Philippe wurde es richtig mulmig in der Magengegend und er brauchte ein zweites Bier.
«Ja, irgendwie ist es schon komisch.» - Die Informationen von Smith, Pulvermacher und Dupont stimmten ja schon irgendwie – zumindest im Ansatz – und Folge dessen konnten auch solche Überlegungen nicht völlig ausser Acht gelassen werden, wenngleich sie «nüchtern» betrachtet als Irrsinn bezeichnet werden mussten.
Tatsache aber war jedenfalls, dass mit Stand heute – und Philippe zückte sein Smart Phone – die Situation sich wie folgt präsentierte:
Italien hatte 6'820, Spanien 3'434 und China 3'163 Tote zu beklagen. Die Gesamtzahl der Toten weltweit belief sich auf 19'675; die Zahl der infizierten Personen auf 111'895 (Stand: 25.3.2020).
https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6
Philippe erschrak ob den Zahlen und sogar Fred fand keine passenden Worte, um dem Schrecken gerecht zu werden. Beide verstummten eine Weile, und es dauerte einiges an Zeit, bis sie das Gespräch wieder aufnehmen konnten.
Beide kamen weiter ins Grübeln und hinterfragten die anderen Informationen, welche sie bislang von den «Geheimdienstlern» oder anderswoher erhalten hatten. – «Cyberwar» war das Stichwort!
Sie fragten sich, was wäre, wenn das Ganze mit den Viren nur ein Ablenkungsmanöver wäre, um die Weltherrschaft im Digitalbereich an sich zu reissen. – Dies und weitere Gedanken beschäftigten die beiden. Ihren Informationen zufolge soll ja eine Gruppierung unter dem Decknamen «Blue Danube» am Wirken sein und diese schien, den Informationen und Erfahrungen von Philippe zufolge, vor nichts zurück zu schrecken. – Fürchterlich der Gedanke, aber doch nicht ganz aus der Luft gegriffen.
Auf jeden Fall würde ein solches «Ablenkungsmanöver» der Organisation in die Hände spielen, wird die Wirtschaft durch den «Virenbefall» weltweit doch so geschwächt, dass ‘Blue Danube’ dadurch ein deutlich leichteres Spiel hätte.
Philippe und Fred mochten den Gedanken gar nicht weiterspinnen, schauderte ihnen doch vor den Konsequenzen und der unsäglichen Tragik ob solchem Tun. – Nein, so schlimm und grausam konnte niemand sei, ging es ihnen durch den Kopf … oder etwa doch?
Beide waren verunsichert.
Bedrückt und unzufrieden verliessen sie das Lorenzini, und sie wünschten sich gegenseitig noch einen schöneren Abend. – Sie hofften, sich schon bald wieder zu sehen.
Was die beiden damals noch nicht wussten, war die Tatsache, dass sämtliche Gaststätten und andere Betriebe – mit Ausnahme der Lebensmittelversorger – am darauffolgenden Tag ihre Läden schliessen mussten und die Bewegungsfreiheit im sozialen Umfeld fortan deutlich
Paul Simson sass nach wie vor auf seiner Veranda. Natürlich hatte auch er von Covid-19 Kenntnis genommen und er konnte sich keinen Reim darauf machen. Das Ganze kam ihm suspekt vor, und er wollte der Sache auf den Grund gehen. Er kontaktierte in der Folge seinen Kumpanen mit Namen Brian Jones und er wollte von diesem wissen, was er von der ganzen Sache hielt.
“Hi Brian, how’s life, where are you?” “I’m in Scotland and near to our friend, Lord … .”
Paul war ein wenig erstaunt ob der Antwort, vermutete er seinen Kollegen doch in Irland und dort in der Nähe von Cork.
Cork (irisch: Corcaigh) ist der Verwaltungssitz der gleichnamigen Grafschaft im Süden Irlands. Die Stadt ist mit rund 125’000 Einwohnern nach Dublin die zweitgrößte Stadt Irlands. Cork verfügt über einen Flughafen und ist rund 160 km oder zweieinhalb Fahrstunden von Ventry entfernt.
Paul wusste um den ‘Lord’, jedoch war er ihm selber noch nie begegnet. Der Lord musste steinreich und eher Milliardär als «einfacher» Millionär sein, von denen es in Grossbritannien zuhauf gab. Er schien beste Beziehungen zu allen Kreisen zu haben, zu denen «Normalsterbliche» keinen Kontakt haben, und was ebenfalls über ihn bekannt war, dass er über eine Highland Malt Whisky Distillery verfügte, wo keine Flasche unter 1000 Pfund erhältlich gemacht werden konnte. Und selbst dann, wurden die Flaschen nur unter der Hand weitergereicht.
