgesehen von der kleine Platzwunde an Ihrem Kopf. Dann trank er genussvoll aus seiner Tasse, die auf seinem Schreibtisch stand. „Nehmen Sie doch Platz”, dabei deutete er auf den Stuhl, der an der Wand gelehnt stand. Peter nahm Platz. „Was wollen Sie von mir?” „Was wir von Ihnen wollen? Was wollen Sie von uns? Wieso treiben Sie sich nachts um unser Gebäude herum? Das frage ich Sie!” Seine Stimme klang scharf und hart. „Ich suche unseren Freund Mustafa. Ein Eritreer. Er wurde von Beduinen entführt”, äußerte Peter mutig. „Wir halten hier keine Gefangenen aus Eritrea, keine Flüchtlinge. Diese sudanesischen Entführer sind doch nur Stümper! Viel zu kompliziert, bis die Gelder von den Familien kommen. Wir sind da schon etwas besser organisiert.“ Dabei grinste er hämisch. „ Für Sie werden wir eine stolze Summe von Ihrer Regierung erhalten. Genau, wie von Ihrem Zellennachbarn. Sie haben ja schon seine Bekanntschaft gemacht. Hoffentlich sind Sie sich sympathisch. Sie werden wohl noch einige Zeit zusammen verbringen”. Stolz schaute er auf Peter und lächelte überheblich. „Sie sind gutes Geld wert.“ Seine Stimme klang nun etwas sanfter, als zuvor. „Hier liegt ein Blatt Papier und ein Kugelschreiber auf dem Tisch neben Ihnen. Schreiben Sie das heutige Datum, 24. Dezember 2001, ha, ist wohl bei Ihnen in Ihrer Heimat Weihnachten, nein Heiliger Abend, gut gewählt. Bringt mehr Mitleid für Sie ein”, dabei lachte er laut und zynisch. „Dann Ihren Namen. Dazu schreiben Sie, dass Ihre Regierung 500000 Euro für Ihre Freilassung zu bezahlen hat, ansonsten müssten wir Sie töten. Schreiben Sie bitte, dass es kein schöner Anblick für Ihre Verwandten werden wird, wenn Ihre Leiche entdeckt werden sollte.” Dann ließ er Peter im Raum allein. Als er sich umsah, bemerkte er eine laufende Kamera an der Decke des Raumes. Das rote Licht blinkte im Rhythmus. Er tat, wie im gesagt wurde. In Gedanken sah er den armen verletzten Stefan. Er war sich nicht sicher, ob seine Regierung Lösegeld für Journalisten bezahlt, die Kopf und Kragen für die Freiheit anderer Menschen riskierten. Während er schrieb wurde es ihm im Wechsel kalt und heiß. Er musste raus, raus aus dieser Situation. „Kann das nicht ein böser Traum sein, aus dem ich erwache?”, betete er. Das Fenster war, wie alle anderen auch, vergittert. Er schaute unauffällig hinaus. Der Raum lag ebenerdig. „Wie schaffe ich es hier heraus zu kommen?” Er klopfte an die verschlossene Tür. Der Vermummte erschien, nahm das beschriebene Blatt und führte ihn durch den Gang auf dem Weg zu seiner Zelle. Es war still im Flur. Es schien niemand außer ihnen anwesend zu sein. Blitzschnell drehte sich Peter um, holte zu einem Schlag aus, den er meisterlich, noch während seines Karate-Unterrichtes in Deutschland gelernt hatte und traf gekonnt den Kehlkopf seines Kerkermeisters. Lautlos sackte er zusammen. Der Hieb traf an der Stelle, wo die Kehle am empfindlichsten ist. Ob sein Feind tot oder bewusstlos war, wollte er nicht wissen. Dann rannte er schnellstens durch den Gang in Richtung Ausgangstür. „Nein, das ist nicht der richtige Weg für mich. Vor der Tür stehen Wachen, die werden mich gleich wieder ergreifen!” Er schaute sich nach einer weiteren Fluchtmöglichkeit um. „Hier eine Tür! Könnte ein Büro sein!” Lautlos drückte er die Klinke herunter. Er betrat einen Raum, wieder mit vergitterten Fenstern. Keiner befand sich in dem Raum. In dem Raum stand ein Tisch und Stühle. Auf einem halbhohen Schrank stand eine blubbernde Kaffeemaschine. Im Nebenraum befand sich eine kleine Teeküche. In diesem Raum war ein kleines Fenster, ohne Gitter, direkt unter der Decke. Schnell stellte er einen Stuhl unter das Fenster. Mühelos ließ sich das einfache Fenster öffnen. Er war gut trainiert und zog sich