Der Lord besass Ländereien in ganz Schottland, in England und Irland, aber auch in Frankreich und dort vor allem an der Côte d’Azur. Sein Adelstitel ging bis ins Mittelalter zurück, und er konnte sich in all den Jahren halten.
«Brian, du weisst, dass ich den Lord nicht persönlich kenne und dass ich das, was ich von ihm bislang gehört habe, auch nicht nur schätze. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen. Wann bist du wieder in der Gegend?» «Morgen werde ich nach Cork zurückkehren, und wir können uns gerne treffen. Ich schlage dir unser Pub in Dingle vor.»
«The Dingle Pub» liegt an der Main Street in Dingle und damit unweit vom Wohnort von Paul. Sie hatten sich für 1700 Uhr verabredet, was für irische Verhältnisse als relativ früh bezeichnet werden musste.
Paul war der erste, der das Restaurant betrat. Am Tresen standen zwei/drei Einheimische, welche ihn begrüssten. Paul wählte einen Tisch in der Ecke. Jedes Mal, wenn es ums «Eingemachte» ging, wollte Paul dies nicht am Telefon, sondern face to face besprechen und so war es auch dieses Mal. Brian traf alsbald ein und er setzte sich zu Paul an den Tisch. Beide bestellten sich ein ‘Pint’ – Paul ein «Smithwicks», Brian ein Guinness.
«Und worum geht es nun?», so die Frage von Brian. – «Was hältst du von der ganzen Virengeschichte? Hat das Ganze etwas mit uns zu tun? Mit unserer Organisation? Weisst du etwas Näheres?» - Paul wählte bewusst die direkte Art mit seinen Fragen. Er wollte Brian aus der Reserve locken.
Brian wurde ein wenig verlegen, verneinte dann aber doch deutlich die Anspielung von Paul. Immerhin gab er zu bedenken, dass trotz der Dimension das Ganze für ihr Unterfangen von Nutzen sein könnte. – Paul schluckte: Wie konnte man nur so denken. So kannte er Brian gar nicht.
«Und wie war dein Besuch beim Lord? Gibt es Neuigkeiten, die für uns von Interesse sind?» - Nun versuchte Paul die Wogen wieder etwas zu glätten.
Brian rühmte das Treffen und seinen Ausführungen war Bewunderung dem Lord gegenüber zu entnehmen. Gut, Brian war selber Schotte und so musste einem dies auch nicht weiter erstaunen. Brian kannte den Lord gut, und Paul konnte nicht ausschliessen, dass Brian ihn über ihre «Geschäfte» – zumindest im Ansatz – ins Bild gesetzt hatte, und dies, obschon sie sich geschworen hatten, niemandem, ohne ihr gegenseitiges Einverständnis, in die Machenschaften einzubeziehen.
Irland gilt als «Hochburg» der künstlichen Intelligenz. So befindet sich beispielsweise die Europazentrale von Apple in Cork. Auch Google eröffnete zu Beginn des neuen Jahrtausends seinen EMEA-Hauptsitz in Dublin und beschäftigt dort heute rund 2000 Mitarbeiter.
Anmerkung: EMEA steht für ‘Europe, Middle East and Africa’ und ist für Amerikaner die Abkürzung für diesen Wirtschaftsraum.
Aber auch andere Technologieunternehmen wie etwa Intel, IBM oder Microsoft sind in Irland präsent. Das Irish Centre for Cloud Computing and Commerce (kurz: IC4) hat seinen Schwerpunkt auf der Entwicklung eines international anerkannten Center-of-Excellence für Innovation und angewandte Forschung und Führung der Industrie und befindet sich ebenfalls in Dublin.
Überdies sind andere ‘Global Player wie etwa Facebook, Zalando oder Amazon eng mit Irland verbunden: Immerhin gilt Irland als weltweit zweitgrößter Software-Exporteur und ist als bevorzugter Standort für Unternehmen in diesem Sektor anerkannt.
Paul und Brian waren diese Fakten natürlich bekannt und sie wählten nicht zuletzt deshalb Irland als ihre Operationsbasis. Unauffällig und abgelegen, aber mit dem nötigen technischen ‘Background’ versehen, wollten sie die «Weltherrschaft» im Digitalen Bereich von Ventry aus übernehmen. Sie brauchten für diesen Zweck natürlich Geld und dieses sollte über die «Logistik» - sprich: durch Raubüberfälle auf Geldtransporter in ganz Europa sichergestellt werden. Anfänglich lief das «Geschäft» ja ganz gut, dann aber plötzlich wendete sich das Blatt. Unbedachtes Vorgehen eines Einzelnen brachte das Ganze in Schieflage und nun galt es, aus dem Vermeintlichen wieder das Beste zu machen.
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