mit einem Satz hoch und schlüpfte kopfüber durch das Fenster hindurch und fiel draußen in ein Gebüsch. Schnell, fast lautlos, kroch er den Weg durch die dornige Vegetation zu dem Ort, wo er und Jim zuletzt saßen. Vorsichtig rief er nach Jim. Er hörte nur das Surren der Insekten. Er musste in Richtung Grenze nach Israel gelangen. Als er seine Blase entleeren wollte, stellte er dabei fest, das sein Geld, das er in einem Beutel in seiner Unterhose deponiert hatte noch hatte. Also hatte man ihn einfach niedergeschlagen und in die Zelle gesperrt, ohne ihn zu durchsuchen. Nur das Messer an seinem Gürtel, das hatten sie ihm abgenommen. „Was bin ich doch ein Glückspilz”, dabei erlaubte er sich ein bisschen Freude über sein Glück zu empfinden, das er gehabt hatte. Doch wo war Jim? Und Mustafa, waren sie noch am Leben? Eilig rannte er den Berg des Schreckens hinunter auf die staubige Landstraße. Glühend heiß schien die Sonne. Durst, er hatte Durst und es schien, dass er weit und breit keine Wasserstelle finden könnte. Auch meldete sein Körper ihm, dass er ruhen musste. Zu viele aufregende Erlebnisse hatten ihn geschwächt. „Ich brauche etwas Ruhe“, dachte er. „Eine kleine Pause.“ So bot ihm ein Baum an der Landstraße etwas Schatten für eine kleine Ruhepause. So hatte er es sich vorgenommen. „Hallo, wer bist du?“, klang in englischer Sprache eine männliche Stimme. Dann fühlte er, dass ihn eine starke Hand grob an seiner Schulter rüttelte. Peter erschrak und wollte sich wehren und schlug um sich. „Halte ein, ich will doch nur helfen. Stopp!“ Peter war nun hellwach. Es war dunkel geworden. Lichter eines Lasters leuchteten auf seinen Liegeplatz neben dem Baum. Dann sah er einen freundlich aussehenden Mann. Sein Aussehen schloss auf eine arabische Herkunft. „Wer bist du? Was tust du in dieser gottverlassenen Gegend?“, fragte er erneut. „Verstehst du mich?“ Peter nickte. „Ja, ich kann dich verstehen. Ich bin auf der Flucht von Eritrea nach Israel. Bin gerade von der Folterkammer, da ganz oben auf dem Berg, entkommen. Was dort geschieht, das ist grauenvoll. Kann ich mit dir mitfahren?“ Der freundliche Araber stellte sich als Helfer vom „Roten Kreuz“ vor. Er sei mit einem Container Hilfsmittel für ankommende Flüchtlinge aus dem Osten von Afrika unterwegs. Ein großes Glück für Peter. Seine Kehle war ausgetrocknet. Er hatte Hunger und war körperlich zu geschwächt, um den weiten Fußmarsch zur Grenze ohne Wasser nach Israel zu Fuß zu überstehen. „Komm, steig ein. Im Auto sitzt noch ein aus Eritrea geflüchteter Mann. Den habe ich auch unterwegs aufgelesen. Der war genau so fertig wie du. Peter hoffte, dass es Jim oder Mustafa sein könnte.Erleichtert lief er zum wartenden Lastwagen. Der Motor lief noch. Als er einstieg konnte er seine Enttäuschung kaum verbergen. Es war ein Fremder, der wie er Hilfe brauchte, der neben ihm im Auto saß. Er war schüchtern und sprach kein Wort während der Fahrt. Sein Retter reichte ihm eine Flasche Wasser und ein Stück getrocknetes Rindfleisch. „Ja, von den Grausamkeiten habe ich viel gehört. Du hattest riesiges Glück, dass du davon gekommen bist. Meines Wissens hat es bisher keiner geschafft, den sie geschnappt haben. Sie entführen Menschen, foltern sie und erpressen Lösegelder. Da gilt ein Menschenleben nichts. Wenn ich diesen Weg fahre, mache ich einen großen Bogen um dieses Gebäude. Und schau ...“, dann zog ein Maschinengewehr unter seinem Sitz hervor, „dann mache ich kurzen Prozess, wenn mich einer aufhalten will, ha, ha.“ Heute habt ihr zwei einen Glückstag. Ich freue mich, dass ich Euch beiden helfen kann. Ich lass Euch am Grenzzaun raus. Dann müsst ihr sehen, wie Ihr weiterkommt.“ Peter nickte dankbar und gerührt.
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